Schon bald steht die nächste TACTICA an, also höchste Zeit ein neues Projekt zu starten. Zusammen mit Vasa (bekannt durch seine Samurai Präsentationen) möchte ich anlässlich des 200ten Jahrestages, die Schlacht von Ligny präsentieren. Das Ganze soll im Maßstab 1/72 mit dem Regelwerk Field of Glory Napoleonic realisiert werden. Derzeit befasse ich mich gerade mit dem Bau der Geländeplatten. Ein gute Gelegenheit, einen Blick auf das Schlachtfeld zu werfen…
Die Karte des Schlachtfeldes laut Charras
Das Schlachtfeld von Ligny in Belgien, auf welchem am 16. Juni 1815 französische und preußische Truppen kämpften und Napoleon seinen letzten Sieg errang, liegt zwischen dem Ort Fleurus im Südwesten und der damals gepflasterten Straße von Nivelle nach Namur sowie dem Ort Sombreffe im Norden und Nordosten. Gekämpft wurde vor allem am Rand der Talauen des Ligne Baches und der Ortschaften, die sich an seinen Ufern aufreihten. Die Dörfer des Schlachtfeldes waren von ausgedehnten Roggenfeldern und einigen kleinen Baumgruppen umgeben. Nördlich und südlich des Baches stieg das Gelände an und bildete auf beiden Seiten ein Plateau. Am jeweils höchsten Punkt dieser Höhenrücken standen Windmühlen, bei Fleurus im Süden die Moulin Naveau, die Napoleon als Aussichtspunkt diente und im Norden die Mühle von Bussy, wo Blücher und der Preußische Stab seinen Standort hatten.
Ligne Bach
Von besonderer Bedeutung war der kleine Bach mit Namen Ligne, da dieser die Frontlinie zwischen den Preußen und Franzosen markierte. Der Bach entsprang einst in der Nordwest-Ecke des Schlachtfeldes, in einem kleinen See mit Namen Etang de Wagnée (seit 1860 verschwunden), gleich neben der dort verlaufenden alten Römerstraße. Von hier aus schlängelt er sich von Nordwesten in Richtung Südosten durch die Dörfer Wagnelée, dann entlang von Saint Amand-la-Haye, wo ein kleiner Zulauf in ihn mündet, und schließlich Saint Amand. Unmittelbar dahinter trifft er auf zwei weitere kleine Zuläufe aus Wangenies sowie Lambusart und knickte im 90 Grad Winkel in Richtung Nordosten ab. Im weiteren Verlauf teilt er den Ort Ligny, den Namensgeber der Schlacht, in zwei Hälften, bis er vor dem Ort Sombreffe erneut seine Richtung nach Südosten ändert. Hier fließen zwei weiter Rinnsale aus Sombreffe und Humrée in sein Bachbett und einige hundert Meter weiter stößt er auf die schnurgerade Straße von Fleurus nach Gembloux, wo er heute wie einst durch eine Steinbrücke überspannt wird. Hinter der Brücke fließt der Ligne weiter in großen Schlangenlinien vorbei an den Dörfern Tongrenelle, Boignée, Balâtre und Saint Martin, in Richtung des Flusses L‘Orneau, in welchen er schließlich mündet.
Auf dieser Schlachtfeldkarte kann man gut die Einschnitte der unterschiedlichen Wasserläufe erkennen.
Der Bach ist zunächst recht schmal, kaum mehr als 1 Meter breit. Erst im weiteren Verlauf weitet er sich durch die Zuflüsse sowie die Geländebeschaffenheit, so dass weiter östlich bis zu 5 Meter Breite erreicht werden. Die Tiefe des Ligne-Baches liegt bei wenig mehr als 30 bis 50 cm. Trotz dieser bescheidenen Ausmaße stellte der Bach einst ein nicht unerhebliches Hindernis dar, da seine Uferbereiche außerhalb der Ortschaften stark sumpfig waren. Die Böschung war darüber hinaus sehr steil und 1 bis 2 Meter hoch. In Ufernähe wuchsen Weiden und Buschwerk, welche große Bereiche so unpassierbar machten. Artillerie konnte den Bach also nur an den Brücken überqueren.
Hauptstraßen
Im Nordwesten wurde das Schlachtfeld durch die Alte Römerstraße, die Chaussée Brunehaut, begrenzt, welche in gerader Linie die Städte Tongres und Maastricht verband. Diese Straße war um 1815 noch nicht gepflastert, es war also eine Sandstraße, die jedoch von einer Baumallee eingefasst war. Die Alte Römerstraße wurde von den Einheimischen auch „Teufelsstraße“ genannt, weil sie angeblich der Teufel in nur einer Nacht gebaut haben soll. In nordöstlicher Richtung verlief die gepflasterte Hauptstraße von Nivelle nach Namur. Zuletzt sei die schon erwähnte Straße von Fleurus nach Gembloux genannt, die ebenfalls gepflastert war. Nördlich dieser Straße, aus Richtung Fleurus kommend, zwischen St. Amand und Ligny, erhob sich der Tombe de Ligny, ein Gradhügel aus Gallisch-römischer Zeit, der auch heute noch sichtbar ist. Am Kreuzungspunkt der Straßen von Nivelle nach Namur und Fleurus nach Gembloux lag früher das Gasthaus Le Point du Jour. Das Gebäude ist heute noch teilweise erhalten. An der Stelle, an der die alte Römerstraße die Nivelle / Namur Straße kreuzte, befand sich das Gasthaus Les Trois Burettes. Die Entfernung zwischen den beiden Gasthäusern betrug ungefähr 5,5 Kilometer.
Diese Schlachtfeldkarte zeigt gut die Hügel und Täler im Gelände.
Westliche Dörfer
Das Dorf Saint Amand war zum Zeitpunkt der Schlacht mit vielen Bäumen durchsetzt und wurde aus diesem Grund aus der Entfernung als Waldstück wahrgenommen. Nur die Kirchturmspitze und einige wenige Häuser in Richtung Ligny waren sichtbar. Die Kirche von einst ist noch heute erhalten, sie war damals allerdings mit einem ummauerten Kirchhof umgeben. Die Häuser von Saint Amand besaßen allesamt Obstgärten, welche die einzelnen Gebäude des Dorfes voneinander trennten. Zwei der alten Gebäude, eines unmittelbar hinter der Kirche, sind noch heute erhalten.
Zwischen dem Dorf Saint Amand und Wagnelée lag eine Distanz von rund 2 Kilometern. Verbunden wurden die Dörfer durch zwei weitere Siedlungen. Die erste war Saint Amand le Hameau, auch Beurre genannt. Diese Siedlung bestand aus einigen Gebäude und dem Gasthaus Le Majo. Die Häuser sind heutzutage verschwunden. Die Stelle, wo einst das Gasthaus stand, wird jedoch noch immer Pont du Major genannt. Die zweite Siedlung hatte den Namen Saint Amand la Haye, auch als Longpré bezeichnet. Neben einigen Farmgebäuden, wie der Ferm de La Haye lag hier auf der östlichen Seite das Chateau de la Haye, welches im Jahr 1815 zwei Türme krönte, sowie das Chateau de l’Escaille im Norden.
Das Dorf Wagnelée, am westlichen Rand des Schlachtfeldes gelegen, besaß 1815 eine Kirche, die aber leider nicht mehr existiert. Nur wenige der alten Häuser stehen noch heute, eines davon ist die Farm mit Namen de Colombier.
Zwischen den Dörfer befanden sich eine Reihe von kleinen Kapellen am Straßenrand, die Arbre de Brochechat (Zwischen St Amand und Ligny), die Chapelle le Battij St.Croix (Nordwestlich von Ligny), die Chapelle St.Joseph (Nordwestlich von Byre) und die Bon Dieu de Pitié (zwischen St. Amand und Fleurus).
Die Fram En Haut im Ort Ligny vom Hof aus gesehen.
Ligny
Das Ort Ligny beheimatete im Jahr 1815 rund 900 Einwohner, die sich auf 175 Häuser verteilten. Die Mehrzahl der Einwohner arbeitete in der Landwirtschaft und als Steinmetze bzw. Steinsetzer. Die Häuser waren aus „bläulichen“ Steinen errichtet und meist mit Strohdächern gedeckt. Der Ort wurde durch den Ligny Bach in zwei Hälften geteilt. In der südliche Hälfte befanden sich die Kirche von 1753 (heute steht hier eine neue Kirche aus dem Jahr 1895) mit einem ummauerten Friedhof und unmittelbar südlich davon die Farm „En Haut“. Nördlich der Kirche, gleich hinter dem Ligny Bach, stieß man auf die Farm „En Bas“. Parallel zum Bach verliefen im nördlichen und südlichen Teil des Ortes zwei Straßen. Die Häuser des Ortes besaßen meist kleine mit hohen Mauern eingefasste Gärten. In Ligny gab es nur im Nordosten eine Steinbrücke, alle anderen Brücken waren aus Holz. 700 Meter südwestlich der Kirche lag das kleine Chateau De la Tour. Das Schloss war ein recht massiver Bau mit Graben und Brücke, sowie einer hohen Mauer mit runden Türmen an den Ecken.
Kampf um die Ligne Brücke bei der Farm En Bas.
Plateau und Brye
Zwischen den Orten St Amand, Wagnelée, Ligny und Brye befand sich das sogenannte „Plateau“, welches sich aus einigen Höhenrücken zusammensetzte. Nordwestlich der Plateaus lag der Ort Brye mit einer alten Kirche und einem großen Farmkomplex unmittelbar dahinter. Am höchsten Punkt des Plateaus erhob sich die Windmühle von Bussy, eine Bockwindmühle aus Holz, welche schließlich im Jahr 1895 eingerissen worden sein soll. Unmittelbar neben der Mühle findet man eine Farm, die Ferm du Moulin, die auch noch heute existiert. Laut den Autoren Charras und Houssaye gab es 700 Meter weiter nördlich eine zweite Windmühle. Von beiden wird diese als die „Bussy“ Mühle bezeichnet. Ich vermute, die Karten und Aussagen dieser Autoren sind korrekt, da es sich bei diesem Punkt weiter nördlich tatsächlich um den höchsten Punkt des Plateau handelt und die Karte von Charras ansonsten sehr exakt gezeichnet worden ist.
So könnte die Windmühle von Bussy ausgesehen haben.
Das Dorf Byre, am nordwestlichen Rand des Plateaus gelegen, gruppierte sich um eine Kirche und eine sehr große Farm, die gleich dahinter lag.
Östliche Dörfer
Die heutige Kirche im Ort Sombreffe stammt aus dem Jahr 1860, das alte Gotteshaus, welches 1815 im Ort zu finden war, stand einst weiter westlich. Das Gebäude, in dem Blücher sein Hauptquartier hatte einrichten lassen, ist noch heute erhalten. Auch das Schloss von Sombreffe kann man noch im Ort finden. Ein weiteres Schloss, das chateau à Bassialle steht im Dorf Tongrinnes. Einen Kilometer westlich davon stößt man auf das Dorf Tongrenelle, auch hier gab es einst ein Schloss mit dazugehöriger Farm (chateau-farm de la haute Tour). Im Dorf Boignée steht noch die Farm Philippe, südlich davon lagen die Kapellen Arbre de Charlemagne, die Arbre de la Croix de Bois und die Chapelle Sainte Barbe. Schließlich sieht man auch noch in Balâtre das Schloss und eine Farm (ferme du Chateau).
Fleurus
In der kleine Stadt Fleurus, südwestlich des Schlachtfeldes gelegen, hatte Napoleon sein Quartier bezogen. Er war im 1. Stock des Château de la Paix untergebracht. Am Ortsausgang von Fleurus, an der Straße nach Gembloux stand eine turmartige Windmühle, die Moulin Naveau. Das Gebäude war komplett aus Ziegelsteine errichtet und hatte eine umlaufende Galerie aus Holz. Die Pioniere der Garde entfernte auf Befehl Napoleons ein Teil des Daches, um so einen optimalen Beobachtungsplatz zu schaffen. Hier befand sich auch während der Schlacht Napoleon mit seinem Stab und lenkte seine Truppen. Sowohl der Turm der Windmühle, als auch das Château de la Paix sind bis heute erhalten.
Die Moulin Naveau am Ortsrand von Fleurus.
