Bevor ich die Ereignisse des dritten Tages beleuchte, noch ein Nachtrag zu Tag zwei des Nottingham Weekends. Mir ist doch tatsächlich der Besuch bei Games Workshop durch die Lappen gegangen! Nach einigen, durch diverse Baustellen bedingten Irrfahrten, stellten wir unseren englischen Miet-Polo auf dem Werksgelände ab. Olli und Johannes wandelten erstmals auf heiligem Boden :-) Der Besuch fiel aber nur recht kurz aus, da das „Besucherzentrum“ und die Ausstellung derzeit umgebaut werden. Trotzdem konnte Olli ein paar Souvenirs einsacken und wir einen Rundgang durch die Warhammer World und Bugman’s Bar machen.
Nun aber zurück zu Tag drei. Am frühen Morgen fuhren wir mit Alan und Michael nach Stoke Hall, dem Sitz von Wargames Foundry. Und da erwartete uns einiges! Nach einer guten halben Stunde Fahrt erreichten wir, eingebettet zwischen Feldern, dem Städtchen Newark und dem Fluss Trent, das Anwesen der Familie. Und damit meine ich kein kleines Landhäuschen! Hinter einer hohen Mauer, einem elektrischem Eisengittertor und einer filmreifen, kreisrunden Kiesauffahrt stoppen wir unsere Fahrzeuge vor einer schlossähnlichen Anlage. Am Portal wurden wir von Diane Ansell begrüßt und in die Eingangshalle geleitet. Hier empfing uns schließlich die Wargaming Legende Bryan Ansell. Bryan Ansell und Games Workshop wurden 1979 Partner und gründeten unter anderem die Firma Citadel Miniatures. Ab 1985 wurde er Managing Director von Games Workshop, verkaufte später GW an Tom Kirby und konzentrierte sich schließlich auf die Produktion von historischen Miniaturen unter dem Label Wargames Foundry. Bei einem Kaffee im Wintergarten lauschten wir andächtig den vielen interessanten Geschichten und bestaunten immer wieder die zahllosen Vitrinen mit ihren bemalten Figuren. Schließlich wurden wir von Bryan zu einem Rundgang durch das Anwesen eingeladen. Zunächst ging es durch den prächtigen Garten, durch ein Tor mit Glockenturm, bis wir die alten Wirtschaftsgebäude und die Pferdeställen erreichten. In diesem Areal befinden sich jetzt die Verkaufsräume, die Werkstätten und die Produktion von Foundry. Im Innenhof wurde ein großes Zelt mit Bar und Spieltischen aufgestellt… quasi dem Gegenstück zur Warhammer World. Das Ganze ist auch für Besucher zugänglich. Nach dem Rundgang wurden wir an die große Tafel im Esszimmer gebeten, wo Diane schon einen leckeren Lunch aufgetischt hatte. Besonders der Victoria Sponge Cake mit flüssiger Sahne sorgte dafür, dass wir den Rest des Tages ohne weitere Nahrung überstehen konnten.
Auf dem Weg mit Byran Ansell zum Haupthaus von Stoke Hall.
Die schöne Eingangshalle von Stoke Hall.
Überall stößt man auf Figuren und Vitrinen.
Ein Meer von Farben und Fantasy.
Auch im Arbeitszimmer findet man alte Schätze.
Die alte Figuren-Reihe von Truppen der Rosenkriege. Schon damals von den Perry’s modelliert.
Auf dem Kaminsims, unter ein Glaskuppel, findet man das Werk des ersten Golden Demon Gewinners.
Durch den Garten gelangt man zu den Wirtschaftsgebäuden.
Die ehemaligen Stallungen beherbergen nun die Produktionsstätten, Verkaufsräume und Lagerflächen von Foundry.
In den Verkaufsräumen ist jetzt das Komplett-Angebot und auch einiges an nicht gelisteten Figuren zu erwerben.
Am Tor zu Foundry`s Figurenwelt mit den Perrys und Brian Ansell.
Nach dem Essen ging es dann noch auf einen Rundgang über Stoke Field, denn das Anwesen war einst auch Schauplatz einer Schlacht. Am 16. Juni 1487 wurde hier der letzte Waffengang der Rosenkriege ausgetragen.
Am 15. Juni bewegte sich König Heinrich (Haus Lancaster) mit rund 12.000 Mann nach Nordosten in Richtung Newark. Dort erhielt er die Botschaft, dass der Earl of Lincoln (Haus York) mit 8.000 Männern den Fluss Trent überquert hatte. Um etwa 9 Uhr morgens am 16. Juni trafen die Truppen von König Heinrich auf einer Hügelkuppe auf die Armee der Yorkisten. Die Yorkisten verließen ihre taktisch günstigere Position auf der Anhöhe und griffen an. Die Schlacht dauerte drei Stunden, aber schließlich bedeuteten die großen Verluste der Irischen Truppen die Niederlage ihrer Armee. Nicht in der Lage zurückzuweichen, führten die Deutschen und Schweizer Söldner den Kampf zu Ende. Alle Befehlshaber der Yorkistischen Armee, Lincoln, FitzGerald, Boughton und Schwartz fielen im Kampf. Nur Lovell entfloh und starb in seinem Haus. Simnel wurde gefangen genommen, später jedoch begnadigt. Mit dem Tod Lincolns endete das Haus York und auch die Rosenkriege.
Zum Anwesen von Stoke Hall gehört auch eine schöne alte Kirche und ein ummauerter Friedhof. Von hier aus Blick man über das flache Marschland des Flusses Trent, während sich hinter einem die steile Böschung erhebt, auf der einst die Truppen des Hauses York den Kampf begannen. Große Teile des Schlachtfeldes sind mit dichtem Gestrüpp bewachsen und wir mussten uns bei unserem Rundgang einen Weg durch Brombeeren und Brennnesseln bahnen. Ein kleiner Pfad führte uns durch eine Schlucht, dem „Red Gutter“, wo man noch heute roten Lehm finden kann, der dieser Gegend seinen Namen gab (und nicht wie angenommen nach den Strömen von Blut, die sich angeblich nach der Schlacht ihren Weg zum Fluss bahnten). Die Familie hat übrigens Pläne, ein großes Reenacment zu veranstalten. Sicher eine gute Gelegenheit, das Anwesen zu besuchen. Und noch eine Tipp…auf Stoke Hall werden auch Hochzeiten veranstaltet!!! Mehr Infos hier: http://www.stokehallweddings.com/
Diane Ansell führt uns über das ehemalige Schlachtfeld.
Die St Oswald’s Kirche von East Stoke stammt aus dem 13. Jahrhundert.
Im Innenraum der Kirche findet man ein kleine Ausstellung, welche die Geschichte der Schlacht von Stoke Field zum Thema hat
Die flachen Auen des Flusses Trent.
Wir bahnen uns einen Weg durch die Red Gutter Schlucht.
Hier sind die kleinen Bodenerhebungen des Gräberfelds zu erkennen.
Schließlich ging aber auch dieser Tag zu Ende und es war Zeit Abschied zu nehmen…aber wir kommen wieder! Versprochen! :-)
