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Colonia Ulpia Traiana – Eine römische Stadt / Teil 2

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Stadtmauer

Die Mauern von Colonia Ulpia Traiana waren an den vier Seiten der Stadt nicht identisch konstruiert worden. Auf der Rheinseite im Nordosten der Stadt war der Verlauf an den Fluss angepasst und hier aufgrund der Bodenbeschaffenheit auf einem Fundament aus Pfählen errichtet worden.

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Die gesamte Stadtmauer hatte eine Länge von 3,4 Kilometern und besaß 22 Türme, sowie 3 große Tore. Die Mauern waren außen mit eine Schale von Tuffsteinquadern versehen und der Kern mit dem so genannten Opus Caementicium, auch bekannt unter dem Namen „römischer Beton“, gefüllt worden.

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Die Zinnen der Mauern und Türme standen recht weit auseinander, damit ein Legionär vom Wehrgang aus ungehindert seine Lanze oder sein Pilum werfen konnte. Wie neuste Grabungsfunde ergaben, bestand die Abdeckung der Zinnen aus einem pilzförmigen Steinblock.

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Zur Verstärkung der Südmauer hatte man einen Erdwall bis zum Wehrgang aufgeschüttet. Vor den Mauern war teilweise ein V-förmiger Graben, an manchen Stellen auch ein Doppelgraben angelegt worden.

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Eines der kleinen Hafentore.

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Von den großen Eingangstoren wurde bisher nur das nördliche erforscht und rekonstruiert. Das Tor verfügte über zwei große Durchfahrten und über zwei Türme. Die Einfahrten konnten vermutlich durch Fallgitter und eisenbeschlagene Torflügel gesichert werden. Wie der Grundriss zeigt, sprangen die Türme über den Torbau vor und ermöglichten so einen bessere Verteidigung der Anlage.

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Bei den römischen Stadttoren gab es unterschiedliche Konstruktionen. In dieser Zeichnung sind ein Stadttor von Köln (oben) und im Vergleich das von CUT (untern) zu sehen.

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Herberge

In den Jahren 1974 bis 1983 grub man die Überreste eines 78 Meter langen Gebäudes aus, das aufgrund der Anordnung der Räume als Herberge mit angeschlossenem Badehaus identifiziert wurde. Auch die unmittelbare Nähe zum Hafen macht eine Unterbringung und Versorgung von Reisenden an dieser Stelle wahrscheinlich.

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Das Stadtmodell zeigt die Lage der Herberge an der Mauer beim Hafen.

Auf den Originalfundamenten wurde das komplette Gebäude vollständig rekonstruiert, wobei die Nutzung der einzelnen Räume nicht immer vollständig geklärt werden konnte. Die Herberge war zweistöckig, wobei die oberen Räume Schafkammern darstellten, die man durch Türen erreichen konnte, die an eine überdachte Galerie grenzten.

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Die Römer möblierten ihre Zimmer recht spärlich. Es gab meist nur kleine Fenster in den Räumen, die her im Norden des römischen Reiches durch kleine, bunte Glasscheiben vor Kälte, Wind und Regen schützten. Das Mobiliar der Herberge ist auf Grundlage von Fundstücken, Wandmalereien und Steinreliefs rekonstruiert worden.

Aber auch im unteren Stockwerk gab es Gästezimmer, die je nach Geldbeutel unterschiedlich groß und luxuriös ausfielen. Eine kleine Halle mit repräsentativem Eingang im nördlichen Teil der Herberge war vielleicht für Feierlichkeiten vorgesehen.

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Die Schlafräume waren meist für ganze Familien und Reisegruppen gedacht.

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In ungeheizten Räumen sorgte ein Kohlebecken für ein wenig Wärme.

Nebenan lagen die Küche und die Treppe zum Keller in dem verderbliche Speisen und Getränke in eingegrabenen Amphoren kühl gelagert wurden.

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Im großen Festraum ist der Boden mit wertvollem Marmor ausgestattet und die Wände sind aufwendig bemalt.

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Die Küche der Herberge besitzt einen kleinen Vorraum, in dem Amphoren und Lebensmittel lagern. Ein gemauerter Herd sorgte als Herdstelle, der Rauch zog einfach durch ein geöffnetes Fenster ab.

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Amphoren für Öl, Getreide, Fischsoße und Most stehen in Holzständern.

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Im Boden des Kellers eingegrabene Tongefäße dienen zur kühlen Lagerung von Lebensmitteln.

Im Eingangsbereich steht jetzt das Hausheiligtum, das Lararium, in dem die Schutzgötter der Familie verehrt wurden. Die Inneneinrichtung und die Bemalung der Räume wurde nach bekannten Vorbildern der Vesus-Städte Pompeji und Herculaneum gestaltet. Im Hof der Herberge hat man außerdem einen großen Kräutergarten angelegt. Heute wird ein großer Teil der Anlage als Gaststätte für die Besucher genutzt und auch Ausstellungen und zwei Handwerksbetriebe vermitteln Wissen über das Leben in der römischen Antike

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Jedes Haus besaß ein kleines Heiligtum in dem den Schutzgöttern, wie die Laren geopfert wurde.

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Badehaus

Angrenzend an die Herberge liegt ein römisches Badehaus. Wie auch die großen, öffentlichen Thermen der Stadt, war das Badehaus in einen Ankleideraum, dem sogenannten Apodyterium, den Baderaum (Caldarium) mit einer Nische für ein Wasserbecken (Labrum), dem Sitzbad sowie dem Kaltbad (Frigidarium) aufgeteilt.

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Im Ankleideraum legten die Besucher ihre Kleidung ab, sie zahlten Eintrittsgeld, außerdem wurden Badetücher, Sandalen und Körperöle ausgegeben.

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Die übliche Reihenfolge bei einem Besuch war das Heißbad, ein Gang durch den Lauwarmraum und abschließend ein Kaltbad.

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Der Besuch von Thermen diente zur Reinigung, hatte aber durch den Wechsel von Kalt- und Warmbädern auch einen medizinischen Nutzen.

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Im Hof gab es einen Brunnen, der die Anlage mit Wasser versorgte. In einem Kessel im Heizraum wurde das Wasser erhitzt und von hier aus wurden auch die Fußboden- und Wandheizung des Badehauses betrieben. Eine Latrine gehörte ebenfalls zu der Anlage. Das Ganze ist übrigens voll funktionsfähig rekonstruiert worden.

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Das Feuer erwärmte auch die Luft unter dem Fußboden In die Wände zog der heiße Dampf durch hohle Ziegel.

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Private Häuser hatten meist keine eigenen Toiletten, da der notwendige Anschluss an die Kanalisation zu Aufwendig war. Man benutze aus diesem Grund die öffentlichen Latrinen.



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