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Napoleonisches Wochenende

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Am vergangenen Wochenende habe ich erstmals ein kleines TableTop-Treffen mit einem Themenschwerpunkt bei mir zu Hause veranstaltet. Der Plan war, einige TableTop und Brettspiele zum Thema Waterloo auszutragen und zusätzlich einige Exkursionen zum Thema Napoleonische Kriege in der Region zu unternehmen. Der Clou war außerdem, dass alle 9 Teilnehmer gleichzeitig an jedem Spiel mitwirken konnten. Mit an Bord dieser gruppendynamischen Napoleonischen Zeitreise waren Björn Reichel, Thomas Nalezinski, Frank Möller, Jens Timm, Dirk Tietten, Frank Bauer, Ralf Bordewieck und Vasilije Lalic.

Am Freitag starteten wir mit dem „Kampf um La Haye Sainte“. Bei diesem Spiel mit 28mm Figuren mussten die Franzosen versuchen, den Meierhof in einer bestimmten Zeit / Rundenanzahl zu erobern. Gespielt wurden mit dem Regelwerk „This very Ground“ und einigen zusätzlichen Hausregeln.

Frank, Thomas und Jens bilden das Team der Alliierten.

Frank, Björn und Dirk (mit Vasa als militärischer Berater) bilden das Team der Franzosen.

Das Schlachtfeld zu dem Zeitpunkt, als der Kampf bereits heftig tobt und ein wahrer Kugelregen auf die Alliierten trifft.

Mit dem ersten Würfelwurf des Spiels wird Marschall Ney aus dem Sattel geschossen …merde!

Die Franzosen nähern sich vorsichtig La Haye Sainte. Hinter den Hecken und Mauern lauern die Scharfschützen der Alliierten.

Silly Billy (Prince of Orange) gibt mal wieder einen genialen Befehl und die Alliierten verlieren 5 Männer, als sie in Linie vorrücken müssen …holy shit!

Britische Kavallerie zwingt die Franzosen ein Karree zu bilden.

Die französische Artillerie hat das Wohnhaus der Farm in Brand geschossen. Die Scharfschützen stehen hustend im Rauch und fliehen schließlich aus dem Gebäude.

Nach dem Kampf um La Haye Sainte, bei dem die Franzosen den Sieg davon getragen haben, ging es nach Wavre, wo das III. preußisches Korps versucht Marschall Grouchy und seine Truppen in Schach zu halten, damit die restlichen Preußen rechtzeitig das Schlachtfeld von Waterloo erreichen können. Spielleiter war bei diesem Szenario Thomas, der nicht nur die Regel selbst geschrieben hatte, sondern auch das Spielbrett und die Figuren gestaltete.

Ja, ja…da gucken die Franzmänner dumm aus der Wäsche 😉 Die Preußen schießen, reiten und fechten siegreich an alle Fronten. Wir freiern noch lange unseren Sieg und sinken um 2.30 Uhr Nachts totmüde in die Kojen.

Früh am nächsten Morgen (leider viel zu früh). Geht es auf zum ersten Ausflug in die Umgebung. Wir besuchen eine paar Gefechtsfelder, Dörfer und Denkmäler in den umliegenden Dörfern. Abschließend geht es noch in das Museum Kieckeberg, wo uns die Gruppe „Erlebte Geschichte 1804“ einen Einblick in das Leben von damals gibt.

Am Samstagmittag ist es Zeit für die große Schlacht. Gespielt wird in 1/72 und mit Field of Glory Napoleonic Regeln.

2 Divisonen schwere französische Kavallerie versucht den rechten Flügel der Alliierten zu umgehen.

Jetzt ist auch Ralf mit an Bord und unterstützt den französischen Generalstab.

Noch steht die holländische Brigade Bylandt wie ein Fels in der Brandung.

Auf dem linken Flügel kann die englische Division Picton den Ansturm der Franzosen zunächst standhalten. Nur die Holländische Brigade verliert ziemlich schnell 2 Einheiten und muss zurückfallen.

Durch den Sieg der Franzosen am Freitag , war La Haye Sainte bereits am Spielbeginn durch Franzosen besetzt.

Der Angriff der französischen leichten Reiterei wird zwar abgewiesen, aber die Infanterie geht entschlossen auf die dünne Linie der Engländer vor.

Dem Angriff von 4 schweren Kavallerie-Einheiten können die Alliierten auf dem rechten Flügel kaum etwas entgegensetzten. Nach einigen Stunden ist die Schlacht zu Gunsten der Franzosen entschieden.

Gleich nach diesem epischen Ringen geht es noch einmal auf das Schlachtfeld von Waterloo. Diese Mal jedoch mit dem Brettspiel Command & Colors, aber auch bei diesem Kampf bleiben die Franzosen siegreich.

Am Sonntag geht es nach einem langen Frühstück erneut zu einigen Ausflügen in die Umgebung. Wir besuchen in Harburg den Schwarzen Berg und die Schlossinsel. In Wilhelmsburg laufen wir noch schnell durch das alte Amtshaus (Museum), wo wir die letzten Resten der „französischen“  Elbbrücke bestaunen.

Nach einem gemütlichen Essen im Traditionsgasthaus Sohre (Lecker Stint!) geht ein wirklich tolles Wochenende zu Ende. Das Ganze werden wir bestimmt mal wiederholen. Dann natürlich mit einem anderen Thema.



Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Hanseatische Legion – Teil 1

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Einleitung

Nach der Niederlage der Großen Armee in Russland im Jahre 1812 fielen die kümmerlichen Reste der Truppen Napoleons bis nach Preußen zurück, dicht gefolgt von der russische Armee und später auch preußischen Verbänden. Als die Russen schließlich am 11. März 1813 Berlin erreichten, sandte General Wittgenstein ein kleines Korps von 1.400 Kosaken und 2 Geschützen unter dem Befehl des Oberst Tettenborn in Richtung Niederelbe. Die französischen Truppen, welche zu dieser Zeit Hamburg mit nur noch ein paar Tausend Mann besetzt hielten, waren bereits am 12. Marz 1813 aus der Stadt abgerückt, standen aber noch südöstlich davon an der Elbe. Schließlich flohen sie endgültig, als Tettenborn und seine Kosaken sich näherten. Schon am 17. März erreichten die ersten russischen Reiter Hamburg und am folgenden Tag, den 18. März 1813, zog Tettenborn unter dem Jubel der Bevölkerung in Hamburg ein. In Lübeck wurde der Senat am 19. März wieder eingesetzt und am 21. März ritten auch hier die russischen Reiter durch das Stadttor.

(114) Einzug Kosaken 1813
Die russischen Truppen unter Oberst Tettenborn werden als Befreier bejubelt.

Weniger Tage später, am 20. März 1813, übermittelte Tettenborn der Bürgerschaft den Willen des russischen Zaren, dass diese eine Truppe aus Hamburger Freiwilligen bilden sollten, um so den Kampf der russischen Armee zu unterstützen. Es sollte ein Verband aus Jäger zu Fuß und zu Pferd entstehen. Kurze Zeit darauf wurden auch die Bürger der Hansestädte Lübeck und im Herbst 1813 auch Bremen aufgefordert ein Kontingent aufzustellen. Diese drei Verbände sollten ein Hanseatisches Korps (erst später hieß die Truppe „Hanseatische Legion“) bilden und unter russischem Oberbefehl am Koalitionskrieg teilnehmen. Die Legion wurde auf den Zaren vereidigt und dieser musste auch die von Tettenborn vorgeschlagenen Offiziere bestätigen. Damit war die Truppe auch Völkerrechtlich anerkannt und konnte von den Franzosen nicht als Aufständische angesehen und behandelt werden. Das Hanseatische Korps kämpfte nicht zuletzt auch wegen der berechtigten Furcht des Senats vor den zurückkehrenden Franzosen unter russischer Fahne, um so keinen Vorwand für Vergeltungsmaßnahmen gegen die Stadt zu geben.

Neben dem Hanseatischen Korps, wurde zur Verteidigung der Städte außerdem eine Bürgergarde ausgehoben. Die Hamburger Bürgergarde, zu der sich schließlich 6.000 Freiwillige gemeldet hatten, stand unter dem Kommando von Oberst Dr. von Heß. In Lübeck waren es 3 Kompanien Infanterie, welche dort die Bürgergarde bildete.

Offizier der Hamburger Hanseaten Frühjahr 1813.

Organisation

Hanseatische Legion / Hamburger Kontingent

Die Bildung der Hamburger Truppen wurde in die Hände der russischen Offiziere Major von Pfuel (er wurde später preußischer Kriegsminister) für die Infanterie, dem Grafen von Westfalen für die Kavallerie und Major von Obstal für die Artillerie gelegt. Die 1. Schwadron der Kavallerie konnte recht schnell aus angesehen Bürgern Hamburgs gebildet werden, da diese ihre Ausrüstung selbst stellten und auch eigene Pferde mitbrachten. Ebenfalls ein großer Teil der 2. Eskadron entstand auf ähnliche Weise. In den ersten Tagen standen bereits 900 Mann in den Listen und am Ende der ersten Wochen betrug die Zahl 2.000, wodurch 2 Infanterie Bataillone und vier Schwadronen Kavallerie gebildet werden konnten. Die Zahlen klingen für heutige Ohren recht dürftig, man muss jedoch bedenken, dass die Zahl der brauchbaren Männer durch die französische Konskription der vergangenen Jahre und durch die Auswanderung stark ausgedünnt war. Für das Jahr 1811 wird die Bevölkerung von Hamburg mit 106.983 angegeben, rund 25.000 weniger als im Jahr 1800. Im Jahr 1814, nach dem Ende der Kampfhandlungen sind es übrigens nur noch knapp 55.000 Bewohner.

Die erste Uniform des Hamburger Kontigents im Frühjahr 1813. Zu sehen sind (von links nach rechts) ein Artillerist, ein Kavallerist und ein Infanterist.

Die Begeisterung war so groß, dass sich ein alter Zietenhusar , Friedrich Johann Martin Preus, sich meldete. Im Siebenjährigen Krieg hatten ihn die Schweden gefangengenommen, doch er riss aus und versuchte mit einem Segler zu entkommen. Er strandete an der Dänischen Küste und Preus trat als dänischer Artillerist in das dänische Heer ein, welches er als Feldwebel verließ. Aber er verpflichtete sich anschließend in Hamburg bei den Dragonern. Als diese Einheit aufgelöst wurde, nahm er Dienst im französischen Infanterie-Regiment Nr. 128, machte den Feldzug von 1812 mit und fand dann als Dolmetscher Verwendung. Trotz seiner 79 Jahre meldete er sich als Freiwilliger bei der hanseatischen Legion, wo man ihn wegen seines Alters nicht annehmen wollte. Daraufhin fälschte er sein Geburtsdatum um 10 Jahre, so dass er bei der reitenden Artillerie Erfolg hatte. Sein Sohn folgte ihm später und fiel im Kampf. Er blieb verschont und war noch einige Jahre Pförtner in einem Waisenhaus.

Die größte Schwierigkeit bestand darin, geeignete Artilleristen und altgediente bzw. erfahrende Offiziere zu finden. Es fehlte aber vor allem an Waffen und auch der ungewohnt scharfe Drill, der auf dem Exerzierplatz am Hamburger Dom zu sehen war, schreckte viele Männer ab. So konnte leider kein 3. Bataillon gebildet werden. Schließlich bestand im Durchschnitt eine Kompanie Infanterie aus 1 Capitain, 3 Lieutenants, 10 Unteroffiziere, 2 Tambouren und 166 Mann. Zu den hier im Text erwähnten Dienstgraden sei erwähnt, dass es sich um alte Bezeichnungen und Schreibweisen handelt, die heute nicht mehr in Gebrauch sind. So ist der „Capitain“ eine aus dem französischen Übernommene Bezeichnung für den Hauptmann. Auch der Seconde Lieutenant (Unterleutnant) und der Premier Lieutenant (Oberleutnant) sind französischen Ursprungs.

Ganz links ist ein Jäger des Lübecker Kontigents zu sehen. Der Reiter und die drei Infanteristen daneben gehören zur Hamburger bzw. Hanseatischen Bürgergarde.

Anfang April 1813 sah die Organisation der Truppe wie folgt aus:

INFANTERIE

Erstes Bataillon

  • Stab: Hauptmann und Chef von Stelling, Lieutenant und Adjutant Schuster, Ober-Arzt Dr. Fricke, Quartiermeister Perthes
  • 2 Züge Scharfschützen: Lieutenant Steffens, Lieutenant Perkuhn. Feldwebel, Oberjäger und Jäger 94 Mann.
  • 1. Kompanie: Capitain von Sagern, Lieutenant Pluns, Lieutenant Eimbke, Lieutenant von Ovens. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine 177 Mann.
  • 2. Kompanie: Capitain von Bülow, Lieutenant Pickruhn, Lieutenant Sieveking, Lieutenant Lüdert, Lieutenant Philipsborn. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine 183 Mann.
  • 3. Kompanie: Capitain von Müller, Lieutenant Anspach, Lieutenant Waller, Lieutenant Amsink. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine 177 Mann.
  • 4. Kompanie: Capitain to der Horst, Lieutenant Steinberg, Lieutenant Hüde, Lieutenant Münster. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine 171 Mann.
  • 5. Kompanie: Lieutenant Koch. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine 184 Mann.

Zweites Bataillon

  • Stab: Capitain und Chef von Gloeden, Lieutenant und Adjudant Roodt, Ober-Arzt Mauch, Quartiermeister Julius
  • 1. Kompanie: Capitain Fidler, Lieutenant Herzog, Lieutenant Reuker. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine 195 Mann.
  • 2. Kompanie: Capitain von Donop, Lieutenant Schröder, Lieutenant Hartung, Lieutenant Grund. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine: 175 Mann.
  • 3. Kompanie: Leutnant von Pressentin, Lieutenant Hahn. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine: 180 Mann.
  • 4. Kompanie: Capitain von Wilke. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine 25 Mann.
  • Depot der Infanterie: Capitain von Wintzleben, Capitain Eissler. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine: 125 Mann.
  • Musik-Chor: Das Musik-Korps der Infanterie bestand aus 25 Musikern (auch als Hoboisten bezeichnet)

Infanterie insgesamt: 53 Offiziere und 2.142 Mann

Kavallerie des Bremer Kontigents im Herbst 1813.

KAVALLERIE

  • Regimentsstab: Major und Kommandeur Joseph, Graf von Westphalen, General Adjutant Rittmeister von Baersch, Regiments Adjutant Premier-Lieutenant von Dusay, Regiments Quartiermeister von Quillfeld, Regiments Auditeur Dr. Noltenius, Regiments Pferde-Arzt Schrader, Eskadrons-Pferde-Arzt Zinkeisen
  • 1. Eskadron: Rittmeister und Chef von Herberer (später Major von Hesberg), Premier-Lieutenant Leppien, Seconde-Lieutenant Godefroy, Seconde-Lieutenant Noldecken, Cornet Meyer, Oberarzt Dr. Ehlers, Unter-Arzt Rohlfs. Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter: 142 Mann.
  • 2. Eskadron: Rittmeister und Chef von Wulfsen, Premier-Lieutenant von Bassewitz, Seconde- Lieutenant Stockfleth, Cornet Hartung, Cornet Graf De Wuitz, Unter-Arzt Michaelis. Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter:140 Mann.
  • 3. Eskadron: Rittmeister und Chef von Hobe, Premier-Lieutenant von Bassewitz, Stabs-Rittmeister Hanfft, Premier-Lieutenant Krottenaurer, Seconde-Lieutenant Sandmann der jüngere, Cornet Classen, Cornet Beauvais, Cornet Mattfeld, Ober-Arzt Dr. Boye, Unter-Arzt Kobelt. Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter: 200 Mann.
  • 4. Eskadron: Rittmeister und Chef von Braunschweig, Premier-Lieutenant Schwänke, Seconde-Lieutenant Jungnickel, Seconde-Lieutenant Stuhr, Cornet Runde, Ober-Arzt Zimmer, Unter-Arzt Homann. Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter: 140 Mann.
  • 5. Eskadron: s. Lübecker Kontingent
  • 6. Eskadron: s. Lübecker Kontingent
  • 7. Eskadron: Rittmeister und Chef von Stein, Premier-Lieutenant Holleben, Premier-Lieutenant von Dusay, Seconde-Lieutenant von Müller, Ober-Arzt Zwang, Unter-Arzt Siemers. Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter 130 Mann
  • 8. Eskadron: Rittmeister und Chef von Donop, Premier-Lieutenant von Pfeil, Seconde-Lieutenant Schultz, Cornet Heinsen, Unter-Arzt Herpich. Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter 100 Mann
  • Depot der Kavallerie: Major und Kommandeur von Katte, Cornet Sandmann der ältere, Ober-Arzt de la Fosse. Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter: 200 Mann und 120 Pferde. Zu diesem Depot gehörte auch das Lazarett für Pferde unter der Aufsicht des Regiments-Pferde-Arztes Schrader

Kavallerie insgesamt: 62 Offiziere und 1.266 Mann

Die Reitende Artillerie der Hanseatischen Legion in den neuen Uniformen von 1814.

ARTILLERIE

  • Reitende Artillerie: 2 Haubitzen und 4 leichte Feldstücke (3-Pfünder). Capitain und Chef von Spooremann, 59 Mann Ober- und Unter-Feuerwerker.
  • Train: Lieutenant Herzog und 47 Mann Wagenmeister, Wachtmeister, Unteroffiziere und Trainsoldaten
  • Fuß-Artillerie: 2 Haubitzen und 4 Feldstücke (6-Pfünder). Capitain und Chef Wertheim, ca. 77 Mann Ober- und Unter-Feuerwerker.
  • Train: 38 Mann Wagenmeister, Wachtmeister, Unteroffiziere und Trainsoldaten
  • Depot: Lieutenant Müller und 33 Mann.

Artillerie insgesamt 4 Offiziere und 254 Mann sowie 149 Zug-und Reitpferde.

KOMMISSARIAT

  • Kriegs-Kommissar Kirchner, Kriegs-Zahlmeister, Kommissariats-Sekretär Repfold
  • Hinzu kamen eine Feldschmiede, ein Archivwagen und ein 4-spänniger Krankenwagen (mit medizinischer Ausstattung).

Hanseatische Legion / Lübecker Kontingent

In Lübeck wird am 22. März das Werbebüro für die Hanseatische Legion geöffnet. Es melden sich 885 Freiwillige. Davon 224 Kavalleristen und 661 Mann für die Infanterie. Am 16. April übernimmt Capitain von Lucadou den Oberbefehl über die Lübecker Infanterie, die zum 3. Bataillon der Hanseatischen Legion eingeteilt wird. Zu diesem Zeitpunkt sieht die Organisation des Lübecker Kontingents wie folgt aus:

INFANTERIE

Drittes Bataillon

  • Stab: Kommandeur und Capitain von Lucadou, Lieutenant und Adjutant Lieutenant Jahn, Quartiermeister Lieutenant Berger
  • Jäger Kompanie: Capitain von Kauffmann, Lieutenant Sattler. 2 Feldwebel, 12 Oberjäger, 1 Arzt, 1 Hornist, 72 Jäger
  • 1. Kompanie: Premier- Lieutenant von Briesen, Lieutenant Rosenthal, Lieutenant von Ovens. 2 Feldwebel, 12 Unteroffiziere, 75 Füsiliere
  • 2. Kompanie: Capitain von Winterfeld, Lieutenant Braunwaldt. 2 Feldwebel, 12 Unteroffiziere, 1 Tambour,75 Füsiliere
  • 3. Kompanie: Capitain von Mack, Lieutenant Lange. 2 Feldwebel, 12 Unteroffiziere, 1 Arzt, 2 Tamboure, 76 Füsiliere
  • 4. Kompanie: Premier- Lieutenant von Oelsnitz (später Capitain von Vickede). 2 Feldwebel, 12 Unteroffiziere,1 Tambour,75 Füsiliere

KAVALLERIE

  • 5. Eskadron: Rittmeister und Chef von Dobeneck, Premier- Lieutenant von Sehestedt, Cornet Rodde, Cornet Tesdorf, Cornet Stolersoht, Ober-Arzt Dr. Boysen, Unter-Arzt Turnau. Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter 106 Mann.
  • 6. Eskadron: Rittmeister und Chef Bornstedt, Kornet Göring, Cornet Cristern, Kornet Behnke, Unter-Arzt Birnau. Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter 108 Mann.

KOMMISSARIAT

  • Kriegs-Kommissar Wrahtz, Kommissariats-Sekretär Eßdorf
  • Für das Medizinal-Wesen waren abgestellt Stabs-Arzt Dr. Redlich, Stabs-Arzt Dr. Julius

Am 18. Juni erhält das 3. Bataillon die Bezeichnung Nr. 2, da das 1. und 2. Bataillon wegen hoher Verluste zusammengelegt werden mussten.

Bremer Jäger und ein Infanterist mit den neuen Uniformen von 1814.

Hanseatische Legion / Bremer Kontingent

Da Bremen noch durch die Franzosen besetzt war, rief der Senat erst am 8. November 1813 zur Bildung des Kontingents für die Hanseatische Legion auf. Schon nach zwei Wochen war ein 300 Mann starkes Bataillon Infanterie und eine Eskadron mit 150 Reitern aufgestellt und bis Januar 1814 auf 800 Mann und 200 Pferde erweitert worden. Zusätzlich bot der Zuckerfabrikant Heinrich Böse an, auf eigene Kosten eine 80 Mann starke Jägerkompanie, das „Freiwillige Bremische Jäger-Korps“, später auch „Böse’sche Jäger“ genannt, aufzustellen. Ende November sah die Organisation des Bremer Kontingents wie folgt aus:

  • STAB: Kommandeur und Major von Weddig, Premier- Lieutenant und Adjutant Sommer, Regiments-Quartiermeister Lackmann.

INFANTERIE

  • Bösesche Jäger: Hauptmann Böse, Lieutenant Bornemann, Leutnant Knoff. Feldwebel, Oberjäger 80 Mann.
  • 1. Kompanie: Capitain Philipsborn, Premier- Lieutenant Wermuth, Seconde-Lieutenant Hagedorn, Seconde-Lieutenant Caesar. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine 125 Mann.
  • 2. Kompanie: Capitain Freudenthal, Premier- Lieutenant Icken, Seconde-Lieutenant Gildenmeister, Seconde-Lieutenant Duntze. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine 125 Mann.
  • 3. Kompanie: Capitain Steffens, Premier- Lieutenant Fritze, Seconde-Lieutenant Gloystein, Seconde-Lieutenant Hüchting. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine 125 Mann.
  • 4. Kompanie: Capitain von Ruperti, Premier- Lieutenant Tiedemann, Seconde-Lieutenant Köhl, Seconde-Lieutenant Reuter. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine 125 Mann.
  • Der Musik-Chor der Infanterie bestand aus 16 Mann.

KAVALLERIE

  • Major und Chef Baron von Eltzing, Stabs-Rittmeister Grawalovsky, Premier- Lieutenant von Zwehle, Seconde-Lieutenant Torbeck, Seconde-Lieutenant Runge, Cornet Buchard. Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter 150 Mann

Insgesamt: 28 Offizieren und 746 Mann.

Hanseatische Legion / Juli 1814

Am Ende des Feldzuges, im Juli 1814 sah die Organisation und Truppenstärke der Hanseatischen Legion wie folgt aus:

  • BRIGADE STAB: Brigadier Oberst Baron von Witzleben, Brigade-Major von Donop, Brigade-Adjutant Premier-Lieutenant W. Haltermann, Brigade-Adjutant Herzog, Stabs-Arzt Dr. Julius, Brigade-Auditeur Dr. Roltenius, Kriegs-Kommissar Kirchner, Kriegs-Kommissar Wraatz, Brigade-Zahlmeister

KAVALLERIE

Regiments-Stab: Chef Oberst-Lieutenant Baron von Baumbach, Regiments-Adjutant Premier-Lieutenant Meyer, Regiments-Quartiermeister Premier-Lieutenant Repfold, Regiments-Arzt Dr. Ehlers, Bataillons-Arzt Dr. Boye, Bataillons-Arzt Zwanck, Regiments-Pferdearzt Schrader, Bataillons-Pferdearzt Zinkeisen, Bataillons-Pferdearzt Deierling. 2 Ober-Wachtmeister als Schreiber, 1 Wagenmeister, 1 Schmied, 10 Trainknechte.

Erstes Bataillon

  • Bataillons-Chef vacat (interimistisch Rittmeister von Hobe)
  • 1. Schwadron: Rittmeister und Chef Leppien, Stabs-Rittmeister Bühler, Premier-Lieutenant Graf De Wuits, Seconde-Lieutenant Haltermann, Seconde-Lieutenant Böhme, Cornet Grund, Chirurg Rohlfs, Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter: 127 Mann.
  • 2. Schwadron: Rittmeister und Chef Hobe, Premier-Lieutenant Stuhr, Seconde-Lieutenant Böhme, Seconde-Lieutenant Haupt, Cornet Hinsch, Chirurg Kobeldt, Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter: 128 Mann.
  • 3. Schwadron: Rittmeister und Chef von Pfeil, Stabs-Rittmeister Schulz, Premier-Lieutenant Sandtmann der jüngere, Seconde-Lieutenant Mattfeld, Seconde-Lieutenant Lipschay, Cornet Trittau, Chirurg Heroich, Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter: 127 Mann.

Zweites Bataillon

  • Major und Kommandeur von Stein
  • 4. Eskadron: Rittmeister und Chef von Dusay, Premier-Lieutenant Dorfmayer, Premier-Lieutenant Heinsen, Seconde-Lieutenant von Hobe, Seconde-Lieutenant Redlich, Cornet Dannenberg, Chirurg Siemers. Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter: 131 Mann.
  • 5. Eskadron (Lübecker): Rittmeister und Chef von Bassewitz, Premier-Leutnant Stockfleth, Premier-Lieutenant Testorf, Seconde-Lieutenant Stoltersocht, Seconde-Lieutenant Röck, Cornet Beneke, Chirurg Turnau. Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter: 125 Mann.
  • 6. Eskadron (Lübecker): Rittmeister und Chef von Baersch, Stabs-Rittmeister Jungnickel, Premier-Lieutenant Runde, Seconde-Lieutenant Brandt, Seconde-Lieutenant Haltermann, Cornet Tecklenborg, Chirurg Birnau. Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter: 127 Mann.
  • 7. Eskadron (Reserve): Rittmeister und Chef Hanfft, Stabs-Rittmeister von Holleben, Premier-Lieutenant Christern, Seconde-Lieutenant Göring, Seconde-Lieutenant Hartung, Cornet von Witzleben, Chirurg Stark. Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter: 151 Mann.
  • Kosaken Eskadron: Major und Chef von Braunschweig, Premier-Lieutenant Behneke, Seconde-Lieutenant Sandtmann der ältere, Seconde-Lieutenant Wencke, Seconde-Lieutenant Dannenberg, Cornet von Beseler, Chirurg Hohmann, Wachtmeister, Unteroffiziere und Reiter: 142 Mann.

INFANTERIE

Erstes Bataillon

  • Stab: Major und Kommandeur von Delius, Seconde-Lieutenant Adjudant Eppen, Seconde-Lieutenant Regiments Quartiermeister Julius, Regiments-Chirurg Zimmer. Trainknechte ca. 20 Mann, Musik-Chor: 24 Mann
  • Jäger Kompanie: Capitain und Chef von Gloeden, Premier-Lieutenant Perkuhn, Premier-Lieutenant Grund, Seconde-Lieutenant Schrader, Seconde-Lieutenant Herrmann. Feldwebel, Oberjäger und Jäger: 130 Mann.
  • 1. Kompanie: Capitain und Chef Pluns, Premier-Lieutenant Perthes, Seconde-Lieutenant Heyer, Seconde-Lieutenant Dreyer. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine: 150 Mann.
  • 2. Kompanie: Capitain und Chef von Wilcke, Premier-Lieutenant Sieveking, Seconde-Lieutenant von Graffen, Seconde-Lieutenant Möller, Seconde-Lieutenant Lübcke. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine: 170 Mann
  • 3. Kompanie: Captain und Chef Hüde, Premier-Lieutenant Amsink, , Seconde-Lieutenant Lüdert, Seconde-Lieutenant Dumas, Seconde-Lieutenant Hamer. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine: 178 Mann.
  • 4. Kompanie: Captain und Chef to der Horst, Premier-Lieutenant Münster, Seconde-Lieutenant Mauke, Seconde-Lieutenant Hornbostel, Seconde-Lieutenant Stehr. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine: 176 Mann.
  • 5. Kompanie: Capitain und Chef Engehausen, Seconde-Lieutenant Klauke. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine: 144 Mann.
  • Depot: Capitain von Wintzleben, Capitain von Eissler, Capitain Müller. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine: 100 Mann.

Zweites Bataillon

  • Stab: Major und Kommandeur von Mach, Premier-Lieutenant Adjutant Roodt, Regiments-Chirurgus Mauch, Regiments-Quartiermeister Premier-Lieutenant Berger. Trainknechte ca. 20 Mann.
  • Jäger-Kompanie: Capitain und Chef Kaufmann, Premier-Lieutenant Sattler, Premier-Lieutenant Braunwaldt senior, Seconde-Lieutenant Braunwaldt junior, Seconde-Lieutenant Niemeitz. Feldwebel, Oberjäger und Jäger: 114 Mann.
  • 1. Kompanie: Capitain und Chef Ruge, Premier-Lieutenant Lange, Seconde-Lieutenant Schön. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine: 114 Mann.
  • 2. Kompanie: Capitain und Chef Winterfeld, Premier-Lieutenant von Ovens, Seconde-Lieutenant Stahl. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine: 114 Mann.
  • 3. Kompanie: Capitain und Chef von Donop, Premier-Lieutenant Behrens, Seconde-Lieutenant Nölting. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine: 114 Mann.
  • 4. Kompanie: Capitain und Chef von Wickede, Premier-Lieutenant Hahn, Seconde-Lieutenant Satmong, Seconde-Lieutenant Stintzing. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine: 114 Mann.
  • Depot: Capitain und Chef von der Groeben. Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine: 50 Mann.

ARTILLERIE

  • Reitende Artillerie: Major und Kommandeur Spooreman, Premier-Lieutenant Enke, Seconde-Lieutenant Derksen, Seconde-Lieutenant Martens, Ober-Arzt Dr. de la Fosse, Chirurg Kriebel, Wachtmeister, Unteroffiziere und Kanoniere: 65 Mann.
  • Train: Wagenmeister und Trainsoldaten: 53 Mann.
  • Fuß-Artillerie: Capitain und Kommandeur Wertheim, Premier-Lieutenant Mantzen, Seconde-Lieutenant Bàchem, Seconde-Lieutenant Heise, Chirurgus Michaelis, Oberfeuerwerker, Ober- und Unterkanoniere: 85 Mann.
  • Train: Wagenmeister und Trainsoldaten: 57 Mann.
  • Depot: Lieutenant Müller und 30 Mann.

Gesamt-Stärke der Hanseatischen Legion einschließlich des Bremer Kontingents: 171 Offiziere und 3.930 Mann.

Die Infanterie der Legion in den neuen Uniformen von 1814.

Uniform und Ausrüstung

Die erste Ausstattung der Hanseatischen Truppen wurde zunächst zum größten Teil durch die Hansestädte bzw. ihre Bürger selbst bezahlt. Hamburg und Lübeck sammeln Geld unter der Bevölkerung und beglichen mit dieser Summe und 151.211 Talern aus der Lübecker- und rund 200.000 Talern aus der Hamburger Stadtkasse die Ausstattung der beiden Kontingente. Die Vorgabe für Hamburg betrug zunächst 100.000 Taler, wurde aber durch Senatsbeschluss auf die erwähnten 200.000 Taler aufgestockt. Viele spendeten gern und reichlich. Allein die weiblichen Dienstboten in Hamburg sammelten 10.316 Taler. Viele der wohlhabenden Freiwilligen brachten außerdem ihre eigene Uniform, Waffen und auch Pferde mit. Insbesondere die 1 und 2. Kavallerieschwadron, die aus gut betuchten Hamburger Bürgern bestand, gehörte zu denen, die sich selbst ausgestatten konnten. Die 3. Eskadron wurde vollständig auf Kosten ihres Stabs-Rittmeister Hanfft ausgerüstet, der dafür 25.000 Taler zur Verfügung stellte. Von den Lübecker Freiwilligen zahlten 21 Kavalleristen und 80 Infanteristen ihre Ausrüstung selbst.

Von rechts nach links sind ein Mannschaftsdienstgrad, ein Unteroffizier, ein Trommler, ein Musiker und zwei Offiziere der Hamburger Infanterie zu sehen.

Uniform

Die Uniform der unterschiedlichen Truppengattungen, also für die Infanterie, Artillerie und Kavallerie war zunächst nahezu identisch. Für diejenigen, die sich selbst ausrüsten konnten, wurden folgende Richtlinien zur Uniform mitgegeben: Die Uniform sollte aus einem tief dunkelgrünen Überrock ohne Knöpfe, weiten Pantalons von gleicher Farbe und grauer Mütze (alle Abbildungen zeigen jedoch grüne Mützen) mit oder ohne Schirm bestehen. Ein Musteranzug wurde außerdem im Einschreibebüro ausgestellt. Die Uniform bekam einen russischen Schnitt mit Achselklappen und ohne Knöpfe, also mit Haken und Ösen, die unter einer Patte zugeheftet wurden sowie die typische dunkelgrüne Uniformfarbe der russischen Armee. Damit ähnelte die Uniform der Hanseaten stark den Uniformen der russischen Opolchenie, wie beispielsweise den Miliztruppen von St. Petersburg.

Hier im Vergleich zu den Hanseaten, ist hier ein Soldat der St. Petersburger Miliz zu sehen.

Die Uniform des Hamburger Kontingents hatte einen offenen Kragen und ein Mützenband in hellblauer Farbe sowie einen breiten hellblauen Seitenstreifen an der Hose, 2 breite Streifen bei den Offizieren, und hellblaue Paspeln an den Ärmelvorstößen und am Mützenbesatz bzw. Deckelvorstoß. Bei den berittenen Einheiten war in die Hosen ein schwarzer Lederbesatz eingenäht. Die Uniform der Mannschaften der Infanterie und Artillerie besaßen goldene Litzen am Kragen, die Unteroffiziere jeweils 2 Litzen, die Kavallerie verwendete keine Litzen. Die Uniform der Offiziere besaß goldene Stickereien am Kragen und statt Schulterklappen sehr ungewöhnliche goldene Achselschnüre auf beiden Seiten sowie eine silberne mit rot durchwirkte Schärpe. Die Tamboure und Trompeter hatte eine Uniform mit hellblauen Schwalbennestern und gelber Borteneinfassung. Der Uniformrock der Musiker besaß zusätzlich einen reichen Goldbortenbesatz am Kragen, Ärmeln und Brust. Die Kavallerieoffiziere hatten Goldstickereien am Kragen und trugen gelbe Stulpenhandschuhe. Die Reitende Artillerie verwendete die Uniform der Kavallerie, die Fußartillerie diejenige der Infanterie.

Die Lübecker Jäger hatten 1813 grüne Überröcke mit roten Vorstößen um die grünen Ärmelaufschläge, den Kragen und auch vorn herunter an der Hakenreihe des Rockes erhalten. Auf der Brust war außerdem eine dicke hellgrüne Kordel angebracht. Dazu wurde eine hohe Schirmmütze von grüner Grundfarbe verwendet, die mit einem roten Rand und Vorstoß, auf dem Rand ein gelbmetallenes Jagdhorn, darüber die Hansekokarde, ausgestattet war. Statt dem Kreuzbandelier besaßen die Jäger ein schwarzes Leibkoppel mit einer Patronentasche vor dem Körper.

Der Mantel war für alle Truppenteile grau. Die Infanterie und Fußartillerie verstaute diesen gerollt auf dem Tornister, die Kavallerie und reitende Artillerie in einem dunkelgrünen Mantelsack mit hellblauer Einfassung.

An der Mütze war bei allen Truppenteilen eine weiße Kokarde mit dem roten Kreuz der Hanseaten befestigt und sie besaß außerdem einen schwarzen Kinnriemen. Bei den Offizieren waren an den Mützen drei Seitenstege in der hellblauen Farbe des Hamburger Kontingents aufgesetzt. Der schwarze Mützenschirm hatte bei allen Offizieren, Unteroffizieren und Musikern eine Messingeinfassung. Einige Abbildungen zeigen Kavallerie-Offiziere mit weißem Mützentuch.

Infanterie und Jäger der Hanseatischen Legion von 1814/15.

Ausrüstung

Das Lederzeug war allgemein schwarz, wozu bei der Infanterie eine Patronentasche mit Bandelier, ein Seitengewehr mit Bajonett und Bandelier sowie ein brauner Kalbfell-Tornister mit schwarzen Riemen gehörte. Das Bandelier des Seitengewehres besaß Lederösen, durch welche die Schnur der metallenen Wasserflasche lief. Die Fußartillerie war zunächst nicht mit Musketen ausgestattet worden und erhielt deshalb nur eine Bandelier mit Seitengewehr.

Die Kavallerie und die reitende Artillerie hatten schwarze Kartuschen am Bandelier und schwarze Koppel mit Schleppsäbeln erhalten. Die Mannschaften der Kavallerie verwendete weiße Lammfelle als Satteldecke, die Offiziere grüne Tuchschabracken mit schmalem hellblauen Rand und Pistolenholster mit dunklem Pelz.

Da zunächst ein eigner Brigadestab geplant war, hatte man dafür eine Feldschmiede, einen Archivwagen und ein 4-spänniger Krankenwagen mit medizinischer Ausstattung angeschafft.

Bewaffnung

Die Bewaffnung der Truppe war zunächst recht mangelhaft. Die Kavallerie, die eigentlich als ein reitendes Jäger-Korps aufgestellt werden sollte, aber aus Mangel an Gewehren mit Lanzen und spanischen Schleppsäbeln sowie Pistolen ausgestattet wurde, bezeichnete man, auch aufgrund ihrer Uniform im russischem Schnitt, als hanseatische Kosaken. Die Lanzen wurden zunächst ohne Wimpel verwendet, es gibt aber auch Abbildungen, die ab Herbst 1813 Lanzen mit Wimpeln (weiß über rot) zeigen. Da es vor Ort keine Ausbilder für diese Waffe gab, war kaum ein Reiter im Stande die Lanze effektiv zu handhaben.

Die seit einiger Zeit in Helgoland gelagerten Musketen waren zunächst nach England zurückgeschickt worden und aus diesem Grund gab es zunächst nicht für jeden Rekruten eine Waffe. Am 29. April 1813 kamen jedoch über Helgoland und Cuxhaven 10.000 englische Gewehre mit schwarzem Gewehrriemen und Zubehör, also Seitengewehre, Patronentaschen und Lederzeug, nach Hamburg. 3.000 dieser Gewehre wurden an die Hanseatische Legion ausgegeben, je 2.000 waren für die Hannoverschen Truppen, die Mecklenburger und die Bürgergarde bestimmt. Die restlichen 1.000 Gewehre kamen in das Magazin am Bauhof in Hamburg. Die Infanterie-Offiziere waren mit einem Schlepp-Säbel in Messingscheide an einem schwarzen Lederkoppel, die Unteroffiziere mit einem Infanteriesäbel ausgestattet.

Die Artillerie wurde mit 12 Kanonen versehen, von denen jedoch nur 9 bespannt werden konnten. Die reitende Artillerie erhielt zwei Haubitzen und vier 3pfündige Kanonen, die Fußartillerie 2 Haubitzen und vier 6pfündige Kanonen. Das Geschütze und Wagen der Artillerie bestanden zunächst aus zurückgelassenem Artilleriematerial der Franzosen. Zwei der leichten Geschütze der Reitenden Artillerie gingen allerdings schon am 9. Mai 1813 bei den Gefechten auf Wilhelmsburg verloren.

Die einzig mir bekannte Darstellung eines Offiziers des Lübecker Kontigents von 1813. Man beachte die rote Abzeichenfarbe.

Ausstattung Herbst 1813

 

Am 30. Juli 1813 verpflichtete sich die englische Regierung für die Ausrüstung und den Unterhalt der Legion aufzukommen. Rund zwei Monate später, am 6. Oktober 1813 erreichte die Legion eine Wagenkolonne von 56 Fahrzeugen, die mit Waffen und Uniformen aus dem englischen Magazin in Stralsund beladen waren. Die Infanterie erhält jetzt dunkelgrüne Uniformen mit schmalen Schößen und ponceau-roten Kragen, Aufschlägen und Vorstößen sowie goldene Abzeichen. Die Kavallerie sollte dunkelgrüne Ulanen-Uniformen mit karmesinroten Aufschlägen und silbernen Abzeichen erhalten. Jeder Mann bekam außerdem 1 Mantel, 1 Leinwandhose, 1 Paar Schuhe, 1 Paar Gamaschen, 4 Bürsten, 2 Kämme, 1 Schraubenzieher mit Krätzer, 1 Räumnadel mit Pfannenbürste sowie neue englische Gewehre für das 2. Füsilier Bataillon und englische Füsilier-Tschakos als Kopfbedeckung. Die Lübecker Offiziere und Jäger verwenden weiterhin die russische Feldmütze. Die Offiziere haben sich außerdem Tschakos mit Federbüschen und Fangschnüren sowie Epauletten angeschafft. Die Artillerie erhält 8 englische 6-Pfünder Feldgeschütze und 4 5 1/2 Zoll Haubitzen. An die Kavallerie wird statt den ursprünglich spanischen, jetzt englische Säbel mit der deutschen Inschrift „Deutschland oder Tod“ ausgegeben. Die Kavalleristen erhalten neben der neunen Uniform außerdem Pistolen und polnische Tschapkas. Ein Teil der Lieferung wird auch an das Bremer Kontingent weitergeleitet.

Die Uniform der Infanterie von 1814/15.

Bremer Kontingent Herbst 1813

Die Infanterie des Bremer Kontingents erhielt als Uniform schwarze Röcke mit rotem Kragen und Tschakos mit Rot über weißem Stutz. Dazu werden weiße Hosen getragen. Die Jäger erhalten grüne Kollets mit hellgrünen Schossumschlägen, Kragen und Ärmelaufschlägen. Dazu verwenden die Jäger Tiroler Hüte mit grünem Stutz und graue Hosen. Die Kavallerie wird in Litewken und Hosen von schwarzer Farbe mit roten Abzeichen und Messingknöpfen eingekleidet. Die Uniform besitzt gelbe Litze am Kragen. Die Kopfdeckung ist ein schwarzer Tschapka. Das Lederzeug, also Säbelkoppel und Kartuschenbandelier sind durchgängig schwarz. Bewaffnet sind die Reiter mit Lanze die eine rot-weiße Lanzenflagge besitzen.

Ein Offizier der Bremer Kavallerie.

Ausstattung Januar 1814

Als die Hanseatische Legion am 25. Januar 1814 in Hannoverschen Sold tritt, wird sie Mitte Februar in Bremen neu ausgerüstet. Bis zu diesem Zeitpunkt bot die Legion einen äußert abgerissenen Anblick. Die Uniformenjacken waren ihrer Rockschöße beraubt, da diese zum Ausbessern der Uniform verwendet worden waren. Hosen und Röcke hatten alle möglichen Farben und man konnte den Schnitt der alten Uniform kaum noch erkennen. Die Füße der Kavalleristen steckten in großen Bauernstiefeln oder nur in Schuhen, meist ohne Sporen. Nun erhält die Truppe statt der lange Uniformröcke und Mützen neue Kolletts und Tschakos.

Die Infanterie erhält dunkelgrüne Röcke mit spitzzugeschnittenen Schößen, ponceauroten Krage, Aufschlägen und Vorstößen, zwei Reihen Messing-Knöpfe, grüne Patten mit 3 Knöpfen an den Handaufschlägen und schmale grüne Achselstücke mit roter Einfassung. Beinkleider grau mit rotem Streif, Schuhe und Gamaschen, Tschakos mit einer Halbsonne aus Messing mit rotem Kreuz, Schuppenketten und weiße Fangschnüre und rot und weiße Pompons. Die Mäntel waren grau, das Kreuzlederzeug (Patronentasche und Bajonettscheide) schwarz, die Tornister aus braunem Kalbfell. Die Unteroffiziere unterschieden sich durch Goldtressen, welche in Winkelform auf dem linken Arm befestigt waren und durch einen Infanteriesäbel. Die Spielleute hatten Säble, grüne Schwalbenester mit Borten eingefasst, rote Fangschnüre und rote Federbüsche. Die Offiziere unterschieden sich durch goldene Epauletten mit Cantillenkranz und dünnen Frangen für die Lieutenants, dicken für die Capitaine und Cantillen für die Stabsoffiziere, ferner durch zwei rote Streifen an den Beinkleidern, Schleppsäbel und Messingscheide, silberne Schärpe mit rotem Einschlag. Die Paradeuniform hatte Goldstickerei am Kragen und an den Handaufschlägen, dazu kamen silberne Fangschnüre am Tschako und hoher weißer Federbusch mit rotem Fuß. Die Adjutanten trugen goldene Achselschnüre und wie die Stabsoffiziere Hüte mit goldener Agraffe und weiß und rotem Federbusch.

Die Kavallerie wird mit Ulanen-Uniformen ausgestattet. Die Uniform bestand in dunkelgrünen Kollers mit karmesinroten Kragen, Aufschlägen, Revers und Besatz mit zwei Reihen weißmetallener Knöpfe, Rot und weißem Ulanenbund, grünen Hosen mit rotem Seitenstreifen, schwarzledernen Tschapkas mit silberner Halbsonne mit rotem Kreuz, weißen Fangschnüren und hängendem schwarzen Roßbusch, für die Unteroffiziere schwarz und weiß, für die Trompeter rot. Die Bewaffnung bestand aus Säbeln, Pistolen und Lanzen mit Rot über weißen Fähnchen. Die Schabracken waren aus weißem Lammfell, die Mantelsäcke grün und rot. Die Offiziere unterschieden sich durch Silberstickerei an Kragen und Aufschlägen, silbernen Fangschnüren, Epauletten (die Lieutenants Konterepauletten), Kartuschenbandelier, Säbelkoppel und Schärpe, doppelte Streifen am Beinkleid, rote Tschapka mit weißem Roßbusch und grüner Tuchschabracke mit karmesinrotem Rand. Die 4. Schwadron der Kavallerie wird in eine Kosaken-Schwadron umgewandelt und erhält entsprechende Uniformen. Die Kosaken waren in grüne Jacken mit karmesinrotem Kragen und Aufschlägen, grüne Beinkleider mit rotem Seitenstreifen, rote Gürtel, in denen die Pistolen steckten und Pelzmützen mit rotem Beutel eingekleidet. Bewaffnet waren sie mit Säbel und Lanzen ohne Fähnchen. Die Offiziere hatten dieselben Abzeichen wie die Ulanen und an der Pelzmütze einen silbernen Totenkopf und silberne Schuppenketten.

Die Artillerie zu Fuß und die reitende Artillerie der Hanseaten von 1814.

Die reitende Artillerie, welche für ihre Uniform selbst gesorgt hatte, trug grüne Jacken mit hellblauen Aufschlägen und dunklem Schnurbesatz, grüne Beinkleider mit hellblauen Seitenstreifen, Rot und grüner Husarenschärpe, Tschakos mit zwei gekreuzten Geschützrohren, rotem Rand, roten Fangschnüren und hoher roter Feder. Schwarzes Lederzeug wie die Kavallerie. Die Offiziere hatten goldene Schnüre auf den Schultern, ihre Uniform war vorn ausgeschnitten und ließ die rote Weste mit Schnurbesatz sehen. Sie hatten eine goldene und silberne Husarenschärpe, rote Säbelkoppel und am Tschako einen goldenen Rand, goldene Fangschnüre und einen weiß und roten Federbusch. Die Fußartillerie hatte grüne Röcke nach dem Schnitt der Infanterie mit hellblauen Abzeichen und Messingknöpfen, graue Beinkleider mit hellblauem Seitenstreifen. Stiefel, Tschakos mit zwei gekreuzten Geschützrohren, hanseatische Kokarde, roten Fangschnüren, roten Pompon und schwarzer Feder sowie schwarzes Lederzeug, Säbel und leichtes Gewehr.

Auch alle Offiziere müssen sich auf eigene Kosten neue Uniformen schneidern lassen, welche in Berlin angefertigt und von Rittmeister Pfeil besorgt werden.

Die Bremer Infanterie erhielt 1815 schwarze Kolletts mit roten Abzeichen und Messingknöpfen sowie Tschakos mit weißen Fangschnüren, Schuppenkette aus Messing und rot-weißem Stutz. Die Jäger tragen weiterhon die dunkelgrüne Kolletts mit hellgrünen Abzeichen und graue Hosen mit hellgrünen Streifen. Nun erhalten sie jedoch Tirolerhüte mit raupenartig gelegtem hellgrünem Busch. Auf jeder Kragenseite ist außerdem eine gelbe Litze angebracht.

Infanterist und Jäger von 1815.

Fahnen

Die Hamburger Legions-Fahnen der Infanterie und die Standarten der Kavallerie wurden von Damen der Hamburger Gesellschaft gestickt. Sowohl die Fahnen, als auch die Standarten waren aus weißer Seide und führten auf weißem Feld die drei verbundenen Wappen der Hansestädte Hamburg, Lübeck und Bremen und auf der anderen Seite, ebenfalls auf weißem Feld , das rote deutsche Kreuz mit dem Motto: „Gott mit uns!“ Das Wappen bestand aus dem rot-weißem Schild der Lübecker, darüber die rote Hamburger Burg und über beiden lag der silberne Schlüssel von Bremen. Jede Fahne besaß zudem ein Band mit einem Sinnspruch. Auf den Fahnenbändern stand: “ Fest steht der Einzelne, das Ganze zu erhalten“, „Eine feste Burg ist unser Gott“, „Dem Vaterlande treu bis in den Tod“ und „Freiheit und Vaterland“. Die 4 Fahnen und die 1 Standarte wurden am 21. April 1813 in der großen Michaelis Kirche geweiht und den Einheiten übergeben.

Die Infanterie-Fahne und die Kavallerie-Standarte der Lübecker hatte ihre Weihe bereits am 2. April 1813 auf dem öffentlichen Marktplatz. Die weißseidenen Feldzeichen der Lübecker trugen auf beiden Seiten ein großes rotes Kreuz und in den inneren Ecken je einen Lübecker Adler. Auf der einen Seite hat das Kreuz die Unterschrift „Gott mit uns!“ auf der andern in seinen oberen Winkeln die Jahreszahl 1813 und die Unterschrift „Deutschland oder Tod!“ Alle Schriften und die Jahreszahl waren in Gold gestickt.

Als im März 1813 die Legion neue Uniformen erhält und eine Kosaken-Eskadron gebildet wird, bekommt diese eine eigne bannerartige Standarte. Auch die Artillerie verwendet Kompaniefahnen. Die Fahne der reitenden Artillerie war beispielsweise weiß mit rotem Hansekreuz und der Unterschrift „Reit-Artillerie“.

Artillerie im Jahr 1814


Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Hanseatische Legion – Teil 2

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Nach der Schilderung der Gründung des Hanseatischen Korps, der Organisation sowie der Beschreibung der Uniform und Ausrüstung, soll im Folgenden die Erlebnisse der Legion in den Jahren 1813 bis 1815 geschildert werden.

DER FRÜHJAHRSFELDZUG 1813

MÄRZ 1813

31.03.1813: Eine erste Vorausabteilung der Lübecker, 120 Infanteristen und 59 Jäger, marschieren unter dem Kommando des Rittmeisters von Dobeneck um 5 Uhr früh vom Paradeplatz in Lübeck nach Hamburg.

APRIL 1813

02.04.1813: Das Lübecker Detachement wird nun unter dem Befehl von Leutnant Jahn gestellt und marschiert von Hamburg über Bergedorf zum Zollenspieker an der Elbe. Hier werden in der Nacht Patrouillen über den Fluss geschickt.

Während die Franzosen unter dem Befehl des Generals Morand bei Lüneburg gegen die Streifkorps der Generäle Dörnberg und Tschernitschef kämpfen, marschieren von Braunschweig kommend weitere französische Truppen unter Marschall Davout und von Bremen General Vandamme in Richtung Hamburg.

03.04.1813: Die Patrouille kehrt zurück und berichtet von Kämpfen und dem Sieg der Alliierten bei Lüneburg sowie der erneuten Einnahme der Stadt durch die Franzosen.

04.04.1813: Das hanseatische Detachement des Leutnants Jahn stellt Posten an lang der Elbe von Riepenburg bis Warwisch auf.

05.04.1813: Die Franzosen erreichen die Elbe bei Hoopte gegenüber vom Zollenspieker, wo auch die Hanseaten postiert sind.

Infanterist des Bremer Kontingents in der Uniform von 1813.

06.04.1813: Das erste Gefecht zwischen Hanseaten und Franzosen findet statt, als 20 Lübecker Jäger und 10 Reiter zu Fuß auf dem linken Elbufer auf rund 80 Franzosen treffen. Die Hanseatischen Jäger Schwärzel und Behrens werden dabei verwundet.

Unterdessen hatte Tettenborn die 1. und 3. Eskadron der Hanseatischen Kavallerie und einen großen Teil seiner Kosaken über die Elbe beordert und dort in Richtung Hannover und in Bremen vorgehen lassen. Die Reiter kommen im Süden bis Neustadt kurz vor Hannover und im Westen bis in die Vorstadt von Bremen.

07.04.1813: Das 1. Hamburger Bataillon wird nach Bergedorf gesandt und besetzt Nettelburg und Billwerder.

08.04.1813: Hauptmann von Kauffmann übernimmt das Kommando der Lübecker Hanseaten an der Elbe.

Das 1. Hamburger Bataillon wird auf den Kaiser von Russland vereidigt.

09.04.1813: Unter Befehl des Hauptmanns von Kauffmann gehen 120 Lübecker Infanteristen und 60 russische Kosaken über die Elbe und rücken nach Winsen vor. Dort treffen sie schon bald auf Franzosen und können einige Gefangene machen.

10.04.1813: Der Erkundungstrupp des Hauptmanns von Kauffmann geht bis Lüneburg vor.

11.04.1813: Der Erkundungstrupp des Hauptmanns von Kauffmann kehrt nach Winsen zurück.

12.04.1813: Hauptmann von Kauffmann und seine Männer bleiben bis zum 15. April in Winsen und stellen ihre Vorposten in Ashausen, Scharnebeck, Rehdorf, Luhdorf und Borstel auf.

13.04.1813: Das 1. Hamburger Bataillon marschiert von Bergedorf zurück nach Hamburg.

14.04.1813: Weitere Truppen des Lübecker Kontingents marschieren mit der Fahne und Standarte von Lübeck nach Hamburg.

Das 1. Hamburger Bataillon überquert die Elbe und besetzt Harburg. Das 2. Hamburger Bataillon verbleibt zur Ausbildung in der Stadt.

16.04.1813: Die Lübecker am Zollenspieker erhalten Verstärkung durch rund 180 preußische Soldaten aus unterschiedlichen Regimentern des Korps York unter der Führung des Hauptmanns Lucadou, der jetzt den Oberbefehl über die Lübecker Infanterie übernimmt. Diese Männer waren auf Bitte von Tettenborn an den König von Preußen geschickt worden, um als Stamm und Ausbilder für die jungen Freiwilligen zu dienen. Die Lübecker werden nun offiziell zum 3. Infanterie – Bataillon der Hanseatischen Legion. Leutnant Jahn wird Adjutant.

Die Lübecker Jäger werden nun in Winsen stationiert, die 1. und 4. Füsilier-Kompanie in Zollenspieker, die 2. und. 3. Kompanie in Hamburg.

18.04.1813: Die Hanseatische Kavallerie steht als Vorposten bei Welle, auf der Straße nach Bremen.

20.04.1813: An diesem Tag trifft der junge Friedrich von Coulon aus Stade in Hamburg ein. Von ihm ist ein Tagebuch erhalten, dass seinen Erlebnisse in der Hanseatischen Legion schildert: „Heute kam ich in Hamburg an, erfuhr meine Erhöhung zum Sergeanten bei der 6ten Companie und erhielt Quartier bei einem Fabrikanten Pinth auf dem Honigsmarkt. Hier hatte ich es gut.“ Am 1. Mai  wechselt er als Fähnrich zur 4. Kompanie.

22.04.1813 Die hanseatische Kavallerie muss sich bei Ottersberg / Bremen vor anrückenden Franzosen, der Vorhut des General Vandamme, zurückziehen. Die Truppen des General Vandamme bestehen aus 3.000 Mann französischer und sächsischer Infanterie sowie 6 Geschützen. Die Hanseatischen Reiter greifen den Feind jedoch bei Rotenburg an und treiben die Franzosen in Richtung Bremen zurück, wobei einige hundert Feinde gefangen genommen werden können. Die Hanseatische Kavallerie hat ihre Feuertaufe erlebt.

HL 02

Kavallerie der Hanseaten von 1813. Auffällig ist die weiße Schirmmütze des Offiziers.

23.04.1813: 50 Sachsen wechseln die Seiten und laufen zu den Alliierten über, werden nach Hamburg geschickt und treten dort dem 2. Hamburger Bataillon bei.

24.03.1913: Die 1. Kompanie des 1. Hamburger Bataillons wird von Harburg nach Wilhelmsburg zurückgezogen, um die dort stehenden Kosaken abzulösen.

26.04.1813: Lüneburg ist wieder vollständig durch die Franzosen besetzt und diese rücken bis Winsen vor. Daraufhin ziehen sich die Lübecker Jäger aus Winsen zurück und gehen zum Zollenspieker über die Elbe.

Die restlichen Kompanien des 1. Hamburger Bataillons folgen der 1. Kompanie auf die Wilhelmsburg.

28.04.1813: Am frühen Morgen setzt eine Abteilung aus hanseatischen Jägern, Füsilieren und Kavalleristen unter dem Kommando von Leutnant Dorfmeier über die Elbe und kann in Winsen die Franzosen überrumpeln. Die Hanseaten nehmen 11 Franzosen gefangen und können 11 Pferde erbeuten.

29.04.1813: Alle Hanseatischen Truppen werden wieder auf das nördliche Ufer der Elbe zurückgezogen. Der französische General Vandamme erreicht mit seinen Korps von 7.000 Mann um 10 Uhr morgens Harburg, das fast ohne Widerstand genommen werden kann. Nur einige Kielmannsegger Jäger leisten im Harburger Schloss Gegenwehr, müssen sich aber schließlich ebenfalls zurückziehen.

Das 1. Hamburger Bataillon bezieht Stellung hinter den Elbdeichen gegen Harburg auf der Wilhelmsburg. Die Hannoverschen Jäger übernehmen die Bewachung der Deiche, während die Hamburger in 2 Linien dahinter postiert werden.

Das 2. Hamburger Bataillon, das bisher in Hamburg zur Ausbildung zurückbehalten worden war, besetzt den Ochsenwerder und Eichbaum im Anschluss an das Lübecker Bataillon. Auch ein Teil der Artillerie wird hier postiert.

Das Lübecker Bataillon am Zollenspieker erhält als Verstärkung die 2 Haubitzen der hanseatischen reitenden Batterie und einige Lauenburger Jäger.

Die Hanseatische Kavallerie wird nach Eimsbüttel und Eppendorf verlegt, weil sie auf den Elbinseln nicht sinnvoll eingesetzt werden kann. Zwei der Eskadrons, die zur Beobachtung des Feindes bis Soltau vorgeschoben worden waren, erhalten den Befehl zum Rückzug zu spät und können nur knapp den Franzosen über die Elbe entkommen, wo sie sich mit dem restlichen Regiment vereinen.

Die Hamburger Bürgergarde bildet die Reserve in Hamburg.

30.04.1813: Bis auf die von den Hanseaten besetzte Eßlinger Schanze bei Hoopte, gegenüber dem Zollenspieker, ist das gesamte linke Ufer der Elbe wider durch die Franzosen besetzt.

Ein Erkundungstrupp von 60 Mann, 40 Kavalleristen und 20 Infanteristen, des Lübecker Bataillons unter dem Kommando des Wachtmeister Lipschay geht über die Elbe. Dort erfährt er, dass einige Schwadronen polnischer Lanciers seinen Standort passieren sollen. Er legt mit seinen Männern einen Hinterhalt und kann die feindliche Kavallerie zurückwerfen sowie 6 Wagen erbeuten.

MAI 1813

01.05.1813: Das 3. Hanseatische Bataillon ist am Zollspieker einquartiert, hat seine Vorposten an lang der Elbe von Borghorst bis Warwisch aufgestellt und mit einem gemischten Kommando aus Jäger und Füsilieren die Eßlinger Schanze bei Hoopte besetzt.

Die Schanze bei Hoopte.

02.05.1813 Die Franzosen haben in der Nacht Geschütze in Hoopte aufgestellt und beschießen bei Tagesanbruch von dort aus die Eßlinger Schanze und das davor liegende Wachschiff, wobei dieses in Brand gerät. Die Hanseaten flüchten aus der Schanze sowie vom Schiff und gehen über die Elbe zum Zollenspieker zurück. Zur gleichen Zeit greifen die Franzosen von Over aus den Ochsenwerder an, wo sie jedoch zurückgeschlagen werden.

03.05.1813: Zunächst planen die Hanseaten die Wiedereroberung der Eßlinger Schanze, brechen die Aktion jedoch wieder ab.

04.05.1813: Unterhalb und oberhalb des Fähranlegers am Zollenspieker werden unter der Leitung des Hauptmanns Spooremann je eine Haubitze der Hanseatischen Artillerie positioniert. Zusätzlich stellt man ein 24pfünder Geschütz auf. Außerdem wird der Elbübergang mit einem Hamburger Kutter unter russischer Flagge mit 6 Kanonen besetzt.

Mittlerweile hat Tettenborn in den ersten Maitagen an der Südspitze von Wilhelmsburg, gegenüber des Harburger Schlosses eine Schanze mit einem 24pfünder, zwei 8pfünder Geschützen und einer Haubitze einrichten lassen. Die Geschütze werden von den Artilleristen der Bürgergarde bedient. Die Schanze, der Grüne Deich, der Haulander sowie der Finkenrieder Deich sind hauptsächlich mit Hamburgern und Mecklenburgern besetzt. Im Fluss liegt außerdem ein Schiff mit 6 Kanonen, welches aber noch am Tag der Einnahme von Harburg auf eine Sandbank läuft und schließlich sogar von den Franzosen erbeutet und nach Harburg gebracht werden kann. Dies bemerken allerdings die Wachen in der Wilhelmsburger Schanze und können das Schiff mit Hilfe des 24pfünders versenken. Auch das Harburger Schloss wird beschossen, aber es gelingt nicht, dieses in Brand zu setzen.

Die Franzosen beginnen in Harburg damit, Flösse zu zimmern und Boote aus alle Regionen heranzuführen. Sie planen die Süderelbe zu überqueren und durch ein großes Landeunternehmen die besetzte Elbinsel Wilhelmsburg einzunehmen.

05.05.1813: Eine kleine Abteilung Franzosen versucht auf der Wilhelmsburg zu landen, wird jedoch rechtzeitig von den Hannoverschen Jäger entdeckt und muss nach Harburg zurückkehren.

06.05.1813: Der Mecklenburger Garde unter dem Befehl des Oberst von Both gelingt es in einer Nacht- und Nebelaktion, den Franzosen 26 ihrer Boote zu entreißen.

Eine Abteilung des 2. Hamburger Bataillons setzt von Ochsenwerder in Kähnen über die Elbe und liefert sich dort ein Feuergefecht mit den Franzosen. Zwei Mann werden dabei getötet und 10 verwundet.

HL 13

08.05.1813: Gefecht auf der Wilhelmsburg – In der Nacht vom 08. auf den 09, Mai, gerade nach Mitternacht, setzten 1.200 Franzosen in 60 Booten bei Ebbe von der Harburger Schleuse kommende über die Elbe und landen auf der Hamburger Schweineweide, welche damals nur mit einem Sommerdeich versehen ist und aus diesem Grund nicht durch Hamburger Truppe gesichert wurde. Die Franzosen waten durch das seichte Wasser des Vorlandes und können die Wachen der Lauenburger Jäger in der Schanze überrumpeln und diese zum Rückzug zwingen, wobei auch 2 Geschütze der Hanseaten den Franzosen in die Hände fallen, die jedoch noch rechtzeitig vernagelt werden können. Von diesen und den folgenden Ereignissen berichtet der Jäger von Düring (Kielmannsegger Jäger): „Die Anordnungen zur Verteidigung der Wilhelmsburg waren höchst mangelhaft. Am 8. Mai lagerten die Jäger bei einem einzelnen Hause hinter dem Hauptdeich, während die Hauptwache bis ans Ufer hinter einem Sommerdeich vorgeschoben war, wo auch zwei russische Geschütze standen. In der Nacht vom 8. zum 9. Mai kamen die Franzosen über die Elbe, die Russen gingen zurück. Graf Kielmannsegge hatte nur zwei Kompanien Jäger. Es dunkelte noch, und ich erbot mich, freiwillig vorzugehen, um zu ermitteln, welchen Weg die Franzosen genommen hatten. Auf meinen Zuruf sprangen viele Jäger vor, von denen ich aber nur zwölf mitnahm und rechts auf dem Deiche (also wohl über Reiherstieg) hineilte, während Kielmannsegge den Rückzug links über das Amt Wilhelmsburg nach der Veddel antrat. Bald gewahrte ich dunkle Menschenmassen vor mir auf und am Deich, und da ich nicht wußte, ob es Freund oder Feind war, mußte ich nahe hinan und erhielt auf 36 Schritt Entfernung feindliches Feuer, das aber über unsere Köpfe hinwegging, während meine Jäger besseren Erfolg hatten. Ich führte eine Büchsenflinte mit und hatte glücklicherweise noch nicht geschossen, als mich von drei mit dem Bajonett auf mich eindringenden Franzosen umringt sah. Der dritte war im Begriff, mich mit dem Bajonett zu durchbohren, da ward er von einem holsteinischen Jäger mit dem Kolben niedergeschlagen. Wir sprangen nun über einen breiten Wassergraben, kamen glücklich aus dem feindlichen Feuer und erreichten die Nachhut der Jäger. Als Graf Kielmannsegge alles wieder geordnet hatte und durch Mecklemburger Grenadiere verstärkt war, gingen wir zum Angriff vor. Ein Streifschuss an meinem linken Arm beirrte mich nicht, aber eine andere Kugel streifte unter der linken Hüfte den Knochen und drang teilweise splitternd ein. Sie hatte mich umgeworfen, und wenn ich alsbald auch wieder aufsprang, konnte ich doch das Bein nicht ansetzen und mußte mich zurücktragen lassen.“

Zu diesem Zeitpunkt landen weiter französische Truppen aus Altenwerder kommend auf Neuhof und marschieren zum Reiherstieg. Die Alliierten müssen sie immer weiter zurückziehen und im Dorf Wilhelmsburg sammeln sich schließlich die Hamburger und Hannoverschen Truppen. Durch das Gewehrfeuer werden jedoch die Bürger in Hamburg alarmiert und können so weitere Truppen heranführen. Das 2. Bataillon der Hamburger sammelt sich am Hamburger Berg und geht vorn dort zum Grasbrook. Gegen 10 Uhr treffen Verstärkungen von der Veddel in Form 2 Kompanien der Mecklenburger Grenadiere bei der Wilhelmsburger Mühle auf die Franzosen. Auch die 3. und ein Teil der 1. Kompanie des 1. Hamburger Bataillons kämpfen hier und gemeinsam können die Franzosen zurückgeworfen werden. Bei diesen Kämpfen stehen sich die gegnerischen Truppen nur von einem Wassergraben getrennt unmittelbar gegenüber. Die Alliierten stehen dabei in Zügen zu 14 Rotten hintereinander. Vorn sind die Hamburger Scharfschützen postiert, dahinter die Männer vom 1. Bataillon und schließlich die Mecklenburger, sowie eine Kompanie des Bataillon Bremen-Verden und eine Kompanie Lauenburger. Es entbrennt ein heftiges Feuergefecht und schließlich weichen die Franzosen zurück, wobei sie die Mühle und das Haus des Müllers in Brand setzten, um ihren Rückzug zu decken. Der Wiederstand der Alliierten ist nur ein Grund für den misslingenden Durchbruchversuchs der Franzosen. Sie scheitern auch, weil sie sich nur auf den schmalen Deichwegen der Insel bewegen können, durch die Dunkelheit der Nacht und ihre eingeschränkten Ortskenntnisse. Gedeckt durch ihre Geschütze in Harburg besteigen die Franzosen gegen Mittag wieder ihre Boote und ziehen sich nach Harburg zurück.

Wilhelmsburg 01

Die alte Wilhelmsburger Kirche.

Auf dem Ochsenwerder, das zur gleichen Zeit von 1.500 Franzosen angegriffen wird, kommen dem hier postiertem 2. Hamburger Bataillon das Lübecker Bataillon und einige Lauenburger mit einem Angriff in die rechte Flanke der Franzosen zu Hilfe. Nach einem zweistündigen Gefecht, das sich bis nach Fünfhausen ausweitet, ziehen sich auch hier die Franzosen zurück. Bei diesen Kämpfen reiten auch 12 Kavalleristen der 7. Eskadron unter dem Kommando von Premier-Lieutenant Holleben eine Attacke auf rund 80 französische Infanteristen und können so eine Abteilung Lauenburger befreien, die kurz zuvor in Gefangenschaft geraten waren. Am Abend stand das 2. Hansatische Bataillon am Deich bei Fünfhäuser, während rund 50 Mann und einige Mann Reserve auf Vorposten in Moorwerder nach dem Bunthause geschickt wurden.

Der Verlust des 1. Bataillons besteht aus 35 Toten und 68 Verwundeten, darunter 5 Offiziere. Das 2. und 3. Bataillon verlieren 150 Mann, worunter sich 7 Offiziere befinden.

10.05.1813: Tettenborn lässt die Wilhelmburg räumen, da angeblich 7.000 Franzosen in Billwerder stehen. Er fürchtet seine Truppen könnten von Hamburg abgeschnitten werden und so lässt er eine neue Verteidigungslinie auf der Veddel, die nur durch zwei Deiche mit der Wilhelmsburg verbunden ist, errichten. Die Schanze, die hier aufgeschüttet werden soll, kann aber nicht vollständig errichtet werden und am 12. Mai fehlt noch die komplette linke Seite. Hier werden das 1. und später auch das 2. Hamburger Bataillon postiert, Die Besatzung der Veddel wird außerdem durch die Hamburger Bürgergarde verstärkt.

11.05.1813 Die Franzosen können nun ohne Wiederstand auf die Wilhelmsburg übersetzten und dort 2.000 Mann konzentrieren.

12.05.1813: Gefecht auf der Veddel – Nun gehen die alliierten Truppen zum Gegenangriff vor. Von der Veddel aus greifen 1.100 Mann, zu denen das 1. Hanseatische Bataillon, 200 dänische Jäger, 200 Mecklenburger und 150 Freiwillige der Bürgergarde zählen, unter dem Kommando von Oberleutnant Beaulieu die Franzosen in Wilhelmsburg an. Man will sie im Westen der Insel attackieren und gleichzeitig von Georgswerder in die Flanken fallen und ihnen so den Rückzug abschneiden. Der Angriff ist zunächst erfolgreich, doch dann erscheint General Vandamme mit 4 Bataillonen, die sofort das Feuer eröffnen und die Angreifer auf die Veddel zurückwerfen. Der Rückzug wird schließlich zur Flucht, bei der viele getötet und gefangen genommen werden, da man versäumt hatte für diesen Fall ausreichend Boote bereitzustellen. Ein Geschütz, das zur Verteidigung auf der Veddel aufgestellt war, kann außerdem nicht benutzt werden, da sich die eigenen Leute im Schussfeld befinden. Das 1. Hanseatische Bataillon hat 20 Offiziere und 265 Unteroffiziere und Mannschaften an Verlusten. Das 2. Bataillon, allein 300 werden gefangengenommen, wird fast völlig aufgerieben und nur einige wenige können sich über die Elbe nach Hamburg retten. Die Hamburger Bürgergarde vermisst nach dem Gefecht 200 Mann. Die Verluste der Dänen und Mecklenburger sind nur gering. Insgesamt sind wohl rund 1.000 Männer verwundet, getötet oder in Gefangenschaft geraten.

HL 38

Dieses Bild vom Gefecht auf der Wilhelmsburg zeigt die Hamburger Bürgergarde (blau), die Hanseatische Legion (grün mit Mütze), Lüneburger Jäger (grün mit Tschako) und Mecklenburger (grauer Mantel). Auch die brennende Wilhelmsburger Mühle ist zu erkennen.

Am gleichen Tag kann das 3. Hanseatische Bataillon den Franzosen am Zollenspieker drei Flussboote abnehmen und einen Soldaten gefangen nehmen. Die hanseatische Artillerie beschießt außerdem das Gasthaus in Hoopte in dem Augenblick, als dort französische Offiziere speisen und setzt das Gebäude in Brand.

Die 3. Schwadron Kavallerie steht in dieser Zeit am Zollenspieker, die 5. und 6. In Bergedorf, die 1. und 8. in Hamm sowie die 4. und 7. Schwadron in Horn.

13.05.1813: Am frühen Morgen setzen 220 Franzosen unterhalb des Zollenspiekers über die Elbe und landen dort auf einem benachbarten Werder. Sofort gehen die Lübecker Jäger, die 2. und 3. Kompanie der Infanterie sowie eine Abteilung von 200 Mann vom Lauenburger Bataillon über eine improvisierte Schiffbrücke auf den vom Feind besetzten Werder. Unter der Führung von Capitain Winterfeld und Mack kann der Feind zurückgeworfen werden. Da die Franzosen zu diesem Zeitpunkt ihre Boote zum Transport für weitere Verstärkungen zurückgeschickt hatten, kann kaum jemand von ihnen entkommen. Von den 220 Franzosen werden 40 verwundet oder getötet und 165 Mann gefangengenommen. Die Hanseaten und Lauenburger zählen rund 6 Tote und 15 Verwundete.

Die Karte zeigt die Fähre von Hoopte zum Zollenspieker,

Die beiden dezimierten Hamburger Bataillone werden auf den Grasbrook zurückgenommen und dort zum 1. Bataillon zusammengefasst. Hier verbleiben die Männer bis zum 29.05.1813, obwohl sie während dieser Zeit oftmals von französischen Geschützen am jenseitigen Ufer beschossen werden.

Die Kavallerie der Hanseaten wird an der Landstraße von Hamburg nach Bergedorf verteilt. Die 1. und 8. Eskadron steht in St. Georg, später in Hamm, die 4. und 7. Eskadron in Horn, die 2. und 3. beim Zollenspieker und die 5. und 6. Eskadron in Bergedorf.

19.05.1813: Die Dänen verlassen ihre Position in Hamburg, wechseln die Seiten und treten zu den Franzosen über. Es beginnt die Beschießung der Stadt Hamburg von der Veddel aus, wohin General Vandamme von Harburg über Wilhelmsburg 6 Kanonen hat bringen lassen. Durch die aufgeweichten Wege hatte der Transport der Belagerungsgeschütze von Harburg einige Tage gedauert.

Vom Lübecker Bataillon gehen zur Beobachtung 40 Mann Kavallerie und 20 Mann Infanterie über die Elbe. Dort legen sie feindlicher Kavallerie (Polnische Lanciers) einen Hinterhalt und können diese vertreiben (Datum nicht genau zu bestimmen).

20.05.1813: Das Bataillon der Lübecker Hanseaten wird am Zollspieker durch eine Mecklenburger Einheit abgelöst. Die Hanseaten gehen nach Kirchwerder zurück.

21.05.1813: Schwedische Truppen postieren sich auf dem Hamburger Berg, zwischen den Dänen in Altona und den Alliierten in Hamburg. Das Hamburger Bataillon steht in Rothenburgsort.

22.05.1813: Die Franzosen können mit 17 kleinen Booten und 170 Mann in den Hamburger Hafen eindringen, dort das Hamburger Admiralitätsschiff kapern und die Besatzung gefangen nehmen. Dieses mit 8 Kanonen bewaffnete Schiff ist mit 30 Hanseaten bemannt. Bei ihrer Flucht mit dem Schiff stromabwärts geraten sie unter Beschuss durch die Schweden und laufen auf eine Sandbank. Die Franzosen fliehen, 11 von ihnen können jedoch gefangen und die Hanseaten befreit werden.

HL 08

Das Hamburger Admiralitätsschiff Ende des 18. Jahrhunderts.

25.05.1813: Das Lübecker Bataillon geht erneut zum Zollenspieker und besetzt die Vorposten an lang der Elbe.

29.05.1813: Die Franzosen erobern den Ochsenwerder und können oberhalb von Hamburg am rechten Ufer der Elbe Fuß fassen.

30.05.1813: Um 6 Uhr morgens gehen das Lübecker Bataillon mit den Artilleristen der Bürgergarde, die vorher noch ihre Geschütze vernagelt hat, vom Zollenspieker nach Curslack.

Major von Pfuel gibt den Befehl, dass die Hanseatischen Truppen um 12 Uhr die Stadt Hamburg räumen sollten. Die Truppe marschiert über Billwerder und Bergedorf nach Artlenburg aus der Stadt. Einige Männer werden dort an der Elbe postiert, um zu verhindern, dass die Franzosen vom anderen Ufer übersetzen können.

Schon um 11 Uhr rücken dänische Truppe von Altona in Hamburg ein, verfolgen die abziehenden Russen durch das Steintor und nehmen 4 hanseatische Reiter gefangen.

An der Nettlenburger Schleuse werden die Franzosen, welche die Verfolgung der Fliehenden aufgenommen hatten, von Oberst-Lt. Borke und 50 Preußischen Soldaten aufgehalten. Die Franzosen sollen 400 Mann an Toten und Verwundeten in diesem Gefecht haben.

31.05.1813: Um 1 Uhr in der Nacht verbrennen die Lübecker Hanseaten die blaue Brücke bei Curslack und marschieren nach Escheburg und Gessthacht ab, wo schließlich gegen Mittag alle Truppen der Alliierten zusammentreffen. Hier lagert das Lübecker Bataillon an der Poststraße und schlägt sein Hauptquartier im „Ziegenkrug“ auf. Das Hamburger Bataillon hat sein Quartier in der Stadt Lauenburg bezogen. Die Depots der Hanseaten waren zwischenzeitlich unter dem Kommando des Grafen von Hahn über Schönberg nach Ratzeburg gegangen. Die 4. und 7. Eskadron der Hanseaten hat mit einem Teil der Infanterie die Vorposten bei Geesthacht besetzt.

Hamburg wird wieder vollständig von den Franzosen besetzt.

JUNI 1813

01.06.1813: Schon um 3 Uhr früh marschiert das Hamburger Bataillon von Lauenburg über Horst nach Greese, dass um 23 Uhr am Abend erreicht wird. Die Hanseatische Artillerie trifft in Lauenburg ein.

02.06.1813: Die Jäger-Abteilung der Lübecker Bürgergarde erreicht das Lager bei Geesthacht und wird der Jäger-Kompanie der Hanseatischen Legion zugeteilt.

03.06.1813: Lübeck wird wieder durch die Franzosen besetzt. Das Hamburger Bataillon marschiert von Greese nach Wittenburg.

05.06.1813: Das Hamburger Bataillon geht in die Gegend um Griwitz, wo es bis zum 12. Juni bleibt.

09.06.1813: Die restlichen Hanseaten verlassen Geesthacht. Die Hanseatischen Jäger bilden die Nachhut und kampieren am Abend bei Lauenburg. Die Hanseaten werden zwar von den Franzosen verfolgt, können diese aber durch einen Teil der Infanterie und die 4. und 7. Schwadron, der ihre Position in Horn verlassen hat und ebenfalls nach Lauenburg marschierte, aufhalten.

Nun verstärkt sich der Druck durch dänische Truppe auf das Gebiet um Lauenburg und die Legion musste sich auf Mecklenburgisches Gebiet zurückfallen lassen. Der Versorgungstrain und das Depot wurden aus diesem Grund über Mölln und Wittenburg nach Bützow verlegt.

DER WAFFENSTILLSTAND IM SOMMER 1813

10.06.1813: Die Hanseaten gehen über die Stecknitz nach Horst zurück. Das Lübecker Bataillon marschiert in Richtung Hagenow ab.

An diesem Tag wird der am 2. Juni vereinbarte Waffenstillstand (er soll erst am 17. August ablaufen) unter den Kriegsparteien verkündet. Da die Versorgung der Hanseatischen Legion äußerst schwierig ist, beschließen die hanseatischen Offiziere Kontakt zu England aufzunehmen und von dort die notwendigen Gelder zu beschaffen. Unterdessen wurde das Streifkorps Tettenborn in eine andere Region verlegt, die russischen Offiziere verlassen also die Hanseaten und die Legion wird dem Korps Wallmoden unterstellt. Die Hanseatische Legion, nun ohne Kommandeur, wird allerdings nicht als geschlossene Brigade integriert, sondern man verteilte die einzelnen Truppengattungen auf das Korps und diese operieren anschließend getrennt voneinander. Diese Aufteilung, die schlechte Versorgung, ein Sold kann auch nicht gezahlt werden, führt nun zu den ersten Desertationen.

11.06.1813: Das Lübecker Bataillon nimmt in Neustadt Quartier.

12.06.813: Das Lübecker Bataillon erreicht um die Mittagszeit Parchim. Die Hamburger gehen nach Goldberg, wo sie Quartier beziehen. Während des Waffenstillstandes wird die Hanseatische Kavallerie in den Dörfern zwischen Kriwitz und Goldberg, die Infanterie und Artillerie in Parchim und Umgebung stationiert. In Borkow richtet man außerdem ein Lazarett ein. Noch immer ist Geld und Versorgung knapp. An Ausrüstung kann lediglich Leder zum Besohlen der Schuhe und Stiefel ausgegeben werden.

27.06.1813: Nach rund 2 Wochen Aufenthalt marschieren die Hamburger von Golberg nach Güstrow

JULI 1813

01.07.1813: Die Kavallerie wird zur Inspektion in Herzberg zusammengezogen.

02.07.1813: General Dörenberg inspiziert das Kavallerie-Regiment und gibt den Befehl von General Wallmoden bekannt, dass die Einheit ab sofort einen neuen Kommandeur, den Oberst-Lieutenant Nostiz statt des Grafen von Westfalen erhält. Die Schwadronsführer widersetzten sich allerdings diesem Befehl und intervenieren zunächst bei Wallmoden und schließlich sogar beim schwedischen Kronprinzen, dem Oberbefehlshaber der Nordarmee. Die Sachlage bleibt zunächst ungeklärt, da der Kronprinz Rücksprache mit Wallmoden halten will. In Folge dessen, bleibt der Graf von Westfalen zunächst Kommandeur der Kavallerie.

06.07.1813: Die Kavallerie wird nach Teterow und Malchin, das 1. Infanterie Bataillon nach Lübs und die Artillerie nach Ivenac verlegt.

17.07.1813: Da eine Inspektion ansteht, marschieren die Hamburger in die Gegend von Goldberg.

18.07.1813: Das 3. Infanterie Bataillon erhält die Bezeichnung Nr. 2, da das 1. und 2. Bataillon wegen hoher Verluste zusammengelegt werden müssen. Die Kavallerie marschiert Malchin nach Goldberg und das 2. Infanterie – Bataillon geht von Parchim nach Woserin.

20.07.1813: Im Dorf Kirchkogel bei Goldberg wird die Legion durch die Generäle Wallmoden, Tettenborn, Dörnberg und Estorf inspiziert. Hier erhält zunächst Major von Herbert das Kommando des 1. Infanterie Bataillons, dieser wird aber ins russisch-preußische Hauptquartier abberufen und übergibt seinen Posten an den Hauptmann von Briesen, welcher aber schon bald durch Hauptmann von Gloeden ersetzt wird.

21.07.1813: Die Hanseatische Legion, die in englischen Sold genommen werden soll, wird durch den englischen General Lord Charles Stewart in Begleitung des Grafen von Kielmannsegge inspiziert.

Die Kavallerie wird in die Gegend zwischen Plauer- und Müritz See verlegt, die Artillerie postiert man in Stuhr und nur die Infanterie behält ihr Quartier bei Parchim und Lübs.

29.07.1813: Die Kavallerie wird über Grobow nach Lübs und die umliegende Gegend verlegt. Das Lazarett wurde schon vorher von Malchin nach Güstrow gebracht. Das 2. Infanterie Bataillon marschiert nach Dambeck. Das 1. Infanterie Bataillon wird nach Lübtheen bei Neuhaus verlegt.

Da aufgrund der ständigen Ortswechsel viele Pferde der Kavallerie zu Grunde gehen, muss man nun die Schwadronen neu organisieren. Die 1. und die 2. Schwadron werden zusammengelegt und die bisher sehr starke 3. Schwadron geteilt. Je vier Eskadrons bilden jetzt ein Bataillon, wobei jede Eskadron aus 5 Offizieren, 2 Wachtmeister, 12 Korporale, 4 Trompeter und 102 Reiter sowie 1 Chirurgen, 1 Tierarzt, 1 Hufschmied, 1 Sattler und 1 Büchsenmacher  bestehen soll. Die 1. Eskadron kommandiert jetzt der Rittmeister Leppien, die 2. Rittmeister von Hobe und die 3. Rittmeister Hanfft.

30.07.1813: Das 2. Infanterie Bataillon erhält einen Gegenbefehl und marschiert wieder nach Parchim zurück. Auf seinem Weg nach Lübtheen nimmt das 1. Bataillon in Ludwigslust Quartier.

31.07.1813: Da das Dorf Lübtheen schon von russischen Truppen belegt ist, marschiert das 1. Bataillon nach Trebs.

AUGUST 1813

01.08.1813: Nach einigen hin und her, wobei sich erneut die Offiziere der Kavallerie als widerspenstig zeigen, wird von allen Seiten eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet und die Hanseaten stehen nun offiziell in englischen Diensten. Die englische Regierung verpflichtet sich für den Unterhalt der Legion aufzukommen. Erst ab diesem Zeitpunkt wird die Bezeichnung „Hanseatische Legion“ verwendet.

02.08.1813: Die Kavallerie erhält mit Major von Arnim einen neuen Kommandeur. An die Truppe wird pro Mann folgende Ausrüstung ausgegeben: 1 Mantel, 1 Leinwandhose, 1 Paar Schuhe, 1 Paar Gamaschen, 4 Bürsten, 2 Kämme, 1 Schraubenzieher mit Krätzer, 1 Räumnadel mit Pfannenbürste sowie neue englische Gewehre für das 2. Füsilier Bataillon und englische Füsilier-Tschakos als Kopfbedeckung. Die Lübecker Offiziere und Jäger verwenden weiterhin die russische Feldmütze. Die Offiziere tragen außerdem russische Feldzeichen. An die Kavallerie wird statt den ursprünglich spanischen, jetzt englische Säbel mit der deutschen Inschrift „Deutschland oder Tod“ ausgegeben. Die englischen Listen führen insgesamt 3.485 Mann, davon 2.662 Hamburger und 823 Lübecker.

09.08.1813: Der englische Regierungs-Kommissar und jetziger Zahlmeister der Legion, der Oberst Sir Hudson-Lowe inspiziert das 2. Infanterie-Bataillon.

12.08.1813: Da auf Befehl des preußischen Königs alle ehemaligen Soldaten seiner Armee zu dieser zurückkehren müssen, verlassen rund 200 Mann die Reihen der Hanseaten, auch die kommandierenden Offiziere müssen ersetzt werden. Major von Mack erhält das Kommando des 2. Infanterie Bataillons. Das 1. Infanterie Bataillon, bisher von Hauptmann Gloeden kommandiert, erhält mit dem Major Delius einen neuen Befehlshaber.

Die Artillerie erhält statt der aus Hamburg mitgeführten kleinen Geschütze, jetzt 8 englische 6-Pfünder Feldgeschütze und 4 5 1/2 Zoll Haubitzen.

HL 62


Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Hanseatische Legion – Teil 3

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DER HERBSTFELDZUG VON 1813

17.08.1813: Der Waffenstillstand endet und die Legion setzt sich nach Grabow in Bewegung. Das 1. Bataillon marschiert über Toddin nach Hagenow. Die Kavallerie rückt über Ludwigslust und Hegenow bis Toddin. Das 2. Infanterie Bataillon und ein Kavallerie-Kommando von 50 Mann unter Befehl von Lieutenant Dorfmeier sowie Cornet Meyer und Heinsen erhält den Befehl über Ludwigslust nach Dömitz zu marschieren. Vor Ort werden Posten an der Elbfähre, Klein Schmöhlen, Broda und Wendisch-Wehningen aufgestellt. In der Nacht wird ein Soldat der 1. Kompanie auf seinem Posten bei Klein Schmöhlen erschossen.

18.08.1813: Die 50 Mann Kavallerie und einige Infanteristen vom 2. Bataillon gehen bei Dömitz über die Elbe und zerstören dort die Verschanzungen der Franzosen.

21.08.1813: Die Franzosen besetzten den Fähranleger gegenüber von Dömitz. Das Hamburger Bataillon geht über Sudenhof nach Kraak.

22.08.1813: Die Alliierten und Franzosen beschießen sich bei Dömitz über die Elbe hinweg gegenseitig. Das Hamburger Bataillon marschiert nach Lublow.

23.08.1813: Die Dömitzer Festung wird von den Alliierten geräumt, die Posten an der Elbe eingezogen und das Artillerie-Depot, das 2. Hanseatische Bataillon sowie die 50 Reiter nach Grabow verlegt.

24.08.1813: In der Nacht marschiert das 2. Bataillon zurück nach Dömitz.

Damnatz 09

Gedenktafel in Damnatz

25.08.1813: Gefecht bei Damnatz – Die Jäger vom 2. Bataillon, die Kielmannsegger Jäger und eine Kompanie Jäger der Russisch-Deutschen Legion gehen erneut über die Elbe und greifen die verschanzten Franzosen in Damnatz und Dannenberg an (s. Bericht „Gefecht bei Damnatz“).

Die Kavallerie erreicht Toddin und dort bleibt das Regiment stehen, da die Franzosen bereits an der Stecknitz stehen und Patrouillen erst die genaue Position des Feindes erkunden müssen. Die 1. und die 7. Schwadron werden zur Feindbeobachtung nach Pritzier geschickt. Die Franzosen rücken schließlich in Richtung Schwerin vor und die Hanseaten ziehen sich zwischen Hagenow und Kraak zurück.

Da die Franzosen die Städte Schwerin und Wismar erobert haben, soll das 1. Infanterie Bataillon nach Stralsund zurückgehen. Zunächst marschieren sie nach Parchim. Die Kavallerie marschiert nach Criwitz.

26.08.1813: Das 1. hanseatische Infanterie Bataillon marschiert nach Goldberg.

Eine Aufklärungspatrouille von 30 Reitern unter dem Kommando von Rittmeister Pfeil entdeckt auf einer Anhöhe bei Moltow einen französischen Posten, der aus 50 bis 60 Jägern und 12 Husaren besteht. Kurzentschlossen greifen die Hanseatischen Reiter den Posten an und vertreiben den Feind. Auf der Anhöhe angekommen, entdecken die Reiter ein feindliches Korps von 5.000 bis 6.000 Mann sowie Artillerie, welches hier sein Lager aufgeschlagen hat. Die Franzosen greifen nun die auf dem Hügel stehenden Hanseaten von allen Seiten an und diese ziehen sich unter starken Feindbeschuss zurück. Rittmeister Pfeil erhält einen Streifschuss am Kopf und eine Kugel in den Fuß, die dort seine Knochen zerschmettert. Auch sein Pferd stürzt, von 7 Kugeln getroffen tot zu Boden und begräbt den verletzten Offizier unter sich. Nur dank dem heldenhaften Einsatz einiger seiner Männer kann Rittmeister Pfeil gerettet werden.

Aufgrund dieses Vorfalles ziehen sich die Franzosen aus Schwerin zurück. Die Kavallerie wird über Brühl nach Warin dirigiert, um so den Feind in Wismar attackieren zu können. In Warin erhält die Kavallerie einige neue Mäntel und Säbel aus dem englischen Magazin in Stralsund.

Bremer Infanterist in der neuen Uniform von 1814.

27.08.1813: Das 1. hanseatische Infanterie Bataillon marschiert nach Klaber.

28.08.1813: Das 1. hanseatische Infanterie Bataillon marschiert nach Jördensdorf.

29.08.1813: Das 1. hanseatische Infanterie Bataillon marschiert nach Tribsees und bleibt dort bis zum 1. September.

SEPTEMBER 1813

01.09.1813: Gefecht bei Hohen Viecheln – Zwischen Warin und Hohen Viecheln hat französische Infanterie der Division Loison einen Hügel bei einem Tannenwald besetzt, um so der restlichen Division Deckung bei ihrem Rückzug nach Lübeck zu geben. Durch mehrfache Angriffe der hanseatischen Kavallerie werden die 3 Bataillone Infanterie und einige Geschütze nach Hohen Viecheln zurückgedrängt, wo sich diese jedoch in einer Weiden-Alle, gedeckt durch die Straßengräben an beiden Seiten, in Schlachtaufstellung begeben. Kommandeur Major von Armin befiehlt der 6. Schwadron der Hanseaten den Feind in der linken Flanke anzugreifen, während das restliche Regiment (zu diesem Zeitpunkt nur 6 Schwadronen stark, da 2 Schwadronen detachiert sind) die Front attackiert. Der Flankenangriff ist zwar erfolgreich, im Zentrum können die Reiter jedoch den Graben nicht überwinden und werden außerdem von einem starken Peleton-Feuer empfangen. Bei diesem Angriff werden der Standartenträger, Unteroffizier Pleß, sowie einige weitere Reiter getötet. Die Standarte kann jedoch in einer fast selbstmörderischen Aktion der Brüder Haltermann gerettet werden. Dabei wird das Pferd des älteren Bruders durch 40 Kugel getötet und die Kleidung des Reiters mehrfach durchlöchert. Durch wiederholte Angriffe gelingt es endlich, die Franzosen durch das Dorf hindurch in die Flucht zu treiben. Der Feind wird jedoch nicht weiter verfolgt, da die Pferde erschöpft sind und das Gelände für einen weiteren Angriff nicht geeignet ist.

HL 71

Backsteinkirche in Hohen Viecheln

02.09.1813: Die zurückweichende französische Infanterie wird bis Rehna verfolgt. Zwischen Rehna und Schönberg greifen die hanseatischen Reiter erneut an. Die französische Infanterie bildet Karrees, kann aber nicht verhindern, dass eines davon gesprengt wird und die übrigen erhebliche Verluste erleiden. 90 Franzosen liegen schließlich tot auf dem Schlachtfeld und 1 Offizier und 60 Mann werden gefangen genommen.

Die Franzosen räumen das von ihnen besetzte Schwerin.

Das 1. hanseatische Infanterie Bataillon marschiert nach Kröpelin.

03.09.1813: Das 1. hanseatische Infanterie Bataillon marschiert nach Goldebee, wo es in der Nacht mit 2 mecklenburgischen Bataillonen biwakiert.

04.09.1813: Das 1. Bataillon der Hanseaten rückt in das von den Franzosen verlassene Wismar und geht bei Grevismühlen ins Biwak.

05.09.1813: Gefecht bei Schönberg – Das hanseatische Kavallerie-Regiment (mittlerweile wieder 7 Schwadronen stark, nur die 4. Schwadron war abkommandiert) erreicht vor Schönberg eine Anhöhe, von der aus sie gesamte Division Loison entdecken. Zum großen Erstaunen der Reiter befiehlt Major von Armin den Angriff auf den zahlenmäßig weit überlegenden Feind. Die Franzosen sind außerdem durch einen kleinen Fluss gedeckt, über den lediglich eine kleine Brücke am Stadttor führt. Aus diesem Grund lässt Kommandeur Armin die mit Karabinern und Pistolen bewaffneten Reiter absitzen und auf die Brücke vorgehen. Unterdessen werden zwei Schwadronen auf die rechte und linke Flanke geschickt, um einen anderen Übergang zu suchen. Der 3. Schwadron gelingt es schließlich bei der Lockwischer Mühle den Fluss zu überqueren, das von Franzosen besetzte Selmsdorf zu erobern und die Fliehenden bis Schönberg zu verfolgen. Hier hatten unterdessen die abgesessenen Hanseaten die Brücke in Brand gesetzt und so verhindert, dass der an Zahl überlegende Feind einen Gegenangriff durchführen konnte. Erst gegen Nachmittag drang das hanseatische Regiment vollständig in Schönberg ein. Zu diesem Zeitpunkt war die französische Division allerdings schon nach Lübeck und Ratzeburg abmarschiert. Die 5. und 6. Schwadron, die einem Teil der französischen Division in Richtung Ratzeburg verfolgte, konnte, obwohl kaum mehr als 180 Mann stark, 400 Gefangene machen. Das restliche Regiment setzte den Franzosen bis Lübeck nach. Vor der Stadt, auf einem Sandhügel, sondiert Major von Armin die Lage für einen weiteren Angriff, als eine Kanonenkugel den Kopf des Kommandeurs zerschmettert. Zufälligerweise traf am selben Tag der Befehl von General Wallmoden ein, dass von Armin als Brigadier das Kommando über die gesamte Hanseatische Legion übernehmen soll.

Das 1. hanseatische Infanterie Bataillon marschiert nach Rehna.

06.09.1813: Die Alliierten haben bei Dömitz eine Bootsbrücke über die Elbe angelegt, welche nun ein großer Teil des Korps Wallmoden überquert. Das 2. Hanseatische Bataillon marschiert jedoch von Dömitz nach Lübthen.

Das 1. hanseatische Bataillon marschiert nach Gadebusch.

07.09.1813: Das 2. Bataillon marschiert nach Camin. Das 1. Bataillon marschiert nach Wittenburg.

10.09.1813: Nach den Gefechten mit der Hanseatischen Kavallerie postieren sich die Franzosen an lang der Stecknitz und die hanseatische Kavallerie wird über Schönberg nach Camin beordert. Das 1. Infanterie Bataillon trifft von Gadebusch kommend in Camin ein. Auch das 2. Bataillon und die 50 Reiter, die immer noch in Dömitz stehem, werden nach Camin in Marsch gesetzt und treffen dort schließlich auf die restlichen Einheiten der Legion. Hier in Camin wird die Hanseatische Legion endlich in einer Brigade vereinigt und unter das Kommando des Oberst Baron von Witzleben gestellt. Durch den Tod des Regiments-Kommandeurs Armin erhält der Graf von Westphalen erneut das Kommando über die Kavallerie.

Schon bald verlässt die Legion Camin wieder und marschiert nach Roggendorf, wobei das 2. Infanterie-Bataillon sowie die 3. und 5. Schwadron der Kavallerie zunächst Vorposten gegen Launeburg und von Boizenburg bis Büchen stellen.

14.09.1813: Das 2. Hanseatische Bataillon wird schließlich wieder von Boizenburg nach Roggendorf in Marsch gesetzt und nur die 2 Schwadronen Kavallerie verbleiben an der Front. Das 1. Bataillon marschiert über Schönwalde auf die Höhen zwischen Roggendorf und Thrurow und bezieht dort zur Beobachtung der Franzosen bei Ratzeburg ein Hüttenlager

Die reitende Artillerie der hanseatischen Legion erhält Befehl zusammen mit General Tettenborn bei Dömitz die Elbe zu überqueren. Das Korps Wallmoden will hier die französischen Division Pecheur abfangen, die auf dem Weg nach Magdeburg ist.

15.09.1813: Als das 2. Bataillon im Lager bei Roggendorf einrückt, stehen hier schon der Hauptteil der hanseatischen Kavallerie, die Fußartillerie und auch das 1. Infanterie Bataillon.

16.09.1813: Früh am Morgen geht ein Aufklärungstrupp von 200 Mann des 1. Bataillons unter der Führung des Hauptmanns von Glöden bis an die linke Flanke der Französischen Front bei Ratzeburg vor. Dort kann die Truppe den französischen Posten des 108ten Infanterie Regiments vor Schlagbrügge überraschen und nach Schlagdorf zurückdrängen. Dabei werden 8 Franzosen gefangen genommen, 10 Mann getötet und einige Kavalleriepferde erbeutet. Die Hanseaten haben nur einen Verwundeten.

Göhrde Schlacht – An der Göhrde postiert die hanseatische reitende Artillerie ihre neuen Englischen Geschütze und nimmt mit diesen an der Göhrde Schlacht teil (s. Bericht Göhrde Schlacht). Als der Angriff der Alliierten unter Wallmoden um 14 Uhr erfolgte, wurde die Hanseatische Artillerie, die nahe am Feind postiert war von feindlicher Kavallerie angegriffen. Doch unter dem Schutze der hanseatischen Geschütze unter dem Kommando von Major Spooreman, konnten Truppen der Lützower die feindliche Kavallerie vertreiben. Nun Befahl Tettenborn der hanseatischen Artillerie die feindliche Batterie gegenüber unter Beschuss zu nehmen. Die französische Artillerie musste sich daraufhin zurückziehen und die Hanseaten konnte die Stellung der Franzosen einnehmen. Spooreman und seine Artillerie hatten sich so etwas zu weit vorgewagt und eine weitere französische Einheit Kavallerie setzte zum Angriff an, könnte aber durch das Feuer der Hanseaten zersprengt werden. Eine englische Raketenbatterie postierte sich nun neben den Hanseaten und gemeinsam wurden die Franzosen unter Beschuss genommen. Im Laufe der Schlacht zeichnete sich auch der hanseatische Staabs-Arzt Dr. Redlich aus Wundarzt aus.

18.09.1813: Gefecht bei Boizenburg – Die Franzosen versuchen mit 700 Mann Infanterie (2 Bataillonen des 61. Regiments), 72 Kavalleristen (Ulanen) und 2 Kanonen von Lauenburg aus Boizenburg zu erobern. Zunächst überrennen sie die Vorpostenstellung in Vierhof. Die 5. Hanesatische Schwadron, die in der Nähe postiert ist, kann zusammen mit rund 300 Lützower Infanteristen den Feind aufhalten. Rittmeister von Dobeneck ersucht nun eilig die benachbarte 3. Schwadron bei Gresse um Hilfe. Diese will gerade nach Roggendorf abrücken, folgt aber nun dem Hilferuf der Kameraden. Mit vereinten Kräften gelingt es ihnen schließlich den Feind über die Stecknitz nach Lauenburg zurückzudrängen. Es werden 12 Franzosen und ein polnischer Ulan gefangen genommen. Die Hanseaten haben 5 Verwundete.

Am folgenden Tag werden die beiden Schwadronen durch russische Kosaken abgelöst und sie rücken ebenfalls nach Roggendorf ab, wo sich bereits die restliche Legion versammelt hat.

18.09.1813: Gefecht bei Zarrentin – In Reaktion auf den Rückschlag an der Göhrde beschließt Davout auf Zarrentin vorzugehen. Für diesen Angriff werden insgesamt 6 Bataillone Infanterie, 9 Schwadronen Kavallerie sowie 12 Geschütze abgestellt. Im Einzelnen handelte es sich um 2 französische und 4 dänische Bataillone der Regimenter Königin, Fünen und Oldenburg, 2 französische Schwadronen und 2 der dänischen Husaren, 2 der jütischen sowie 3 der fünischen Dragoner. Marschall Davout selbst übernimmt das Kommando und wird vom dänischen Kommandeur dem Prinzen Friedrich von Hessen begleitet. Die Alliierten stehen in Zarrentin mit 3 Bataillonen Infanterie und drei 6-pfündige Geschützen der Lützower unter dem Kommando von Major Petersdorff., den Kosaken Grebzows und der 6., 7. und 8. Schwadron der hanseatischen Kavallerie unter dem Befehl von Major von Stein. Als um 8 Uhr morgens der Vormarsch der Franzosen beginnt, lässt Major Peterdorf diese zunächst durch 200 Lützower aufhalten. Er will Zeit gewinnen, um seine Truppen heranführen zu können. Als sich die 200 Lützower in die Stadt Zarrentin haben zurückfallen lassen, sind auf einen Hohenrücken südlich davon dort ihre 3 Geschütze aufgefahren, flankiert von 2 Bataillonen Infanterie und such die Hanseatische Kavallerie hat sich postiert. Es entwickelt sich ein heftiges Feuergefecht. Schließlich rücken 5 dänische Schwadronen Dragoner südlich von Zarrentin vor, woraufhin die Lützower Infanterie zum Fluss Schaale zurückgehen muss. Obwohl die hanseatische Kavallerie an Zahl unterlegen ist, gibt Major von Stein seinen verdeckt aufgestellten hanseatischen Reitern den Befehl zum Angriff. Die dänischen Dragoner können geworfen und in die eigne Infanterie zurückgedrängt werden. Unterdessen können die Lützower die Schaal an der Mühle überqueren und die Brücke hinter sich abbrechen. Unter der Deckung der Hanseatischen Kavallerie kann sich die Lützower Artillerie zurückziehen. Nun kommen die 2 dänischen Husaren-Regimenter links von Zarrentin aus dem Wald geritten, werden jedoch von der 8. Hanseatischen Schwadron geworfen. Da die Franzosen in immer größerer Zahl in Zarrentin aufmarschierten zieht sich schließlich auch die Hanseatische Kavallerie über Waschow nach Wittenburg  zurück, An der Schaalmühle kommt es gegen Mittag zu einem weiteren Feuergefecht, bis sich auch hier die Lützower nach Wittenburg zurückfallen lassen. Am Nachmittag trifft noch einmal an der Wittenburger Mühle eine Streife der Franzosen auf die Hanseatische Kavallerie. Am Abend geht Davout mit seinen Truppen fallen durch Zarrenthien auf Ratzeburg zurück, wo sie am 20. September eintreffen. Die Hanseatische Kavallerie erbeutet 12 dänische Pferde, verliert einen Offizier, der gefangen genommen wird und hat einen Verwundeten.

HL 61

Oktober 1813

06.10.1813: Nach dem Gefecht bei Zarrenthin kommt es bis zum 06. Oktober zu keinen weiteren Kampfhandlungen. Die Hanseaten sind in ihren Quartieren bei Roggendorf nur mit täglichen Diensten, Lager- und Stabswachen im Hauptquartier und Vorpostendienst beschäftigt. In dieser Zeit werden in Rostock und Wismar 300 Paar Stiefel und 750 Paar Schuhe für die Legion organisiert. Außerdem erreicht die Legion eine Wagenkolonne von 56 Fahrzeugen, die mit Waffen und Uniformen aus dem englischen Magazin in Stralsund beladen sind.

Die Franzosen und Dänen haben bei Ratzeburg ein großes Feldlager eingerichtet, dass durch große Verschanzungen sowie durch natürliche Hindernisse, wie Wasser und Sümpfe geschützt war. Bei Mustin, der Spitze des Lagers, hatte man den Wald gerodet und diesen als Schanze verwendet sowie mit Palisaden und Gräben versehen.

Das hanseatische 2. Bataillon bricht mit Unterstützung von 2 Schwadronen Hanseaten nach Goldensee auf. Dort gehen die Infanterie im herrschaftlichen Park und die Kavallerie an der Straße nach Mustin in Stellung.

07.10.1813: Bei Tagesanbruch rücken das 2. Bataillon und die 2 Schwadronen aus dem nächtlichen Biwak über den Mustiner Hof auf die Straße nach Ratzeburg vor. In dem Moment, in dem die Truppe zwischen dem Gram- und dem Karrensee den Wald verlässt, werden sie von französischem Geschützfeuer empfangen. Die Hanseaten müssen sich in den Wald zurückziehen, wobei Leutnant Godefroi und einige Männer getötet und zwei Offiziere und etliche Mannschaften verwundet werden. Die Truppe marschiert nach Goldensee und wird glücklicherweise nicht vom Feind verfolgt.

HL 14

Das Gefecht bei Mustin. Interessant sind die weißen Mützen der Hanseatischen Offiziere.

09.10.1813: Das 2. Infanterie Bataillon und die 2 Schwadronen Kavallerie erreichen erneut das Lager in Roggendorf.

Die Vorposten der Hanseaten operieren in dieser Zeit gefährlich nahe an den feindlichen Linien. So machte der Staabs-Rittmeister Schulz, mit einigen Reitern von der 8. Schwadron, in der Nacht eine Patrouille in ein nahegelegenes Waldstück. Sie stießen bald auf einen dänischen Posten, welcher zwar „Wer da?“ rief, aber vergaß das Kennwort zu fordern, weil diese glaubt, dass es sich um eine dänische Patrouille handelt. Sogar ein zweiter dänischer Posten wird von Schulz und seine Männer auf ähnliche Weise passiert, bis die Hanseaten zu ihrem größten Erstaunen das feindliche Lager erreichen. Hier wird ein Überfall vermutet und Alarm geschlagen. Die Hanseaten können nur mit Mühe entkommen, wobei jedoch der Unteroffizier Krüger in Gefangenschaft gerät und ein Reiter verwundet wird.

10.10.1813: Die reitende Artillerie der Hanseaten, die nach der Göhrde-Schlacht bei Dalenburg, dann bei Boizenburg und Lüneburg einquartiert war, wird unter dem Kommando des Generals Tettenborn nach Bremen in Marsch gesetzt. Von Bleckede geht es an diesem Tag bis Bispingen.

11.10.1813: Die reitende Artillerie der Hanseaten erreicht Soltau.

12.101813: Die reitende Artillerie der Hanseaten marschiert über Visselhövede nach Verden.

13.10.1813: Belagerung von Bremen – Tettenborn, 400 Kosaken, 440 Lützower Reiter und 330 Mann Infanterie der Lützower, das Jägerbataillon von Reiche und die reitende Artillerie der Hanseaten mit 2 Kanonen und 2 Haubitzen erreichen morgens um 7 Uhr Bremen. Die Artillerie nimmt hier die französischen Vorposten unter Beschuss und treib diese nach Bremen zurück. Auf Nebenwegen erreicht Major Spooremann mit seinen Geschützen eine günstige Position nahe vor dem Oster-Tor, wo sie die dortige französische Batterie unter Beschuss nehmen und ausschalten können. Es gelingt außerdem zwei Windmühlen an den feindlichen Verschanzungen in Brand zu setzten, woraufhin die Franzosen auch diese Stellung verlassen müssen. Zwar verbot Tettenborn die Stadt mit Haubitzen zu beschießen, die Hanseaten feuern aber bis zum Abend weiterhin auf die Stadttore.

Die Belagerung von Bremen.

14.10.1813: Im Kampf um die Stadt Bremen wird auf dem Wall der französische Stadtkommandant Oberst Thullier erschossen, welcher die 1.100 Mann starke Besatzung kommandierte.

15.10.1813: Die Französische Besatzung in der Stadt Bremen kapituliert und die Hanseatische Artillerie kann 3 leichte Geschütze (metallene Müsetten) der Franzosen erbeuten.

17.10.1813: Als die Franzosen sich erneut mit Verstärkung der Stadt Bremen nähern, zieht sich die Hanseatische Artillerie mit 200 Mann Bedeckung nach Ottersberg zurück. Dort lässt Major Spooremann eine Verschanzung auf der Chaussee anlegen und wartet auf weitere Befehle von Tettenborn.

18.10.1813: Tettenborn verläßt mit seinen Truppen Bremen wieder und die Hanseatische Artillerie zieht sich nach Verden zurück, wobei sie vorher noch die Brücke bei Ottersberg in Brand setzen.

Die hanseatische Brigade marschiert von Roggendorf nach Gadebusch. Es wird nur eine Lagerwache von 2 ½ Kompanien Infanterie und 2 Schwadronen Kavallerie zurückgelassen. Im Schloss in Gadebusch wird jetzt das Lazarett der Hanseaten eingerichtet.

Neuer Chef des 1. Kavallerie Bataillons wird Major von Baumbach. Dieser schon bald sehr beliebte Offizier wird später Kommandeur der gesamten Legion.

24.10.1813: Die Hanseaten erfahren vom Sieg der Alliierten bei Leipzig und es wird eine große Truppenparade mit Gottesdienst angeordnet.

25.10.1813: Die Jägerkompanie des 2. Infanterie Bataillons übernimmt die Lagerwache in Roggendorf.

27.10.1813: Die Jägerkompanie marschiert nach Dutzow und stellt ihre Vorposten bei Kittlitz auf.

29.10.1813: Die Jägerkompanie marschiert nach Wakenstädt bei Gadebusch und nimmt dort Quartier.

01.11.1813: Die Jägerkompanie marschiert nach Bietlülbe, das 2. Bataillon bleibt in Gadebusch.

05.11.1813: Nachdem Tettenborn mit seinen Truppen tagelang in der Gegend um Achim den Franzosen ausgewichen war, zieht er erneut in Bremen ein. Nun ist die Stadt endgültig befreit und Tettenborn ruft auch hier zur Bildung von Truppen auf, die der Hanseatischen Legion beitreten sollen. Es melden sich zahlreiche Freiwillige. Herr Böse stellt auf eigene Kosten ein 80 Mann starkes Jäger-Koprs auf und übernimmt selbst das Kommando über diese Einheit.

08.11.1813: Die Jäger-Abteilung der Hamburger Bürgergarde (34 Mann) unter dem Befehl von Leutnant Meyer schließt sich der der Jägerkompanie des 2. Bataillons an und marschiert mit dieser nach Frauenmarkt. Auch 12 Kavalleristen der Hamburger Bürgergarde unter dem Kommando des Stabs-Rittmeisters Schuchart stoßen zu Legion und werden dort in die Reihen der 1. Schwadron aufgenommen.

10.11.1813: Zur Organisation des Bremer Kontingents der Hanseatischen Legion geht eine Abteilung des 2. Bataillons unter dem Kommando von Pr.-Leutnant Sattler, Leutnant Steffens vom 1. Bataillon sowie von der Kavallerie Leutnant Grawalovsky nach Bremen.

13.11.1813: Marschall Davout verlässt mit seinen Truppen das große Lager in Ratzeburg und zieht sich in Richtung Mölln zurück. Die Brücke zur Inselstadt sowie die Lagerhütten werden von den Franzosen in Brand gesetzt. Die hanseatische Brigade bricht von Gadebusch auf und nächtig vor Ratzeburg im alten Lager der Franzosen, inmitten der verbrannten Überreste. Ein Teil der Jägerkompanie und die 1. Füsilier Kompanie des 2. Bataillons unter Kommando von Hauptmann von Ruge setzten in Kähnen über den Ratzeburger See und besetzen die von den Franzosen verlassene Stadt.

14.11.1813: Gefecht bei Mölln – Noch vor Tagesanbruch marschiert die hanseatische Brigade vereint mit der Hamburger Bürgergarde über Schmilau nach Mölln. Um 9 Uhr kommt es in einem Waldstück am Tangenberg zu Feindberührung. Um die Mittagszeit sichtet man auf dem Heidberg die erste französische Schanze vor Mölln. Nach einigen vergeblichen Angriffen gelingt es den Jägern des 2. Bataillons die Brustwehr zu überwinden. Der Angriff auf die zweite Schanze, der zusätzlich vom 1. Hanseatischen Bataillon, das in Kolonne vorrückt, unterstützt wird, muss jedoch abgebrochen werden, da flankierendes Geschützfeuer einer französischen Batterie die Männer zur Umkehr zwingt. Der Angriff kostet die Hanseaten ganze 81 Tote und Verwundete. Außerdem geraten 1 Feldwebel, 3 Jäger und ein Füsilier in Gefangenschaft. In der Abenddämmerung gehen die beiden hanseatischen Infanterie-Bataillone nach Schmilau zurück. Die Artillerie und die Kavallerie, die aufgrund des Geländes nicht zum Einsatz gekommen waren, biwakieren vor dem Dorf. Den Vorpostendienst übernimmt die Hamburger Bürgergarde und auch die Farchauer Papiermühle und das Vorwerk Fredeburg werden besetzt.

19.11.1813: Das 2. Bataillon wird von Schmilau nach Kneese am Schaalsee verlegt. Das 1. Bataillon geht nach Groß Thurow.

20.11.1813: Das 2. Bataillon kehrt nach St. Georg vor Ratzeburg zurück und stellt dort seine Wachposten bei Fredeburg und Farchau auf. Auch das 1. Bataillon marschiert nach Ratzeburg.

22.11.1813: Das 2. Bataillon wird in die Stadt Ratzeburg verlegt.

HL 60

Ratzeburg aus Richtung Nordost gesehen.

30.11.1813: Die Vorposten der Hanseaten beobachten in der Nacht ein helles Feuer in der Gegend von Mölln und die Morgenpatrouille findet die Stadt von den Franzosen verlassen vor.

01.12.1813: Aufgrund des Vormarsches russischer Streitkräfte auf Hamburg, ziehen sich die Franzosen und Dänen von ihren Stellungen an der Stecknitz zurück. Daraufhin besetzt die 1. Kompanie des 1. Hanseatischen Bataillons Mölln und die Oberschleuse, das 2. Bataillon postiert sich an den Stecknitz-Übergangspunkten Donnerschleuse, Anker und Hollenbeck. Ein Kavallerie-Kommando verfolgt die Franzosen und kann bei Trittau und Hamfelde einige Gefangene machen und ein paar Pferde erbeuten. Das gleiche Kommando kann einen Boten an Marschall Davout abfangen. Die Papiere des Boten enthalten alle Truppenstärken und die Positionierung aller Einheiten und Posten.

Die Kavallerie der Hanseaten schwimmt, da die Brücke abgerissen worden war, über die Stecknitz und nimmt erneut die Verfolgung der Franzosen auf. Die Brücke kann bald repariert werden, so dass auch die Infanterie und Artillerie folgen kann.

02.12.1813: Die Kavallerie marschiert über Ruß und Casdorf in Richtung Lübeck. In Casdorf und Siebenbäumen hält sich noch eine dänische Abteilung Jäger. Rittmeister Leppien lässt deshalb die 1. Hanseatische Schwadron absitzen und den Feind aus den Dörfern vertreiben.

Das 2. Bataillon marschiert nach Grönau.

03.12.1813: Am Abend greifen das 2. Bataillon und die 3. Schwadron der Hanseaten am Grönauerbaum die Verteidigungsstellungen der Franzosen an. Es gelingt den Hanseaten im starken Schneegestöber den Langgraben unbemerkt zu überwinden und die Franzosen in ihrer Schanze an der Brücke zu überraschen. Die Franzosen können jedoch eine zweite Schanze und ein Waldstück halten. Der Hanseatischen Kavallerie gelingt es jedoch zumindest die feindliche Kavallerie zu vertreiben. Um 3 Uhr in der Nacht müssen sich die Hanseaten jedoch zurückziehen.

04.12.1813: Das 2. Bataillon marschiert von Grönau über Krummesse nach Siebenbäumen, wo es auf die Russisch-Deutsche Legion trifft. Die Hamburger Bürgergarde wird nach Bergedorf in Marsch gesetzt, wo sie sich dem Belagerungs-Korps des Generals Woronzow anschließen soll. Die 3. Schwadron der Hanseatischen Kavallerie wird an das Schwedische Korps abgegeben.

Die Kavallerie erobert das Dorf Meusling an der Trave. Alle Brücken über den Fluss sind abgebrochen und aus einer Schanze am anderen Ufer werden die Hanseaten in Meusling beschossen.

05.12.1813: Die Franzosen und Dänen verlassen Lübeck in langen Kolonnen und führen große Mengen an voll beladenen Wagen und Karren mit sich. Bei Recke schwimmen die 1. und die 2. Schwadron der Hanseaten durch das kalte Wasser und setzten dem Feind nach. Die Reiter können die französische Infanterie der Kolonne auseinandertreiben und erbeuten so viele Fahrzeuge und Pferde. Die Hanseaten haben einen Toten und 3 Verwundete zu beklagen.

Die restliche Hanseatische Kavallerie und Infanterie stand unterdessen vor Lübeck und auch der Kronprinz von Schweden und seine Truppen waren eingetroffen. Schließlich kapitulierten die restlichen Dänen und General Lallemand konnte so mit seinen Truppen um 10 Uhr abends nach Segeberg abziehen. Um 11 Uhr ziehen schließlich die Schweden und die 3. Schwadron der Hanseaten in Lübeck ein.

DER FELDZUG IN HOLSTEIN 1813

06.12.1813: Das 2. Bataillon überschreitet die Grenze nach Holstein. Die Infanterie erreicht Sülfeld und Neritz, die Kavallerie geht nach Niendorf.

07.12.1813: Schlacht bei Bornhöved – Die hanseatische Infanterie, die Fußartillerie und die Kavallerie gehen bis Latendorf vor. Die 3. Schwadron der Hanseaten kämpft heute mit den Schweden in der Schlacht bei Bornhöved gegen die Dänen. Die 3. Schwadron trifft hier in der Vorhut gegen zwei polnische Schwadronen der 17. Ulanen an, welche die Nachhut des Dänischen Korps bilden. Von den bei Bornhöved erbeuteten dänischen Geschützen erhalten die Hanseaten zwei Kanonen.

08.12.1813: Die Hanseatische Brigade marschiert von Latendorf über Neumünster und Nordtorf nach Bramer bei Jevenstedt.

09.12.1813 – Die Hanseatische Brigade geht von Bramer gegen die dänischen Truppen vor, die in Kattbek stehen, woraufhin diese sich nach Jevenstedt zurückziehen. Es kommt dabei zu kleinen Gefechten mit der Besatzung aus Rendsburg und dem Jütschen Dragoner Regiment, bei denen die Jäger-Kompanie einen Toten und zwei verwundete zu beklagen hat. Es werden ein französischer Offizier und 11 Soldaten gefangengenommen sowie 9 Wagen beladen mit Wein, Rum und Indigo erbeutet.

10.12.1813: Die Hanseatische Brigade marschiert von Alt-Kattbek bis nach Rendsburg. Die Festung ist vom Feind besetzt, der sich jedoch weigert zu kapitulieren. Die dänische Besatzung hofft auf Hilfe durch das Korps des Prinzen Friedrich und brennt die Vorwerke ab und setzt diese unter Wasser, um einen Angriff zu verhindern. Daraufhin marschiert die Brigade am Abend nach Jevenstedt zurück. Dort erhalten sie um 23 Uhr den Befehl sofort nach Haßmoor aufzubrechen. Die Kavallerie besetzt unterdessen einige Dörfer am Stadtrand von Rendsburg. Unterdessen kommt es zur Schlacht zwischen den Dänen und den Truppen Wallmodens und Dönbergs bei Sehestedt.

11.12.1813: Um 4 Uhr früh erreicht die Hanseatische Infanterie Haßmoor und wird nach kurzer Rast weiter nach Kluvensiek dirigiert. Die Jäger der Bürgergarde gehen nach Nortdorf zurück, um über Lübeck zu ihrem Korps nach Bergedorf zu marschieren.

12.12.1813: Das 2. Bataillon erreicht Bovenau. Der Ort ist durch die Schlacht bei Sehestädt vom 10. Dezember vollständig zerstört.

15.12.1813: Die Jäger-Kompanie wird inspiziert und marschiert anschließend zum Schloss nach Kluvensiek.

Die Dänen schließen einen Waffenstillstand der bis zum 29. Dezember andauern soll.

17.12.1813: Die Legion geht über die Eider und bezieht Quartier in Harzhof, Brockendorf, Ahlefeld, Wittensee und Sehstedt.

Die reitende Artillerie der Hanseaten erhält den Befehl von Bremen nach Rendsburg zu gehen.

18.12.1813: Auch der Rest des 2. Bataillons erreicht Kluvensiek. Die Jäger-Kompanie geht dafür nach Windeby.

19.12.1813: In Mühlhorst und Dürrwade treffen die Jäger und das 2. Bataillon wieder zusammen.

24.12.1813: Zum Heiligabend werden die Hanseaten in Eckernförde und den umliegenden Dörfern einquartiert und verbleiben dort bis zum 05. Januar 1814. Das Depot wird unter dem Befehl von Leutnant Dannenberg in Friedrichstadt eingerichtet. Die alten Uniformen der Hanseaten konnten aus Mangel an Tuch immer noch nicht erneuert werden, lediglich einige Schuhe und Stiefel sowie eine Anzahl Hemden und Strümpfe wurden ausgegeben. Im Hauptquartier der Nordarmee in Kiel, erhalten eine Reihe von Hanseaten die Schwert-Medaille als Auszeichnung für ihre Taten in den Gefechten bei Mölln, Recke, Hohen Viechel und Mustin.

05.01.1814: Die Hanseaten marschieren bei starkem Schneefall über Hütten und Ascheffel nach Brekendorf. Am Abend um 8 Uhr trifft die Truppe in Owschlag ein, wo sie ins Biwak geht.

06.01.1814: Von Owschlag bahnt sich die Truppe einen Weg durch tiefen Schnee bis nach Groß-Breckendorf.

07.01.1814: Von Groß-Breckendorf geht es nach Ahlefeld. Die Kavallerie und die Artillerie bleiben im Schnee stecken und müssen von der Infanterie ausgegraben werden.

08.01.1814: Bei minus 20 Grad geht es weiter nach Holzbunge. Hier verbleibt die Infanterie bis zum 11. Januar, ist aber damit beschäftigt die Wege für die Artillerie befahrbar zu machen.

12.01.184: Die Hanseaten gehen nach Windeby

15.01.1814: Die Hanseaten erfahren vom Frieden zu Kiel, der zwischen England, Schweden Dänemark unterzeichnet wurde.

DIE BELAGERUNG VON HARBURG 1814

Die Hanseatische Legion bildet nun die Arrieregarde des Korps Wallmoden, welches jetzt zur Belagerung von Harburg eingesetzt werden soll. Die Hanseaten folgen dabei der Division Lyon durch Holstein bis zur Elbe, überqueren diese und verbleiben für einige Tage auf der linke Flanke des Belagerungsringes um Harburg. Von hier aus geht es zunächst nach Bremen, wo dir Truppe endlich neu ausgerüstet wird. Nach einem kurzen Aufenthalt geht es schließlich zurück zur Belagerung von Harburg, wo die Legion jetzt auf der rechten Flanke eingesetzt wird.

17.01.1814: Die Truppe marschiert von Windeby nach Grünhorst.

18.01.1814: Die Hanseaten marschieren von Grünhorst über das Schlachtfeld von Sehestädt nach Osterade. Von hier aus geht es weiter über Bovenau nach Schierensee.

19.01.1814: Die Hanseaten marschieren weiter über Nordtorf nach Neumünster.

20.01.1814: Von Neumünster geht es über Großenaspe nach Bramstedt.

21.01.1814: Die Hanseaten marschieren von Bramstedt nach Barmstedt.

22.01.1814: Von Barmstedt geht es nach Bevern.

23.01.1814: Von Bevern marschiert man über Pinneberg nach Blankenese. Die Hanseaten gehen bei Blankenese über das Eis der Elbe, wo ein Ruhetag in Neuenfelde eingelegt wird.

25.01.1814: Das 2. Bataillon und die 2. Kavallerie Eskadron werden von Neuenfelde nach Francoop und Moorburg verlegt, wo sie die russischen Truppen des General Stroganov auf der Vorpostenlinie vor Lauenbruch und dem Schwarzen Berg ablösen. Die Artillerie wird nach Buxtehude geschickt, während der Rest der Legion Quartier in Horneburg und Harsefeld Bezieht. Die 1. Kompanie des 1. Bataillons marschiert mit 50 Mann der 5. Kompanie sowie einer Abteilung von 20 Kavallerie vom Alten Land nach Ritzebüttel, um die dort befindlichen Kriegsgefangenen bei ihrer Einschiffung zu bewachen. Diese Abteilung kehrt erst Ende Februar zurück nach Harburg.

Harburg Schanzen 03

Die Festung Harburg und die Schanzen auf dem Schwarzen Berg.

Ab dem 25. Januar geht die Hanseatische Legion vom Englischen in den Hannoverschen Sold über. Aus diesem Grund, soll die Legion in Bremen inspiziert und neu ausgerüstet werden.

26.01.1814: Für die Jäger des 2. Bataillons wird vor Lauenbruch eine Schanze gebaut und Hanseaten Schanze getauft. Später wird die Schanze unter dem Namen Moorburger Schanze bekannt.

29.01.1814: Die Hanseatischen Truppen in Moorburg werden durch die Kielmannsegger Jäger verstärkt.

30.01.1814: Das 1. Infanterie Bataillon und die 2. Schwadron der Hanseaten wird nach Bremen in Marsch gesetzt und die 1. Schwadron übernimmt den Vorpostendienst vor Harburg.

01.02.1814: Auch die Artillerie der Hanseaten wird nach Bremen verlegt.

Unterdessen bricht das Bremer Kontigent der Hanseatischen Legion von Bremen in Richtung Kölln auf. Sie marschieren über Minden, Bielefeld und Dortmund. Von Kölln geht es über Aachen, und Lüttich bis Brüssel. Da die Kampfhandlungen bereits eingestellt waren, kehrten die Bremer nach einer Woche Aufenthalt wieder in ihre Heimatstadt zurück, wo sie am 16. Juni 1814 eintreffen. Das Jäger-Korps marschierte nach Frankreich und gelangte bis Lille, kann aber nicht aktiv an den Kämpfen teilnehmen.

06.02.1814: Das 2. Bataillon geht von Moorburg über Buxtehude ebenfalls nach Harsefeld. Die 1. Hanseatische Schwadron hat ein Gefecht mit Franzosen auf Altenwerder.

07.02.1814: Das 2. Bataillon marschiert nach Frankenborstel.

08.02.1814: Das 2. Bataillon marschiert über das Kloster Zeven und Otterstedt nach Ottersberg.

09.02.1814: Das 2. Bataillon erreicht ebenfalls Bremen. Die 1. Hanseatische Schwadron hat ein Gefecht mit Franzosen an der Hohen Schaar.

10.02.1814: Die 1. Schwadron der Kavallerie folgt schließlich der restlichen Hanseatischen Legion nach Bremen.

15.02.1814: Die Hanseatische Legion ist bei Bremen komplett versammelt. Hier erhalten die Männer endlich eine neue Ausstattung. Alle Ausrüstungsstücke sind in Hannover gefertigt worden. Das Kommando über das Depot übernahm Rittmeister von Holleben. Die 4. Schwadron der Kavallerie wird in eine Kosaken-Schwadron umgewandelt, ihr Kommandeur ist Rittmeister von Braunschweig. Die 3. Schwadron wird aufgelöst und die Mannschaften auf das Depot und die übrigen Schwadronen verteilt. Die restliche Kavallerie wird jetzt als Ulanen bezeichnet.

26.02.1814: Die Hanseatische Legion wird dem englischen General Lyon unterstellet und soll erneut an der Blockade von Harburg teilnehmen.

10.02.1814: Das hanseatische Kavallerie-Regiment wird vom Herzog von Cambridge inspiziert.

14.03.1814: Die Legion beginnt ihren Marsch von Bremen nach Harburg und erreicht an diesem Tag Sotrum. Zunächst wird die 1. und 2. Schwadron sowie das 1. Infanterie Bataillon in Marsch gesetzt.

15.03.1814: Die Legion marschiert nach Scheeffel und Gersdorf.

16.03.1814: Die Legion marschiert nach Bötersheim.

17.03.1814: Das 2. Infanterie Bataillon trifft in Rönneburg ein und schickt am Abend ihre Vorposten nach Wilstorf und an den Rand der Stadt Harburg. Die hanseatische Infanterie wird auf die Dörfer Sindtorf, Mecklefeld, Marmstorf, Bullenhausen und Hittfeld verteilt, während 3 hanseatische Eskadronen und eine Kosaken-Eskadron in Iddensen, Metzendorf, Jehrden und Over postiert werden. Die Vorposten werden von Eißendorf bis Neuland eingerichtet. Die reitende Artillerie ist in Maschen und die Fußartillerie in Emmledorf einquartiert.

23.03.1814: Die 2. Schwadron trifft über Jesteburg kommend in Rönneburg ein.

25.03.1814: Die Franzosen gehen in 2 Kolonnen aus Harburg auf dem Moordamm und gegen Wilstorf vor, plündern und setzten Häuser in Brand. Die Hanseaten müssen aus ihren Vorposten weichen. Die hanseatische Infanterie und Kavallerie in Rönneburg kann den Feind jedoch zurückdrängen.

26.03.1814: Das 2. Infanterie Bataillon wird vom 1. Bataillon in Rönneburg abgelöst. Das 2. Bataillon wird zur Deckung des Hauptmagazins in Hittfeld abgestellt.

29.03.1814: Das 2. Bataillon wird nach Sinstorf verlegt, denn die Franzosen haben einen Ausfall in die Dörfer Eißendorf. Appelbüttel, Marmstorf und Wilstorf sowie einige Häuser am Seevedamm unternommen, diese ausgeplündert und schließlich in Brand gesetzt. Das 1. Bataillon sammelt sich bei Emmelndorf, während die reitende Artillerie bei Hittfeld postiert war. Die Franzosen können jedoch ungehindert nach Harburg zurückfallen.

30.03.1814: Die Franzosen brechen mit 3 starken Kolonnen, ungefähr 3.000 Mann, erneut aus Harburg hervor und werfen die Vorposten in Sinstorf, Rönneburg, Bullenhausen und Over zurück. Aus Sinstorf ziehen sich die Franzosen jedoch wieder zurück, da General Lyon mit einiger Infanterie und Kavallerie in Tötensen aufmarschiert und so die Flanke der Franzosen bedroht. Das 2. Hanseatische Bataillon erhält den Befehl nach Fleestedt abzurücken. Um 9 Uhr kommen die Franzosen mit ihren Kolonnen bis nach Glüsingen, das von ihnen schon vorher stark besetzt worden war.

31.03.1814: GEFECHT AM KATTENBERG – Der Angriff der Franzosen richtet sich nun auf Hittfeld, wo sich das Hauptmagazin der Hanseatischen Legion befindet. Am frühen Morgen rückten die Franzosen, rund 6.000 Mann stark, von Harburg über Rönneburg und Meckelfeld in Richtung Hittfeld. Am Kattenberg vor Fleestedt geht unterdessen das 2. Bataillon, das im Dorf übernachtet hatte und die 4., 5. und 6. Schwadron der Hanseaten in Stellung. Als die Französischen Kolonnen auftauchen, eröffnen die hanseatischen Plänkler und Jäger das Feuer aus einem neben der Straße liegendem Tannengehölz. Schließlich greift die hanseatische Kavallerie unter dem Kommando von Oberst Stein an und zwingt zunächst die Französischen Jäger zur Umkehr nach Meckelfeld. Auch die Hanseatischen Jäger greifen an und vermischen sich derart mit dem Feind, dass nur mehrere Hornsignale sie mit größter Mühe zurück bringen können. Die Kavallerie will nachsetzten, erhält aber von General Lyon den Befehl die Verfolgung einzustellen. Die Franzosen haben etliche Tote und Verwundete. Im Schnee auf dem Schlachtfeld werden auch 2 tote Offiziere gefunden. Am Abend feiert das 2. Bataillon in Meckelfeld den Jahrestag seines Auszuges aus Lübeck und den Einzug der Alliierten in Paris.

Fleestedt 12

Auf der Karte links/oben ist der Kattenberg (Katzenberg) eingezeichnet.

01.04.1814: Die Franzosen greifen das 1. Bataillon an, das zunächst nach Over und schließlich über die Seeve nach Wuhlenburg zurückgehen muss. Daraufhin wird das 2. Bataillon in Meckelfeld durch russische Infanterie abgelöst und zur Unterstützung des 1. Bataillons an die Seeve dirigiert. Zwischenzeitlich sind die Franzosen mit ihrer Beute nach Harburg zurückgekehrt und das 1. Bataillon ist ihnen bis Bullenhausen und Moor gefolgt.

02.04.1814: Das 2. Bataillon marschiert nach Horst.

03.04.1814: Das 2. Bataillon marschiert nach Eckel und in die umliegenden Dörfer. Hier wird bis zum 07. März exerziert.

04.04.1814: Statt den Hanseaten ziehen nun russische Truppen unter dem Kommando des General Tolstoi in die Vorposten-Stellungen vor Harburg.

08.04.1814: Auf einem Höhenzug am Rande der Marsch wird die Hanseatische Brigade auf einem Sandhügel versammelt. An diesem Tag ist ein Großangriff auf Harburg geplant. Es erfolgt jedoch nur ein Artilleriebeschuss der Stadt, an dem auch die Hanseatische reutende Batterie beteiligt ist. Am Abend kehren die Einheiten in ihre Quartiere zurück.

10.04.1814: Das 2. Bataillon marschiert nach Emsen.

15.04.1814: Das 2. Bataillon marschiert nach Eversdorf.

16.04.1814: Das 2. Bataillon marschiert nach Rothenburg.

17.04.1814: Das 2. Bataillon marschiert nach Ottersberg.

18.04.1814: Das 2. Bataillon marschiert nach Bremen.

19.04.1814: Die Hanseatischen Truppen werden durch General-Kommissar Oberst-Lt. Halket in Bremen inspiziert und erhalten nun die restlichen Uniformen.

22.04.1814: Oberst von Witzleben gibt den Bestand der Lübecker mit insgesamt 796 Mann an. Nach dem Rapport werden aber 889 Mann festgestellt.

MAI 1814

13.05.1814: Die Legion marschiert nach Bramstädt. Die Artillerie verbleibt in der Nähe von Bremen.

14.05.1814: Die Legion marschiert nach Schiffdorf.

15.05.1814: Die Legion hat einen Ruhetag und am Abend gibt es einen Ball.

16.05.1814: Das 2. Bataillon marschiert über Bremerlehe und Midlum.

17.05.1814: Das 2. Bataillon marschiert nach Ritzebüttel und Cuxhaven. Hier bleibt das Bataillon bis zum 24. Juni.

25.05.1814: Es liegt nun die Genehmigung vor, die Hanseatische Legion in ihre Heimatstädte marschieren zu lassen und die Legion aufzulösen. Da jedoch die Städte Hamburg und Lübeck und Dörfer rundherum mit fremden Truppen belegt sind, verschiebt sich der Rückmarsch der Legion bis Ende Juni.

28.05.1814: Oberst von Witzleben ist vom Kommando suspendiert und eine Untersuchungskommission ermittelt den Vorwurf der Unterschlagung von Sold-Geldern. Major von Baumbach erhält provisorisch den Oberbefehl über die Legion.

24.06.1814: Das 1. Bataillon trifft in der Vorstadt von Bremen ein. Das 2. Infanterie Bataillon marschiert von Cuxhaven und Ritzebüttel nach Geversdorf.

25.06.1814: Das 1. Bataillon marschiert nach Ottersberg, das 2. Infanterie Bataillon nach Hechthausen.

26.06.1814: Das 1. Bataillon marschiert nach Zeven, das 2. Infanterie Bataillon geht über Stade nach Horneburg.

27.06.1814: Das 1. Bataillon marschiert nach Buxtehude, das 2. Infanterie Bataillon marschiert nach Moorburg.

28.06.1814: Ruhetag für das 2. Infanterie Bataillon

29.06.1814: Das 1. Bataillon erreicht Wilhelmsburg. Personal- und Materialinspektion des 2. Bataillons durch Rittmeister Baron von Bischofshausen.

30.06.1814: Das 2. Bataillon geht von Moorburg über Harburg nach Wilhlemsburg und bis zum Grasbrook, wo die gesamte Legion um 10 Uhr zur Parade versammelt ist. Unter dem Jubel der Bevölkerung rückt die Legion durch das Brooktor in Hamburg ein. Von hier geht es über den Wall bis zum Sandtor, über die Brooksbrücke, die Kajen, Admiralitätsstraße, Neuen Wall, Jungfernstieg, Große und Hohe Bleichen, Gänsemarkt und Dammtorstraße auf den Wall zwischen Dammtor und Millerntor, wo die ganze Legion bewirtet wird.

HL 12

Einzug der Hanseatischen Legion über die Brücke am Brooktor.

03.07.1814: Um 5 Uhr in der Früh marschiert das Lübecker Kontingent der Legion, also das 2. Infanterie – Bataillon, die 5. und 6. Schwadron des Kavallerie – Regiments sowie die halbe Batterie der Fuß-Artillerie über Wandsbek nach Labenz.

04.07.1814: Die Lübecker marschieren nach Bliestorf.

05.07.1814: Das Lübecker Kontingent marschiert wieder in seiner Heimatstadt Lübeck ein. Die 866 Männer passierten das Mühlentor unter dem Jubel der Bevölkerung und man hält einen Dankgottesdienst in der Marienkirche ab, wo man die Feldzeichen des Lübecker Kontingents der Legion feierlich aufhängt.

Ende Juli wird der größte Teil der Männer aus dem Dienst entlassen. Es wird jedoch beschlossen, ständig 5 bis 6 Kompanien Infanterie, 1 Eskadron Kavallerie und Artilleriekompanie unter Waffen zu halten.

VERLUSTE

Das Hamburger Kontingent hat in den Kämpfen insgesamt 7 Offiziere, 12 Unteroffiziere und 138 Soldaten verloren, die Lübecker 5 Offiziere, 2 Unteroffiziere und 31 Soldaten. Hier die Zahlen Hamburger, verteilt auf die einzelnen Truppenteile:

  • 1. Bataillon: 4 Offiziere, 7 Unteroffiziere, 32 Soldaten
  • 2. Bataillon: 1 Offiziere, – Unteroffiziere, 67 Soldaten
  • 3. Bataillon: – Offiziere, – Unteroffiziere, 14 Soldaten
  • Kavallerie: 2 Offiziere, 2 Unteroffiziere, 20 Soldaten
  • Reitende Artillerie: – Offiziere, 2 Unteroffiziere, 2 Soldaten
  • Fußartillerie: – Offiziere, 1 Unteroffiziere, 3 Soldaten

HL 15

Die Hanseatische Legion ist zur Parade auf dem Domplatz in Hamburg angetreten.

FELDZUG VON 1815

Es gibt für den Feldzug von 1815 zwar eine sehr ausführliche Beschreibung der Organisation und der Erlebnisse der Hanseatischen Legion, da es aber zu keinen Kampfhandlungen kam, will ich hier nur eine knappe Zusammenfassung bieten.

Nachdem die Nachricht in den Hauptstädten Europas eintraf, dass Napoleon aus Elba entflohen und am 1. März 1815 in Cannes gelandet war, wurden die im Wiener Kongress tagenden Verbündeten schnell darin einig, erneut gegen Frankreich zu kämpfen. Am 10. Mai 1815 traten die Hansestädte dem am 25. März 1815 zwischen Österreich, Russland, England und Preußen gegen Napoleon geschlossenen Bündnis bei. Hamburg stellte 1710 Mann, Bremen 750 und Lübeck 540. Diese Mannstärken waren im Verhältnis zur aktuellen Bevölkerungszahl festgelegt worden. Diese Truppe, die wieder Hanseatische Legion genannt wurde, wurde für den Feldzug von 1815 der englischen Armee unterstellt.

Hamburger Kontingent

Dem Chef der Hamburger Infanterie, Major Delius, unterstand die militärische Organisation des Hamburger Kontingents. Es bestand aus 1 Regiment Infanterie zu zwei Bataillonen und je 4 Kompanien, 1 Eskadron Kavallerie, 1 Fuß-Batterie von 6 Geschützen, 2 Kompanien freiwillige Jäger sowie je 1 Depot und eine Reserve für die Infanterie und die Kavallerie. Mit den Kontingenten aus Lübeck und Bremen sollte dies eine Brigade ergeben. Am 12. Juni marschierte da 2. Infanterie-Bataillon und die Kavallerie in Richtung Belgien ab. Drei Tage später folgte der Regimentsstab und dem 1. Bataillon sowie der Artillerie. Die Truppe marschiere über Tostedt, Rothenburg, Ottersberg, und Bremen in die Niederlande, dort über Almelo, Deventer, Arnheim, und Nimwegen weiter über Antwerpen und Brüssel nach Mons, das sie am 24. Juli erreichten. Die Hamburger Jäger marschierten sogar erst am 31. Juni aus Hamburg ab, also lange nach der Schlacht von Waterloo, die bereits am 18. Juni 1815 stattfand. Die Hamburger bleiben bis zum Herbst in Nordfrankreich stationiert. Am 16. Oktober wurde der Befehl zum Rückmarsch gegeben, der zumindest für die freiwilligen Jäger am 22. Oktober begann. Am 30. November erreichten die Jäger ihre Heimatstadt und wurden hier begeistert empfangen. Die regulären Truppen der Hamburger begannen ihre Heimreise erst im Dezember und erreichten Hamburg schließlich am 26. Januar 1816.

Bremer Kontingent

Der Senat von Bremen hatte, wie schon 1813, sofort wieder die Aufstellung eines Bremer Kontingents vorbereitet.  Heinrich Böse entschloss sich wieder auf eigene Kosten eine Jägerkompanie von 75 Mann auszurüsten. Die Führung der Kompanie sollte diesmal seinem Schwager Franz Thorbecke übertragen werden, da er selbst nicht erneut ins Feld ziehen wollte.

Zusammen mit der Schwadron Kavallerie unter Major Max Freiherr von Eelking wurde das Freiwillige Bremische Jäger-Korps dem preußischen Ulanen-Regiment Nr. 6 zugeordnet, dessen Kommandeur Oberstleutnant von Lützow war. Diese Kavallerie-Truppe unter Major von Eelking marschierte schon am 30. April 1814 mit 50 Männern von Bremen ab, traf am 28. Mai beim Regiment Lützow ein und nahm an den Schlachten vom 16. und 18. Juni 1815 teil.

Unterdessen verzögerte sich der Abmarsch der Böse’schen Jäger bis zum 14. Juni 1815. Einer der Oberjäger, Johann Georg Lohmann, berichtet in seinem Tagebuch über den Verlauf des Feldzugs, der am 14. Juni 1815 um 2 Uhr morgens mit dem Abmarsch in Bremen begann und am 21. November 1815 mit dem Wiedereinmarsch der Jäger in Bremen endete. Die Truppe war über Cloppenburg, Lingen, Almelo, Arnhem, Nijmegen, Hertogenbosch, Tilburg und Antwerpen marschiert und erreichte Brüssel am 9. Juli 1815. Von dort aus fuhren sie am 10. Juli nach Waterloo und besichtigten das Schlachtfeld, auf dem bereits 22 Tage vorher, am 18. Juni, Napoleon vernichtend geschlagen worden war. Das Tagebuch gibt einen Bericht über das, was man dort sehen konnte:

„die Erde roth von Blut gefärbt, auf einigen Stellen standen noch ganze Löcher voll. Pferde, die auch noch nicht begraben waren, Theile von Menschen als Köpfe, Arme, Beine. Der Anblick war schauderhaft. 20.000 Bauern hatten 4 Tage gearbeitet, um die Todten zu begraben.“

Von Brüssel ging es für die Jäger nach Paris weiter, wo sie vom 17. August ankamen und bis zum 24. August 1815 blieben. Am 19. Oktober kam aus Paris die Nachricht, dass die Hamburger, Bremer und Lübecker Jäger in die Heimat zurückkehren sollten, wohingegen die übrigen Truppen der Hanseatischen Legion zur Besetzung Frankreichs bleiben sollten. Am 21. November trafen die Jäger wieder in Bremen ein und erhielten am 4. Dezember ihren Abschied. Von den ursprünglichen 176 Teilnehmern waren zu diesem Zeitpunkt 26 nicht mehr am Leben, obwohl es keine Kampfhandlungen gegeben hatte.

Lübecker Kontingent

Das Lübecker Kontingent setzte sich aus 1 Kompanie freiwilliger Jäger und 2 Kompanien Füsiliere zusammen. Diese drei Kompanien bildeten ein Bataillon, das am 12. Juni die Heimatstadt verließ. Die Lübecker nehmen ebenfalls die Marschroute, die schon die Hamburger und Bremer benutzt haben.

Im Tagebuch von Johann Heinrich Lang finden wir folgende Passage:

Am 22. Juni wird beim Apell Folgendes bekannt gemacht: „daß Blücher und Wellington am 18ten dieses bei Belle-Alliance einen glänzenden Sieg über Napoleon erfochten hätten, wodurch die ganze französische Armee zerstreut und das Korps Vandamme abgeschnitten sei. Leider wäre aber der tapfere Herzog von Braunschweig-Oels an diesem denkwürdigen Tag geblieben. Die Anzahl der Toten, Verwundeten und des eroberten Geschützes sei unermesslich, die Schlacht hätte drei Tage gewütet. Lauter Jubel verkündete unsere Freude über den Sturz des Tyrannen und des nun unbezweifelt glücklichen Feldzuges in Frankreich; mit fröhlichen Herzen strömten wir in die Wirtshäuser und tranken auf Deutschlands Wohl. Die Nacht schlief ich ganz vortrefflich in einem Schlafstalle auf Heu.

Am 10. Juli erreichen sie Antwerpen, erreichen schließlich Frankreich  und bleiben zusammen mit der restlichen Legion dort stationiert. Wie auch die Jäger der anderen Kontigente treten die Lübecker ihren Rückmarsch in Heimat am 22. Oktober an und erreichen Lübeck am 07. Dezember 1815, wo für sie eine große Parade abgehalten wird. Erst Anfang Februar 1815 kehrt auch die Lübecker Infanterie in die Heimat zurück.

GEDENKSTÄTTEN

Lübeck

In Lübeck beschlossen Rat und Bürgerschaft am 3. September 1816, eine Gedenktafel für die Gefallenen des Lübecker Kontingents in der Marienkirche anbringen zu lassen. Die 38 Namen von 5 Offizieren, 2 Unteroffizieren und 31 Soldaten enthaltende kupferne Gedenktafel wurde an der Westseite des ersten Süderpfeilers des Langhauses angebracht. Darüber waren die Fahne und die Standarte des lübeckischen Kontingents, die am 19. Oktober 1814 feierlich in die Kirche überführt wurden, aufgehängt. Das Denkmal und die Fahnen wurden beim Luftangriff auf Lübeck am 29. März 1942 zerstört.

Ein altes Fotos zeigt die Fahnen in der Marienkirche.

Im Stadtgebiet Lübeck erinnert heute nur noch das Denkmal für den hier am 5. September 1813 gefallenen Major Friedrich Wilhelm Ludwig von Arnim-Suckow an die Hanseatische Legion.

Hamburg

Am 29. September 1814 wurden die Standarten der Kosaken und der Hanfftschen Escadron, sowie eine Kompaniefahne der Reitartillerie in der Hauptkirche Sankt Michaelis aufgehängt. Die beiden Fahnen der Infanterie und eine Standarte kamen am 11. Juni 1815 dorthin, als das hamburgische Kontingent neue Fahnen erhielt. Ebenfalls in St. Michaelis wurden am 18. Oktober 1817 zwei von Privatpersonen gestiftete Tafeln mit den Namen der im Kriege gefallenen Hamburger angebracht. Von der Legion befanden sich darunter die 157 Namen von 7 Offizieren, 12 Unteroffizieren und 138 Soldaten. Die Fahnen und die Tafeln fielen dem Brand der Michaeliskirche am 3. Juli 1906 zum Opfer.

Der Verein der Hanseatischen Kampfgenossen legt eine gemeinschaftliche Grabanlage mit einem Obelisken an, der zugleich als Denkmal an die Gefallenen diente. Dieses Denkmal befand sich anfangs auf dem Friedhof des Maria-Magdalenen-Klosters am Dammtor und wurde 1924 auf den Friedhof Ohlsdorf verlegt, wo es bis heute auf dem Platz vor der Kapelle 4 steht.

QUELLEN

Neben diversen Internetquellen, den Knötel Uniformtafeln, kleinen Abhandlungen, Dorf- und Stadtchroniken sowie allgemeinen Abhandlungen zum Thema habe ich für die Recherche insbesondere folgende Werke herangezogen:

  • Perthes: W. Perthes Leben. Bd. 1 Gotha (1892).
  • Lutz Voigtländer (Hrsg.): Das Tagebuch des Johann Heinrich Lang aus Lübeck und die Feldzüge der Hanseaten in den Jahren 1813–1815. (1980)

(Lang war Freiwilliger Jäger beim Lübecker Bataillon der Hanseatischen Legion)

  • Cipriano Francisco Gaedechens: Die hanseatische Legion. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte. 8 (NF5) (1889), S. 601–640.
  • Feldzug der Hanseaten in den Jahren 1813 -14 / von Philip Boye

(Boye war Arzt bei der Hanseatischen Kavallerie)

  • Aus dem Tagebuch eines alten Soldaten der hanseatischen Legion vom Jahr 1813 / von M. von Süssmilch-Hörnig (1859)

(Der Autor (?) war Infanterist beim Lübecker Bataillon)

  • Mit der hanseatischen Legion gegen Napoleon: Erfahrungen eines jungen Studenten 1813-181615 / von Joachim Kannicht (2008)

(Friedrich von Coulon aus Stade war bei der Hamburger Infanterie)

  • Agonieen der Republik Hamburg im Frühjahr 1813 von Jonas Ludwig von Hess
  • Das Militär der Freien und Hansestadt Lübeck 1623–1867 von Jan Schlürmann
  • Erinnerungen aus meinem vielbewegtem Leben von Georg Bärsch

(Rittmeister Bärsch war Offizier der Hanseatischen Kavallerie)


Mrs. Sartorius

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Ernestine Isabella Sartorius war die Ehefrau des Colonel Sartorius, welche die 1. Division der Ägyptischen Hilfstruppe unter der Führung Baker Paschas kommandierte. Sie kam im Dezember 1883 mit ihrem Mann nach Suakin in den Sudan und beschreibt in ihrem Buch „Three Months in the Soudan (1883-1884)“ detailliert die Ereignisse des Feldzuges sowie das Leben in der Stadt. Ihr Bericht enthält viele Details und erwähnt alle Ereignisse und Aspekte der Kampagne unter Baker Pasha und ist damit die wichtigste Quelle für die ersten Wochen des Konflikts im Ostsudan. Es gibt in ihrem Buch auch ein Foto, welches Sie und ihre Stieftochter auf einem Kamel zeigt.

Im Rahmen Ihres Aufenthaltes im Sudan unternimmt Ernestine Sartorius Ausflüge auf einem Esel in die nähere Umgebung. Interessant die kleinen Zeichnungen, die sie dazu für ihr Tagebuch anfertigt.

Später wagt sie auch einen Ausritt auf einem Kamel in die Wüste. In ihrem Buch ist dazu folgender Bericht zu finden:

“By-the-by, out of the number of camels that have been lately taken, two very good riding ones were picked out by Mr. Brewster, who also got saddles, and thus, besides our usual donkey-ride, we were enabled to take our first camel-ride to-day. The saddles are different from those I have seen elsewhere, as they cover the whole hump, and are intended only for one person. The seat is square, and has a sort of stick panel before and behind, while the camel is guided by a rope fastened round his muzzle, and also by a crooked-handled stick that the driver always carries in his hand. The motion is somewhat shaky, as the camel still keeps up the style of the antediluvian animals, moving both feet of one side in the same direction and at the same time. But I should think one would soon get accustomed to it, especially with such good dromedaries as these. Mine was scarred all over, and got therefore the name of the „Map of the Soudan.“ My daughter’s was a much whiter one, but not so good.”

In der Illustrierten The Graphic wird sogar eine Zeichnung ihres Kamelrittes veröffentlicht.

Der Figuren-Hersteller „Hinterland Miniaturen“ vertreibt unter dem Namen „Camel Train“ ein sehr schönes Figuren-Set von 2 europäische Damen auf einem  Kamel, die von einem einheimischen Jungen geführt werden. Diese Szene ist mit Sicherheit dem Ausritt von Ernestine Sartorius und ihrer Stiefschwester nachempfunden und darf somit natürlich nicht in meiner Figurensammlung fehlen.


Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Hanseatische Bürgergarde

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Einleitung

Neben des Hanseatischen Korps, welches für den Einsatz im Feld gedacht war, wurde zur Verteidigung der Stadt Hamburg und Lübeck neben der schon bestehenden Bürgerwache auch eine Bürgergarde ausgehoben. Die Bildung dieser Bürgergarde vollzog sich ebenfalls auf Verlangen des Oberst Tettenborn, der am 18. März 1813 mit seinen Truppen in Hamburg eingezogen war. Es sollten in Hamburg 6 Bataillone zu je 1.200 Mann unter dem Kommando von Doktor Heß entstehen. Nachdem Rat und Bürgerschaft zugestimmt hatten, erging am 26. März der Aufruf an die Bevölkerung, dass sich alle männlichen Bürger und Einwohner vom 18. bis 45. Lebensjahr zur Bildung der Bürgergarde melden sollten.

Nachdem die französischen Besatzungstruppen Lübeck am 9. März 1813 geräumt hatten, wurde zur Sicherung der innerstädtischen Ordnung auch in Lübeck eine Bürgergarde aufgestellt. Die Truppe bestand aus insgesamt drei Kompanien Infanterie, einer Abteilung Jäger und einer kleinen Bürgerkavallerie. Diese Miliztruppe konnte jedoch nicht verhindern, dass Lübeck am 3. Juni 1813 durch ein 1.000 Mann starkes dänisches Korps für Frankreich besetzt wurde, zu denen bis zum 3. Juni ein 5.000 Mann starkes französisches Kontingent hinzukam. Die Bürgergarde wurde entwaffnet und aufgelöst. Nach dem endgültigen Abzug der französischen Besatzer wurde die Bürgergarde am 15. Dezember 1813 erneut aufgestellt. Als Grundstock für die Ausrüstung mit Waffen wurden der Stadt vom schwedischen Kronprinzen Karl Johann 600 ältere britische Gewehre des Typs Indian Pattern zur Verfügung gestellt.

Organisation

Neben Oberst Dr. Heß wurden wurde eine Kommission von 6 Personen benannt, die den Kommandeur bei der Organisation der Hamburger Truppe unterstützen sollten. Am 4. April bestand die Bürgergarde bereits aus 2.000 Mann. In der Zwischenzeit hatte Dr. Heß ein erstes Exerzier-Reglement entworfen, das am 7. April an die Truppe ausgegeben wurde. Am 9. April wurden schließlich auch die Bürger der Hamburger Umgebung, dazu gehörten der Hamburger Berg, Dammtor, Eimsbüttel, Eppendorf, Hamm, Horn, Burgfelde, Grünendeich und Moorfleet, aufgefordert sich der Bürgergarde anzuschließen. Nun wurden die Freiwilligen den unterschiedlichen Truppengattungen zugewiesen. Ein Artilleriekorps bildete sich unter Hauptmann Schulz, eine Jägerkompanie unter Hauptmann von Voß und zwei Eskadronen Kavallerie unter Hauptmann Wiedemann. In Billwerder und weiter entfernt liegenden Orten organisierte sich unterdessen eine Landwehr. Mitte April war die Organisation der Infanterie abgeschlossen. Am 11. April wurde die Bürgergarde dem englischen General Sir Charles Stuart auf dem Wall präsentiert. Die Einteilung der Kompanien war auf Grundlage der alten Bürgerwache nach den Kirchenbezirken von Hamburg erfolgt:

  1. Bataillon Petri:

1., 2., 3., 4., 5. und 8. Kompanie Petri; 4., 5., 6., und 10. Kompanie Nikolai; 1. und 2. Kompanie Jakobi.

  1. Bataillon Nikolai:

1., 2. und 3. Kompanie Nikolai, 1. bis 10. Kompanie Katharinen.

  1. Bataillon Katharinen:

7., 8., 9. und 11. Kompanie Nikolai, 11. Kompanie Katharinen; 10. Kompanie Jakobi; 1., 3. und 6. Kompanie Michaelis.

  1. Bataillon Jakobi:

6., 7. und 9. Kompanie Petri, 3. bis 8. Kompanie Jakobi.

  1. Bataillon Groß-Michaelis:

11. Kompanie Petri, 2., 4., 5., 7., und 11. Kompanie Michaelis.

  1. Bataillon Klein-Michaelis:

10. Kompanie Petri, 11. Kompanie Jakobi 2., 4., 5., 7., und 11. Kompanie Michaelis.

  1. Bataillon St. Georg:

die nächstliegenden Landgebiete

  1. Bataillon Vorstadt Hamburgerberg:

die angrenzenden Landgebiete auf dem rechten Alsterufer.

Die 6 Bataillone Infanterie der Stadt sollten eigentlich 2 Regimenter bilden (das Regiment Altstadt und das Regiment Neustadt), was jedoch nicht durchgeführt wurde. Schließlich bestand jedes Bataillon aus 8 Kompanien. Jede dieser Kompanien sollte eine Mannschaftsstärke von 1 Kapitain, 2 Lieutenants, 6 Unteroffiziere, 8 Korporale und 150 Gardisten sowie einen Stab und 2 Fähnriche, insgesamt 1.2000 Mann aufweisen. Jedes Bataillon führte eine eigene Fahne mit der Nummer des Bataillons.

Die Artillerie bestand schließlich aus 120 Mann, die Kavallerie aus 150 Reitern und die Jägerkompanie setzte sich aus 3 Offizieren, 8 Oberjägern, 4 Hornisten und 142 Jäger zusammen. Schließlich errichtete man sogar ein kleines Musikkorps

Uniform und Ausrüstung

Bewaffnung

Wie schon im Bericht zur Hanseatischen Legion erwähnt, kamen am 29. April 1813 über Helgoland und Cuxhaven 10.000 englische Gewehre und Zubehör nach Hamburg, wovon 2.000 an die Bürgergarde ausgegeben wurden. Da dies zur vollständigen Bewaffnung der Bürgergarde natürlich nicht ausreichte, bildete man auch ein Korps Pikeniere, welches mit 400 von einer Hamburger Bürgerin gespendeten Piken ausgerüstet wurde. Die Jäger waren mit Büchsen bewaffnet, die sie zum größten Teil selbst mitgebracht hatten.

HL 37

Die erste Uniform der Bürgergarde aus dem Frühjahr 1813.

Uniform

Die Uniform der Bürgergarde bestand für die Infanterie aus langen, bis über die Knie reichenden dunkelblauen Schoßröcken ohne Knöpfe, vorn durch Haken geschlossen. Der Kragen, die Schulterklappen und der Vorstoß um die dunkelblauen Aufschläge hatte eine hellblaue Farbe. Die Hosen und die Schirmmütze waren ebenfalls dunkelblau mit hellblauem Hosenstreifen und Mützenrand. Vorn an der Mütze war eine weiße Kokarde mit rotem Hansekreuz befestigt. Das Lederzeug, also die Bandelier für die schwarze Patronentasche und das Bajonett in schwarzer Lederscheide, ein Seitengewehr wurde übrigens nicht verwendet, waren weiß. Bei ihrer Ankunft Anfang Dezember 1813 in Bergedorf erhielten die Mannschaften graue Mäntel im englischen Schnitt mit kleinem Schulterkragen und hellblauen Aufschlägen. Dazu wurden dunkelblaue Hosen mit hellblauen Streifen, englische bzw. belgische Tschakos mit einer Schuppenkette aus Messing, hanseatische Kokarde, weiße Fangschnüre und weiß über rotem Federstutz ausgegeben. Die Bewaffnung bestand aus englischen Musketen mit Bajonett, Säbel und schwarzem Kreuzbandelier.

Die Artillerie trug die Uniform der Infanterie, nur waren alle Abzeichen statt hellblau hier rot. Auch die Artillerie erhielt im Rahmen der Neuformierung Ende 1813 / Anfang 1814 die grauen Mäntel und belgischen Tschakos. Die Mäntel jedoch mit roter Abzeichenfarbe und roten Fransenepauletten. Am Tschako hingen roten Fangschnüren und zwei gekreuzte Geschützrohre aus Messing waren an der Frontseite angebracht. Die Artillerie war wie die Infanterie bewaffnet, hatte aber keine eigenen Geschütze erhalten.

Die Jäger trugen langschößige grüne Röcke, mit hellgrünen Kragen und Ärmelaufschlägen, die auf der Brust einen schwarzen Schnurbesatz besaßen. Die Schirmmützen waren grün mit hellgrünem Rand, weißmetallenem Jägerhorn, darüber die hanseatische Kokarde und hellgrüner Stutz. Dazu verwendeten die Jäger graue Beinkleider mit hellgrünen Streifen. Die schwarze Kartusche wurde mittig vor dem Körper zusammen mit einem Hirschfänger an einem schwarzen Leibkoppel getragen. Mit der Neuausstattung Anfang 1814 erhielten die Jäger dunkelgrüne Röcke mit hellgrünen Abzeichen, die vorn rund aus geschnitten waren. Dazu wurden graue Hosen mit grünem Streifen ausgegeben. Die Schirmmütze und das Lederzeug blieben unverändert, nur das des Tornisters gab es jetzt eine Jagdtasche. Die 1814 neu aufgestellten Scharfschützen erhielten wie die Infanterie ebenfalls die grauen Mäntel jedoch mit grünem Kragen, grünen Fangschnüren und grünem Federstutz sowie ein kleines Metallhorn unter der Kokarde.

Die Bekleidung der Kavallerie glich derjenigen der Infanterie, nur war der Rock auf der Brust mit schwarzen Schnüren besetzt. Als Kopfbedeckung verwendete man ein Tschapka von dunkelblauer Grundfarbe mit hellblauem Rand, gelben Fangschnüren, weißem Stutz und der Hansekokarde. Die Kartusche und das Bandelier waren aus schwarzem Leder. Anfang 1814 wurde die Kavallerie mit dunkelblauen Jacken mit hellblauen Kragen, dunkelblauen Hosen mit hellblauen Streifen und dunkelblauer Schirmmützen mit Hansekokarde ausgestattet. Die Bewaffnung bestand aus einem Säbel am schwarzen Koppel mit Säbeltasche, Pistole und Lanze mit weißem Fähnchen mit rotem Hansekreuz. Die Pferde bekamen eine dunkelblaue Schabrake mit hellblauem Rand. Später schaffte man für die Offiziere einen blauen Rock mit schwarzen Brustverschnürungen und für die Reiter Röcke mit Schnur- und Pelzbesatz an.

Die Offiziere waren an Kantillen auf den Schulter zu erkennen. Diese waren golden für die Infanterie, Artillerie sowie Kavallerie und silbern für die Jäger. Die Majore unterschieden sich durch zwei, die Hauptleute durch einen Goldstreifen am Kragen. Beim Zusammenschluss mit der Hanseatischen Legion erhielten die Offiziere dunkelblaue Uniformröcke mit Verschnürungen und hellblauen Kragen, goldene Epauletten, Tschakos mit silbernen Fangschnüren, rot-weißer Feder sowie Schleppsäbel in lederner Scheide.

HL 40

Die Uniform der Bürgergarde von Anfang 1814.

Ereignisse

Die Bürgergarde übernimmt ab dem 21. April 1813 zur Hälfte die Besetzung der Wachen in Hamburg. Die andere Hälfte wird weiterhin von der Bürgerwache gestellt. Als die Franzosen am 08. und 09. Mai 1813 wieder über Harburg und Wilhelmsburg vorrücken, besetzt die Bürgergarde mit je 400 Mann den Eichbaum und Tiefstack, mit 200 Mann die rote und die blaue Brücke, den Grasbrook und den Hamburgerberg. Die restlichen 1.200 Mann werden auf den Stadtwällen verteilt und in der Nähe des Bauhofes aufgestellt. Bei den Gefechten am 12. Mai 1813 auf der Wilhelmsburg sind 150 Freiwillige der Bürgergarde beteiligt. Bei diesen Gefechten werden 2 Offiziere und 12 Mannschaften gefangen, verwundet bzw. getötet. Einige der Artilleristen unterstützen unterdessen das Hanseatische Korps am Zollenspieker. Als der Beschuss der Stadt durch die Franzosen beginnt, lichten sich allmählich die Reihen der Bürgergarde. Am 26. Mai 1813 ist die Truppe nur noch 2.000 Mann stark. Als schließlich die Stadt Hamburg erneut durch die Franzosen besetzt wird, löst man die Bürgergarde am 30. Mai 1813 auf. Die Offiziere und auch viele der Gardisten fliehen aus der Stadt. Am 3. Juni 1813 ruft Rittmeister Bärsch, der General-Adjutant der der hanseatischen Kavallerie, die geflohenen Gardisten dazu auf sich bei Wittenburg zu sammeln. Auch bei Ribnitz wird ein Sammelplatz eingerichtet. Man gedachte nämlich aus den Geflohenen ein neues Korps aufzustellen. Der Kommandeur des 4. Infanterie-Bataillons mit Namen Mettlerkamp erhielt dann von der Mecklenburgischen Regierung die Erlaubnis, aus den verbliebenden Gardisten in Güstrow ein eigenes Korps zu gründen. Zu den ersten Männern gehörten ein Lieutenant und 12 Gardisten. Die Truppe erhält als erste Ausstattung einige Waffen und Ausrüstung aus dem Magazin in Wismar. Gegen Ende Juni ist die kleine Truppe bereits auf 70 Infanteristen und 3 Kavalleristen angewachsen. Nun werden die an den unterschiedlichen Orten versammelten Gardisten unter dem Kommando des neu ernannten Oberstlieutenant Mettlerkamp zur Hanseatischen Bürgergarde vereinigt. Am 12. August 1813 wird die nunmehr 210 Mann starke Truppe dem Korps Wallmoden zugeteilt. Am 19. August 1813 geht es für die Hanseatische Bürgergarde nach Rostock, wo sie auf die Fahne des mittlerweile aufgelösten 3. Bataillons der Hanseatischen Legion den Eid leistet. Von Rostock marschiert die Garde am 5. September 1813 nach Wismar, wo sie bis Anfang Oktober einquartiert wird. Die 200 Mann Infanterie, 30 Jäger und 8 Kavalleristen werden dann in Grevismühlen versammelt, um an der Rückeroberung von Lübeck teilnehmen zu können. Die Bürgergarde soll nun außerdem mit der Hanseatischen Legion vereinigt werden. Am 29. Oktober 1813 trifft die Bürgergarde in Gadebusch mit der Legion zusammen. Die mittlerweile 12 Kavalleristen werden der 1. Eskadron der Hanseatischen Legion einverleibt. Die Jäger der Bürgergarde schließen sich der Jägerkompanie der Lübecker an. Gemeinsam rückt die Truppe nun am 13. November 1813 gegen Ratzeburg und Mölln vor. Am 21. November 1813 bezieht die Bürgergarde in Ratzeburg Quartier. Nachdem am 3. Dezember 1813 Lübeck von der Dänischen Besatzung befreit worden war, nahm die Infanterie der Bürgergarde nicht an der Verfolgung der Dänen teil, sondern verblieb im Dorf Siebenbäumen. Am 7. Dezember 1813 rückt die Bürgergarde in Lübeck ein, marschiert aber bereits am 8. Dezember 1813 über Oldesloe und Ahrensburg nach Bergedorf, um hier an der Belagerung von Hamburg teilnehmen zu können. In dieser Gegend sind die Männer der Bürgergarde und später zwei mecklenburgische Landwehrbataillone bis zum 24. Dezember 1813 die einzigen alliierten Truppen die vor Hamburg stehen, bis schließlich die russischen Truppen unter General Benningsen eintreffen. Die Infanterie der Bürgergarde zählt zu diesem Zeitpunkt bereits 310 Mann und stetig kommen neue Freiwillige hinzu. Aus Schwedischen Beständen werden 600 Gewehre, Patronentaschen, Tornister, Uniformröcke und Schuhe an die Bürgergarde ausgegeben und so kann man am 4. Februar 1814 600 Mann, eingeteilt in 4 Kompanien, vollständig bewaffnen. Als ortkundige Führer nimmt die Bürgergarde an einigen Gefechten der Russen auf den Hamburger Elbinseln teil. In den Kämpfen am 16. Februar 1814 verlieren die Gardisten 40 Mann an Toten und Verwundeten. Am 17. März wird die Bürgergarde zur Belagerung von Harburg verlegt und steht dort unter dem Befehl von General Lyon. Durch die Kämpfe und die schlechte Versorgung vor Harburg schmilzt die kampffähige Truppe bis zum 12. April auf nur noch 6 Offiziere, 28 Unteroffiziere und 174 Gardisten. Doch gerade rechtzeitig kommt Oberstlieutenant Mettlerkamp mit neu rekrutierten Truppen zu Hilfe. Es sind eine weitere Kompanie Infanterie (Scharfschützen), Kavallerie, Jägern und einige Artilleristen, insgesamt 286 Mann. Die Bürgergarde wird daraufhin neu organisiert und ist danach wieder voll einsatzfähig. Am 29. April 1814, an dem Tag als die Franzosen kapitulieren, geht es wieder über die Elbe vor die Tore von Hamburg. Am 31. Mai 1814 erhält die Bürgergarde die Ehre, an der Spitze der russischen Armee in Hamburg einmarschieren zu dürfen. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Hanseatische Bürgergarde 1.178 Mann:

  • Stab: 5 Offiziere
  • Bataillonsstab: 2 Offiziere, 1 Spielmann, 5 Gardisten
  • 1. Kompanie: 3 Offiziere, 12 Unteroffiziere, 2 Spielleute, 182 Gardisten
  • 2. Kompanie: 4 Offiziere, 12 Unteroffiziere, 2 Spielleute, 170 Gardisten
  • 3. Kompanie: 4 Offiziere, 12 Unteroffiziere, 2 Spielleute, 162 Gardisten
  • 4. Kompanie: 4 Offiziere, 12 Unteroffiziere, 2 Spielleute, 168 Gardisten
  • Jäger: 3 Offiziere, 4 Unteroffiziere, 2 Spielleute, 38 Gardisten
  • Scharfschützen: 4 Offiziere, 12 Unteroffiziere, 2 Spielleute, 186 Gardisten
  • Kavallerie: 1 Offiziere, 3 Unteroffiziere, 2 Spielleute, 23 Gardisten
  • Artillerie: 2 Offiziere, 2 Unteroffiziere, 2 Spielleute, 26 Gardisten
  • Depot: 1 Offizier, 1 Spielmann, 72 Gardisten
  • Train: 12 Gardisten
  • Ärzte: 1 Offizier, 5 Unteroffziere
  • Auditeur: 1 Offizier
  • Markentender: 7

Insgesamt werden 2 Offiziere und 18 Gardisten in den Gefechten von 1813/1814 getötet. Ihre Namen werden auf einer Tafel in der großen St. Michaeliskirche verewigt. Das Korps der Hanseatischen Bürgergarde wird schließlich aufgelöst und die Truppen sammelte sich ein letztes Mal am 24. Juni 1814 zur Parade auf dem Großneumarkt. Von dort aus bringt man die ihre Fahne in die große St. Michaeliskirche, wo diese aufgehängt wurde.

HL 18

Von rechts nach links sind ein Infanterist, ein Artillerist, ein Jäger und ein Kavallerist der Bürgergarde in den Uniformen von 1814 zu sehen.

 


Edition Erdmann

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Da die Regelwerke „Congo“ und „Death in the Dark Continent“ gerade viele Wargamer schwer beschäftigen, möchte ich eine dazu passende Buchreihe vorstellen, die ich schon seit einigen Jahren lese. In der sogenannten „Edition Erdmann“ sind die Forschungsreisen vieler berühmter Männer und Frauen in Buchform erschienen. Die Bücher basieren auf den Forschungsberichten der Reisenden, allerdings ist der Inhalt auf wesentliche Passagen des Originals gekürzt. Es sind leider nicht mehr alle der bisher 150 erschienen Bände erhältlich, diese kann man aber oft im Antiquariat für kleines Geld erstehen. Erstgegründet im Jahr 1956 als Horst Erdmann Verlag für Internationalen Kulturaustausch wurde der Verlag nach einer 2003 erfolgten Neugründung unter dem Namen Edition Erdmann bekannt. Seit 2012 werden nach und nach die 100 bedeutendsten Entdecker veröffentlicht.

Ich selbst habe hauptsächlich die Afrika-Forscher beackert. Das erste Buch der Reihe, dass ich gelesen habe, war natürlich der Klassiker „Wie ich Livingstone fand – 1871“ von  Henry Morton Stanley. Es folgten die Werke von Heinrich Barth, Georg Schweinfurth, Gerhard Rohlfs und natürlich die Reiseberichte, die sich mit dem Sudan beschäftigen, also Feuer und Schwert im Sudan von Slatin Pascha und Reisen im Sudan von Alfred Brehm. Derzeit lese ich gerade die Bände, die sich mit der Erforschung des Nils beschäftigen.

Hier die Liste der bisher erschienen Titel (leider nicht vollständig), sortiert nach Kontinenten:

Afrika

  • Alltagsnotizen eines ägyptischen Bürgers, Ibn Iyâs
  • Reisen ans Ende der Welt – 1325–1353, Ibn Battuta
  • Auf dem Gipfel des Ruwenzori – 1906, Ludwig Amadeus von Savoyen
  • Erstbesteigung des Kilimandscharo 1889, Hans Meyer
  • Feuer und Schwert im Sudan – 1879–1895, Rudolph Slatin Pascha
  • Quer durch Afrika 1865–1867, Gerhard Rohlfs
  • Reise nach Timbuktu – 1824–1828, René Caillié
  • Reisen in Westafrika, Durch Französisch-Kongo, Corisco und Kamerun – 1894–1895, Mary Kingsley
  • Sieben Jahre in Südafrika – 1872–1879, Emil Holub
  • Tempeln und Pyramiden – 1881, Kronprinz Rudolf von Österreich
  • Wie ich Livingstone fand – 1871, Henry M. Stanley
  • Reisen zur Entdeckung des Nils – Durch das unbekannte Bergland Abessiniens zur Quelle des Blauen Nils. 1768 – 1773, James Bruce
  • Die Entdeckung der Nilquellen – Ein Reisetagebuch 1859-1863, John Hanning Speke
  • Expedition nach Westafrika – Vom Ogowé zum Kongo. 1875-1886, Pierre Savorgnan de Brazza
  • Vom Hohen Atlas nach Fès – durch Wüsten, Harems und Paläste, Edith Wharton
  • Reisen zu den Timannis, Kurankos und Sulimas in Westafrika – 1822 – 1823, Alexander Gordon Laing
  • Reisen und Entdeckungen in Nord- und Zentralafrika – 1849 – 1855, Heinrich Barth
  • Reisen im Inneren von Südafrika – Zu den Ruinen von Great Zimbabwe. 1865 – 1872, Karl Mauch
  • Im Innern Afrikas – Die Erforschung des Kasai. 1883 – 1885, Hermann von Wissmann
  • Reisen und Entdeckungen im südlichen Afrika – Von der Kalahari zu den Victoria-Fällen. 1849 – 1856, David Livingstone
  • Tibesti – Die Entdeckung der Riesenkrater und die Erstdurchquerung des Sudan. 1868 – 1874, Gustav Nachtigal
  • Quer durch Afrika – Die Erstdurchquerung der Sahara von Tripolis bis zum Golf von Guinea. 1865 – 1867, Gerhard Rohlfs
  • Reisen im Sudan – Entdeckungen zwischen Nil und Wüste. 1847 – 1852, Alfred Edmund Brehm
  • Reisen ins innerste Afrika – Dem Geheimnis des Niger auf der Spur. 1795 – 1806, Mungo Park
  • Im Herzen von Afrika – Reisen und Entdeckungen in Zentralafrika. 1868 – 1871, Georg Schweinfurth
  • Entdeckungen in Nubien – Der erste europäische Forschungsreisende am Oberlauf des Nil. 1813 – 1814, Johann Ludwig Burckhardt
  • Reisen im Kongogebiet – 1884 – 1886, Richard Büttner

Nordamerika

  • Abenteuer im Apachenland – 1863–1865, John Ross Browne
  • Die Ankunft der Weißen Götter – Dokumente und frühe Berichte der großen Eroberer von Nordamerika bis Peru, Uwe Schwarz
  • Aufzeichnungen aus Amerika – 1842, Charles Dickens
  • Baumwollfelder unterm Dampfpflug – 1866–1868, Max Eyth
  • Durch Nordamerika und Kuba – Reisetagebücher in Briefen 1849–1851, Fredrika Bremer
  • Die Indianer Nordamerikas – Frühe Begegnungen mit den Ureinwohnern, George Catlin
  • Die Reise in die Rocky Mountains nach Oregon und Nordkalifornien – 1842–1844, John Charles Frémont
  • Streifzüge durch Amerika – 1837–1843, Friedrich Gerstäcker
  • Im wilden Norden Amerikas – 1784–1812, David Thompson
  • Der weite Weg nach Westen – Die Tagebücher der Lewis und Clark Expedition. 1804 – 1806
  • Entlang des Mississippi – Die Entdeckung des Mittleren Westens. 1817-1823, Stephen Harriman Long
  • Die Erforschung der Ostküste Nordamerikas – 1604-1613, Samuel de Champlain
  • Durch Amerikas Nordwesten – Über Sitten und Leben der Indianer 1820-1850, Peter Skene Ogden
  • Durch Amerikas Südwesten – Die Expeditions-Tagebücher. 1826-28, Jedediah Smith
  • Die Entdeckung Kanadas – 1534-1542, Jacques Cartier
  • Die Erforschung des Colorado River und des Grand Canyons – 1869-1870, John Wesley Powell
  • Schiffbrüche – Die Unglücksfahrt der Narváez-Expedition zur Südküste Nordamerikas 1528-1536, Álvar Núñez Cabeza de Vaca
  • Die Entdeckung Alaskas mit Kapitän Bering – Von Sibirien nach Amerika. 1741 – 1742, Georg Wilhelm Steller
  • Reise durch Nordwestamerika – Vom Osten Kanadas zum nördlichen Eismeer und die Pazifikküste. 1789 und 1792 – 93, Alexander MacKenzie
  • Die Entdeckung von Nordamerika – und die Expeditionen nach Südamerika und in das Nördliche Eismeer. 1497, John und Sebastian Cabot

Süd- und Mittelamerika

  • Alexander von Humboldts Amerikanische Reise – 1799–1804, Alexander von Humboldt
  • Die Ankunft der Weißen Götter – Dokumente und frühe Berichte der großen Eroberer von Nordamerika bis Peru, Uwe Schwarz, Eva Michels-Schwarz (Hrsg.)
  • Bordbuch 1492, Christoph Columbus
  • Brasilien – Historia von den nackten, wilden Menschenfressern 1548–1555, Hans Staden
  • Entdeckung der alten Mayastätten 1839–1841, John Lloyd Stephens
  • Die Eroberung von Peru – Pizarro und andere Conquistadoren 1526-1712, Celso Gargia
  • Geheimnisse im brasilianischen Urwald – 1920, P. H. Fawcett
  • Die Entdeckung Brasiliens – Auf der Atlantikfahrt nach Indien zur Terra da Vera Cruz. 1500 – 1501, Pedro Álvares Cabral
  • Neue Welt Mundus Novus – und Die vier Seefahrten. 1497 – 1504, Amerigo Vespucci
  • Die Eroberung Mexikos – Eigenhändige Berichte an Kaiser Karl V. 1520 – 1524, Hernán Cortés
  • Reise um die Welt – Über Südamerika und durch den Pazifik zurück nach Frankreich. 1766 – 1769, Louis-Antoine de Bougainville

Europa

  • Gefährliche Reise durch den wilden Kaukasus – 1858–1859, Alexandre Dumas der Ältere
  • Reportagen aus Bismarcks Reich – Berichte eines Reisenden Franzosen 1874-1876. (Victor Tissot)
  • Ins Land der Sagas und Geysire – Ein wilder Ritt durch Island, Ethel B. Tweedie
  • Reisen unter Osmanen und Griechen – Vom Peleponnes zum Olymp in einer ereignisreichen Zeit. Um 1830, David Urquhart
  • Im wilden Balkan – Vom Berg Olymp bis zur albanischen Adriaküste. Um 1830, David Urquhart

Asien

  • Abenteuer in Tibet – 1899–1902, Sven Hedin
  • Auf Schleichwegen nach Tibet – 1870–1873, Nikolai M. Prschewalski
  • Auf verbotenen Wegen in Tibet – 1897, Henry S. Landor
  • Abenteuerliche Gefangenschaft im alten Japan – 1811–1813, Wassili M. Golownin
  • Koreas schlafender Vulkan – Die Reise zum Pektusan 1898, Nikolai G. Garin-Michailowski
  • Beim Grosskhan der Mongolen – 1253–1255, Wilhelm von Rubruk
  • Kunde von den Mongolen – 1245-1247, Johannes von Plano Carpini
  • Reisen in der Mongolei – Und den Wüsten Tibets bis zum „blauen See“ Kuku-Nor. 1870 – 1873, Nikolai M. Prschewalski
  • Durch Asiens Wüsten – Von Stockholm nach Kaschgar 1893–1895, Sven Hedin
  • Durch Asiens Wüsten – Von Kaschgar nach Peking 1895–1897, Sven Hedin
  • Meine Weltreise nach Indien – 1895–1896, Mark Twain
  • Transhimalaja – Von Stockholm nach Schigatse – 1905–1907, Sven Hedin
  • Transhimalaja – Von Schigatse nach Simla – 1907–1908, Sven Hedin
  • Das Herz der Natur – Natur und Geografie Tibets 1890-1906, Francis Edward Younghusband
  • Transsibirien – 1903, Eugen Zabel
  • Wanderer mit dem Wind – 1911–1917, Alexandra David-Néel
  • Reisen in Hochasien – In der gekürzten Fassung von Matthias Weber. 1854-1858, Hermann von Schlagintweit
  • Bombay, Bagdad, Teheran – Meine Reise nach Persien, Vita Sackville-West
  • Das Raunen und Tuscheln der Wüste – Eine Reise durch das alte Syrien, Gertrude Bell
  • Im Herzen des Himalaya – Unterwegs in Nepal, Alexandra David-Néel
  • Der Malaiische Archipel – Die Heimat von Orang-Utan und Paradiesvogel. 1854-1862, Alfred Russel Wallace
  • Zu den Klippen von Vanikoro – Weltreise im Auftrag Ludwig XVI. 1785 – 1788, Jean-Francois de Lapérouse
  • Auf den Spuren Homers – 1871–1890, Heinrich Schliemann
  • Om mani padme hum – Meine China- und Tibetexpedition. 1926 – 1928, Wilhelm Filchner
  • Reise in den Äussersten Norden und Osten Sibiriens – Auf Schlitten, Boot und Rentierrücken. 1842 – 1845, Alexander Th. von Middendorff
  • Persönlicher Bericht einer Pilgerreise nach Mekka und Medina 1853, Richard Francis Burton
  • Auf der Weihrauchstraße – Eine Reise durch das südliche Arabien, Freya Stark
  • Reisen des Ritters John Mandeville vom Heiligen Land ins ferne Asien – 1322–1356, John Mandeville
  • Die Goldminen von Midian – Reisen und Forschungen im Biblischen Land. 1877, Richard Francis Burton
  • Heinrich der Seefahrer – Oder die Suche nach Indien. 1415 – 1460, Cá da Mosto / de Zurara| / Barros
  • Die erste Umsegelung Asiens und Europas – Auf der Vega durch die Nord-Ost-Passage. 1878 – 1880, Adolf Erik Nordenskiöld
  • Die Entdeckung des Seewegs nach Indien – 1497 – 1499, Vasco da Gama
  • Leben und Reisen im tropischen Regenwald – Erlebnisse und Erfahrungen während eines 43jährigen Aufenthalts in Holländisch-Guyana/Surinam. 1836 – 1879, August Kappler

Australien / Neuseeland / Ozeanien

  • Die erste Durchquerung Australiens 1844–1846, Ludwig Leichhardt
  • Entdeckungsfahrten im Pazifik 1768–1779, James Cook
  • Entdeckungsreise nach Tahiti und in die Südsee 1772–1775, Georg Forster
  • Reise der Bounty in die Südsee – 1787–1790, William Bligh
  • Reise zum Nordpazifik und um die Welt – 1791-1795, George Vancouver
  • Die Entdeckung Neuseelands – Tasmaniens und der Tonga- und Fidschi-Inseln. 1642 – 1644, Abel Janszoon Tasman

Arktis und Antarktis

  • Auf Schneeschuhen durch Grönland – 1888–1889, Fridtjof Nansen
  • Die Entdeckung von Kaiser-Franz-Joseph-Land 1872–1874, Julius Payer
  • Die Eroberung des Südpols 1910–1912, Roald Amundsen
  • Flieger über dem sechsten Erdteil – Meine Südpolarexpedition, Richard Evelyn Byrd
  • In Nacht und Eis – 1893–1896, Fridtjof Nansen
  • Ins arktische Amerika – 1819–1822, John Franklin
  • Letzte Fahrt – Kapitän Scotts Tagebuch – Tragödie am Südpol. 1910 – 1912, Robert Falcon Scott
  • Mit dem Ballon dem Pol entgegen – 1897, Salomon August Andrée
  • Nordwestpassage 1903–1907, Roald Amundsen
  • Die zweite deutsche Nordpolarfahrt – 1869–1870, Carl Koldewey/Reinhard A. Krause
  • Zu Eisbergen und Palmenstränden – 1815–1818, Otto von Kotzebue
  • Südwärts – Die Endurance Expedition 1914 – 1917, Ernest Henry Shackleton
  • Zu den Fjorden Ostgrönlands – 1931-1933, Louise Arner Boyd
  • Reise um die Welt – Auf der Suche nach dem Südkontinent. 1771-1775, Georg Forster
  • Über der Arktis – Der erste Langstreckenflug über das Eismeer 1928, Sir George Hubert Wilkins
  • Vier Entdeckungsreisen zum Polarmeer – 1607-1611, Henry Hudson
  • Eine Entdeckungsreise in die Südpolarregion – 1839 – 1843, James Clark Ross
  • Reise zum Südpol und nach Ozeanien – 1837 – 1840, Jules Dumont d´Urville
  • Im Schlitten durch unerforschtes Eskimoland – Rasmussens 5. Thule-Expedition. 1921 – 1924, Knud Johan Victor Rasmussen
  • Mit Motorboot und Schlitten in Grönland, „Deutsche Grönland-Expedition Alfred Wegener“ 1929, Alfred Lothar Wegener
  • Zum Kontinent des eisigen Südens – Die erste deutsche Südpolarexpedition. 1901 – 1903, Erich von Drygalski
  • Ins Arktische Amerika – Die dramatische Expedition in die Nordwest-Territorien Kanadas. 1819 – 1822, John Franklin
  • Die Entdeckung des Nordpols – Zwei Jahre im ewigen Eis. 1908 – 1909, Robert E. Peary

Allgemein

  • Atlas der Entdeckungsreisen, Heinrich Pleticha (Hrsg.)
  • Die Beschreibung der Welt – 1271–1295 / Beschreibung der Welt – Die Reise von Venedig nach China, Marco Polo
  • Freibeuter 1683 – 1691 – Das abenteuerliche Tagebuch eines Weltumseglers und Piraten, William Dampier
  • Heinrich der Seefahrer oder Die Suche nach Indien 1415–1460, Heinrich der Seefahrer
  • Lexikon der Entdeckungsreisen, Heinrich Pleticha, Hermann Schreiber
  • Lexikon der Abenteuer- und Reiseliteratur, Heinrich Pleticha, Siegfried Augustin
  • Reise um die Welt – 1766–69, Louis-Antoine de Bougainville
  • Reise um die Welt – 1831–36, Charles Darwin
  • Der Untergang der Batavia und andere Schiffsjournale und Originalberichte aus der grossen Zeit der niederländischen Seefahrt im 17. und 18. Jahrhundert, M.R.C. Fuhrmann-Plemp van Duiveland
  • Wunder des Himmels und der Erde, Al-Quazwînî
  • Mit leichtem Gepäck – Siebzehn Mal um die Welt, Maud Parrish
  • Die Challenger-Expedition – Zum tiefsten Punkt der Weltmeere. 1872-1876, Rudolf von Willemoes-Suhm


Star Wars – Podrace / Teil 1

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Für das Hobby-Jahr 2017 habe ich mir unter anderem vorgenommen, die Star War Filme weiter aufzuarbeiten. In der Vergangenheit hatte ich schon versucht mit den Szenarien „Flucht vom Todestern“, „Kampf um Hoth“ und „Jabbas Palast“ den Filmen „Krieg der Sterne“ (aka „Eine neue Hoffung“), „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ ein TableTop-Denkmal zu setzten. Wer dies verpasst hat oder noch einmal in Erinnerungen schwelgen möchte, findet hier den Link zu den Berichten:

FLUCHT VOM TODESSTERN

KAMPF UM HOTH

JABBAS PALAST

Nun soll es aber weitergehen und zwar mit den bei so manchem Fan höchst ungeliebten Episoden I bis III. Der Film „Star Wars Episode I – Die Dunkle Bedrohung“ soll natürlich den Anfang machen. Es ist sicher mehr als genug Negatives zum Thema Prequel-Trilogie, also den Filmen der Star Wars Epiosde I, II und III, geschrieben worden. Neben unzähligen Diskussionen in Foren, Podcasts und anderen Publikationen, gipfelte das Ganze schließlich in der Kino-Dokumentation „The People vs. George Lucas“, in der die Hassliebe der Fans zum Star Wars Universum beleuchtet wurde. Auch wenn die Fans dort über Lucas herziehen, gibt es am Ende ein halbwegs versöhnliches Ende. Diese Dokumentation kann ich jedem Star Wars Fan an Herz legen.

Natürlich sind viele der negativen Stimmen nicht unberechtigt. Auch ich bin damals ziemlich enttäuscht aus dem Kino gekommen. Ich will hier aber nicht all das aufzählen, was mich an der Episode I stört (bzw. in den Wahnsinn treibt), sondern, wie es meinem Naturell entspricht, nur die positive Dingen herauspicken. Nur was sind die Rosinen im Epiosde I – Topfkuchen? Generell sind da, wie eigentlich bei allen Star Wars Filmen, die großartigen Soundeffekte, das Design und die Filmmusik zu nennen. Doch es gibt noch ein paar Dinge mehr…

Das Podrennen

Allein die Idee, ein Rennspektakel in solch epischer Breite darzustellen, war schon einmal ungewöhnlich für Star Wars. Bis auf den infantilen „Jar-Jar Binks Pupswitz“ zu Beginn des Rennens, finde ich die gesamte Präsentation dieses Filmabschnitts extrem gelungen. Das optische Design der Podracer gepaart mit dem unglaublichen Sound für den Star Wars berühmt ist, ergeben die perfekte Mischung für die Rennfahrzeuge. In der offiziellen deutschen Übersetzung heißen die Fahrzeuge übrigens Kapselrenner! Natürlich ist in Sachen Handlung und auch bei den Fahrzeugen selbst (halt ein kleiner Wagen, vor dem Pferde in Form von Turbinen gespannt sind) ganz heftig bei Ben Hur abgekupfert worden, aber es passt einfach. Hinzu kommen die vielen kleinen Gags, wie der doppelköpfige Stadionsprecher, der das übliche Pärchen aus der US-Sportberichterstattung ersetzt und die unterhaltsame Vorstellung der Renn-Teilnehmer. Auch das Rennen selbst ist extrem spannend und enthält einige gelungene Einfälle, wie die wild um sich schießenden Sandleute und die miesen Kampftricks der Piloten. Wir lernen außerdem das bis heute beliebte Schimpfwort „Bantha Poodoo“ kennen und erhaschen eine ersten Blick auf die Kopfgeldjägerin Aurra Sing. Auch die dramaturgische Umsetzung des Rennes ist gelungen. Die Handlung steigert sich langsam, bis schließlich die Filmmusik einsetzt und so das Finale einläutet.

Kapselrenner und Gebäude

Kommen wir nun also zum TableTop-Ansatz, den ich mir für diese Szene überlegt habe, bzw. den ich einfach ohne große Gewissenskonflikte aus dem Weiten des terrestrischen Kommunikationsnetzes geklaut habe. Wie es der Zufall will, lassen sich die Podracer von Micro Machines und das Spiel X-Wing von Fantasy Flight Games perfekt kombinieren. Die Podracer haben fast den identischen Maßstab (ca. 1: 270 bzw. 6mm) der X-Wing Game Raumschiffe und lassen sich auf die Basen von X-Wing klemmen oder professionell durch aufgeklebte Magnete befestigen. Da ich einige der Podracer günstig erstehen konnte, machte ich mich unverzüglich an die Gestaltung der Rennstrecke.

Als weiteres Gimmick konnte ich auch die Micro Machine Podrace Arena ins Spiel integrieren. Nach weiterem Suchen entdeckte ich auch noch passende Mos Espa Gebäude bei FilamentToFantasy und den schicken Sandcrawler von Action Fleet.

Landschaft und Rennstrecke

Passendes Wüstengelände habe ich zum Glück haufenweise zu Hause und so war schnell eine erste Testrennstrecke gebaut. Jetzt sollten aber noch coole eigene Geländestücke das Ganze optisch aufwerten. Höchste Zeit das Thema „Gestaltung von Felsen“ noch einmal neu anzugehen. Geplant ist eine durch Wind und Wasser entstandene Canon-Landschaft, also ähnlich, wie sie auch im Film zu sehen ist.

Regelwerk

Natürlich muss das X-Wing Regelwerk für das Podrennen stark angepasst werden. Zum Glück gab es einige Fans, die ein Rennspiel für die X-Wing Spielbestandteile (Würfel, Marker, Schablonen usw.) geschrieben haben und so konnte ich mich hier einfach bedienen. Die Regeln zum Download findet ihr hier:

PODRACING RULES

Über den weiteren Rennverlauf halte ich euch natürlich auf dem Laufenden…



Die Hicks Pascha Expedition – Teil 1

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Einleitung

Nach den katastrophalen Ereignissen in Kordofan und der Eroberung der Hauptstadt El Obeid durch die Anhänger des Mahdi, wendete sich die ägyptische Regierung und der sudanesische General-Gouverneur Abd el Kader mit der dringenden Bitte an Großbritannien, militärische Hilfe zu senden. Doch die englische Regierung, der in erste Linie an der Sicherung von Ägypten und des Suezkanals gelegen war, erkannte zu diesem Zeitpunkt nicht die Gefahr, die von dem sich ausbreitendem Aufstand ausging. In Folge dessen umging der Khedive von Ägypten die offiziellen englischen Autoritäten und sicherte sich die privaten Dienste eines pensionierten englischen Militärs. Es handelte sich um den 53-jährigen Colonel William Hicks, der zusammen mit einem Generalstab von sieben europäischen Offizieren in den Sudan geschickt werden sollte.

Hicks Pascha

William Hicks, geboren im Jahr 1830, trat 1849 als Fähnrich in das Heer der Britischen Ostindien-Kompanie ein. 1857 kämpfte er im indischen Sepoy-Aufstand. Nach der Auflösung der Armee der Ostindien-Kompanie diente Hicks in der British Indian Army. Mit dieser nahm er 1867/68 an der Expedition von Robert Cornelis Napier nach Abessinien teil. Dort diente er als Hauptmann im Stab der 2. Brigade. 1875 wurde er zum Oberstleutnant und bei seiner Pensionierung im Jahr 1880 ehrenhalber zum Oberst befördert. Als William Hicks im Januar 1883 in ägyptische Dienste eintritt, erhält er den Rang eines Fariq und den Titel Pascha, was dem europäischen Dienstgrad eines General-Leutnants entspricht.

Hintere Reihe von links nach rechts: Massey, Farquhar, Warner, Brady, Evans und Forsestier Walker. Untere Reihe von links nach rechts: Colborne, Martin, Hicks, Coetlogon,

Neben Hicks werden weitere europäische Offiziere verpflichtet. Chef des Generalstabes ist Major Arthur Farquhar, ein ehemaliger Offizier der Grenadier Guards. Hinzu kommen Oberst-Leutnant John Colborne, einst Offizier der King’s Royal Rifles sowie Oberst De Coetlogon und Hauptmann Forrestier-Walker. Zu den weiteren europäischen Offizieren gehörten Major Baron Götz von Seckendorff, ein Deutscher, Hauptmann Massey vom Middlesex Regiment, der britische Hauptmann (ehrenhalber) Edward Baldwin Evans, übrigens der einzige Europäer, der Arabisch sprechen konnte, Hauptmann Warner vom britischen Suffolk Regiment und der österreichische Hauptmann Herlth sowie Hauptmann Matyuga (Kroate oder Österreicher) und Leutnant Moritz Brody, ein früherer Stabswachtmeister der berittenen britischen Artillerie. Zu nennen sind noch die beiden Doktoren, der Generalarzt Georghis Dimitrious Douloughlu (Grieche) und Stabsarzt Rosenberg (Deutscher), sowie die irische Zeitungskorrespondenten O’Donovan von der Daily News und Frank Vizetelly vom The Graphic. Da die Offiziere keine Zeit hatten sich neue Ägyptische Uniformen schneidern zu lassen, verwendete man den in Kairo eingelagerten Grey Serge bzw. Karkee Uniformjacke der britischen Armee und bestickte diese mit den goldenen Rangabzeichen der Ägyptischen Armee. Obwohl zu offizielle Anlässen der Tarboosh getragen wird, verwenden die meisten Offiziere den britischen Foreign Service Helmet mit Pugaree im Feld. Dazu werden Reithosen und Stiefel verwendet.

Hicks Pascha und sein Generalstab treffen in Suakin ein.

Am 7. Februar 1883 fährt Hicks Pascha und sein Generalstab von Kairo nach Suez und nehmen dort ein Schiff nach Suakin. Von hier aus geht es am 11. Februar mit 145 Kamelen weiter nach Berber, welches am 1. März erreicht wird. Begleitet werden die Offiziere von 100 Soldaten und 350 albanische und rumänischen Bashi Bazouk. Colborne beschreibt die bunte Truppe der Bashi Bazouk in seinen Aufzeichungen: „…davor saßen, in ihren unterschiedlichen Kostümen, die Männer, faulenzten oder standen in Gruppen zusammen, einige mit vielfarbigen Speerquasten, die von ihren Schulter hingen. Andere hatten weiße Turbane um ihren Tarboosh gebunden. Wieder andere hatten die leinenen Falten ihres Burnus über den Kopf geworfen. Einige hatte niedliche bestickte Westen, wie sie in ihrer albanischen und rumänischen Heimat getragen wurden. Andere Anatolische Dandys wetteiferten mit den letztgenannten durch ihre regenbogenfarbenen Schärpen, welche von blutroten und lederfarbenen, geprägten Gürteln um die Lenden gehalten wurden und die Patronen, Silber beschlagene Pistolen, mörderische Messer und Taschen mit ihren Habseligkeiten enthielten. Viele trugen lange Kaftane aus Seide und viele der Albaner Knickerbocker-Hosen, welche die Knie frei ließen, und rund um die Waden und Schienbeine reich bestickten Gamaschen, eng um den Knöchel gebunden, an den nackten Füßen Sandalen. Herausfordernd vor dem Zelt des Kommandeurs in den Boden gerammt, wehte ihre grüne Standarte, neben der eine Wache mit aufgepflanztem Bajonett stand“.

Hicks Pascha und sein Generalstab verlassen Suakin in Richtung Berber.

In Khartoum bemerkt Colborne, dass die Bashi Bazouk die Einwohner der Stadt terrorisieren. Sie bezahlen kaum für Waren, Essen und Nahrung, sondern nehmen sich, was sie benötigen und halten den Händlern und Kaufleuten dabei drohend ihre Pistolen an den Kopf. Er erfährt auch, dass kaum einer der 700 Bashi Bazouk nicht schon als Mörder oder Dieb angeklagt worden war. Von Berber nimmt man schließlich ein Schiff nach Khartoum, welches am 4. Marz 1883 die Stadt erreicht. Hier in Khartoum beginnen Hicks und seine Offiziere damit, ihre Armee zu versammeln und auszubilden.

Ägyptische Truppe auf dem Weg stromaufwärts nach Khartoum.

Da die ägyptische Armee nach dem Urabi-Aufstand aufgelöst worden war und die neu aufgestellten Truppen unter dem britischen Sirdar (Oberbefehlshaber) Evelyn Wood nur 6.000 Mann stark und kaum einsatzfähig waren, mussten 10.000 Mann der Armee Urabis reaktiviert werden. Also Truppen, die bis vor kurzem noch gegen die ägyptische Regierung und Großbritannien gekämpft hatten. Im Frühjahr 1883 wurden diese Männer und alle sonst verfügbaren ägyptischen Truppen unter Suliman Niazi Pascha nach Khartoum verfrachtet. Der Unwille der Mannschaften war jedoch so groß, dass sie in Ketten zum Sammelplatz bei Kairo geführt und aus Sicherheitsgründen die Gewehre und Munition separat nach Suakin verfrachtet wurden. Zusammen mit Hicks Pasha treffen schließlich 7.000 Mann regulärer Infanterie, 600 Kavalleristen und 2 Batterien Artillerie, mit insgesamt 14 Geschützen in Khartoum ein. Später erhält die Truppe durch Valentine Baker Pascha Verstärkungen aus Suakin in Form von 600 Infanteristen, 600 irregulären Reitern und 1.800 sogenannten “alten” Soldaten. Zu der Armee gehören auch 100 schwere Reiter in Kettenpanzern und Helmen, bei denen es sich vermutlich um die Zirkhagi des Khediven handelt.

Die Truppentypen der Soudan Field Force (von links nach rechts): Albanischer Bashi Bazouk (Infanterie), Kurde (Kavallerie), Einheimischer Sudanese der regulären Infanterie, Bosnischer Bashi Bazouk, Syrischer Bashi Bazouk, Schwere Ägyptische Kavallerie, Griechischer Bashi Bazouk aus den türkischen Provinzen, Fellache oder Reguläre Ägyptische Infanterie, Shaiqi des Dromedar-Kundschafter Korps, Shaiqi oder Araber aus der Gegend von Shendi und  Dongola.

In den ersten 3 Wochen nach Ankunft der Truppen in Khartoum werden die unerfahrenen Soldaten ausgebildet. Man muss den Männern vor allem den Umgang mit ihren Gewehren beibringen. Nach den 3 Wochen stößt Hauptmann Forestier-Walker zur Truppe. Er hatte zunächst in Kairo Männer an den für die sudanesische Armee bisher unbekannten Repetiergeschützen ausgebildet. Doch selbst nach der Ausbildung erweisen sich die Geschützbedienungen als völlig unfähig. Bei einer ersten Vorführung in Khartoum haben sie nicht die leiseste Ahnung, wie die Repetiergeschütze geladen werden, wie man mit ihnen zielt oder wie man die Munition wieder entfernen kann. General Hick schreit ärgerlich, „dass er so eine schändliche Sache noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hat!“. Schon 3 Tage später fällt Forestier-Walker einem Sonnenstich zum Opfer und muss zurück nach Kairo. Später nimmt er im Ostsudan an der ersten Schlacht von El Teb teil, in dessen Verlauf er getötet wird.

Diese interessante Karte zeigt das Telegrafenleitungssystem, welches die Orte und Garnisonen im Sudan miteinander verband.

Der erste Aufstand in Sennar

Bereits am 6. April 1882 traf in Khartoum eine Nachricht von Hussein Bey Schukri, dem Mudir von Sennar ein, dass die Stadt von mehreren tausend Baggara bedroht wird. Die Baggara standen unter dem Befehl des Sheikh Ahmad al-Makashfi. Natürlich war man in der Hauptstadt im höchsten Maße alarmiert, da man bisher geglaubt hatte, dass sich der Aufstand nur in der Provinz Kordofan ausgebreitet hatte. Der Mudir von Sennar holte sich von Giegler Pascha, dem derzeitigem General-Gouverneur des Sudan telegrafisch die Erlaubnis mit seinen Garnisonstruppen den Feind angreifen zu dürfen. Doch der Ausfall gegen die Baggara war ein Desaster, die Regierungstruppen wurden geschlagen, die Aufständischen drangen in die Stadt ein und richteten dort ein Blutbad an. Neben den Einwohner der Stadt wurden auch 14 ausländische Kaufleute, 9 Offiziere und 100 Soldaten getötet. Nur die Mudirie, das Regierungsgebäude und die Kaserne konnte von den Soldaten, die von den Dächern der Gebäude auf die Baggara schossen, gehalten werden. Man rettete das Archiv, Geld und andere Wertgegenstände in die Kaserne und verschanzte sich dort. Dank des pflichtbewussten Telegrafenbeamten, der bis zur letzten Minute über die Ereignisse in der Stadt berichtete, wurde Khartoum ständig über die aktuelle Lage unterrichtet. Doch schließlich wurde auch das Telegrafenamt von den Baggara gestürmt und der Apparat zerstört.

Giegler Pascha beordert sofort 6 Kompanien regulärer Truppen aus Kallabat nach Abu Harras am Blauen Nil. Zusätzlich wird ein Korps von Bashi Bazouk unter dem Kommmado des Sandshak Yussuf el Melek, eine Truppe irregulärer Soldaten aus Kawa und 270 Shaiqia unter Sandschak Salah Aga el Mek in Richtung Sennar in Marsch gesetzt. Am 15. April fährt Giegler Pascha persönlich mit 2 Dampfschiffen und 200 Soldaten von Khartoum nach Sennar. Unterdessen muss die Stadt Karkog, 95 Kilometer oberhalb von Sennar kapitulieren und nördlich von Abu Harras ruft der Sherif Mohamed Taba zum Aufstand gegen die Regierung auf. Daraufhin lässt Giegler Pascha seine Schiffe halten, schickt 8 Soldaten aus und fordert den Sherifen auf, sich zu ergeben. Die Soldaten werden jedoch getötet. Nun marschiert Yussuf Aga el Melek mit 100 Mann und 50 Shaiqia vor das Dorf, um den Sherif Mohamed Taba mit Gewalt festzunehmen. Doch auch diese Truppe wurde durch eine wütende Menge überwältigt und Yussuf Aga mit Steinen erschlagen. Giegler Pascha ließ seine Schiffe bei Abu Harras vor Anker gehen und wartete dort auf Verstärkungen aus Kallabat, die er, wie schon erwähnt, bereits in Marsch gesetzt hatte. Als diese und 2.500 Verbündete, großenteils berittene Kämpfer der Schukuri am 4. Mai 1882 eintreffen, geht er erneut gegen den Scherif Mohamed Taba vor.

Auad el Kerim, der Groß-Sheik der Schukuri.

Die regulären Truppen aus Kalabat nahmen Aufstellung vor dem Dorf der Aufständischen, hinter ihnen postierten sich die Lanzenreiter der Schukuri. Der Sherif Mohamed Taba kam daraufhin mit hunderten seiner Anhänger aus dem Ort gestürmt. Obwohl die Aufständischen durch das Gewehrfeuer der Regierungstruppe zu Dutzenden niederstreckt wurden, blieb Mohamed Taba zunächst unverletzt. Schon glaubten die Soldaten an einen übermenschlichen Zauber, doch da stolperte das Pferd des Sherifen über eine der viele Leichen und eine Kugel durchschlug seinen Kopf. Nun gerieten die Aufständischen in Panik und wurden ohne Gnade von den Soldaten niedergemacht. Obwohl Giegler Pascha versuchte ein Massaker zu verhindern, wurden auch Frauen und Kinder nicht geschont und mehr als 800 Einwohner des Dorfes getötet. Anschließend fuhren die Schiffe mit Giegler Pascha und den Truppen weiter nach Sennar, das sie jedoch schon befreit vorfanden. Unterdessen hatte sich nämlich das Kampfesglück in Sennar zu Gunsten der Garnisonstruppen gewendet. Der Anführer der Angreifer wurde verwundet und in der folgenden Kampfpause konnten sich alle Soldaten und Zivilisten in der Kaserne verschanzen und vom Dach aus die Aufständischen durch ständiges Gewehrfeuer auf Distanz halten. Die Belagerung dauerte noch weitere 7 Tagen, während derer sich Tausende weiterer Kämpfer den Aufständischen anschlossen. Für die Eingeschlossenen bestand kaum noch Hoffnung, als plötzlich Salah Aga mit seinem Trupp Shaiqia vor den Toren der Stadt auftauchte. Dieser konnte die Ansari täuschen und so seine Truppe dicht heranführen und ein Karree bilden. Nun ließ er das Feuer eröffnen. Vom Morgen bis zum Nachmittag bestürmten die Ansari die Formation, jedoch konnten sie die Reihen nicht durchbrechen und wurden zu Hunderten niedergeschossen. Kurz bevor den Soldaten die Munition ausging, zogen sich die feindlichen Belagerer zurück und Sennar war gerettet.

Die Stadt Sennar am Blauen Nil.

Die aus Kalabat eingetroffenen Truppen unter dem Kommando von Ali Raschef verfolgten schließlich zusammen mit den Schukuri die Aufständischen über Sennar hinaus. Beim Dorf Teko wurde Ahmad al-Makashfi, der einige tausend Ansar um sich geschart hatte, von den Regierungstruppen geschlagen und die Aufständischen verstreuten sich, womit zunächst in der Provinz Sennar Ruhe einkehrte.

Der zweite Aufstand in Sennar

Ein Jahr später kommt es zu erneuten Aufständen. In der Gegend südöstlich von Khartoum, zwischen dem Weißen und Blauen Nil, Jazira (Gezira) genannt, haben sich wider 7.000 Ansari unter dem gefürchteten Ahmad al-Makashfi gesammelt, um einen zweiten Überfall auf Sennar durchzuführen. Zu dieser Zeit wird der General Gouverneur Ad el Kader durch einen neuen Mann mit Namen Ala al Din Pascha Siddiq, einem türkischen Kavallerieoffizier, ersetzt. Von Khartoum aus fährt am 31. März 1883 zunächst Oberst Colborne mit einem Dampfer, beladen mit 180 ägyptischen Soldaten, 2 Kähnen mit Pferden im Schlepptau sowie 9 merkebs, sudanesischen Segelschiffen, mit weiteren Soldaten nach Kawa. Die kleine Stadt am Nil wird zu dieser Zeit von Hussain Pascha Mazhar kommandiert. Zusammen mit Colborne’s Männern sind hier jetzt 5 Bataillone Infanterie, rund 3.000 Mann stationiert. Für den geplanten Gegenschlag sammelt die Regierung weitere Truppen. Am 6. April 1883 vereinigt der neue sudanesische General-Gouverneur seine Truppen mit den Männer von Oberst Colborne und Hicks Pascha, der nun ebenfalls Kawa erreicht hat. Die kleine Armee soll eine Stärke von rund 5.000 Mann gehabt haben. Hinzu kamen 5 Kanonen und 2 Nordenfeldt Repetiergeschütze. Eingesetzt wurden außerdem die Flussdampfer Ismailia, Shebeen, Tewfikia, Bordein, Fasha (mit einer 7-Pfünder Kanone bestückt), Tell Hewein und Safia. Den Oberbefehl hatten man Suleiman Pascha übertragen, da man in diesem religiösen Krieg keinen Christen als Kommandeur einsetzten wollte.

Die kleine Flotte der merkebs auf dem Weißen Nil in Richtung Kawa. Ganz unten und rechts oben sind die Befestigungen vorn Kawa zu sehen. Im kleinen Kreisbild ist die Garnison von Duem abgebildet.

Am 10. April fährt Hicks Pascha mit einer Vorausabteilung und dem Flussdampfer Bordein in Richtung Abu Zed. Mittlerweile haben sich die Aufständischen, deren Stärke auf 20.000 Kämpfer der Baggara gestiegen war, beim Berg Jebel Ain versammelt. Durch einen Überraschungsangriff von 200 Bashi Bazouk auf einem Dampfer, kann das durch eine Festung gut verteidigte Abu Zed erobert werden. Unter Zurücklassung von 1.000 Mann in Kawa rückt nun auch Suleiman Pascha am 24. April auf dem Landweg entlang des Flusses vor. Die Hauptarmee besteht aus 4 ½ Bataillonen Infanterie, einem Kontingent Bashi Bazouks und 4 Nordenfeld-Repetiergeschützen. Die Truppe marschiert ständig in Karree-Formation und so können pro Tag nur 10 Kilometer zurückgelegt werden.

Hicks Expedition 43

Die Armee verlässt im Morgengrauen ihr befestigtes Lager.

Hicks Pascha lässt sich am 25. April mit seinem Dampfer auf die Hauptarmee zurückfallen, da er erfährt, dass der Angriff der Aufständischen unmittelbar bevorsteht. Hauptmann Massey kommt mit der Nachricht ins Lager, das mehr als 30.000 Ansar anrücken. Am nächsten Tag tauchen 1.000 feindliche Reiter auf, die durch den Einsatz der Geschütze vertrieben werden können. Nun werden Bashi Bazouk zu Zwecken der Aufklärung an der Spitze der Armee beordert.

Die Armee im Kampf gegen feindliche Baggara.

Am 29. April 1883 kommt es schließlich bei Marabia bzw. Marabieh, an einem Nilarm östlich der Insel Aba gelegen, zum Kampf mit den Truppen des Ahmad al-Makashfi. Als 4.000 bis 5.000 Aufständischen anrücken, bilden die Regierungstruppe ein großes Karree und streuen eiserne Krähenfüße aus, um den Ansturm der Angreifer zu erschweren. Sie haben außerdem noch Zeit Schussmarkierungen im Abstand von 100 Metern anzulegen. Der Feind muss fast 800 Meter offenes Gelände überqueren und Hicks hat die Geschütze und einige Raketengestelle vor der Front der Formation in Stellung bringen lassen, welche die Schlacht mit ihrem Feuer eröffnen. Der englische Korrespondent Edmond O’Donovan der Daily News schrieb dazu folgenden Bericht: „Tausend Schritt vor unserer Front und zu unserer Rechten befand sich ein Wald, aus dem plötzlich Tausende von lanzentragenden Reitern unter Führung ihrer bunte Standarte schwingenden Hauptleute hervorbrachen. Wir hatten eben nur Zeit, stehen zu bleiben und ein Karree zu bilden. Unsere Truppen eröffneten sofort ein furchtbares Feuer, das jedoch ohne Wirkung zu bleiben schien, denn der Feind sprengte mutig gegen uns vor. Als er jedoch auf 500 Schritte herangekommen war, begannen sich seine Reihen sichtlich zu lichten. Ruhig und ohne alle Furcht umschwärmten uns die arabischen Reiter, um einen schwachen Punkt auszuspähen, wo sie in unsere geschlossenen Reihen brechen und uns vernichten könnten. Ihr Mut war vergeblich. Einer nach dem anderen wurde auf den Sand gestreckt. Nachdem das Gewehrprasseln und der Donner der Geschütze eine halbe Stunde gewährt hatten, finden die Reihen der Angreifer, die ihre Führer gefallen und ihre Banner im Staube sahen, zu wanken an, was mit einem jubelnden Aufschrei unserer Truppen begrüßt wurde, welche fest auf ihrem Platze gestanden waren und sich kaltblütig gehalten hatten. Der Feind verlor sich im hohen Grase zu unserer Rechten, und unsere Front war frei. Wir sandten ihm Kugeln nach, die in seinen Reihen platzen. Bald war der Feind außer Sicht; nur einige Versprengte irrten umher und stürzten sich einzeln gegen unsere Reihen, dem sicheren Tod in die Arme. Als sich der Rauch verzogen hatte, sahen wir den Boden mit Leichen bedeckt. Der Sieg war unser. Die ägyptischen Offiziere kamen auf uns zu und schüttelten uns die Hände.“

Die Schlacht von Marabia.

Insgesamt zwölf bedeutende Anführer aus der Region Sennar und Kordofan sowie 300 bis 500 Ansari sind gefallen. Die demoralisierten Aufständischen ziehen sich zurück, gefolgt von den Regierungstruppen. Hicks Pascha unternimmt nun einen Vorstoß zur Insel Abba, dort wo der Mahdi-Aufstand seinen Anfang genommen hatte. Hicks lässt auf der Insel das Dorf des Mahdi durch 50 Bashi Bazouks niederbrennen und zerstören. Mit dieser Aktion ist die Gegend von Sennar und Khartoum zunächst gesichert. Doch der Khedive von Ägypten forderte nun die Rückeroberung von Kordofan.


Star Wars – Podrace / Teil 2

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Das Star Wars – Podrace Projekt geht in die zweite Runde. Zunächst sind die Mirco Machines Podracer Modelle auf meinem Maltisch gelandet. Die Rennfahrzeuge sind zwar prepainted, aber da kann man durch eigene Bemalung noch einiges an Details rauskitzeln. Natürlich geht es auch darum, den berühmten Used-Look des Star Wars Universums nachzuahmen. Vor der Bemalung habe ich auch noch einmal die vielfältigen Podracer aus der Episode 1 studiert. Unglaubliche 18 unterschiedliche Modelle werden uns da geboten.

In den Rennspiel-Regeln die ich verwende, kann man sogar zwischen 23 unterschiedlichen Kapselrennern bzw. Piloten wählen.

Ich bin nicht mal ganz sicher wie viele unterschiedliche Modelle von Mirco Machines erschienen sind. Es gibt zunächst 4 Packs mit je zwei Fahrzeugen, je zwei weitere Podracer (teilweise mit den Einzelsets identisch) kommen mit den Set der Rennstrecke, der Boonta Eve Challenge, den Ausbausets Podracer Launchers, Beggar Canyon Challenge und Arch Canyon Challenge sowie einem Rennfahrzeug mit der Podracer Arena. Mit dem Sets BUILD-YOUR-OWN Podracer, das auch noch in verschiedenen Farben erhältlich ist, bieten sich weitere zahllose Möglichkeiten Varianten zu kreieren. Außerdem gibt es in der Mirco Machines Serie „Episode I“ ebenfalls einzelne Podracer zu ergattern. Insgesamt kommt man so auf 25 bis 30 unterschiedliche Fahrzeuge, die man erwerben kann.

In der Jedipedia werden die Rennfahrzeuge wie folgt beschrieben: „Ein Podrenner war ein leichtes, schnelles Gefährt, das im Rennsport zum Einsatz kam. Er bestand aus einer Pilotenkapsel, welche über Schläuche mit zwei oder mehr Triebwerken verbunden war, die wiederum durch Energiekupplungen miteinander verbunden waren. Die Kapsel wurde sozusagen hinter den Triebwerken hergezogen. Podrenner konnten eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 947 km/h erreichen“.

Interessant sind natürlich auch die Geschichten und vor allem die sehr abenteuerliche Optik der Podrenner Piloten im Film. Kurz genannt seien hier Clegg Holdfast, der Nosaurianer vom Planeten Neu-Plympto, der Vulptereen Dud Bolt mit einem Podracer 327-Modell und natürlich der legendäre Ben Quadinaros, der sein Fahrzeug gleich beim Start abwürgte. In der neuen Blue-Ray Fassung des Films werden ja auch fast alle Rennfahrer kurz vorgestellt. Diese Szene muss man natürlich vor jedem Rennen noch mal schnell schauen.

Nun aber die ersten Bilder meiner bemalten Podracer…

Hier der Vergleich vom Podracer Sebulbas (noch unbemalt) und dem Anakin…

Und auch weitere Geländeteile und Fahrzeuge sind in Arbeit…

An dieser Stelle möchte ich außerdem eine Buchempfehlung aussprechen. Es handelt sich um „Wie Star Wars das Universum eroberte“ von Chris Taylor. Dieser Wälzer von 768 Seiten!!! Ist bereits im November 2015 erschienen, hat aber erst kürzlich den Weg in meine Bibliothek gefunden. Gleich vorweg, es handelt sich um ein sensationelles Buch. Erzählt wird die Entstehungsgeschichte der Star Wars Filme, also dem frühen Schaffen von George Lucas und die Einflüsse, die letztendlich zu den Filmen führten. Dabei wird Vergangenheit, Gegenwart und auch die Zukunft unter die Lupe, besser gesagt unters Elektronenraster-Mikroskop genommen. Ich hätte nie vermutet, dass das Ganze einen derart komplexen Hintergrund hat. Gewürzt wird die eigentliche Story mit Episoden aus dem Star Wars Universum, die immer wieder am Rande eingestreut werden. Wer schon immer etwas über Star-Wars-Virgins, die Darstellergruppe der 501. Legion, die traurige Geschichte vom Star Wars Kid Video, dem Plan vom Bau des Todessterns, die Geschichte der Fan-Filme und, und, und… wissen wollte, der wird reichlich beschenkt. Eine Geschichte ist schöner als die andere. Ein toller Schmöker für den verregneten Sommerurlaub. Lesen du musst!!!

Wie Star Wars das Universum eroberte von Chris Taylor

Die Hicks Pascha Expedition – Teil 2

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Für die Kordofan-Expedition wird nun Hicks Pascha zum Oberkommandierenden berufen. Hicks verlangt weitere 6.000 Mann und 120.000 Pfund Sterling aus Ägypten, da er gezwungen ist, auch die Garnisonen am Blauen Nil an der Grenze zu Abessinien besetzen. Er erhält allerdings nur 3.000 weitere Soldaten und bei diesen handelt es sich lediglich um den Ausschuss der gerade neu gebildeten Ägyptischen Armee. Allein 2.000 Mann dieser Männer sind aufgrund von körperlichen „Defekten“ für die reguläre Truppe abgelehnt worden. 2 Männer haben sich sogar kurz vor der Abfahrt Kalk in die Augen gestreut, um so zu verhindern in den Sudan geschickt zu werden. Auch werden ihm nur 40.000 Pfund Sterling an Geldmitteln zugebilligt. Die Ausstattung der Expedition ist also von an Anfang an höchst ungenügend.

Bei Omdurman, gegenüber der Hauptstadt Khartoum, wird ein großes Feldlager errichtet, welches als Sammelpunkt für die sogenannte Soudan Field Force, die Transporttiere und die Ausrüstung dienen soll. Neben den zusätzlichen 3.000 Soldaten aus Ägypten, die über den Nil nach Khartoum geschickt worden waren, erreichen weitere 600 Infanteristen, 600 irregulären Reitern und 1.800 sogenannten “alte” Soldaten aus Suakin das Lager bei Omdurman. Auf dem Weg nach El Obeid stoßen außerdem weitere Abteilungen aus den Garnisonen von Kawa und Duem zur Streitmacht.

Hicks Pascha, seine Generalstab und einige Kundschafter reiten bei Mondlicht durch die Wüste.

Die tatsächliche Organisation und Zusammenstellung der Hicks Pascha Expeditions-Armee ist nur unzureichend dokumentiert. Laut den bekannten Aufzeichnungen soll die Truppe von Hicks Pascha wie folgt organisiert gewesen sein:

  • Kommandeur: William Hicks Pascha
  • Stellvertretender Kommandeur: Husain Pascha Mazahr
  • Chef des Generalstabs: Oberst Arthur Farquhar
  • Übersetzer: Edward Evans
  • General-Governeur: Ala al Din Pascha

Infanterie – Husain Pascha Mazahr

7.000 regulären Infanteristen (8 ½ Bataillone zu 800 Mann pro Bataillon)

  • Ägyptisches Infanterie Regiment, 1., 2., und 3. Bataillon – Salim Bey Uni
  • Ägyptisches Infanterie Regiment, 1., 2., und 3. Bataillon – Said Bey Abd al-Qadir
  • Ägyptisches Infanterie Regiment, 1., 2., und 3. Bataillon (?) – Raghib Bey Sadiq
  • 800 irreguläre Infanteristen / Schaiqia

Kavallerie – Major Baron Götz von Seckendorff

  • 400 berittenen Bashi-Bazouks – Hauptmann A. Herlth / Hauptmann Matyuga
  • 500 Ägyptische Reguläre Kavallerie – Major Warner (?)
  • 100 Reiter schwerer Kavallerie (in Kettenpanzer und Helmen) – Leutnant Moritz Brody
  • 50 Arabische Irreguläre Reiter – Genawi Bey

Artillerie – Abbas Bey Wahbi

  • 4 x 80mmKrupp Feldgeschütze
  • 10 bronzene „Mountain-guns“
  • 6 Nordenfeldt-Repetiergeschützen

Train

  • 500 Ersatzpferde
  • 5.500 Transportkamele
  • 2.000 Fahrer, Treiber und Zivilisten

Dazu kamen die beiden Doktoren, der Generalarzt Georghis Dimitrious Douloughlu und Stabsarzt Rosenberg sowie die Zeitungskorrespondenten O’Donovan und Frank Vizetelly. Begleitet wird die Truppe auch von einigen Beamten, die nach der erfolgreichen Rückeroberung von EL Obeid vor Ort eine vorübergehende Administration bilden sollen. Dazu gehörten Busati Bey Madani, der ehemalige sudanesische Finanzminister, der ehemalige Gouverneur von Khartoum, Mahmud Ahmadani und Hamad al-Tilib , Leiter des Berufungsgerichtes in Khartoum.

Die Armee marschiert.

Der Mahdi in El Obeid

In El Obeid erwartet der Mahdi bereits einen Angriff aus Richtung Khartoum. Um sich auf den kommenden Feldzug vorzubereiten, verlassen er und seine Kalifen El Obeid und schlagen ihr Heerlager vor den Toren der Stadt auf. Es werden Boten in alle Himmelsrichtungen gesandt, um weitere Stämme zu sammeln, die auch schon bald in Scharen eintreffen. Außerdem schickt der Mahdi drei Amire, Abd el Halim uad el Hashmi, Hagi-Mohammed Abu Girgeh und Omar uad Elias Pascha sowie 3.000 ihrer Gefolgsleute nach Duem am Weißen Nil. Hier befindet sich ein beliebter Flussübergang, den Hicks Pascha und seine Armee auf ihrem Weg nach El Obeid vermutlich wählen würden. Die Aufgabe der Amire soll darin bestehen, den Feind zu beobachten, die Verfolgung aufzunehmen und den Ägyptern schließlich den Rückweg zum Fluss abzuschneiden. Die Armee von Hicks Pascha wird also schon erwartet.

Die Soudan Field Force bei ihrer Ankunft in Berber.

Der Weg nach El Obeid

Am 9. September 1883 bricht die Expeditions-Armee von Omdurman in Richtung Duem am Weißen Nil auf. Eine Strecke von rund 210 Kilometern. Schon am 28. August 1882 war Duem von rund 14.000 Aufständischen angegriffen worden, doch die 500 Mann starke Garnison der Hafenstadt konnte die feindlichen Ansar dank der guten Verteidigungsanlagen zurückschlagen.

Es gab für Hicks drei mögliche Routen, um auf El Obeid vorzustoßen. Die nördliche Route führte auf dem Landweg über eine Karawanenstraße auf direktem Weg von Omdurman oder von Duem nach Bara und dort weiter bis El Obeid. Doch aufgrund der unzureichenden Wasserversorgung auf diesen Routen, kamen diese nicht wirklich in Betracht. Überhaupt war die Wasserversorgung eines der wichtigsten Aspekte bei Reisen in Kordofan, da es in dieser Provinz keine Flüsse gab und nur einige wenige Orte wie etwa EL Obeid und Birked Wasserstelle besaßen, die das ganze Jahr hindurch auch Oberflächenwasser führten. Die mittlere Route begann in Khartoum, ging über Turra el Hadra, vorbei am Berg Araschkol bis Bara und erreichte schließlich El Obeid. Auf der südlichen Route folgte man zunächst dem weißen Nil bis Duem und ging von dort über Shat, Derafisa und Et-Tayara bis El Obeid. Auf Anraten der ortskundigen Führer wurde schließlich entschieden einen zusätzlichen Bogen nach Süden zu schlagen, um durch das Khor Abu Habl über Ageila, Sherkeila und Rahad kommend nach Birked zu marschieren und schließlich von hier aus auf EL Obeid vorzustoßen. Dieser Weg sollte die Armee vorbei an den zuverlässigsten Wasserquellen führen und so die Versorgung der Soldaten und Transporttiere gewährleisten.

Nach einem quälend langsamen Marsch von 12 Tagen, die Strecke wird sonst für gewöhnlich in 4 Tagen bewältigt, und das bei brütender Hitze, erreicht man Duem am 20. September. Schon jetzt sind 157 der Kamele verendet. Hicks Pascha stößt erst hier zu seiner Streitmacht, denn er ist per Schiff von Khartoum nach Duem gereist. Auch Ala ed Din Pascha, der derzeitige General-Gouverneur des Sudan und sein Stab schließen sich hier der Expedition an. Der Plan von Hicks Pascha sah zunächst vor, von hier aus eine Ketten von befestigten Posten, besetzt mit je 200 Mann bis zum Ziel anzulegen. So wollte er die Versorgung und den Rückweg der Armee sichern. Da man aber fürchtet kleine Abteilungen allein in feindlichem Gebiet zu lassen und man die Streitmacht nicht unnötig teilen will, wird dieser Plan wieder aufgegeben. Bis El Obeid liegt nun ein Marsch von 380 Kilometern vor den Soldaten. Man hat Verpflegung für rund 50 Tage dabei, zu wenig, um vor El Obeid wieder umkehren zu können. Wasser kann man für die 10.000 Menschen und 14.000 Tiere immer nur für rund 24 Stunden mitführen. Es heißt also Sieg oder Tod.

So verlassen die die ägyptischen Truppen Duem schließlich am 24. September 1883 und marschieren in südwestlicher Richtung über Shat, Zureiga, Egela, Sherkeila nach Rahad, wo sie am 20. Oktober eintreffen. Die Marschformation wird von den irregulären Reiter, der schweren Kavallerie und dem Generalstab angeführt. In der Formationsmitte befindet sich die Artillerie, gedeckt in der Front und Rückseite von einem Infanterie-Bataillon in Linie sowie in den Flanken von der restlichen Infanterie in Kolonne. Am Schluss der Formation gehen die Transporttiere, rechts und links von der Kavallerie und den Bashi Bazouks gedeckt. Während des Marsches werden die Regierungstruppen ständig von den Ansar des Amir Abu Girgeh und des Ab del Halim im Auge behalten. Auch einige tausend Baggara der Gowameh unter ihrem Anführer Asakir Abu Kalam haben sich den Aufständischen angeschlossen. So kommt es immer wieder zu kleinen Gefechten, bei denen einige der Bashi Bazouks getötet werden.

Die Bashi Bazouk Reiter haben einige Gefangene gemacht.

Auf ihrem Weg finden die Soldaten kaum Nahrung, da die Bewohner ihre Dörfer mit allen Vorräten verlassen haben. Bei Shirkeila hat man eigentlich auf eine Verstärkung durch einige Tausend Teghelesen gehofft, aber die versprochene Hilfe trifft nicht ein. Zudem sind die Oberbefehlshaber in ständige Streitigkeiten verwickelt. Die europäischen Offiziere auf der einen Seite und der ägyptische General-Gouverneur Ala ed Din auf der anderen Seite. Schwer wiegt auch der Verlust hunderter Lastkamele, die durch schlechte Pflege zu Grunde gehen. Ihre Ladung ist meist unzureichend gepolstert und so reibt das blanke Holz der Lastgestelle tiefe Wunde in den Rücken der Tiere. Auch den Pferden geht es nicht besser und als die Armee Rahad erreicht, sind fast alle Ersatztiere durch das Klima zugrunde gegangen.

Natürlich tut die von Anfang an schlechte Moral der Truppe ihr Übriges, um die Situation weiter zu verschlimmern. Zudem sind die einheimischen Führer in Wahrheit vom Mahdi bezahlte Männer, die Hicks und seine Männer in die mit hohem Grass und Bäume bewachsen Gegend von Rahad lenken. Hier sollen eigentlich auch 500 Reiter eines Baggara-Stammes zu den Regierungstruppen stoßen, aber die Reiter entpuppten sich als feindlich und so zerplatzt auch diese Hoffnung auf Verstärkung.

Hicks Pascha und seine Offiziere verhören Gefangene. Die Männer wurden dabei erwischt, wie sie Telegrafenleitungen durchschnitten haben.

Hier ein kleiner Auszug aus den Aufzeichnungen des Major Evans vom 30. September, der letzten Nachricht, die von der Expeditionsarmee an Khartoum geschickt wurde: „Wir verließen Chartoum den 9. September und gingen am Westufer des Weißen Nil vorwärts und mit Ausnahme einer viertägigen Rast in Duem marschierten wie seitdem ununterbrochen. Die Hitze ist fürchterlich. An die 30 Mann starben an Erschöpfung und Kamele fallen täglich nach Dutzenden. Montag waren wir 12 Stunden im Sattel, für 16 Tage machten wir durchschnittlich 8 Stunden im Tag. Wir hielten in diesem elenden Dorfe von 20 Hütten, um Menschen und Tieren eine kleine Rast zu gewähren. Das Wasser ist abscheulich. Der Feind soll in großer Stärke 30 Meilen vor uns sein, wir werden also in vier Tagen zusammenstoßen. Der Weg hinter uns ist geschlossen und nach dieser Mitteilung kann nichts mehr nach Chartoum gesandt werden, bis wir die Hauptrebellen vernichten.“

Oberst Farquhar und Hicks Pascha (links und rechts am Tisch), sitzen im Zelt mit dem Generalstab zusammen.

In Rahad im Khor Abu Habil, am Rande eines großen Gewässers, schlägt man ein Lager für mehrere Tage auf. Der Feind, der sich auf der anderen Seite der Schlucht im hohen Gras und Bäumen versteckt hat, feuert von seiner Position aus auf die Regierungstruppen, wodurch mehrere Männer getötet werden. Selbst das Zelt von General Hicks durchschlagen einige Kugeln. Der Kommandeur lässt daraufhin seine Soldaten durch das seichte Gewässer des Khors waten und die Feinde vertreiben, wobei jedoch weitere 7 Männer getötet werden.

Dieses Satelliten-Foto zeigt das Khor Abu Habil. Rechts unten ist gut das Gewässer bei Rahad zu erkennen.  

Unterdessen sind einige Ansar in das halb verlassene Lager eingedrungen, um dieses zu plündern. Hicks Pascha lässt jedoch mit einer der Krupp-Kanonen auf die Eindringliche schießen und kann so die Feinde wieder vertreiben. Nun reitet der Amir Ab del Halim in Windeseile persönlich zum Mahdi nach El Obeid, um diesen vom Vormarsch des Hicks Pascha zu informieren.

Gustav Adolf Klootz

Ungefähr zu dieser Zeit desertiert ein gewisser Gustav Adolf Klootz von der Armee des Hicks Pascha. Gustav wird als sonnengebräunter, blonder, blauäugiger jugendlicher Mann mit verbrannter Nase, in Segeltuch gekleidet und mit einem Tarboosh auf dem Kopf beschrieben. Er stammte ursprünglich aus Berlin, wo er zunächst als königlich preußischer Unteroffizier bei den Gardeulanen gedient hatte. Wie und warum es ihn in den Sudan verschlagen hatte ist unbekannt. Er stößt als Bursche oder Diener von Baron Seckendorf zur Truppe des Hicks Pascha. Es kommt aber wohl zu Unstimmigkeiten zwischen ihm und Seckendorf und so wechselt er später in die Dienste von Edmond O’Donovan, dem Korrespondenten der Daily News. An einem der Abende, als die Armee bei Rahad campiert , verlässt er zusammen mit einem Sachsen, vermutlich ebenfalls einem Diener eines der europäischen Offiziere, das Lager und gibt vor Holz zu sammeln. Auf diese Weise können die beiden Deserteure die Vorposten passieren und sich anschließend in die Büsche schlagen.

Gustav feuert auf der Flucht mehrfach sein Gewehr ab, um so die Posten der Armee und auch die Männer des Mahdi einzuschüchtern und auf Abstand zu halten. Nun aber verlässt den Sachsen doch der Mut und dieser kehrt eilig ins Lager zurück. Gustav Klootz ist bei seiner Flucht also auf sich allein gestellt. Nachdem er eine Nacht unter einem Baum verbracht hat, ergibt er sich schließlich am nächsten Morgen einigen Ansar, die sich in der Nähe gezeigt hatten und ruft dabei ständig die Worte „Derwisch, wo ist Derwisch“ (er meinte den Mahdi). Die Ansari entreißen dem Berliner daraufhin sämtliche Habseligkeiten, zu denen Geld, seine Uhr, das Gewehr sowie der Revolver zählen und raubten ihm sogar seine Schuhe. Barfuß erreichte Gustav Kloß schließlich das Lager des Amir Abu Gergia, in welches er im Triumphzug von einigen Reitern geführt wird. Der Amir lässt den Deutschen schließlich mit einem Strick um den Hals zum Mahdi nach El Obeid schleifen. Hier erfahren wir aus dem späterem Tagebuch von Pater Ohrwalder, der ebenfalls ein europäischer Gefangene des Mahdi ist, wie dieser in Lager eintrifft. Gustav, den man zunächst für einen englischen Offizier hält, wird nun eingehend vom Mahdi höchstpersönlich verhört. Vor die Wahl gestellt zu sterben oder Moslem zu werden, erklärt Gustav sich schließlich bereit zum Islam überzutreten. Er erhält eine Gibba, tritt der Armee des Mahdi bei und wird fortan Mustafa genannt. Als Sklave des Kalifen Abdullahi muss er nun gegen Hicks Pascha und seine Armee ins Feld ziehen. Auf dem Schlachtfeld findet Gustav schließlich die Tasche mit den Aufzeichnungen des mittlerweile toten Edmond O’Donovan sowie das Tagebuch des Offiziers Hertl. Er übergibt die Papiere an Pater Ohrwalder, der diese Jahre später aus dem Gedächtnis rekonstruiert, wodurch wir heute zumindest einen gewissen Einblick in die damalige Ereignisse erhalten.

Die Truppen des Mahdi

Am 1. November bricht der Mahdi mit seiner gigantischen Armee von El Obeid auf. Es bleibt nur der Amir Uad Giobara mit seinen Gefolgsleuten und der Fahne zurück. Der gefürchtete Hamdan Abu Anja hat unterdessen schon seine Jiahadia, den Gewehrschützen, mit den Streitkräften des Abd-el-Halim vereinigt. Am 3. November stoßen nun auch die Truppen des Mahdi dazu. Zu ihnen gehörten die Männer des Kalifen Abdullahi, Ali Wad Helu, Sherif Mohammed sowie der Amire Yakub, Adam und Wad en Nejumi. Der Mahdi selbst begibt sich mit Abd el Halim und 1.000 Reitern nach Birket, während seine Truppen, rund 40.000 Ansar, im Wald von Sheikan die Ankunft der ägyptischen Armee erwarten. Amir Nejumi und seine Männer werden vorausgeschickt, während Abu Girgeh und die Krieger des Ab del Halim weiter im Rücken der ägyptischen Armee lauern.

Die Schlacht von Sheikan (Shaykan oder Kashgil)

Am 26. Oktober bricht General Hicks und seine Armee von Rahad auf und marschiert in Richtung Alluba. Am Abend erreichen sie das westliche Ufer des Gewässers von Rahad, am 27. Oktober werden 5 Meilen zurückgelegt und am Tag darauf steht die Truppe 8 Meilen vor Alluba, wo sie schließlich am 29. Oktober ankommen. Der Ort ist verlassen, bietet jedoch reichlich Wasser. Hier erhalten sie hunderte von Kopien eines Briefes des Mahdi, der sie zur Übergabe auffordert. Die Schriftstücke werden jedoch schnell verbrannt oder von den Mannschaften als Toilettenpapier verwendet. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass die Armee nun über Birket nach El Obeid marschieren sollte, doch als Hicks die Nachricht erhält, dass der Mahdi mit seiner Armee genau dort stehen soll, rückt er am Samstagmorgen den 3. November weiter nach Kashgil vor. Zunächst geht es 10 Meilen durch dichten Wald. In dieser Gegend bildet die Schwarzdorn-Akazie, im Sudan auch Kitr genannt, ein dichtes Gestrüpp, das aufgrund der extrem langen Dornen der Bäume nur sehr schwer passiert werden kann. Als die Truppen nach 3 Stunden den Wald hinter sich lassen, wird ein befestigtes Lager, ein Zariba gebaut. In dem Moment, als die Nacht hereinbricht, beginnt der Feind das Lager zu beschießen. Es wird befohlen alle Lichter zu löschen.

Die Karte zeigt den letzten Weg der Armee bis zum Schlachtfeld.

Am nächsten Morgen, am Sonntag den 4. November, wird der Marsch in Richtung Wald von Sheikan fortgesetzt. Doch kaum ist die Truppe eine Stunde marschiert, wird das Karree auf der Rückseite angegriffen. Es sind die gefürchteten Gewehrschützen, die Jehadia des Amir Hamdan Abu Anja. Die Regierungstruppen sind zu diesem Zeitpunkt noch 2 Meilen von Sheikan entfernt. Bei diesem Angriff bildet das 4. Bataillon die Rückseite des Karrees, das 1. die Front, das 2 und 3. Bataillon die rechte und linke Flanke, während die Vorräte und die Munition innerhalb der Formation marschieren. Durch einen Schwenk des 1. Bataillons in der Front kann genug Feuerkraft vereint werden, um die Angreifer zu vertreiben. Im Kugelhagel sterben jedoch Ragab Bey, der Kommandeur des 4. Bataillons und einige seiner Männer. Auch viele der Kamele, die das Wasser tragen werden durch den Beschuss getötet. Sie verenden außerhalb der Formation und durch das heftiger Gewehrfeuer ist es unmöglich, die kostbaren Wasserschläuche zu retten. Später berichtet ein Ansar (Bele Ahmed Sirag el Nur) von seinen Kampferlebnissen folgendes: „Wir Derwische waren gespannt darauf sofort anzugreifen, aber der Mahdi hielt uns zurück. So gaben wir uns damit zufrieden, gegen die Türken zu plänkeln und diese mit Gewehrfeuer einzudecken. So furchtbar war das Feuer, dass sämtliche Rinde von den Bäumen geschält wurde, so dass diese weiß glänzten, als ob sie mit Seife gewaschen worden wären“. Nun macht sich der Wassermangel langsam bemerkbar. Der Vormarsch wird unterbrochen und wieder wird ein Zariba errichtet, da die feindlichen Truppen nun in großer Zahl das Karree umschließen. Beim Bau des Lagers werden die ägyptischen Soldaten ständig beschossen, wobei die feindlichen Gewehrschützen gut gedeckt hinter den Bäumen postiert sind.

Hicks Pascha berät sich am Abend mit den Offizieren und Führern. Er erkundigt sich auch nach den Munitionsvorräten. Es sind noch gut 250 Schuss pro Mann vorhanden. Man überlegt, ob man nach Kashgil vorstoßen oder auf Alluba zurückfallen soll. Schließlich entscheidet Hicks Pascha, dass die Armee weiter vorrücken muss. Major Hertl notiert seinen letzten Eintrag ins Tagebuch. Er schreibt, dass Dr. Giorgi Bey am Tag zuvor im Unterleib verwundet worden war und schon bald verstarb. Der Major notiert weiterhin: „ Dies sind schlimme Tage; wir befinden uns in einem Walde; wir sind alle schwermütig. Der General befiehlt Musik zu spielen, um etwas heitere Stimmung in die betrübten Seelen zu bringen; doch bald verstummt die Musik. Die Kugeln schlagen von allen Seiten ein, Kamele, Maultiere und Soldaten fallen. Unsere Menge ist zu dicht, als das die Kugeln fehlgehen könnten. Wir sind ohnmächtig und wissen nicht was, was tun. Der General befiehlt, Halt zu machen und eine Zeriba zu bauen. Heute ist Sonntag, meines lieben Bruders Geburtstag. Gebe Gott, ich könnte mit ihm ein Stündchen plaudern. Die Kugeln fallen immer dichter ein und…“. Hier bricht das Tagebuch unvermittelt ab.

Vermutlich das einzige Foto vom Schlachtfeld, welches den Buglers Tree zeigt.

Um 10 Uhr am 5. November 1883 marschieren die Truppen aus dem Zariba und bilden 3 Karrees, die in einem Dreieck zueinander angeordnet sind. Jedes Karree führt im Zentrum seine Vorräte und Munition mit sich. An der Spitze führt Hicks Pascha und der Generalstab, begleitet von 4 Kanonen die Armee. Dahinter folgt das erste Karree, unterstützt von den zwei anderen, die 300 Meter rechts und links dahinter marschieren. Das rechte hintere Karree wird von Ala ed Din Pasha, das linke von Selim Bey kommandiert. Die Flanken und die Rückseite werden von der Kavallerie gedeckt. Mehrere Geschütze mussten allerdings zurückgelassen werden, da viele Maultiere erschossen worden waren.

Diese Kanone, die heute vor dem Museum in Winchester steht, wurde von der britischen Armee 1898 bei Omdurman erbeutet. Es handelt sich um eines der Geschütze der Armee des Hicks Pascha, die von der Armee des Mahdi bei Sheikan erbeutet wurden.

In dieser Formation erreicht die Truppen schließlich offenes Gelände, dass jedoch auf allen Seiten von dichtem Wald begrenzt wird, in welchem bereits der Feind lauert. Nun sind die Regierungstruppen eingekreist. Hier, ungefähr 4 Meilen südlich von Sheikan und 2,5 Meilen von Fula el Masarin, einer Wasserstelle, kommt es zur entscheidenden Schlacht. An diesem Ort steht auch ein mächtiger Affenbrotbaum, später als „Bugler’s Tree“ bekannt. Nach eine Erzählung soll Hicks einen Trompeter in den Baum geschickt haben, um die Gegend zu erkunden. Als dieser berichtet, dass rundherum nur Feinde zu sehen sind, lässt Hicks Pascha den Mann erschießen, da er fürchtet diese Nachricht könnte die Armee völlig demoralisieren. Angeblich soll das Skelett des toten Trompeters noch Jahre später in den Ästen des Baumes gehangen haben.

Nach einer halben Stunde Marsch, gerade als das erste Karree den Waldrand erreicht, wird dieses angegriffen und es kommt zu einem heftigen Gefecht. Hicks lässt unablässig die Kanonen feuern, die jedoch schlecht gezielt mit ihren Kugeln nur über die Köpfe der Ansari hinweg in den Baumkronen die Äste herabreißen. Fast Augenblicklich wird das Karree gebrochen. Die beiden rückwärtigen Karrees eröffnen ein unkontrolliertes Feuer, durch welches auch viele eigene Männer getroffen werden. Nun erfolgt ein gleichzeitiger Angriff aller feindlichen Verbände aus den umliegenden Waldstücken heraus. Dreimal versuchen die Regierungstruppen den feindlichen Ring zu durchbrechen. Vergeblich. Nach nur 30 Minuten ist alles vorbei und die ägyptischen Truppen sind vollständig vernichtet.

Das letzte Gefecht der Offiziere.

Man erzählt sich, dass die Leichen der Ägypter auf einer Strecke von 2 Meilen drei große Haufen bildeten. Der größte lag vor dem Wald von Sheikan bei Kashgil, dort wo der bereits erwähnte Affenbrotbaum stand. An dieser Stelle werden auch die meisten europäischen Offiziere getötet, die sich zunächst ihren Weg freigeschlagen hatten, bis sie von einigen Baggara Reiter umstellt werden. Der Governeur Ala al Din versucht noch Hicks Pascha und seinen Stab zu erreichen, er wird jedoch vorher getötet. General Hicks soll von seinem Pferd aus mit seinem Revolver bis zur letzten Patrone gefeuert haben, bis er schließlich den Feind mit dem Säbel in der Hand erwartete. Als sein Pferd schwer verwundet wird, steigt er ab und kämpft mit dem Säbel, bis er als letzter der europäischen Offiziere von Lanzen durchbohrt zu Boden sinkt.

Der Tod des Hicks Pascha.

Nach der Schlacht werden die Leichen geplündert und nackt ausgezogen. Wieder werden tausende Gewehre und Munition erbeutet. Einige der Remington Gewehre finden ihren Weg in die Nuba Berge, wo sie noch einige Generationen später als „Hicksi“ bezeichnet werden. Baron von Seckendorf, den man aufgrund seiner Größe für den General Hicks hält, wird der Kopf abgeschlagen und dieser dem Mahdi gebracht. Die wenigen Überlebenden Ägypter, kaum 300 Mann, treibt man zusammen und führt sie in die Gefangenschaft. Einige Männer können fliehen. Der einzig Überlebende Europäer auf dem Schlachtfeld ist Gustav Klootz, der nun als Mustafa in den Reihen der Ansar das Schlachtfeld absuchen soll. Er entdeckt die toten europäischen Offiziere und sieht einen Toten in den Ästen eines mächtigen Affenbrotbaumes hängen. Noch Jahrzehnte später finden Besucher des Schlachtfeldes (1937) große Haufen von menschlichen Knochen in der Gegend und auch die Reste eines Zaribas kann man noch erkennen. Die Truppen des Mahdi sollen nur rund 500 Tote an Verlusten gehabt haben.

Die letzte offizielle Nachricht der Expedition die Khartoum erreicht hat, stammt mittlerweile vom 10. Oktober 1883. Schon einige Tage später steigt die Spannung in der Hauptstadt und auch in Ägypten. Die ägyptische Regierung lässt nun zweimal täglich in Khartoum anfragen, ob Nachrichten eingetroffen sind. Ein Dampfschiff patrouilliert auf dem Weißen Nil, in der Hoffnung dort auf einen Boten zu treffen. Ende Oktober treffen einige Soldaten aus Duem ein, können aber nichts Genaues berichten. Am 19. November 1883 erreicht die Hiobsbotschaft über die Vernichtung der Armee den Weißen Nil. Das letzte große Aufgebot der Regierung ist nun vernichtet. Die Hauptstadt Khartoum besitzt nur noch eine Besatzung von 2.000 Mann und die Bevölkerung des Sudan strömt in Scharen dem siegreichen Mahdi zu. Das Schicksal des Landes scheint besiegelt. Doch der Mahdi bleibt zunächst in EL Obeid, denn seine Aufmerksamkeit richtet sich zunächst auf die westliche Nachbarprovinz, nach Darfur, wo Saltin Bey noch immer Widerstand leistet.

Das Denkmal für die Britischen Gefallenen bei Sheikan (1937)

Quellen:

Aufstand und Reich des Mahdi im Sudan und meine zehnjährige Gefangenschaft dortselbst – Joseph Ohrwalder (1892)

Pater Ohrwalder, ein Gefangender des Mahdi, fiel nach der Niederlage der Armee des Hicks Pascha das unvollendete Tagebuch des österreichischen Majors Hertl in die Hände und so konnte er Einblick in die Ereignisse nehmen. Auch ein Notizbuch des Korrespondenten O’Donovan, sowie die Bibel von General Hicks gelangten in seinen Besitz. Die Aufzeichnungen gingen zwar verloren, jedoch konnte Ohrwalder Jahre später den Inhalt recht gut aus dem Gedächtnis niederschreiben.

Sheikan Battlefield (Sudan Notes and Records Vol. XX 1937) – A.F. Aglen

A.F. Aglen, ein Britischer Offizier der im Sudan stationiert war, hat das Schlachtfeld von Sheikan im Jahr 1937 besucht und vor Ort studiert. Zu dieser Zeit gibt es auch den berühmten Bugler’s Tree noch. Aglen findet außerdem viele menschliche Knochen, den Bugler’s Tree und auch die Reste eines Zaribas einige Kilometer südlich vom Schlachtfeld. Er nennt als Augenzeugen zwei Kämpfer des Mahdi, den zur Zeit seiner Befragung 80-jährigen Bele Ahmed Sirag el Nur vom Stamm der Mahasi und den 65-jährigen Mek el Tahir Toyan del Dud, Anführer der Tumam.

The Adventurous Life of Faraj Sadik (Sudan Notes and Records Vol. XXXI 1951)

Faraj Sadik vom Stamm der Rizeigat, marschiert als Trompeter der Ägypitschen Armee mit dem Expeditions-Korps des Hicks Pascha. Er kann dem Massaker von Sheikan entkommen und flieht mit weiteren Kameraden nach Dilling in die Nuba Berge. Jahre später berichtet er einem englischen Offizier von seinen Erlebnissen.

The Diary of Abbas Bey (Sudan Notes and Records Vol. XXXII 1951)

Nach der Schlacht von Omdurman im Jahr 1898 wird bei einem Toten Ansar ein Tagebuch gefunden. Es handelte sich um die Aufzeichnungen des Abbas Bey, der als Sekretär des General Gouverneurs Ala al Din Pascha an der Hicks Expedition von 1883 teilgenommen hatte und während dieser auf dem Schlachtfeld von Sheikan seinen Tod fand. Das Tagebuch beginnt am 10. September 1883 in Duem und endet am 1. November 1883. Durch die Aufzeichnungen erfahren wir vor allem Details über die Streitigkeiten zwischen den europäischen und den ägyptischen Offizieren.

Der Sudan unter ägyptischer Herrschaft – von Richard Buchta (1888)

Richard Buchta, ein österreichischer Afrikaforscher, reiste in den Jahre 1878 bis 1880 durch den Sudan und erreichte sogar Emin Pasha in Lado. In seinem Buch nennt er einen Kameltreiber als Augenzeuge der Schlacht, der im Dienst von Kenaui Bey mit dem Expeditionskorps nach Kordofan gegangen war.

With Hicks Pasha in the Soudan – John Colborne (1884)

John Colborne ist einer der Offiziere der Expedition. Aus Krankheitsgründen muss er am 15. Juli 1883 nach Kairo zurückreisen. Durch seine Aufzeichnungen können wir aber zumindest die Sennar Expedition verfolgen und einen persönlichen Blick auf die Offiziere und Mannschaften werfen.

Ein Augenzeuge des Schlachtfeldes ist Major Mahumd Abdullah el Mehallawi, ein ehemaliger Beamter der Provinz Bahr-el-Ghazal, der nach seiner Unterwerfung zusammen mit Lupton Bey nach El Obeid gebracht wird. Er trifft zwar 6 Monate nach der Schlacht von Sheikan ein, wird aber auf Veranlassung des Mahdi zum Schlachtfeld geschickt und nimmt dieses in Augenschein. Lupton Bey soll dort auch angeblich eine Skizze vom Verlauf der Ereignisse gemacht haben, die jedoch verloren ging.


Star Wars – Darth Maul

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Es geht weiter mit meinen Highlights der Star Wars Episode I. Wenn der Titel „Die dunkle Bedrohung“ eine Bedeutung hat, dann durch IHN! Die coolste Socke der Prequel-Trilogie ist ohne Frage Darth Maul. Der Typ sieht einfach nur genial aus, wirkt gefährlich und dann noch dieses Doppelklingen-Lichtschwert …sensationell! Wer hatte nicht sein persönliches WOW!-Erlebnis, als plötzlich die zweite Klinge aus dem Lichtschwert surrt. Auch diese völlig neue Art des dynamischen Kampfes im Finale des Films ist für mich ganz großes Kino. Hier erklingt zudem mein Lieblings-Soundtrack des Films Episode I, „Duel of the Fates“. Die Figur des Darth Maul wurde von Iain McCaig kreiert und erhielt seine schwarze, weite Kleidung, da er im Film in den dynamischen Kampfszenen besser agieren konnte. Gespielt wurde der Charakter von Ray Park, einem bekannten Kampfkünstler, der auch den dynamischen Kampfstil der Prequels prägte.

Hier ist Ray Park in seiner legendären Rolle als Darth Maul zu sehen.

Obwohl Darth Maul am Ende von Episode I in zwei Hälften zerteilt wird und in einen scheinbar bodenlosen Abgrund stürzt, bleibt er anscheinend am Leben, da er in der Fernsehserie The Clone Wars und auch in Rebels wieder in Erscheinung tritt. Im Comic „Darth Maul: Son of Dathomir“ erfahren wir außerdem, dass er der Sohn der berühmten Mutter Talzin ist.

Auf der Star Wars Celebration in Essen lief mir tatsächlich Mutter Talzin mit Sohnemann Maul über den Weg.

Darth Maul in der TV Serie The Clone Wars.

Maul in der TV Serie Star Wars Rebels.

Alles also gute Gründe, diesem Film-Charakter zumindest ein kleines TableTop-Denkmal zu setzen. Die Frage ist nur wie? Natürlich hatte ich noch die passenden Figuren von WotC im Keller liegen, aber wie sollte das Szenario aussehen? Dazu an anderer Stelle mehr. Hier zunächst einmal zu den Figuren, die ich verwende möchte.

Darth Maul gibt es von Star Wars Miniatures bzw. WotC in 4 verschiedenen Varianten.

Demnächst erscheint auch von Fantasy Flight Games im Rahmen der Imperial Assault Serie eine Figur, die Maul im Outfit der TV-Serie Rebels darstellt.

Ich habe zunächst die „typische“ Figur in der schwarzen Robe bemalt.

Darth Maul – Der Schattenjäger

Bei meinen Star Wars Artikeln darf natürlich ein Buchtipp nicht fehlen. Passend zu der Episode I und dem oben genannten Bösewichts, habe ich für euch „Darth Maul – Der Schattenjäger“ gelesen. Dieses Buch aus dem Jahr 2002, geschrieben von Michael Reaves, erzählt die Vorgeschichte zur Episode I. Diese Romane mit Vorgeschichte zu den Star Wars Kinofilmen sind mittlerweile eine schöne Tradition und erscheinen neuerdings auch schon vor dem Start des Films, wodurch das Filmerlebnis ein wenig bereichert oder auch geschmälert wird, je nach Betrachtungsweise.

Star WarsDarth Maul von Michael Reaves

Nachfolgend die Liste der Roman und des Filmes dem sie vorangehen:

  • Darth Maul – Der Schattenjäger (Episode I – Die dunkle Bedrohung)
  • Ein Sturm zieht auf – (Episode II – Angriff der Klonkrieger)
  • Labyrinth des Bösen – (Episode III – Die Rache der Sith)
  • Hier gab es diese Tradition natürlich noch nicht, weshalb jetzt Rogue One diesen Platz einnimmt – (Episode IV – Ein neue Hoffnung)
  • Die neuen Abenteuer des Luke Skywalker – (Episode V – Das Imperium schlägt zurück)
  • Schatten des Imperiums – (Episode VI – Die Rückkehr der Jediritter)
  • Nachspiel: Das Ende des Imperiums – (Episode VII – Die Macht erwacht)
  • Der Auslöser – (Rogue One)

Auch auf der HamburgerTactica 2013 tumelte sich ein tolle Darth Maul Darsteller.

Hier die Inhaltsangabe des Verlages zu Darth Maul – Der Schattenjäger:

Der ruchlose Sith-Lord Darth Sidious bereitet sich darauf vor, der Republik den ersten großen Schlag zu versetzen, der sie ins Verderben reißen soll. Als einer seiner Helfershelfer zum Verräter wird und gegen gute Bezahlung seine Pläne an den Informationsmakler Lorn Pavan verkauft, sieht er sich zum Handeln gezwungen. Er schickt seinen besten Schüler aus – Darth Maul, den Schattenjäger. Darth Maul ist ein Schüler des Bösen und selbst einer der legendären Sith, eines Ordens, der sich der dunklen Seite der Macht verschrieben hat.

Die Zukunft der Republik hängt an einem seidenen Faden…


Königliches Dänisches Zeughausmuseum – Teil 1

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Es ist Sommer, also wieder Zeit für meine berühmt-berüchtigten Fahrrad-Touren. Meine erste Reise führte mich rund um den Öresund nach Kopenhagen. Hier hatte ich Gelegenheit, das Königliches Dänisches Zeughausmuseum, in dänischer Sprache Tøjhusmuseet, also Materialhaus genannt, zu besuchen. Das Museum liegt etwas versteckt in der Innenstadt, ist aber gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen.

Zeughaus DK 05

Das Museumsgebäude wurde in den Jahren 1598–1604 von König Christian IV. errichtet. Ursprünglich diente es ausschließlich als Arsenal der dänischen Armee. Neben den Gebäuden zählte auch eine Hafen zum Komplex, in den Kriegsschiffe einlaufen und ausgerüstet werden konnten.

Zeughaus DK 04

Erst ab 1838 entstand langsam eine Waffensammlung und Rüstkammer. Zahlreiche Ausstellungsstücke kamen im Laufe der Jahre durch Kauf, Tausch, Funde, Geschenke oder Übertragungen durch die dänischen Streitkräfte in das Museum. Zu diesem Zeitpunkt war der Kriegshafen schon viel zu klein geworden. Man hatte bereits im späten 17. Jahrhundert damit begonnen, einen neuen Hafen in Nyholm zu bauen.

Zeughaus DK 03

Waffensaal

Die Ausstellung im Waffensaal im 1. Stock, ist in Längsrichtung in die Bereiche See- und Landkrieg unterteilt. Diese zwei Themen werden in Querrichtung durch zeitliche Abschnitte, also die Militärischen Konflikte Dänemarks miteinander verbunden. Am Rande dieser Ausstellung der militärischen Vergangenheit Dänemarks, findet der Besucher einige ausgewählte Sammlungen anderer Nationen.

Zeughaus DK 115

Zeughaus DK 42

Die schwedischen Kriege (1563 – 1720)

Vom nordischen 7-jährigen Krieg (1563-1570) bis zum Ende des großen Nordischen Krieges (1700-1720) wurde Skandinavien durch eine ganze Reihe von Schlachten zwischen Dänemark und Schweden erschüttert. Am Ende des 16. Jahrhunderts hatte Schweden die Oberhoheit in der Ostsee erlangt. In den folgenden Jahren versuchte Dänemark, den Schweden die Vormachtstellung streitig zu machen. Der Konflikt der beiden Nationen kann in drei Abschnitte unterteilt werden. Die erste Phase besteht aus dem nordischen 7-jährigen Krieg und dem Kalmar Krieg, die beide von Dänemark initiiert wurden. Die zweite Phase ist durch den Torstenson Krieg und den Kriegen von Charles X August geprägt.

Zeughaus DK 116

Nach dem verlustreichen Eingriff von Christian IV in den 30-jährigen Krieg (1625-29), konnte Dänemarks Überleben nur durch den Tot von  Charles X August und durch Verhandlungen der Großmächte gesichert werden. Die dritte und abschließende Phase beinhaltete den Schonischen Krieg und den Großen Nordischen Krieg. In beiden Konflikten versuchten die Dänen den geschwächten Schweden verlorenes Territorium abzuringen. Schließlich wurde Schweden zu einer Großmacht zweiten Ranges degradiert und Russland stieg zur führenden Nation in der Ostseeregion auf.

Dreikronenkrieg / 7-jährigen Krieg (1563–1570)

Die Kämpfe des Dreikronenkrieges (es ging hierbei um die schwedischen drei Kronen, die Dänemark in sein eigenes Wappen einfügte, was von Schweden als Beweis gesehen wurde, dass Dänemark weiterhin Anspruch auf Schweden erhob, welches 1523 aus der Kalamrer Union ausgetreten war) fanden hauptsächlich im Süden Schwedens statt und führten zu einem ständigen Wechsel der Machtverhältnisse in dieser Region. Gekämpft wurde sowohl an Land als auch auf der Ostsee. Die Seeschlachten bewirkten in Europa ein Wettrüsten, das zu Neuerungen im Kriegsschiffbau, vor allem dem Einsatz von mehr Artillerie führte. Die eingesetzten Linienschiffe wurden daher bedeutend größer. Nach anfänglichen Verlusten konnte die schwedische Flotte Ende 1565 einige entscheidende Siege erringen. Am 30. Mai 1563 kam es zu einem ersten Seegefecht bei der Insel Bornholm. Im Folgejahr 1564, wiederum am 30. Mai, fand die Seeschlacht zwischen den Inseln Öland und Gotland statt. Den mit den Dänen verbündeten Lübeckern unter Admiral Friedrich Knebel gelang es, das schwedische Flaggschiff Makelös zu entern und den schwedischen Admiral Jakob Bagge sowie dessen Stellvertreter Arved Trolle gefangen zu nehmen. Die Makelös sank kurz nach dem Entern durch eine Explosion. Weitere Seegefechte folgten am 12. Juli vor Warnemünde und am 14. August 1564 erneut zwischen Öland und Gotland, bei dem die Schweden unter dem Befehl ihres Admirals Klas Horn standen. Im Folgejahr 1565 trafen die Parteien nach einem Gefecht vor der Küste Pommerns am 21. Mai erneut am 4. Juni im Seegebiet der Mecklenburger Bucht aufeinander. Der dänische Admiral Herluf Trolle verstarb drei Wochen nach der Schlacht an den Folgen seiner Verletzungen in Kopenhagen. Schon am 7. Juli 1565 kam es zu einer weiteren Seeschlacht im Seegebiet zwischen den Inseln Bornholm und Rügen. Bartholomeus Tinnappel als Bürgermeister von Lübeck und kommandierender Admiral der Hanseflotte lieferte sich im Juli 1566 mit den Schweden ein Seegefecht zwischen den Inseln Öland und Gotland. Am 19. Juli 1566 sank nach diesem Gefecht eine große Anzahl der Kriegsschiffe der dänisch-lübischen Flotte, weil der Ankerplatz für das Wetter ungünstig war. Dänemark und die Hanse verloren damit einen Großteil ihrer Flotte.

An Land  war es bereits am 20. Oktober 1563 zur Schlacht bei Axtorna gekommen und am 9. August 1566 trafen die Parteien des Krieges in der Schlacht von Brobacka aufeinander. 1567 fielen schwedische Truppen in Norwegen ein, doch gleichzeitig verfiel Erik XIV. in einen Verwirrungszustand, was die schwedische Kriegsführung einschränkte. Auch die dänische Seite war erschöpft und nach Eriks Absetzung als König ruhten die Kriegshandlungen zeitweilig. Ein Vermittlungsversuch von Maximilian II. führte schließlich am 13. Dezember 1570 zum Frieden von Stettin. Schweden ließ seinen Anspruch auf Schonen, Halland, Blekinge und Gotland fallen und der Streit um die drei Kronen wurde auf spätere Verhandlungen vertagt. Aufgrund seiner isolierten Stellung und der drohenden Gefahr von russischer Seite musste Schweden auch seine Besitztümer in Livland abgeben und beträchtliche Geldsummen an die deutsche Hanse zahlen.

Zeughaus DK 107

Die 3.000 Reiter, die in der Kampagne des dänischen Generals Daniel Rentazu in Schweden kämpften verwendeten solche Pferdemasken.

Zeughaus DK 108

Diese Rüstung gehörte vermutlich Christian II.

Zeughaus DK 109

Dänischer Helm aus der Zeit 1480 bis 1500.

Zeughaus DK 110

Zeughaus DK 111

Diese Rüstung (um 1500) soll Thomas Slentz dem Führer der berühmten Schwarzen Garde gehört haben.

Der Kalmarkrieg (1611 bis 1613)

Im Wesentlichen ging es im Kalmarkrieg um den Titel des „Königs der Lappen“, den sowohl der dänisch-norwegische König Christian IV. als auch der schwedische König Karl IX für sich beanspruchte. Tatsächlich waren jedoch wirtschaftliche Interessen ausschlaggebend, da der Handel mit Fisch und Fellen aus der von beiden Ländern beanspruchten Finnmark im Norden Skandinaviens sehr einträglich war. Ein weiterer Grund war das Bestreben Christians IV. und Karls IX. nach der Vorherrschaft im Ostseeraum. Nachdem Karl IX. Verhandlungen über die strittigen Fragen abgelehnt hatte, erklärten sich beide Staaten gegenseitig den Krieg. Nach dem Tod Karls IX. im Oktober 1611 wurde der Krieg durch den erst 17-jährigen Thronfolger Gustav II. Adolf fortgesetzt. Im Mai 1612 gelang es den überwiegend aus deutschen Söldnern bestehenden dänischen Truppen, die Festung Älvsborg am Göta älv und damit den einzigen Zugang Schwedens zum Kattegat einzunehmen. Im August wurde Kalmar besetzt. Im gleichen Jahr brannten schwedische Truppen die damals noch dänische Stadt Vä in Schonen nieder. Durch die Vermittlung Englands und der Niederlande wurde am 20. Januar 1613 der Frieden von Knäred geschlossen. Schweden musste die Finnmark an Dänemark abtreten. Zwar erhielt es Kalmar zurück, musste jedoch bis 1618 eine Million Taler Entschädigung an den dänischen König Christian IV. zahlen. Bis zur endgültigen Bezahlung im Jahre 1619 blieb die Festung Älvsborg in dänischer Hand.

Zeughaus DK 21

Die Fregatte FIDES wurde 1615 für Christan IV von Holländern gebaut. Dieses neue, leichte und manövrierfähige Kriegsschiff setzte Maßstäbe. In den Jahre 1618 – 27 wurde es im Kampf gegen Piraten im Nordatlantik eingesetzt. Im Jahr 1644 wurde die FIDES in der Schlacht von Femern von den Schweden erbeutet.

Zeughaus DK 97

Königliche Rüstung, die vermutlich dem ältesten Sohn Christian IV gehörte.

Zeughaus DK 92

Dänische Kavallerie-Fahne aus Seide.

Zeughaus DK 103

Das Bild in der Mitte der Kavallerie-Standarte zeigt einen gebeugten Arm in Rüstung. Der Ritterorder mit Namen „Der Orden des gerüsteten Arms“ wurde von Christian IV nach dem Kalmarkrieg ins Leben gerufen.

Dänisch – Niedersächsischer Krieg von 1625 bis 1629

Die zweite Phase des 30-jährigen Kriegs wird auch als Dänisch – Niedersächsischer Krieg (1625 bis 1629) bezeichnet. König Christian IV von Dänemark, der Herzog von Holstein und Oberster dieses Reichskreises war, rückte mit einer Armee in Richtung Süden vor. Unterstützung fand Christian IV in England, Frankreich und den Vereinigten Niederlanden. Von kaiserlicher Seite wurde ein Heer unter Albrecht von Wallenstein aufgestellt, welches den Dänen entgegen trat. Im Jahr 1626 besiegte Tilly den Dänenkönig im heutigen Niedersachsen bei Lutter am Barenberge.

Zeughaus DK 101

Bethlen Gabor schloss 1627 mit dem Kaiser Frieden. Die Kaiserlichen besetzten Jütland und Mecklenburg und versuchten sich an der Ostseeküste festzusetzen, was ihnen jedoch nicht gelang. Mit dem Frieden von Lübeck schied Dänemark schließlich aus dem Krieg aus.

Zeughaus DK 102

Büste von Christian IV aus dem Jahr 1616.

In der Schlacht von Lutter am Barenberge standen sich zwei Armeen von je rund 20.000 Mann gegenüber. Durch die verlorene Schlacht war der Dänemark finanziell ruiniert.

Zeughaus DK 99

Diese Kavallerie-Standarte wurde während der Schlacht von Lutter am Barenberge geführt. Die Inschrift „Pro Christo et Ecclesia“ lautet übersetzt „Für Christus und die Kirche“ und deutet auf eine katholische Einheit hin. Der aufgemalte Dannebrog lässt aber vermuten, dass das Feldzeichen einer dänischen Einheit gehörte. Der Dannebrog musste auf königlichen Befehl ab 1626 im Feldzeichen geführt werden.

Zeughaus DK 100

Kürrasiere bildeten zu dieser Zeit die schwere Kavallerie.

Die Schlacht im Sund, 29. Oktober 1658.

Im August 1658 wurde Dänemark-Norwegen vom schwedischen König Karl X Gustav mit 10.000 Soldaten angegriffen. Kopenhagen wurde monatelang belagert und die Vorräte gingen langsam zu Neige. Die Niederländer schickten schließlich Hilfe in Form von 35 Kriegs- und 50 Versorgungsschiffen. Bevor diese Flotte Kopenhagen erreichen konnte, traf sie auf die schwedischen Schiffe und so kam es am  29. Oktober 1658 zu einer großen, 6 Stunden andauernden Seeschlacht.

Zeughaus DK 121

Beide Seiten verloren rund 600 Männer, die Schweden 4 Schiffe und die Holländer 2. Schließlich konnten die Holländer Kopenhagen erreichen und nach einem vereitelten Sturm der Schweden auf die Stadt am 11. Februar 1659, wurde die Belagerung schließlich aufgehoben.

Zeughaus DK 16

Zeughaus DK 14

Das Schloss Kronborg im dänischen Helsingör liegt genau gegenüber der schwedischen Stadt Helsingborg. Zusammen bilden sie den nördlichen Zugang zum Öresund

Zeughaus DK 15

Helsingborg, ursprünglich eine dänische Stadt, ist eine der ältesten Städte im heutigen Schweden und war wegen seiner strategisch günstigen Lage am Öresund immer wieder umkämpft. Hier zu sehen, ist auch die Burg mit ihrem um Verteidigungsturm, als Kärnan bekannt.

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Der Schonische Krieg (1676–1679)

Im Sommer des Jahres 1675 erklärte Dänemark-Norwegen Schweden den Krieg. Ziel war es die einst im letzten Krieg verloren Gebiete zurückzuerobern. Diese neue Auseinandersetzung beinhaltete eine ganze Reihe von großen und kleinen Schlachten an Land und zur See. Der Krieg begann mit dem Angriff dänischer Truppen auf die Besitztümer der Schweden in Norddeutschland. Danach kam es zu einem unentschiedenen Seegefecht bei Bornholm und im Jahr 1676 zu einem großen Sieg der Dänische-Niederländischen Flotte bei Öland. Ende Juni 1676 gingen die Dänen bei Helsingborg an Land und eroberte diese schwedische Stadt, sowie Landskrona und Kristianstad. Aber das Kampfglück wechselte, als bei Halmstad eine dänische Armee zurückgeschlagen wurde. Den größten Sieg errangen die Dänisch-Norwegische Flotte über die Schweden am 1. Juli 1677 bei Stevns und Falsterbo. Aber an Land liefen die Dinge nicht so glatt. Hier wurden die Dänen zunächst bei Landskrona geschlagen, bevor es ihnen gelang Marstrand mit der Festung Karlsten einzunehmen. Zur gleichen Zeit wurde in der schwedischen Region Schonen (Scania) ein erbitterter Guerillakrieg ausgefochten. Im Sommer 1678 zog sich die Dänische Armee vor den bei Kristianstad stehenden Schweden nach Osten zurück. Beide Kriegsparteien waren nun erschöpft und sahen keine Hoffnung, den Krieg für sich entscheiden zu können. So kam es unter französischer Führung zu einem Friedensvertrag, bei dem Dänemark jedoch nicht einen einzigen Quadratmeter des verlorenen Landes zurückgewinnen könnte.

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Die Schlacht in der Köge Bucht, 1677

Während des Schonischen Krieges von 1675 bis 1679 kam es wiederholt zu Seeschlachten, da es galt die Herrschaft zur See im Norden Europas zu erlangen. Im Sommer 1677 befand sich eine dänische Flotte unter dem Kommando von Niels Juel an der Ostküste von Seeland. Am 1. Juli 1677 wurde dieser Verband von einer stärkeren Schwedische Flotte bei Stevens angegriffen. In dem folgenden Gefecht verloren die Dänen nur rund 375 Mann, während die Schweden fast 3.000 Mann und 8 Schiffe an Verlusten hatten. Die Schlacht bei Stevens gilt als größter Sieg der dänischen Flotte.

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Nyholm und der Flottenhafen 1767

Dieses Diorama im Maßstab 1/250 zeigt den dänischen Krieghafen Nyholm im Jahr 1767. Während des 18. Jahrhunderts wurden die meisten Schiffe der Marine auf der Insel Nyholm gebaut. Auf den Gleitbahnen, südlich der großen Mastkrähne und umgeben von den Baracken und Holzlagern, wurden die Schiffe gefertigt. Im Flotten-Hafen waren all die Schiffe vertäut, die nicht für das Kommando dieses Jahres ausgerüstet wurden. Die Flotte bestand aus 29 Linienschiffen, 13 Fregatten und eine ganze Reihen von kleineren Schiffen.

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Schiffsbau

Der Themenbereich Seemacht im großen Ausstellungssaal behandelt nicht nur die Seeschlachten, sondern auch den Aufbau und die Entwicklung der Dänische Flotte.

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Der Schoner AMAGER, bebaut 1760, operierte von 1762 bis 77 im Großen Belt als Patrouillenschiff. In diesem Gebiet wurde Zoll für durchfahrende Schiffe erhoben.

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Ein Lederwams aus dem Arsenal in Stade, welches die dänischen Truppen im August 1676 erobern.

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Diese Partisane, eine Waffe, die vornehmlich von der Leibgarde des Königs, der Drabantgarden verwendet wurde, ist mit einer Kronen und Stofffäden geschmückt.

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Eine Dänische Kavalleriepistole von 1670.

Der Große Nordische Krieg (1700-1720)

Im Jahr 1700 ist Schweden die dominierende Macht rund um die Ostsee. Das will  der Dänische König Frederick IV ändern und plant einen Krieg gegen den Erzfeind Schweden. In der ersten Phase des Großen Nordischen Krieges schickt der Dänische König Frederick IV Truppen in das mit Schweden verbündete Herzogtum Gottorp. Unterdessen landet jedoch der 18-jährige schwedische König Charles XII mit seinen Truppen nördlich von Kopenhagen und greift die Stadt an. Schweden wird bei seinem Angriff von England und den Niederlanden unterstützt. Nun ist Frederick IV gezwungen seine Truppen zurückzuziehen und seine Kriegspläne auf Eis zu legen. In den nächsten 9 Jahren spielt Dänemark keine Rolle im Großen Nordischen Krieg, in den jetzt Russland mit Peter dem Großen eingetreten ist. Nachdem die Schweden 1709 bei Poltava vernichtend von Russland geschlagen wurden, flüchtet Charles XII ins Exil. Nun greift Frederick IV, der sich mit August dem Starken verbündet hat, wieder in den Krieg ein und marschiert mit seinen Truppen im November 1709 nach Helsingborg. Auch zur See wird der Kampf, hier vor allem an der schwedischen Kattegat-Küste ausgefochten. In diesen Kämpfen wird Kapitän Tordenskiold zum Dänisch-Norwegischen Nationalheld. Nun wird der Krieg nach Norddeutschland getragen, wo zunächst die Dänen 1712 bei Gadebusch geschlagen werden, aber schließlich bei der Festung Tönning die Schweden zur Kapitulation zwingen und aus Norddeutschland vertreiben können.

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Das mit 110 Kanonen ausgerüstete Linienschiff FREDERICUS QUARTUS.

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Gammelholm

Gammelholm, bis ca. 1800 Bremerholm genannt, war vom 16. Jahrhundert an das Hauptquartier der dänischen Marine. Die meisten Schiffe wurden hier gebaut und ausgerüstet. Auch der Sitz der Admiralität, sowie die Schmiede, die Reeperbahnen zur Herstellung von Schiffstauen und die Lagerhäuser sowie die Werkstätten waren hier angesiedelt. Als die Wassertiefe im Hafen aufgrund von Versandung und Unrat immer weiter sank, wurden die Ankerplätze und Werften verlagert. Im Jahr 1858 wurde beschlossen Gamelholm abzureißen und stattdessen Wohnhäuser zu errichten. Die Kirche und ein Teil der Reeperbahn sind die einzigen Gebäude, die heute noch erhalten sind.

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Theater-Krieg (1788-89)

Die Schlacht an der Kvistrum Brücke fand am 29. September 1788 statt und war Teil des Theater Krieges oder Preiselbeer-Krieges (benannt nach den Beeren, welche die Notration der Truppen auf ihrem Weg nach Hause darstellten), einer kurze Auseinandersetzung zwischen Dänemark-Norwegen und Schweden, beginnend am 24. September 1788 und andauernd bis zum 9. Juli 1789. Der Theater Krieg war außerdem eine Phase des Russisch-Schwedischen Krieges (1788–90). An der Brücke von Kvistrum kämpften rund 1.000 Schweden, die sich in Gräben entlang der Straße verschanzt hatten gegen 7.500 Soldaten aus Dänemark-Norwegen. Nach 45 Minuten hatten die Schweden 5 Tote und 60 verwundete, der Rest geriet in Gefangenschaft.

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Nach dem Kampf an der Kvistrum Brücke erbeuteten die Dänisch-Norwegischen Truppen unter anderem 10 Kanonen, 10 Munitionwagen, 80 Zelten und 800 Musketen. Auf dem Rücktransport der Beute wurde diese wieder von den Schweden zurückerobert. Diese schwedische Trommel fand ihren Weg dennoch als Beutestück nach Dänemark.

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Während des Theater-Krieges wurden alle Grenadiere der unterschiedlichen Dänisch-Norwegischen Truppen Regimenter in einer Brigade zusammengefast. Das Bild zeigt eine Grenadier Mütze aus dieser Zeit (Modell 1773).

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Jäger-Horn Modell 1785

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Dieses 1-Pfünder Feldgeschütz war die kleinste Kanone (Amusette) im Arsenal der Dänisch-Norwegischen Armee. Der 1-Pfünder war von 1758 bis 1814 in Gebrauch.

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Modell eines der wenigen Ambulanz-Wagen von 1784.

Der Dänische Krieg mit Großbritannien 1801 – 1814

Der Krieg zwischen Dänemark und Großbritannien zerfällt in drei nicht zusammenhängende Phasen. Dazu zählt die Schlacht von Kopenhagen im Jahr 1801, die Bombardierung von Kopenhagen im Jahr 1807 und den als Kanonenboot-Krieg bekannten Konflikt von 1807 bis 1814. Obwohl alle Kämpfe in dänischen Gewässern stattfanden und der Gegner stets Großbritannien war, gab es in allen Phasen ganz unterschiedliche militärische und politische Umstände.

Die Seeschlacht von Kopenhagen 1801

Am 2. April 1801 griff eine große britische Flotte unter dem Kommando von Admiral Parker die Stadt Kopenhagen an. Der Zweck dieses Angriffes lag darin, Dänemark-Norwegen zu zwingen, die Liga der bewaffneten neuralen Staaten zum Schutz des freien Handels, zu denen auch Schweden, Preußen und Russland zählten, zu verlassen. Der Angriff kam jedoch nicht unerwartet und so hatte die dänisch-norwegische Marine eine Verteidigungslinie vor den Eingang zum Hafen von Kopenhagen gelegt. Die Mehrzahl der Britischen Streitkräfte griff vom Süden unter dem Kommando von Vize-Admiral Nelson an. Es gelang ihm jedoch nicht, seine Schiffe nahe genug an die dänische Linie heranzubringen, was den Kampf in die Länge zog. So kam es zu einem heftigen Feuergefecht, das von 10.30 Uhr bis 15 Uhr andauerte, bis schließlich ein Waffenstillstand vereinbart wurde. Zu diesem Zeitpunkt war die dänische Flotte geschlagen und die Briten konnten ihre Schiffe mit den Belagerungsgeschützen in Stellung bringen und so die Stadt und den Hafen bedrohen. In Folge der verloren Schlacht saß sich Dänemark-Norwegen gezwungen die Neutralität aufzugeben.

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Während der Schlacht wurden 255 Britische Seeleute getötet und 692 verwundet. Die Dänen erlitten 368 Tote und 635 verwundete an Verluste. Außerdem galten 206 als vermisst und 1.779 Dänen gerieten in Gefangenschaft. Diese Schlacht beendete die 80-jährige friedliche Periode des dänischen Überseehandels. Das Diorama im Maßstab 1/1.800 zeigt die Schlacht zu dem Zeitpunkt, als die meisten britischen Schiffe ihre Position gegenüber der gegnerischen Flotte eingenommen hatten.

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Uniformen der Dänisch-Norwegischen Marine während der Schlacht von Kopenhagen am 2. April 1801.

Kopenhagen 1807

Durch den Friedensvertrag zwischen Russland und Frankreich im Jahr 1807, gelangte die dänische Flotte in Reichweite von Napoleons, was natürlich nicht den Interessen der Briten entsprach. Zwischen dem 2. bis 8. August 1807 bombardierte die Engländer deshalb Kopenhagen und erbeuteten die Dänische Flotte.

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Dieser französische Adler wurde von einem französisch-spanischem Hilfskorps zurückgelassen, welches Dänemark 1808 verließ.

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Fahne der Leibgarde des Kronprinzen von Dänemark.

Die Kanonenboot-Schlacht von Dragör – 20. Oktober 1808

In den folgenden Jahren sah sich Dänemark gezwungen vom Festland aus operieren, was zu kleinen Aktionen mit Kanonenbooten führte, die von der Küste aus vorstießen und auf den Britischen Seehandel gerichtet waren. Am 20. Oktober 1808 eskortierte das britische Linienschiff AFRICA einen Konvoi von 137 Handelsschiffen auf dem Weg nach Norden durch den Öresund, als das Wetter plötzlich umschlug und die Weiterfahrt unterbrochen werden musste. Am Nachmittag griff die Flotte, 32 geruderte Kanonenboote, von Kopenhagen, außerhalb von Dragör die AFRICA an.

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Der Angriff erfolgte auf den Bug und das Heck der AFRICA, wodurch das britische Schiff seine Geschütze an den Breitseiten nicht einsetzten konnte. Das heftige Feuer dauerte fast 3 Stunden, bis schließlich die Dunkelheit den Kampf beendete. Beide Seiten erlitten schwere Verluste.

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Das Diorama der Schlacht ist im Maßstab 1/250.

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Auch die dänischen Boote wurden direkt von etlichen dieser Kartätschen getroffen.

Mit dem Verlust von Norwegen im Jahre 1814 war für Dänemark die Epoche als nordische und europäische Seemacht vorüber.

Die Deutsch-Dänischen Kriege 1848-51 und 1864

Die Hauptaufgabe der dänischen Flotte während der Kriege, die um Region Schleswig-Holstein geführt wurden, bestand darin, die Häfen des Feindes zu blockieren und mit dem eigenen Heer zu kooperieren. Von besonderer Wichtigkeit war der Truppentransport zwischen den Dänischen Inseln und dem Festland. Zu dieser Zeit befand sich die Marine außerdem in einer Zeit der technologischen Veränderung. Die Schiffe wurden mit Dampfmaschinen, Schiffsschrauben und zielgenauer Artillerie ausgestattet.

Im Jahr 1849 gelang es der Marine, die Armee von Mols nach Fredericia in Jütland zu verlegen. Als der Deutsche Bund in den Krieg eintrat, wurde die dänische Marine damit beauftragt, die feindlichen Häfen in der Ostsee und Nordsee zu blockieren. Diese Blockaden zwangen die deutsche Seite dazu, im Juli 1849 einen Waffenstillstand zu vereinbaren und im folgenden Jahr einen Friedensvertrag zu schließen. Die Krise über den zukünftigen Status von Schleswig-Holstein war damit noch nicht beigelegt und so brach der Konflikt im Jahr 1864 erneut aus.

Im Jahr 1864 sah sich die dänische Flotte damit beauftragt die Österreichische Marine auf der Seite der feindlichen Koalition zu bekämpfen. Eine Österreichische Flotte wurde aus der Adria in die Nordsee verlegt, um die dänische Blockade aufzubrechen. Am 9. Mai 1864 trafen die beiden gegnerischen Verbände bei Helgoland aufeinander. Das Ergebnis war ein taktischer und moralischer Sieg für Dänemark. Aber der preußische Sieg über die dänische Armee bei Dybböl führte schließlich, trotz des Vorteils zur See, zur Niederlage Dänemarks. Das Ergebnis des Krieges war, das Dänemark die Regionen Schleswig, Holstein und Lauenburg an den Deutschen Bund abgeben musste.

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Die Brigg ÖRNEN, gebaut 1842, war mit 16 18-pf Kanonen bestückt.

Erster Schleswig-Holsteinischer Krieg

Im Jahr 1848 wechselte Dänemark relativ friedlich und undramatisch von der absoluten Monarchie zur Demokratie. Dies löste jedoch einen Bürgerkrieg zwischen aus, der von dem dänischsprachigen Herzogtum Schleswig und den deutschsprachigen Herzogtümern Holstein und Lauenburg ausging. Die beiden letztgenannten setzten eine eigene Regierung in Kiel ein und übernahmen das Waffenarsenal in Rendsburg.

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Diese Handlungsweise markierte den Beginn des Bürgerkrieges, der zum einem Dänemark als Unterstützer von Schleswig und zum anderen Preußen als Verbündeter von Holstein und Lauenburg sah.

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Trommel der Schleswig-Holsteiner, mit einem Rand in den deutschen Farben Schwarz, Rot und Gelb.

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Uniformjacke der Schleswig-Holsteiner von 1850. Zunächst verwendeten die Schleswig-Holsteiner noch die Dänischen Uniformen und Waffen, erst im weiteren Verlauf wechselte die Ausrüstung und Uniform ins Preußische.

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Kürassier-Helm der schweren Kavallerie der Schleswig-Holsteiner.

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Die Proklamation von Schleswig-Holstein an Dänemark vom 31. März 1848.

Einer der zentralen Schlachten dieses Konfliktes war die Schlacht von Fredericia im Jahr 1849, in der die Dänische Armee die Truppen aus Schleswig-Holstein besiegten. Es war in der Nacht des 6. Juli 1849. Außerhalb der Festung von Fredericia lagen 14.000 Schleswig-Holsteiner in Warteposition. Nach zwei Monaten Belagerung war die Gegend übersät mit Gräben, Löchern und Waffen. Hinter den Mauern der Stadt waren 19.000 dänische Soldaten bereit für den Kampf. Um 1 Uhr Nachts öffneten sich langsam die Tore der Festung. Der dänische General Rye führte seine Truppen in Richtung Norden entlang der Küste. Es kam zu schweren Nahkämpfen, bis am Morgengrauen die Schleswig-Holsteiner schließlich besiegt waren. Die Dänen hatten zwar gewonnen, aber sie hatte auch ihren General Rye verloren. Nachdem zwei Pferde unter ihm erschossen worden waren, fiel schließlich auch er selbst im Kampf.

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Dänischer Dragoner-Helm der leichten Kavallerie.

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Dänische Feldmütze von 1848.

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Infanterie Muskete M 1828/1846 mit Bajonett.

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Dänische Trommel, bemalt in den Nationalfarben rot und weiß.

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Die Dänische Proklamation an die Bevölkerung von Schleswig am 27. Marz 1848.

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Angriff der Dänen am 5. Juli 1848 von Berg Dybböl auf den Ort Dybböl.

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Die heimkehrenden Truppen marschieren 1849 unter dem Jubel der Menge durch die Straßen von Kopenhagen. Angeführt werden sie vom „kleinen Hornbläser“, der zu einer der mythischen Figuren dieses Krieges wurde.

Aber der Krieg wurde schließlich nicht auf dem Schlachtfeld, sondern am Verhandlungstisch beendet. Das Ergebnis war, dass Dänemark wieder zur Monarchie und seinen Grenzen von 1848 zurückkehrte.

Zweiter Schleswig-Holsteinischer Krieg

Im Jahr 1864 bestand Dänemark einerseits aus dem Königreich Dänemark und andererseits aus den Herzogtümern Schleswig, Holstein und Lauenburg. Vereint wurde das Land von seinem Monarchen. Zu dieser Zeit war Deutschland noch kein Staat, sondern ein Bund von Staaten. Das Ziel war jedoch die Bildung eines vereinigten Deutschlands, zu dem auch Schleswig und Holstein an der Grenze zu Dänemark gehören sollten. Im Jahr 1864 kam es schließlich zum Krieg zwischen Preußen und seinem Verbündeten Österreich mit Dänemark.

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Am 1. Februar marschierten 61.400 Preußen und Österreicher über die Eider. Ihnen gegenüber standen 39.000 Dänische Soldaten, die die Festungsanlagen des Danewerks besetzt hielten. Bisher hatte diese große Erdmauer, welche seit alters her die südliche Grenze sicherte, eine nahezu mythische Bedeutung für die dänische Bevölkerung gehabt. Nun traf es Dänemark wie eine Schockwelle, als seine Truppen sich nach nur vier Tagen nach Kriegsbeginn zurückzogen, und dass, ohne einen einzigen Schuss abgegeben zu haben. In Wirklichkeit handelte es sich bei dieser „Großen Mauer“ nur um einen wenige Meter hohen Erdwall, der nicht allzu schwer zu durchstoßen war. Als das umliegende Sumpfland zuzufrieren begann, war es für den Feind nur allzu leicht die Grenze zu überschreiten.

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Ein Infanterist rettet ein Geschütz beim Rückzug von Danewerk am 5. und 6. Februar 1864. Ein paar Tage nach Ausbruch des Krieges verließen die dänischen Streitkräfte das befestigte Danewerk und zogen sich auf Dybböl zurück. Der Rückzug fand während es Schneesturmes und sehr niedrigen Temperaturen statt. Die Situation wurde zusätzlich dadurch erschwert, dass die Soldaten die schweren Geschütze mitführen mussten, um zu verhindern, dass diese dem Feind in die Hände fielen.

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Mütze mit Einschusslöchern des dänischen Soldaten Johannes Elieser Schröder. Schröder war im Jahr 1864 Soldat des 5. Infanterie Regiments. Er wurde am 29. Juni beim Kampf um die Insel Als am Bein verwundet und erhielt auch dort am selben Tag eine Kugel in seine Mütze. Schröder überlebte den Krieg und wurde später Lehrer in Askov.

Die Schanzen von Dybböl waren deutlich einfacher zu verteidigen und schon 16 Jahre zuvor konnte hier der Feind zurückgeschlagen werden. Es begann eine Belagerung durch die Preußen, der am 2. bis 18. April ein schwerer Beschuss folgte. Am 18. April stürmten die preußischen Truppen schließlich die dänische Verteidigungsstellung. Die Dänen hatte 700 Tote und 500 Verwundete zu beklagen. Mehr als 3.500 Mann wurde außerdem gefangen genommen. Der Rest der Armee zog sich auf die Insel Als zurück. Im Juni musste auch diese Insel aufgegeben werden. Im Sommer kam es schließlich zu Friedensverhandlungen und Dänemark verlor die drei Herzogtümer, also 1/3 seiner Landmasse und 40 Prozent seiner Bevölkerung an Preußen.


Karl May Festspiele Bad Segeberg

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Natürlich war ich auch als kleiner Junge schon im Wilden Westen unterwegs. Es war das Jahr 1973, ich war sieben Jahre alt und am Kalkberg durfte ich für ein paar Augenblicke „Unter Geiern“ leben. Meine Erinnerungen sind etwas verschwommen, es gab aber ein paar klasse Explosionen, nur das die Toten immer wieder aufstanden, dass fand ich extrem seltsam. Winnetou hieß damals übrigens Klaus-Hagen Latwesen und die Karl May Festspiele Bad Segeberg liefen bereits erfolgreich seit 22 Jahren. Der große Häuptling der Apachen war zu diesem Zeitpunkt für mich aber noch keine große Nummer, denn erst im Jahr darauf wurde „Winnetou I“ erstmals im deutschen Fernsehen gezeigt. Nach diesem Fernsehereignis war aber endgültig geklärt, dass ich nicht mehr Cowboy, sondern Indianer werden wollte. Mit dem Geburtstagsgeschenk einer „echten“ Silberbüchse wurde dieser Beschluss besiegelt.

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Anfang der 1950er Jahre beschloss die Stadtverwaltung von Bad Segeberg, Karl Mays Abenteuerromane als „Karl-May-Spiele“ im örtlichen Kalkbergstadion aufzuführen. Die Anlage war seit Jahren nur gelegentlich genutzt worden. Zunächst dachte man daran, die Nibelungen auf die Bühne zu bringen, aber die Inszenierung von Karl May war damals nicht ganz so Kostenintensiv. Vor allem die 60er und 70er Jahre, als die Winnetou-Filme mit Pierre Brice in den deutschen Kinos und später im Fernsehen liefen, sicherten die Zukunft der Festspiele.

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Nach 44 Jahren beschloss ich, dass es wieder Zeit war in den Wilden Westen aufzubrechen. Mal sehen, was sich da so getan hatte. Auf dem Programm stand Old Surehand. Die Story war mir vor der Aufführung nicht mehr präsent, allerdings war ich danach auch nicht viel schlauer. Doch dazu später mehr.

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Vor der Vorstellung ging es noch für einen Abstecher in das „Indian Village“, welches sich allerdings nicht als Indianerdorf, sondern als Western Stadt präsentierte. Egal… für einen zusätzlichen Eintritt von 2,50 bekommt man einen Einblick in die Entwicklung der Festspiele in Bad Segeberg und ein Museum mit der Ausstellung „„Die Welt der Indianer“ geboten. Sehr nett sind auch die stimmungsvollen Inneneinrichtungen des Saloons, des Sheriff–Office und des General Stores. Kinder können außerdem nach Gold suchen und sich im Hufeisen werfen versuchen.

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15 Minuten vor der Vorstellung kündet ein  Trompetensignal den Beginn an. Also nichts wie hin zu den Sitzplätzen. Der Titelheld Old Surehand wird übrigens von unserem ersten Superstar Alexander Klaws gespielt, Winnetou ist nun schon zum fünften Mal Jan Sosniok und Mathieu Carrière der Bösewicht General Douglas. Die restlichen Schauspieler hatte man sicher auch schon mal gesehen, waren mir aber nicht geläufig. Selbst einige Namen der Geschichte, wie Kolma Puschi (Das schwarze Auge) und Lea-tshina (Die weiße Feder) hatte ich noch nie vorher gehört. Eine gute Besetzung war für mich vor allem Joshy Peters als der Schurke Old Wabble (It‘s clear!) Etwas schleimig-glitschig war Max König als Apanatschka. Den „Comic relief“ bildete der französische Koch François (Patrick L. Schmitz), für meinen Geschmack aber etwas zu viel Klamauk.

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Im Prinzip sind Handlung und Schauspielkunst aber eh nebensächlich. Dreh und Angelpunkt sind zwei Dinge:

  1. der erste Auftritt von Winnetou auf seinem Pferd Iltschi. Das Ganze natürlich durch die berühmte Filmmusik untermalt. Und tatsächlich… selbst mir stellen sich die Nackenhaare auf! Ein Tosen geht durch die Zuschauer und es wird auch die eine oder andere Träne verdrückt. Da werden halt tief verwurzelte Erinnerungen wachgerufen.

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  1. ACTION! Rund eine Dutzend Stuntman springen, reiten und stürzen um die Wette von Gebäuden und Felsen. Überall Knall es, Feuer lodert an jeder Ecke und schwere Explosionen erschüttern die Kalkberge. Und natürlich jagen Pferde und Kutschen von rechts nach links, von vorne nach hinten und von oben nach unten durch das Gelände. Eindrucksvoll auch die Adler und Falken, die dicht über die Köpfe der Zuschauer gleiten.

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Aber noch einmal zur Handlung. Ich habe nach wie vor keine Ahnung, was da passiert ist. Alle 10 Minuten wurde irgendjemand gefangengenommen und wieder befreit. Teilweise mehrfach dieselbe Person. Dann wurden mal zwischendurch Diamanten gefunden, gesucht und wieder vergessen. Nach etlichen rituellen Zweikämpfen stellt sich schließlich heraus, das der Vater von Apanatschka nicht Tibo-taka war, die Mutter in Wirklichkeit Kolma Puschi heißt, das Apanatschka und Old Surehand Brüder sind und das Lea-tshina nun einen davon heiraten kann. It’s clear, wie Old Wabble sagen würde.

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Königliches Dänisches Zeughausmuseum – Teil 2

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Die dänische Militärgischte nach dem 2. Schleswig-Holsteinisch Krieg finde ich persönlich nicht ganz so spannend, weshalb ich diesen Teil der Ausstellung hier nur in einigen wenigen ausgesuchten Bildern bzw. Themen vorstellen möchte.

1864 bis 1945

Das Geschütz vom Typ Helgoland, ein 30,5 cm Hinterlader, wurde von 1876 bis 1907 auf Panzerschiffen eingesetzt. 19 Mann bedienten das Geschütz, welches alle 5 Minuten einen Schuss abgegeben konnte.

Teil eines Torpedo-Netzes von 1880. Dieses extrem schwere Metallnetz schütze ein Schiff vor Torpedobeschuss, wenn es  vor Anker lag oder sehr langsam fuhr.

Mit diesen Spitzen auf den Torpedos konnten die Netze durchdrungen werden.

Das erste dänische U-Boot wurde 1909 zu Wasser gelassen.

 

Infanterie Uniform von 1915

Ein voll ausgerüsteter dänischer Soldat aus den Jahren 1923 bis 1938.

Sammlungen des Museums

US-Infanterist / US-Kavallerist

Im 19. Jahrhundert suchte das dänische Militär-Depot stets nach neuen Lösungen und Ideen zur Ausstattung ihren Soldaten. Aus diesem Grund wurden aus unterschiedlichen Ländern komplette Uniformsätze angefordert, die als Inspiration für die Einwicklung der eignen Ausrüstung dienen sollten. Diese Uniformen werden noch heute unter dem Namen „Historische Muster Sammlung“ in Magazinen des Museums verwahrt. Zu diesen Musteruniforme zählt auch eine komplette Ausstattung eines US Infanteristen und Kavalleristen die aus dem Jahr 1858, also kurz vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg stammt.

Militärischer Kopfbedeckungen

Die beiden Sammler Dichmann und Brinckmann vermachten dem Museum ihre Sammlung militärischer Kopfbedeckungen, von denen Rund die Hälfte in der Ausstellung zu sehen ist.

Russische Uniformen

Als Russland 1917 durch die Revolution und den Bürgerkrieg auseinanderfiel, konnte Major-General Paul Goudime-Levkovitch dem Blutbad, das unter den russischen Adligen und Offizieren angerichtet wurde, entgehen. Er begann im französischen Exil damit, russische Uniformen und Uniformbücher zu sammeln. Im Jahr 1942 übergab er die Sammlung dem Königlichen Dänischen Zeughausmuseum.

Japanische Waffen und Rüstungen

Diese Sammlung von Samurai-Waffen und Rüstungen gehörte einst dem General Raaslöff und gelangte am Ende des 19. Jahrhunderts in den Besitz des Museums.

Königliche Uniformen

Der Monarch  gilt in Dänemark auch immer als  Offizier mit dem höchsten Rang, obwohl er keine direkte Befehlsgewalt besitzt. Eine Uniform wird aus diesem Grund bei vielen Anlässen von den männlichen Angehörigen der königlichen Familie getragen. Die älteste noch erhaltene Uniform stammt aus dem Jahre 1820. Nachfolgend sind einige ausgewählte Uniformteile der königlichen Familie zu sehen.

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Kanonenhalle

Die Ausstellung des Museums besteht im Wesentlichen aus zwei Räumen, der 156 Meter langen und 17 Meter breiten Kanonenhalle im Erdgeschoss und dem Waffensaal im 1. Stock. Die Waffen, Uniformen und Rüstungen in der Ausstellung und den Magazinen spiegeln nicht nur die dänische Militärgeschichte, sondern beinhalten auch zahlreiche internationale Objekte, die ursprünglich zu Forschungszwecken gesammelt wurden.

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Die ausgestellten Geschütze der Kanonenhalle seien hier nur kurz erwähnt und in einigen wenigen Bildern vorgestellt.

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Star Wars – Podrace / Teil 3

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Und weiter geht es mit meinem Star Wars – Podrace Projekt. Nachdem ich die Regeln in einem Testspiel auf Herz und Nieren geprüft habe (an dieser Stelle vielen Dank an Vasa und Markus), will ich mich nun um die Rennstrecke kümmern. Neben einer Felsenlandschaft sollen auch Gebäude und bewegliche Hindernisse entstehen. Die Rennstrecke soll so eine Art Rundreise zu den Highlights des Planeten Tatooine werden.

Zunächst hab ich mich etwas mit der Gestaltung von Felsen beschäftigt. Die Geländteile sollten eine Schlucht und von Wind und Wasser geformte Felsen darstellen. Das Ganze sollte außerdem zu meinen alten Aquariumfelsen passen, damit ich diese zusammen mit den selbstgebauten Sachen auf eine Platte vereinen kann. Ich habe dafür zunächst einige Styrodurplatten aufeinander geschichtet und grob in Form geschnitten. Dann folgte eine intensive Bearbeitung der Oberfläche mit meinem Dremel und schließlich habe ich alles mit Schleifpapier geglättet. Damit die scharfen Unterkanten der Felsen nicht abbrechen, habe ich diese mit Montagekleber verstärkt.

Weiter ging es mit einigen kleinen Gebäudekomplexen, wie der Feuchtfarm von Lars Own, der Hütte vom alten Ben Kenobi und der Tosche Station. Für die Feuchtfarm habe ich noch einen kleinen Speeder geknetet und ein paar Wasserdampf-Evaporatoren gebastelt. Natürlich durfte auch die T-16 nicht fehlen, welche zum Glück im passenden Maßstab von Micro Machines angeboten wird.

Die gekauften Gebäude für Mos Eisley und Mos Espa habe ich zum Teil vervielfältigt, etwas umgebaut und durch diverse Kleinteile ergänzt. Natürlich soll es später auch noch die Cantina und andere Highlights dieser Städte geben.

Zuletzt habe ich angefangen ein kleines Lager der Tusken zu bauen und natürlich  auch noch eine kleine Bantha – Herde. Der Sarlacc in der Grube von Carkoon darf auch nicht fehlen. Derzeit ist auch noch der Palast von Jabba dem Hutten in Arbeit. Es gibt noch viel zu tun…


U-Boot-Bunker St. Nazaire

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Zu den eindrucksvollsten U-Boot Bunkern des 2. Weltkrieges zählt die Anlage in der französischen Hafenstadt St. Nazaire, die in der Mündung des Flusses Loire liegt. Grund für die Wahl von St. Nazaire war natürlich die ideale Lage der Hafenstadt, aber auch das bereits vorhandene große Dock Normandie. Diese Trockendock, dass auch als Schleuse zum Hafen diente, konnte große Schlachtschiffe, wie die Bismarck und die Tirpitz aufnehmen. Wie auch die Bunkeranlagen von Lorient und La Rochelle, von denen ich schon in anderen Artikel berichtet habe, liegt der U-Boot-Bunker St. Nazaire an der Westküste der Bretagne.

Im Gegensatz zu den U-Boot Bunkern in Brest, La Rochelle und Lorient, die heutzutage kommerziell oder militärisch genutzt werden, steht die Bunkeranlage in St. Nazaire leer und kann von Besuchern fast komplett erkundet werden.

Mit dem Konzept „Ville Port“ hat die Stadt versucht den Bunker, die Hafenanlagen und die Stadt zusammenzuführen. Es gibt Kunstprojekte im und auf dem Bunker, eine Rampe, die auf das Dach des Bunkers führt und diverse Infotafeln. Trotzdem bleibt die Bunkeranlage ein Fremdkörper in der Stadt. Nur die neue Hafenpromenade lenkt etwas von der trostlosen Stimmung im Zentrum ab. Dennoch ist der Besuch von St. Nazaire und er Umgebung ungemein interessant.

Ansicht des Bunker vom Südhafen aus.

Die Rückseite des Bunkers.

Der Eingang im Süden.

Die dicken Panzertüren am Südeingang des Bunkers.

U-Boot Bunker

1941 begannen die deutschen Besatzungstruppen mit dem Bau der U-Boot-Basis im Hafen von St. Nazaire und schon nach 4 Monaten, am 30. Juni 1941 konnten die ersten drei Trockendocks des Hauptbunkers fertiggestellt werden. Es waren die ersten verbunkerten Liegeplätze für U-Boote außerhalb von Deutschland.

Der Bunker mit seinen 14 Boxen, die 20 U-Boote fassen konnten, ist 299 m lang, 124 m tief und rund 18 Meter hoch. Die Bunkerdecke hat an der dicksten Stelle eine Stärke von 8,75 Meter. Der Hauptbunker besteht aus drei Bauabschnitten. Der erste Abschnitt mit den drei Trockendocks, den Nummer 6 bis 8 und den vier Nass-Doppelboxen mit den Nummern 9 bis 12 war wie erwähnt im Juni 1941, der zweite Abschnitt mit den fünf Trockendocks 1 bis 5 im Januar 1942 und der dritte Abscchnitt mit den zwei Nass-Doppelboxen 13 und 14 war Mitte 1942 fertiggestellt.

Die großen Hallen der Nassboxen waren Liegeplätze für zwei U-Boote.

Einfahrt in eine der Nassboxen.

Die Deckenkonstruktion der Boxen.

Die Trockendocks mit ihren Schleusentoren konnten in nur 75 Minuten leer gepumpt werden.

Im großen Quergang waren Eisenbahnschienen verlegt.

Noch heute sind die aufgemalten Nummer der Boxen gut zu erkennen.

Man erkennt gut die Halterungen für den Laufkran und Kabel.

Die Anlage wurde 1942 zur Kriegswerft erweitert und erhielt dann Werkstätten, Medizinische- und Versorgungs-Einrichtungen. Ab Juni 1943 wurde die Bunkerdecke durch eine zweite Betonschicht und schließlich durch eine Fangrost-Sicherung verstärkt, welche aber nur zu einem Drittel fertiggestellt werden konnte.

Die Aussichtsplattform auf dem Hauptbunker.

Die Fangrost-Sicherung bestand aus 3,8 Meter hohen Frangrostwänden…

…auf denen in 30 cm Abständen die 1,5 Meter hohen Fangrostrippen lagen.

Querschnitt durch die Bunkerdecke, die an dieser Stelle aufgeschnitten wurde, um einen Treppenschacht, der auf das Dach führt, Platz zu machen.

Diese Dachkonstruktion soll die Schockwelle von Bomben abfangen.

Einer der FLAK-Türme auf dem Dach ist jetzt ein Aussichtsturm.

Überall sind Nahverteidigungsanlagen im Bunker eingebaut.

Der Hafen

Der Hafen ist in drei Bereiche unterteilt, dem Vorhafen (Avant Port), der ohne Schleuse den Gezeiten ausgesetzt ist, dem Südhafen, in dem auch der U-Boot Bunker liegt und dem Nordhafen. Wegen der starken Schwankungen zwischen Ebbe und Flut konnte der Nor- und Süd-Hafen nur durch eine Schleuse angefahren werden. Der Südhafen hat zwei Zugänge zum Meer. Eine Schleuse im Osten und einen im Süden, die in den Vorhafen führt.

Die Südschleuse kann über eine Hebebrücke überquert werden.

Die alte Kaimauer im Südhafen ist noch komplett erhalten.

Schleusenbunker

Da ein in der Schleuse wartendes U-Boote ein leichtes Ziel bei Luftangriffen war, bauten man einen gigantischen Schleusenbunker, der gegenüber dem U-Boot-Bunker, neben der östlichen Schleuse errichtet wurde. Der Schleusenbunker mit einer Lähe von 155 Metern und 25 Metern Breite konnte jedoch erst Mitte 1944 fertiggestellt werden, so dass er im restlichen Kriegsverlauf kaum noch eine Rolle spielte.

Heute ist in der Schleuse seit August 1986 das U-Boot S637 Espadon untergebracht und dient als Museum.

Wie auch beim Hauptbunker, kann man über eine Treppe auf das Dach gelangen, dass als Aussichtsplattform dient. Von hier aus hat meinen eine sensationelle Aussicht auf den Hafen, den Hauptbunker und das Dock Normandie

Die Schleuse erhielt zahlreiche Nahverteidigungsanlagen, unter anderem einen Sechsscharten-Panzerturm des Typs 40P8 sowie zwei Flakbettungen für 40 mm Bofors Geschütze.

Neben dem Schleusenbunker liegt die „kleine Schleuse“ mit der alten Einfahrt zum Hafen.

Verteidigungsanlagen

Im Umland von St. Nazaire entstanden als Teil des Atlantikwalls auch zahlreiche Bunkeranlagen. Die deutsche Verteidigung in St. Nazaire galt als zweitstärkste im westlichen Frankreich nach Brest. Erwähnt sei hier nur die Batterie von vier 105-mm-Geschütze und zwei 240-mm-Eisenbahngeschütze bei Batz-sur-Mer. Hier ist heute das Museum im „Großen Blockhaus“ untergebracht, welches zunächts restauriert und schließlich 1997 eröffnet wurde.

U-Boote Flottille

Bereits im Sommer 1941 war die erste Anlegestellen fertig für den Betrieb und die Kriegsmarine verlegte die 6. Flottille aus Danzig und 7. U-Boot Flottille aus Kiel nach St. Nazaire. Beide Verbände von Typ VII U-Booten sollte im Atlantik eingesetzt wurden. Das erste Boot, dass den Hafen erreichte, war U-203 mit Kapitänleutnant Mützelburg. Am 8. Mai fuhr das letzte U-Boot, U-255 aus dem Bunker, um sich 4 Tage später den Alliierten zu ergeben.

U-96 mit seinem Kommandanten Lehmann-Willenbrock fährt in den Hafen.

3 Boote wollen den Hafen über die Südschleuse verlassen.

Schiffsdock

Als bedeutende Hafen- und Werftstadt besaß St. Nazaire schon vor dem 2. Weltkieg ein sehr großes Dock, das einzige an der Atlantikküste, das sich für große Schlachtschiffe, wie die Bismarck oder die Tirpitz eignete. Das Dock war von 1924 bis 1928 gebaut worden, um den Dampfer Normandie aufzunehmen und wird daher auch Normandie-Dock genannt. Es ist 350 m lang, 50 m breit und liegt zwischen dem Hafenbecken der Werft Chantiers de Penhoët und der Loiremündung. Die Schleusen des Docks wurden im Caisson-and-camber-Stil erbaut, jede aus 51 m langen und 11 m breiten hohlen Stahlteilen.

Operation Chariot

Natürlich darf in diesem Bericht nicht die Erwähnung der Operation Chariot fehlen. Dieses britische Kommandounternehmen fand in der Nacht auf den 28. März 1942 statt und richete sich auf das Dock Normandie im Hafen von St-Nazaire Die britische Admiralität fürchtete, dass das größte Schlachtschiff der Deutschen Kriegsmarine – die Tirpitz – im Atlantik eingesetzt werden sollte, wofür auch ein Dock für die Instandsetzng notwendig war. Für Arbeiten an einem Schiff dieser Größe hatte nur das Dock Normandie ausreichende Dimensionen. Der Plan des Unternehmens sah wie folgt aus: Eine Flottille von Schiffen sollte die Flussmündung der Loire hinauffahren, während die deutsche Verteidigung von Luftangriffen beschäftigt werden sollte. Die HMS Campbeltown wurde mit Sprengstoff beladen und sollte die Tore des Trockendocks rammen. Die Kommandoeinheiten hatten die Aufgabe an Land zu gehen und weitere Ziele zu zerstören. Die Männer sollten  anschließend wieder auf die Schiffe gehen und St. Nazaire verlassen. Einige Stunden später sollte die Campbeltown explodieren und das Trockendock zerstören.

Trotz einiger Unwegbarkeiten rammte das Schiff um 01:34 Uhr das südliche Schleusentor. Sieben Kommando-Teams verließen das Schiff und konnten die meisten ihrer Ziele zerstören. Die anderen Boote hatten jedoch nicht so viel Glück und viele wurde zerstört. Bei den folgenden Kämpfen wurden von den ursprünglichen 611 Männer, 169 getötet und 200 gefangen genommen. Die Sprengladungen der Campbeltown explodieren um 10:35 Uhr, als Deutsche das Wrack untersuchten und riss 250 Soldaten und Zivilisten in den Tod. Das Trockendock wurde zerstört und konnte erst zehn Jahre später repariert werden.

 


Meine Science-Fiction Origin-Story – Teil 1

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Nachdem ich vor einigen Wochen schon meine Kindheit der wilden Figuren-70er Jahre aufgearbeitet habe, will ich nun einen Blick zurück auf meine ersten Erlebnisse mit dem Genre Science-Fiction werfen. Man muss wirklich sagen, dass diese Thema in den Kinderzimmer von Deutschland Anfang der 70er noch in den Kinderschuhen steckte, dennoch gab es einige Perlen, die bis heute ihren Glanz nicht verloren haben. Einige dieser alten Geschichten sind echte Klassiker geworden, andere sind fast vergessen. Besteigen wir also die einzige reale Zeitmaschine, unser bzw. mein Gedächtnis und reisen zurück durch Zeit und Raum.

Syn-Steak Z-7

Ich kann mich noch exakt an den Moment des Jahres 1976 erinnern, als ich die magische Hörspiel-Kassette von Commander Perkins das erste Mal in meinen Recorder geschoben habe. Ich erfuhr von der Mondbasis Delta-4, dem Dimensionsbrecher und reiste zu den geheimnisvollen Welten des Planeten Wega.

Die Story des sogenannten Weganer-Sechsteilers war und ist auch heute noch spannend und überzeugend. Es geht um den ersten Kontakt zu einer völlig fremden Kultur auf einem anderen Planeten und um das Thema „Reisen durch Zeit und Raum“,  also den 3 Grundpfeilern des SF-Genres. Geschichten, die sich um das Reisen mit stationären Maschinen durch Zeit und Raum drehen, waren natürlich auch damals nichts Neues. Mit „Die Zeitmaschine“ von H.G. Wells aus dem Jahr 1895 wurde der Grundstein für dieses SF-Genre gelegt und danach dutzendfach wiederholt oder neu interpretiert. Der „erste Kontakt“ wurde ebenfalls von H.G. Wells  mit „Der Krieg der Welten“ hergestellt. An dieser Stelle sei das SF-Hörspielereignis dieses Romans von 1938 erwähnt, Das Hörspiel führte Zeitungsberichten zufolge zu heftigen Reaktionen bei Teilen der US-Bevölkerung, die das Hörspiel für eine authentische Reportage hielten und einen Angriff Außerirdischer  befürchteten.

Obwohl das Hörspiel Commander Perkins auch einiges an Action bietet, geht es doch eher um Wissenschaft und Diplomatie, was mich aber auch als Kind nicht gestört hat. Hauptcharaktere der Serie sind die beiden Offiziere Commander Randy Perkins und Major Peter Hoffmann, welche auf die Wissenschaftler Professor Dr. Arthur Common, seine Tochter Sindy und der jüngere Bruder Ralph treffen. Der Weganer-Zyklus umfasst die Folgen mit den Titeln „Das Tor zu einer anderen Welt“, „Im Strom der Unendlichkeit“, „Das Geheimnis der Ufos“, „Bordon, der Unsterbliche“, „Saturn ruft Delta-4“ und „Expedition in die Vergangenheit“. Tief in meinem SF-Gedächtnis eingebrannt haben sich vor allem die unheimlichen Stimmen der Weganer und das Syn-Steak Z-7, einem Kaugummi mit Steak-Geschmack.

1979 erschienen erstmals zwei Commander-Perkins-Romane mit den Titeln „Der rote Nebel“ und „Planet der Seelenlosen“. Im Jahr 1980 startete dann eine zweite Hörspielserie, die Arrow-Trilogie, die aber am Ende nur 3 Folgen, nämlich „Verschollen in der Unendlichkeit“, „Der galaktische Waffenmeister“ und „Das Mittlere Auge“, umfasste.  Weitere vier Romane (Der verbotene Stern, Im Land der grünen Sonne, Verloren in der Unendlichkeit, Im Bann der glühenden Augen), der sogenannte „Copaner-Zyklus“, welcher thematisch an die letzte Hörspielserie anschloss, folgte im Jahr darauf. In den Jahren 1983 und 1984 erschienen die 3 Romane des „Sieben-Säulen-Zyklus“ (Der dritte Mond, Das Rätsel der sieben Säulen, Die Zeitfalle). Die Handlung dieser Reihe wurde leider nicht abgeschlossen, denn die Commander Perkins Geschichten wurde nach dem Erscheinen von „Die Zeitfalle“ eingestellt. Die Romane sind heute jedoch auch als Hörspiel erhältlich, allerdings unter dem Namen „Das Sternentor“ da die Rechte des Namens „Commander Perkins“ bei Europa liegen.

Commander Perkins wird heute vielleicht keinen mehr so richtig begeistern, es war aber mein Einstig in die Welt des Science-Fiction und hat deshalb eine besonderen Platz in meinem SF-Gedächtnis.

Nach dem sensationellen Erfolg von Commander Perkins legte die Firma Europa mit einigen weiteren SF-Hörspielen nach. Eine dieser Geschichte hieß „Raumschiff UX-3 antwortet nicht“. Der Stil dieser kleinen Episode war völlig anders. Es ging um eine Art aggressive Raumschiffcrew a la Raumschiff Enterprise, die nicht die Erforschung, sondern die Eroberung des Universums zur Aufgabe hatte. Zudem war die irdische Raumflotte mit weit überlegender Technik ausgestattet. Die Sprecher des Hörspiels, wie Hans Clarin, Hosrt Stark und Hellmut Lange machen einen tollen Job und tragen zum locker-lässigen Ton der Raumschiffbesatzung bei. Commander Tex Terry kommandiert den schnellen Raumkreuzer UM-9. Er und seine Crew, Co-Pilot Björn, Astrogator Senic, Telepath Tuang-Yi und die Technikerin Cora erhalten den Auftrag, einem Notruf des Kreuzers UX-3 nachzugehen. Dieser scheint mit den Uläern in Konflikt geraten zu sein. Über die Texte kann man sich köstlich amüsieren…

Commander Tex: „Tuang-Yi, wir brauchen eine Verbindung zur Erde. Frag die Zentrale nach der genauen Zusammensetzung der Plastometalllegierung von Joes Kreutzer. Du Senic wirst die Daten, die wir erhalten, von den Computer umrechnen lassen. Die Zusammensetzung des Raumschiffes ist hier extragalatischer Art, wir werden die Reflexe anpeilen.“

Nachdem die Uläer ausgetrickst, die Crew von UX-3 gerettet und eine Supernova überstanden wurde, will sich Tex Terry ein Gläschen in der Raumfahrer-Bar genehmigen, aber da wird er über Lautsprecher bereits zum nächsten dringenden Auftrag gerufen…

Ich bin auf Zack!

ZACK war ein Comic-Magazin, so hart wie ein Handkantenschlag und heute mit dem Solgan „Das Magazin für europäische Comic-Kultur“ versehen. Während die meisten Freunde meiner frühen Kindheit zunächst in Fix und Foxi Heften, Micky Maus und Donald Duck blätterten, später kamen die Marvel Comics dazu, waren meine Helden Luc Orient, der Rote Pirat und Umpah Pah. Da mein Vater über seinen Arbeitsplatz die ZACK Comics für umme bekam und an meinen Bruder und mich verteilte, bin ich mit den Geschichten dieses Magazins groß geworden. Natürlich war ich damals auch im Zack-Club, mit Anstecknadel, Clubausweis und allem Drum und Dran. Das Motto des Clubs lautete “Ich bin auf Zack”! WOW!

Eine Ausgabe des Zack Magazins beinhaltete immer Geschichten unterschiedlicher Helden, die über mehrere Ausgaben hinweg zusammenhängenden Handlungen erzählten. Die Serien in den ZACK Comics unterschieden sich nicht nur im Genre, man teile diese auch in die „Realistics“ und Funnies“. Bei den Realistics wurde die Figuren und der Hintergrund realistisch gezeichnet, während bei den Funnies der überzeichnete Comic-Stil verwendetet wurde. Den größten Teil eines Heftes, ungefähr ein Drittel, machten aber tatsächlich die Realistics aus. Das Gegenstück zu den Lustigen Taschenbüchern von Disney waren bei ZACK die Taschenbücher mit dem Namen ZACK Parade. Neben dem Magazin waren aber vor allem die Zack-Alben und Zack-Boxen bei mir beliebt. Das waren die Bände, in denen nicht nur immer Teile einer Geschichte, sondern eine komplette Handlung eines Helden veröffentlicht wurde. Zu den Genres des Magazins zählten die Themen „Technik“, hier war der französische Pilot Micky Tangy meine Favorit, „Krimi und Spionage“ mit Rick Masters und der Gentlemen GmbH, „Abenteuer“, wozu natürlich der wilde „Rote Pirat“ und der Urzeitmensch „Tunga“ gehörte, „Western“ mit den sensationellen Abenteuern von Umpah Pah, Lucky Luke, Caine der Meister des Kung Fu und Leutnant Blueberry und „Sport“ mit so skurrilen Helden wie Kevin Keegan!

Mein eindeutiger Favorit waren aber die Science Fiction Reihen, wie Luc Orient und Valerian und Veronique. Neben diesen beiden SF-Serien wurde übrigens auch „Raumschiff Enterprise“ und vor allem die damals sehr angesagte TV-Serie „Mondbasis Alpha 1“ als Comic umgesetzt und erschienen unter dem Label des Zack Magazins. Es gab sogar eine Mad Max -Variante, die „David Walker“ hieß.

Nicht gerade eine große Überraschung, der Protagonist der Luc Orient – Comicreihe heißt auch Luc Orient. Er und seine Freundin Yvonne und Professor Kala sind Mitarbeiter der paneuropäischen Wissenschaftsbehörde Eurokristall. Die Erde ist im Prinzip die Welt der 70er Jahre, allerdings ist Eurokristall eine Ausnahme, denn hier hat die technologische Zukunft bereits begonnen. Viele der Abenteuer spielen auf der Erde, aber vor allem der bei ZACK als Alben erschienene Terango-Zyklus ist auf dem gleichnamigen Planeten angesiedelt. Schon in den ersten Bänden der Comicreihe kommt es zum Kontakt zwischen  Eurokristall und den Terangier, die mit ihren fliegenden Untertassen (ja, das war in den frühen 70er noch state oft he art) auf der Erde gelandet waren. Die Terangier Lec-Hoj sowie Galax-Ajh und Luc Orient schließen nach bestandenen Abenteuern Freundschaft und die Außerirdischen kehren zu ihrem Heimatplaneten zurück. So richtig los geht es dann in „Der Tyrann von Terango“. Auf Teragno hat nämlich der finstere Sectan die Macht ergriffen und herrscht über den Planeten mit seiner gefürchteten Schwarzen Garde. Galax-Ajh und viele andere Terangier haben eine Untergrundorganisation gegründet und rufen Luc Orient und seine Freunde zu Hilfe, um ihre Rebellion zu unterstützen. Die Rebellen glauben, dass die primitive Technologie der Menschen einen derart großen Überraschungseffekt für den Tyrannen von Terango darstellt, dass dieser davon völlig überrumpelt wird. Na ja, ne ziemlich müde Erklärung für den Hilferuf an Eurokristall. Egal… in den Alben „Der Planet der Angst“ und „Der Stählerne Wald“ geht es weiter auf dem faszinierenden Planeten Terango. Wir lernen die Drachenmenschen und das fliegende Volk der Berge sowie die Hauptstadt Terangopolis kennen. Luc Orient muss schließlich erneut gegen den Tyrannen Sectan und seine Erzfeind Professor Argos antreten, der ihm Kampfläufer, den stählernen Wald entgegenschickt.

In Valerian und Veronique geht es um zwei Agenten des Raum-Zeit-Service, der von Galaxity – der Hauptstadt der Zukunft – aus agiert. Einigen dürfte der vor kurzem angelaufene Kino-Film „Valerian“ von Luc Besson bekannt sein. Im französischen Comic-Original hieß seine Partnerin übrigens nicht Veronique, sondern Laureline, was mich als Kenner der deutschen Version zunächst verwunderte.

Im Film reisen die beiden Agenten allerdings nicht durch die Zeit, sondern nur durch den Raum. Das Ganze ist aber optisch genauso abgefahren wie die Comicvoralge und ungemein unterhaltsam. Es gibt übrigens sehr viele optische Parallelen zwischen Valerian und Star Wars. Die Designer von Star Wars, wie der berühmte Ralph McQuarrie, haben also bei dem 1967 erstmals erschienenen Comic mächtig abgekupfert.

Luke und Leia treffen auf Valerian und Veronique.

Peitschenschwerter und Sandalen

OK, beim Thema SF-Bücher wird es leicht skurril. Mein großer SF-Held der Kindertage war Jandar von Callisto. WER? OK, ich glaube außer einigen wenigen Eingeweihten gibt es wohl heute kaum noch Leser dieser Buchserie. Geschrieben wurde der 8-teilige Callisto-Zyklus von Lin Carter, der vielen eher als Herausgeber von Conan der Barbar, denn als Autor bekannt sein durfte. Zu diesem Werk gehören die Bücher „Jandar von Callisto“, „Die Schwarze Legion von Callisto“, „Die Himmelspiraten von Callisto“, „Zamara, die Herrscherin von Callisto“, „Die Zauberer von Callisto“, „Ylana von Callisto“, „Lankar von Callisto“ und „Der Renegat von Callisto“. Die Romane zählen zum sogenannten Sword & Planet Sub-Genre, also Geschichten mit starken Fantasy Elementen, die aber auf fremden Planeten spielen und auch Technologie enthalten können.

Beim Callisto-Zyklus geht es um den amerikanischen Soldaten Jonathan Dark, der im Dschungel von Korea durch eine Art Sternentor auf den Jupitermond Callisto gelangt, wo er sofort in allerlei Abenteuer verstrickt wird. Es muss auch noch erwähnt werden, dass der Autor Lin Carter suggeriert, dass es sich bei dieser Story um Tatsachen handelt! Die Manuskripte mit den Aufzeichnungen von Jonathan Dark hat er angelblich selbst im Dschungel gefunden und im sechsten Band der Romanreihe reist er auch noch höchst selbst zum Jupitermond Callisto und besteht dort als Lankar seine Abenteuer.

Die eigentliche Handlung beginnt damit, dass Jonathan Dark auf Callisto oder Thanator, wie der Mond von den Einwohnern genannt wird, erwacht und von intelligenten Insektenwesen, den Yathoon gefangen genommen wird. Da diese mit den berühmten Peitschenschwerter ausgestatteten Krieger seinen Namen nicht aussprechen können, wird es kurzerhand Jandar getauft. In den nächsten Kapiteln lernt er seine große Liebe Prinzessin Darloona kennen und gerät von einer Gefangenschaft in die nächste. Es tauchen die Himmelspiraten mit ihren fliegenden Schiffen auf und kaum sind diese besiegt und die Prinzessin befreit, wird sie auch schon wieder entführt. Nun geht es gegen die Schwarze Legion, gegen Zauberer und auch als Gladiator in der Arena muss sich Jandar beweisen.

Einigen wird die Geschichte recht bekannt vorkommen. Damals war mir noch nicht bewusst, dass die Handlung komplett aus Edgar Rice Burroughs Romanreihe „John Carter of Mars“ geklaut wurde. Lin Carter gibt sogar zu, dass seine Romane als Hommage an Burrough gedacht sind. Allerdings ist aus der Hommage eher eine exakte Nacherzählung geworden, die auch nicht annähernd an die Qualität des Originals heranreicht. Aus diesem Grund will ich auch keine Leseempfehlung aussprechen, sondern lieber auf den Klassiker von Edgar Rice Burrough verweisen.


Star Wars – Podrace / Teil 4

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Das Star Wars – Podrace Projekt geht in die nächste Runde. So langsam wird es ernst, denn mit der Bemalung der Geländeteile habe ich die heiße Phase erreicht. Zumindest die Rennstrecke ist jetzt bis auf ein paar Details fertig. Höchste Zeit, euch mit auf eine kleine Testfahrt zu nehmen. Also einsteigen und anschnallen…

Mos Espa Arena

Die Mos Espa-Arena liegt am felsigen Rand der Xelric-Schlucht.

Die komplette Arena wurde als Miniaturmodell gebaut. Legendär sind die farbigen Wattestäbchen, mit denen im Film Episode I die 100.000 Zuschauer des Podrennens dargestellt wurden.

Feuchtfarm der Familie Lars

Nur der Eingang zur Feuchtfarm und das Dach des Werkstatt-Raumes sind auf den ersten Blick sichtbar. Alle Räume der Farm liegen unterirdisch und gruppieren sich um zwei große Felsenlöcher.

Die Film-Aufnahmen im Inneren der Feuchtfarm wurden im Berberort Matmata im Süden Tunesiens gedreht. Das alte Berbergebäude beherbergt heute das Restaurant und Hotel Sidi Driss.

Tosche Station

Die Tosche-Station befindet sich am Rand der kleinen Wüstensiedlung Anchorhead.

In den „entfallenden Szenen“ von Episode IV sieht man die Station, in der Luke auf seinen alten Kumpel Biggs Darklighter trifft und seine Freunde Deak, Windy, Camie und Fixer rumhängen. Fixer, sein richtiger Name lautete Laze Loneozner, verwaltet die Station im Auftrag des Besitzers. Gefilmt wurde das Ganze im Ort Sidi Jemour in Tunesien.

„Ich wollte zur Tosche-Station, ein paar Energiewandler abholen.“  — Luke Skywalker

Grube von Carkoon / Sarlacc

Der Sarlacc ist eine sehr langlebige, auf vielen Planeten verbreitete Spezies, die den Xenobiologen noch heute Rätsel aufgibt. Es handelt sich bei ihnen um bis zu 100 Meter lange Allesfresser, die in Erdlöchern leben und ihre – mit Hilfe ihrer langen Tentakel meist lebend gefangene – Beute in ihrem Inneren künstlich am Leben halten, um sich möglichst lange von ihnen zu ernähren.

Der Dreh für dieser Szene für Episode VI fand im südkalifornischem Buttercup Valley statt. Die Filmarbeiten an diesem riesigen Set fanden nicht nur bei enormer Hitze statt, man musste auch mit Schlangen, Spinnen und Skorpionen kämpfen.

Bens Hütte

Ben Kenobis Hütte lag am südwestlichen Rand des großen Dünenmeeres.

Für die 1997 Special Edition des Films Episode IV, wurde die ursprüngliche Hütte durch eine Kombination von Modell und / digital matte painting ersetzt.

Bettler Schlucht

Die Bettlerschlucht besser gekannt als Beggars Canyon liegt zwischen der Mospic Bergkette und Bens Mesa, nordöstlich der Stadt Mos Espa und ist Teil der Mos-Espa-Rennstrecke. Die kurvenreiche Schlucht verbindet das Ebe-Krater-Tal und der Wüstenebene, die wichtigsten Abschnitte sind die Kerbe, die Steinnadel, die Diabolo Öffnung, der Teufelsschlund und die Totmannskurve.

Jabbas Palast

Der Palast des gefürchteten Jabba der Hutte findet man am Rand des Westlichen Dünenmeers. Die imposante Anlage wurde einst von asketischen B’omarr-Mönchen erbaut.

Bogencanyon

In einer flachen Wüstenebene führt die Rennstrecke in den Bogencanyon. Schnelle Reflexe sind Grundvoraussetzung, um die dicht hintereinander liegenden Bögen durchqueren oder umgehen zu können. Weniger anspruchsvolle Rennen erlaubten auch die Umgehung dieses Abschnittes über das Dünenmeer.

Sandkriecher

Der Sandkreicher der Jawas, ihre Wohnstätte und Arbeitsplatz, wird angetrieben durch dampfbetriebene, gigantische Kernfusionsmotoren, mit denen die Schrottsammler Jahrhunderte lang durch die Landschaft ziehen können.

Bantha-Herde

Die am weitesten verbreitete Form ist das gewöhnliche Bantha (zool. Banta majorus), das vor allem auf Tatooine vorkommt. Nachdem das Bantha im Gefolge der ersten raumfahrenden Siedler auf zahlreichen Planeten heimisch wurde, entwickelten sich zahlreiche Unterarten wie das Zwergbantha und das schlanke Dünenbantha.

Für die Filmaufnahmen verkleidete man den asiatischen Elefanten Mardji (1951 – 1995) als eine Bantha. Die Aufnahmen waren nicht ganz einfach, auch, weil Mardji versuchte seine Verkleidung zu essen.

Mos Eisley

„Mos Eisley Raumhafen. Nirgendwo wirst du mehr Abschaum und Verkommenheit versammelt finden als hier.“

Viele der Gebäude, die man im Film sieht, kann man Tunesien finden, so auch das Haus der Catina, welches in der Stadt Ajim steht. 

Sklavenquartiere

In der Sklavenquartierstraße am Rande von Mos Espa befinden sich die Unterkünfte der Sklaven, welche von den Minengesellschaften errichtet wurden, welche Tatooine ursprünglich besiedelt hatten.

Die Gebäude der Sklavenquartiere existieren tatsächlich. Sie stehen noch heute in den tunesischen Orten Medenine, Ksar Ouled Soltane und Ksar Hadada.

Mos Espa

Mos Espa liegt strategisch günstig in dem flachen, sich weit öffnenden Xelric Tal. Dieser Canyon, der die Mospic-Bergkette am Rand des nördlichen Dünenmeers teilt, ist eine alte Handelsroute mit Kontakten zu den südlicheren Siedlungen.

Jundland-Wüste

Die Jundland-Wüste ist eine trockene und lebensfeindliche Wüstenregion, für die seltsame Felsformationen charakteristisch sind. Geprägt wird ihr Bild von Schluchten und Tafelbergen. Sie grenzt an das Wüstenmeer und wird von den nomadischen Tusken-Räubern bewohnt.

Im nächsten Teil zum Thema „Star Wars – Podracer“ geht es dann um die Regeln und Spielhilfe.


Meine Science-Fiction Origin-Story – Teil 2

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Hier nun der zweite Teil meiner legendären 70er-Jahre Science-Fiction Story.

Eckige Augen

Der Weltraum – unendliche Weiten. Wir befinden uns in einer fernen Vergangenheit. Dies sind die TV-Abenteuer meiner frühen Jugend, viele Jahre von der bunten Medienwelt von heute entfernt. Aber auch schon damals war ich unterwegs, um fremde Welten zu entdecken, unbekannte Lebensformen und neue Zivilisationen. Ich drang dabei in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.

Als Kind habe ich im Fernsehen praktisch alles gesehen was geboten wurde, blockiert wurde das Ganze teilweise nur durch Schlaf, Nahrungsaufnahme und die Angst vor eckigen Augen, die einem vor allem von den Eltern prophezeit wurden. Natürlich war auch Raumschiff Enterprise dabei. Vor allem die Folge, wo Kirk & Co auf einem Planeten mit so einer Art Neandertalern festsitzen und sich gegen diese unfreundlichen Gesellen mit angespitzten Stöcken erwehren müssen, erfreute sich bei mir großer Beliebtheit. Nachgespielt wurde die Szene mit einem alten Elektro-Rasierapparat in der Hand, der den Kommunikator darstellen sollte. Trotzdem bin ich nie ein großer Fan dieser Serie geworden. Auch Raumpatrouille Orion fand ich damals wie heute mega-langweilig. Ganz anders verhielt es sich mit der Serie Time Tunnel. Das war eine Zeit lang meine absolute Lieblingsserie, allerdings hauptsächlich, weil da auch Ritter und Indianer mitspielten, also nicht so richtig das SF-Genre bediente.

Ein neues Zeitalter wurde erst 1975 eingeläutet, als Mondbasis Alpha 1 das deutsche Fernsehen eroberte. Heute lustig, damals Utopie, spielt die Serie in der Zukunft der technologisch fortgeschritten Erdgeschichte, die aus damaliger Sicht im Jahr 1999 beginnt. Kurz zur Story: Auf der Mondbasis Alpha 1 laufen die Vorbereitungen für den ersten bemannten Flug zum Planeten Meta, wo es anscheinend intelligenten Leben geben soll. Doch es gibt Probleme in Form einer seltsamen Krankheit, es entzündet sich schließlich die auf dem Mond befindliche Atommüll-Deponie und schleudert den Mond aus der Erdumlaufbahn. Durch die freigesetzte Energie kommt es zudem zu Raum-Zeit-Sprüngen, so dass der Mond Lichtjahre in Sekunden überwindet und von einem spannendem Ort zum anderen springt. Das bei der Grundstory heftig bei Raumschiff Enterprise abgekupfert wurde ist wohl kaum zu übersehen. Hier liegen auch die große Schwäche und der Grund, warum ich die Serie nach der Erstausstrahlung nicht mehr gesehen habe. Es gab einfach keine Weiterentwicklung des Themas und es fehlten die visuellen Ideen. Extrem ikonisch waren in der Serie allerdings die Adler-Raumschiffe, der Mitte der 70er in keinem Kinderzimmer fehlen durften. Zu dieser Zeit wurde auch gerade der erste „Krieg der Sterne“-Film produziert und die Macher stellten fest, dass das Raumschiff „Rasender Falke“, welches sie verwenden wollten, verdammt viel Ähnlichkeit mit diesen „Adlern“ aus Mondbasis Alpha 1 hatte (vom Name will ich gar nicht reden). Man wechselte kurzerhand das Design, besser gesagt man klaute ein anderes Design beim französischen Comic Valerian und Laureline. Interessant wurde es noch einmal in Staffel 2 von Mondbasis Alpha 1, als die Gestaltwandlerin Maya zum Team stieß. Aber dann ließ meine  Begeisterung auch langsam nach und ich muss sagen, die Serie ist aus heutiger Sicht eher Trash.

Erst 1980 ging das Thema SF im Fernsehen mit der legendäre TV-Anime-Serie Captain Future in die nächste Runde. Immer wenn ich  heute den Soundtrack der Titelmusik von Christian Bruhn höre, werde ich in die fantastische Welt von Captain Future, Grag und Otto gebeamt.

Suddenly, the lid fell off

Den Grundstein des Synthy-Pop der 80er wurde schon gegen Ende der 70er gelegt. Vor allem die deutsche Band Kraftwerk ist bis heute legendär und unerreicht. Im Kielwasser dieser Musikgiganten tauchte im Jahr 1978 das Album „War oft he Worlds“ von Jeff Wayne aus den Tiefen des Nichts. Das Album, in dem erzählerisch und musikalisch der Roman „Der Krieg der Welten“ von H.G. Wells präsentiert wird, erwies sich mit weltweit mehr als 13 Millionen verkauften Platten als Megahit. Es kam in 22 Ländern in die „Top 10“ der Hitparade und erreichte in elf davon den ersten Platz. Das Album wurde mehrfach mit Gold und Platin ausgezeichnet.

Die Synthesizer-Musik von Jeff Wayne, die Songs und die magische Erzählstimme von Richard Burton lassen ein fantastisches Kopf-Kino entstehen. Eingeprägt hat sich bei mir der Satz „Suddenly, the lid fell off“, als der Angriff der Außerirdischen beginnt und die höchst dramatische Musik eingesetzt. Selbst ich mit meinen 12 Jahren war schon damals total hin und weg. Na, und dann erst die Bilder auf dem Cover und im Begleitheft!  Sensationell!  Die Maler Peter Goodfellow, Geoff Taylor und Michael Trim hatte die Geschichte genial in ihren Bildern eingefangen. Der Stoff der von H.G. Wells  wurde mittlerweile dermaßen oft in Filmen und Serien zerkaut, dass ich schon fast diese alte Perle vergessen hatte. Übrigens ist dieses Gesamtkunstwerk aus den 70ern auch ein guter Beispiel für den immer noch anhaltenden Erfolg  der Schallplatte. Neben dem Sound funktioniert Cover-Art halt nur beim großformatigen Tonträger Vinyl. Das die Musik sowie Cover untrennbar miteinander verbunden sind, beweist „War oft he Worlds“ meisterlich.

Klöße und Kartoffeln

Obwohl die 70er Jahre einige der besten SF-Filme aller Zeiten hervorgebracht haben, waren das zum größten Teil Filme, die ich als Kind nicht wahrgenommen habe bzw. sehen durfte, konnten, wollte. Trotzdem hat man so am Rande das eine oder andere aufgeschnappt. Im Fernsehen war in Sachen SF noch tote Hose. Das höchste der Gefühle war mal eine TV-Ausstrahlung von „Die Zeitmaschine“ von 1960 und „Die phantastische Reise“ von 1966. Die echten Klassiker wie Metropolis (1927), Der Tag, an dem die Erde stillstand (1951), Alarm im Weltall (1956) liefen vielleicht auch schon im TV, habe ich aber nicht bewusst wahrgenommen. Die Meilensteine „2001: Odyssee im Weltraum“ und „Planet der Affen“, beide aus dem Jahr 1968, hatten meine Eltern im Kino gesehen, ich kannte das Ganze aber nur vom Hörensagen. Übrigens wurde Planet der Affen erst 1988, also 20 Jahre später das erste Mal im deutschen Fernsehen ausgestrahlt!

Ein Großteil der SF-Kinofilme der 70er Jahre drehte sich um Zukunfts-Utopien der Erde. Zu diesen Streifen zählten Uhrwerk Orange (1971), Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All (1971), THX 1138 (1971), Solaris (1972), Welt am Draht (1973), Jahr 2022… die überleben wollen (1974), Rollerball (1975), Flucht ins 23. Jahrhundert (1976). Erst Ende der 70er wandelt sich die SF-Filme komplett. Zunächst explodieren Krieg der Sterne und Unheimliche Begegnung der dritten Art im Jahr 1977 (1978 in Deutschland) an den Kinokassen und schließlich fegte Alien (1979) wie ein Sturm durch die verstaubten Kinosäle. Krieg der Sterne und Unheimliche Begegnung der dritten Art, für Alien war ich immer noch nicht alt genug, waren also meine ersten beiden SF-Kinoerfahrungen.

Auf das Thema Krieg der Sterne komme ich natürlich noch einmal in einem gesonderten Bericht zurück, kümmern wir uns also zunächst um „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ oder „Close Encounters of the Third Kind“, wie er im englischen Original genannt wird oder „Klöße und Kartoffel“, wie er bei uns Kindern damals hieß (Englisch war noch ein Buch mit sieben Siegeln).

Ich liebe diesen Film! Zunächst ist da diese großartig inszenierte, geheimnisvolle Handlung. Zusammen mit dem Hauptdarsteller auf der einen und den Wissenschaftlern auf der anderen Seite, setzt der Zuschauer ein Puzzlesteinchen nach dem nächsten zusammen, bis es schließlich am Ende zu einem großen Finale kommt. Hier hat Regisseur wirklich Steven Spielberg eine großartige Arbeit geleistet. Extrem bemerkenswert ist, dass es im kompletten Film fast keine Gewalt oder harte Aktion gibt und auch der Schluss ganz ohne große Schlachten, Krieg und Explosionen auskommt und trotzdem die Spannung über den ganzen Film hinweg aufrecht gehalten werden kann. Besondern zu erwähnen ist natürlich die Kameraarbeit von Vilmos Zsigmond, der dafür völlig verdient einen Oscar erhielt.

Seit diesem Film gehört außerdem Richard Dreyfuss zu meinen Lieblingsschauspielern. Ich mag einfach seine sympathische Art, die er auch in Filmen wie „American Graffiti“ „Der weiße Hai“, „Zoff in Beverly Hills“, „Die Nacht hat viele Augen“, „Tin Men“ und „Mr. Holland’s Opus“ zur Schau trägt. Mit der Komödie „Der Untermieter“ erhielt Dreyfuss sogar einen Golden Globe sowie den Oscar als bester Darsteller.

Ich war und bin von diesem Film so begeistert, dass ich im Rahmen meiner großen USA-Reise im Jahr 1990 den Devils Tower in Wyoming besucht habe. Dieser ungewöhnliche Berg vulkanischen Ursprungs, ist der zentrale Ort der Story.

Ein echter Klassiker ist auch die Musik von John Williams. Legendär ist die Fünftonfolge, mit der die Menschen mit den Außerirdischen kommunizieren. Diese akustischen Signale kombiniert mit den Gesten der Gebärdensprache entstammen der musikalischen Plansprache Solresol des Franzosen François Sudre. Die Tonfolge taucht später in verschiedenen Filmen auf, unter anderem als Türcode im James-Bond-Film Moonraker – Streng geheim.

Natürlich gab es reihenweise Oscar-Nominierungen, so in den Kategorien Beste Regie, Bester Schnitt, Beste Visuelle Effekte, Bester Ton, Beste Nebendarstellerin, Beste Originalmusik und Bestes Szenenbild. Viele der Preise gingen aber an Krieg der Sterne, dem übermächtige Konkurrenten des Jahres 1977. Aber John Williams ging nicht leer aus, denn er erhielt den Filmmusik-Oscar von 1977 trotzdem, da er ja auch für Krieg der Sterne die Musik gemacht hatte. Und so lässt sich auch der Film „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und dieser Rückblick in die Zukunft der 70er in einem Satz beschreiben: Ende gut, alles gut.


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