Ein sehr ungewöhnliches Projekt, dass ich im Rahmen meines Leipzig-Besuches aufgesucht habe, ist das 360 Grad Panorama der Stadt, welches der Künstler Yadegar Asisis im alten Panometer installiert hat. Das Gemälde hat eine Fläche von 3.500 Quadratmetern und stellt die Stadt und ihre Umgebung perspektivisch, aus einer Sicht im Mittelpunkt, im Maßstab 1:1 dar. Im Zentrum der riesigen, runden Halle steht ein Treppenturm. Dieser Turm steht für die Thomaskirche am Rande der Altstadt. Der Betrachter kann so auf verschiedenen Ebenen und quasi auf dem Dach der Thomaskirche stehen. Von diesem Standort sieht der Besucher das Chaos und die Zerstörung in Leipzig zur Zeit der Völkerschlacht im Jahre 1813. Die Vorgänge und kleinen Szenen auf dem sich bietendem Panorama sind damals nicht zur gleichen Zeit passiert, sondern zeigen den Ablauf der Ereignisse über mehrere Tage bzw. Stunden zusammen auf einem Bild.
Der Standort des Besucher im Panorama ist ungefähr die Mitte der oberen Dachkante der Thomaskirche.
Neben den vielen kleinen Szenen, die man in dem monumentalen Gemälde entdecken kann, wird der Gesamteindruck noch durch eine Geräuschkulisse, Schlachtenlärm und der Simulation von Tag und Nacht verstärkt. Zudem gibt eine kleine Ausstellung einen Einblick in die Stadt und ihre Bewohner im Jahre 1813. Ein Film zeigt außerdem die spannende Entstehungsgeschichte der Installation. Die Idee dieses Panoramas wurde unter anderem durch das Gemälde des Künstlers Christian Gottfried Heinrich Geissler inspiriert, dessen 1 x 3 Meter großes Panorama vor Ort am 19. Oktober 1813 skizziert wurde. Der damals 20-jährige saß, um sich vor Kugel zu Schützen in Matratzen gewickelt, auf dem Dach seines Hauses und wurde so zum Augenzeugen der Ereignisse. Den jungen Geissler kann man übrigens auch im Asisi Panorama entdecken.
Das Leipzig Panorama von Geissler.

Der Künstler Geissler im Zentrum des Chaos.
Für mich war diese Gesamtsicht des damaligen Ereignisses ungemein interessant. Vor allem konnte ich, dank des Rundblickes, alle Vorstädte und landschaftlichen Gegebenheiten um Leipzig gut einordnen.
Der Kirchplatz
Am eindrücklichsten sind zweifellos die Ausblicke auf den Kirchplatz gleich unterhalb des Aussichtsturms. Hier drängen sich die Massen der flüchtenden Französischen Armee und in den Seitengassen liegen die Verwundeten.
Der Blick in Richtung Norden und Osten
Da man sich ja imaginär auf dem Dach der Thomaskirche befindet, sieht man natürlich in Richtung Osten den gotischen Turm der Kirche, mitsamt einigen französischen Soldaten.
Weiter im Hintergrund, in Richtung Norden, ist das alte Rathaus sichtbar, wo bereits die Siegermächte aufmarschiert sind und sich die Monarchen zum Sieg gratulieren.
Hier ein Stich aus damaliger Zeit, welcher die gleiche Szene darstellt.
Auch das alte Rathaus hat die Zeit überdauert.
Und auch die schönen Häuser rund um den Rathausplatz sind nahezu unverändert.
Die nördliche Altstadt.
Die Dörfer in Norden stehen in Flammen. Hier kämpfen die Preußen in Möckern.
Der Blick in Richtung Süden
Hier fällt sofort die alte Pleißenburg ins Auge, an deren Stelle heute das neue Rathaus steht.
Im Hintergrund die brennenden Dörfer Markleeberg, Lößnig und Dölitz
Der Blick in Richtung Westen
Hier sieht man gut den Promenadenring, der mit dem Rückbau der Wallanlagen entstanden ist. Die berühmte Lindenallee ist teilweise abgeholzt, um eine besseres Schussfeld zu haben. Der Alleering wurde übrigens wieder aufgeforstet und besteht bis heute.
In der hier gezeigten französischen Rückzugskolonne kann man Napoleon entdecken.

Der Blick Richtung Elster und undeutlich im Hintergrund die Elsterbrücke mit der französischen Rückzugskolonne.

Begleitbuch
Unbedingt empfehlenswert ist auch das Begleitheft zur Ausstellung, das mit seinen 12,50 Euro zudem auch recht günstig ist.
Informationen zur Ausstellung findet man hier: http://www.asisi.de/index.php?id=73
