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Projekt EL TEB – Teil 1

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Nach einiger längeren Pause hatte ich mal wieder Zeit und Lust ein neues Sudan–Figurenprojekt zu starten. Mein Plan ist es, die zwei Schlachten von El Teb im Jahr 1884 nachzuspielen. Es geht also um die Bemalung der Figuren, die Erstellung des Geländes und um das Szenario. Im Rahmen dieses Projektes will ich außerdem verschiedene Regelwerke auf Herz und Nieren testen. Es gibt also viel zu tun, packen wir es an!

El Teb Projekt 02

Black Watch

Den Anfang des Projektes machen die ersten Figuren der Black Watch (Perry Miniaturen). Zunächst eine kurze Beschreibung der Uniform. Das 1. Bataillon der Black Watch, welches im Sudan im Einsatz war, wurde 1884 mit der grauen Serge Uniform ausgestattet. Hier wurde die Uniformjacke mit abgerundeter, offener Knopfleiste für Einheiten mit Kilt verwendet (Doublets). Die Black Watch trug noch das P1870 Koppeltragegestell. Die Kilts zeigten das Government oder „Black Watch“ Tartan. Zum Kilt wurden wie üblich Hoses, Spats und schwarze Schuhe getragen. Alle Männer der Black Watch hatten an ihrem Helm den traditionellen roten Federstutz gesteckt, der ihnen seit der Schlacht von Geldermalsen im Jahr 1795 zugestanden wurde. Das Regiments-Abzeichen am Kragen, Glengarry (Lagermütze) und Sporran (heißt im schottischen eigentlich „Geldbeutel“) zeigten St. Andrew der sein Kreuz hält. Der Sporran war weiß mit 5 schwarzen Quasten (2 über 3) in Messinghülsen und wurde von einem für Unteroffiziere und Mannschaften geschwärzten Metallschild und in Messing für Offiziere gehalten. Die Männer waren außerdem standartmäßig mit der P1873 Mk I, Italian Pattern Wasserflasche, dem Tropenhelm (Foreign Service Helmet oder Pith Helmet genannt) mit Pagri, weißen Proviantbeutel (Mark V) und Essgeschirr in einem Futteral aus schwarzem Öltuch ausgestattet. Die Bewaffnung bestand aus dem Mark II 0.450 inch Martini-Henry Gewehr und dem P1876 „Lunger“ Bajonett. Eigentlich trugen die Männer der Black Watch auch den Mantel mit Lagermütze auf den Rücken geschnallt, aber die Perry Figuren sind ohne diese Ausrüstungsteile modelliert worden.

EL TEB Miniaturen 02

Wie bei den Hochland-Regimentern üblich, gab es natürlich auch Dudelsack-Spieler in dieser Einheit. Der Dudelsack hatte einen dunkelblauen Luftsack und die hölzernen Pfeifen mit Zwischenringen aus Elfenbein wurden von einem ebenfalls blauen Band gehalten. Die Dichtungen zwischen Luftsack und Pfeifen waren aus grünem Stoff. Der Kilt der Dudelsackspieler war im Royal Stewart Tartan gehalten. Bewaffnet waren die Musiker mit eine kürzeren Version (19 Inch) des standartmäßigen Offizier-Schwertes, dass an einem weißen Lederbandelier, an der linke Seite getragen wurde.Die Offiziere der schottischen Regimenter führten das traditionelle „Broadsword“ mit Korbgriff, aber den üblichen „Sam Browne Belt“ mit 1880 .45 in. Enfield Revoler.

EL TEB Miniaturen 01

Royal Irish Fusiliers

Die nächsten Figuren, die ich für diese Projekt bemalt habe, gehören zum 2. / Princess Victoria’s Regiment (Royal Irish Fusiliers / 89th). Das Bataillon wurde auf dem Rückweg aus Indien in den Sudan beordert. Es trug deshalb die typische Khaki Drill Uniform und helle, vielleicht aber auch dunkelblaue Wickelgamaschen. Die Männer waren mit dem P1870 Koppeltragegestell ausgerüstet und verwendeten die gleiche Ausrüstung und Bewaffnung, wie schon die Soldaten der Black Watch. Ich habe hier natürlich das neue Plastik-Figurenset der Perry’s verwendet.

EL TEB Miniaturen 09

EL TEB Miniaturen 08

York & Lancaster

Da die Einheit aus Aden nach Suakin beordert wurde, trugen Offiziere und Mannschaften eine Khaki Drill Uniform, sowie einen Helm mit Schutzüberzug in der gleichen Farbe. Mit dem Helm wurde auch die Messingkinnkette getragen, die jedoch diagonal über die Frontseite des Helms hochgehängt war. Die Mannschaften und Unteroffiziere verwendeten helle Wickelgamaschen, während die Offiziere dunkelblaue trugen. Alle waren mit weißem Lederzeug ausgestattet und hatten eine dunkelgraue oder dunkelblaue Mantelrolle, die über die linke Schulter lief. So verstaut, war die Mantelrolle beim Anlegen des Gewehrs nicht im Weg. Das 1. Bataillon des York und Lancaster verwendete als einzige Einheit kein Koppeltragegestell, sondern noch einen völlig veraltete Ausrüstung. Es wurde nur ein Hüftkoppel mit einer halbmondförmigen weißen Kugeltasche von 1859 und eine schwarze Patronentasche am separaten Bandelier über der linken Schulter getragen. Diese Ausrüstung wurde eigentlich zusammen mit dem Enfield Gewehr von 1853 verwendet und so musste die Patronentasche umgearbeitet gewesen sein. In Suakin erhielt die Einheit die Feldflasche P1873 Mk I, Italian Pattern. Das Regimentsabzeichen war eine Tiger, darüber eine Rose und Krone:

EL TEB Miniaturen 06

EL TEB Miniaturen 07

Boiler

Der Kessel der alten Zucker-Raffinerie, welche bei der zweiten Schlacht von El Teb das Zentrum der Kämpfe bildete, ist das erste Geländeteil, welches ich anfertigen möchte. Ich habe einfach eine alte Poster-Papprolle mit dünnen Polystyrolplatten beklebt und die Nieten mit Weißleimpunkten (vermischt mit ein wenig Füllspachtel) angedeutet. Hier das Ergebnis vor der Bemalung:

EL TEB Miniaturen 04

Im Vergleich dazu die Zeichnungen der Kriegsberichterstatter:

El Teb Projekt 01

El Teb Projekt 05

Und so könnte das Teil wohl ursprünglich ausgesehen haben. Es handelt sich um einen sogenannten Lancashire Kessel, der Mitte des 19. Jahrhunderts in England engwickelt wurde:

El Teb Projekt 04

Auf dieser Schlachtfeld-Karte ist auch die Position des Boilers eingezeichnet:

El Teb Projekt 11

Auch auf den beiden nachfolgenden Skizzen kann man den Bolier im Hintergrund erkenne (roter Pfeil):

El Teb Projekt 07

El Teb Projekt 06

Und abschließend der bemalte Kessel:

EL TEB Miniaturen 12



Zum schwarzen Kater

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Als ich im Juni dieses Jahres La Rochelle einen Besuch abstattete zeigte sich die schöne bretonische Hafenstadt von ihrer besten Seite. Ein strahlend blauer Himmel überspannte die Dächer, Straßen und typischen Arkadengänge. Beim Rundgang über den Markt entdeckte ich einen Hinweis auf „Le Bunker“, der mich in eine Seitenstraße lockte. Mit diesem Bunker war aber nicht der allgemein bekannte U-Boot Bunker im Vorort La Pallice gemeint, sondern ein deutscher Luftschutzbunker der ganz besonderen Art.

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Als die deutsche Armee im Juni 1940 La Rochelle erreichte, requirierte sie unter anderem das Hotel Etranges in der Innenstadt, gleich neben der alten Markthalle. Im Juni 1941 wurde das Hotel an die deutsche Marine übergeben, die neben dem Hotel einen großen Bunkerkomplex bauen ließ. Er sollte als Luftschutzraum für den Kommandeur der U-Boot Basis und die Offiziere der 3. U-Flottille dienen.

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Der 280 qm große Bunker besaß zwei große Schlafsäle für 62 Offiziere und 6 Einzelzimmer für die höheren Dienstgarde. Es gab außerdem ein großes Büro für den Kommandanten, Räume für die Luftfilteranlagen und andere technische Geräte, Toiletten und eine große Bar mit dem Namen „Zum schwarzen Kater“.

La Rochelle 06Der schwarze Kater war das Abzeichen der 3. U-Boot Flottille.

Über dem Bunker wurde nach der Fertigstellung ein neues Gebäude erreichtet, welches auch noch heute erhalten ist und den Eingang zum Bunker darstellt. Die Bunkeranlage, samt Einrichtung ist relativ vollständig erhalten und kann besichtigt werden. Das musste mir natürlich niemand zweimal sagen…also rein da! Übrigens ist nicht nur der Bunker einen Besuch wert, vor allem die schöne Altstadt und der Hafen lohnen einen längeren Aufenthalt. Da die rund 350 Luftangriffe im 2. Weltkrieg nur die U-Boot Bunker bei La Pallice und den Flugplatz bei Laleu zum Ziel hatten, bleib La Rochelle unbeschädigt.

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Der Bunker und das dort untergebrachte Museum existieren in dieser Form erst seit Mai 2013 und zeigen die Geschichte von La Rochelle während des 2. Weltkrieges. Die Ausstellung ist in 6 Abschnitte unterteilt. Bei diesen Abschnitten handelt es sich um die Besetzung der Stadt durch die deutsche Wehrmacht und Marine, die U-Boot Basis und der Flugplatz sowie ihre Bombardierung, die Resistance in La Rochelle, die Bunker Bar, die Belagerung der Stadt und schließlich die Befreiung.

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Nach dem D-Day und der Rückeroberung der Bretagne konnten die Kanalinseln, Lorient, St. Nazaire, Royan und auch La Rochelle von rund 120.000 deutschen Soldaten bis zum Kriegende gehalten werden. Die Alliierten belagerten in dieser Zeit die Stadt, die zur Festung unter dem Kommando von Vize-Admiral Ernst Schirlitz ausgebaut wurde.

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Hier ist André, ein Elektriker aus La Rochelle zu sehen, wie er an den Installationen arbeitet.

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Auch die Toiletten sind noch vollständig erhalten…inkl. Lektüre😉

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Der Bürgermeister von La Rochelle soll die französische Fahne am Rathhaus gegen die deutsche Fahne austauschen. Er weigert sich jedoch und setzt so einen Anfang zum Widerstand gegen die deutsche Besatzung.

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1941 begann der Bau der U-Boot Bunker bei La Pallice. In den Nassboxen konnten insgesamt 13 U-Boote untergebracht werden.

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La Pallice war der Stützpunkt der 3. U-Boot Flottille. Zu ihr gehörte auch U-333, mit ihrem legendärem Kommandanten Peter Cremer, der auch als der „unsinkbare Ali“ bekannt war.

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Hier ist Peter Cremer an der Spitze einer Parade durch die Stadt zu sehen.

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Ihm folgt seine Mannschaft.

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Und so sieht das Straßenbild heute aus.

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In einem Teil des Museums sind der Funkraum eines U-Bootes nachgestellt.

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Ein Mann der Wache macht sich bereit für den Dienst.

Die folgenden Bilder zeigen Eindrücke aus der Bunker-Bar:

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In der Bunker-Bar sitzt auch Hans Stemmler, der LI von U-953. Auf seiner Schulter sitzt die schwarze Katze Peter, das Maskottchen der U-Boot Basis.

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Auf diesem Foto ist Hans Stemmler mit Peter zu sehen.

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La Rochelle 27Die Bar ist mit Holzpanelen verkleidet und noch vollständig im Original erhalten.

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Die Decken und der Vorraum der Bar wurden von zwei jungen Künstlerinnen aus Hamburg bemalt.

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Die beiden Künstlerinnen, Annie Cherie „Cher“ und Ruth Monsheimer, genannt „Mon“, signierten ihre Arbeit an der hölzernen Wand der Bar.

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Die beiden Frauen, die auch als Max und Moritz bekannt wurde, verzierten auch die U-Boot Anlagen in St. Nazaire und in Norwegen.

La Rochelle 11Während der Besatzungszeit.

Die folgenden Bilder zeigen den Rundgang durch das Museum und die Zeit der Belagerung von La Rochelle im Jahr 1945:

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Die Streitkräfte der Alliierten dringen am 8. Mai 1945 in den Bunker ein.

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Die Übergabe von La Rochelle durch Vize-Admiral Ernst Schirlitz an den Kommandeur Hubert Meyer.

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Die Original-Uniform des Vize-Admirals Ernst Schirlitz.

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Panzer der 13th Dragoons und des 1. Regiments der marokanischen Spahis erreichen die Kathedrale von La Rochelle.

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Die Kathedrale heute

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Nach der Übergabe der Stadt wird der Bunker die Heimat französischer Feuerwehrleute der Marine.

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Am 28. Juli 1945 besucht General De Gaulle die Hafenstadt

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Der Hafen mit seinen Türmen damals.

La Rochelle 02Der Hafen mit seinen Türmen heute.

La Rochelle 20La Rochelle und die U-Boot Bunker in La Pallice werden vor allem durch den Film „DAS BOOT“ von Wolfgang Petersen berühmt, der teilweise hier vor Ort gedreht wurde.


Dead Man‘s Corner – Teil 1

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Mit „Dead Man’s Corner“ wird eine Straßenkreuzung zwischen den Orten Carentan, Saint Marie du Mont und Saint Mere Eglise in der französischen Normandie bezeichnet. Der Begriff „Dead Man’s Corner“ wurde nach den Kämpfen im Juni 1944 geprägt.

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Am Morgen des 6. Juni 1944 sprangen 13.000 Fallschirmjäger der 101. US-Luftlandedivision und der 82. US-Luftlandedivision über der Normandie ab. Bis zum Morgen des 7. Juni 1944 waren die Soldaten aus Saint-Côme-du-Mont kommend bis kurz vor die Stadt Carentan gelangt. Als der erste Panzer, ein Light Tank M5 des 70. Panzerbataillons, die Kreuzung überqueren wollte, wurde er durch Soldaten des 6. Deutschen Fallschirmjägerregimentes abgeschossen. Ein Turmtreffer setzte das Fahrzeug außer Gefecht und tötete den Panzerkommandanten. Die Leiche des Mannes blieb noch mehrere Tage im Turm des Panzers hängen. Die amerikanischen Fallschirmjäger sprachen zunächst von der „corner with the dead man in the tank“ („Die Ecke mit dem Toten im Panzer“), aber schnell wurde daraus „Dead Man’s Corner“.

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Das Haus, welches heute beinahe unverändert dort steht, wurde von den Soldaten des 6. Deutschen Fallschirmjägerregimentes als Stabsquartier und Sammelstelle für Verwundete genutzt. Im Gebäude befinden sich heute neben einem großen Shop das „Paratrooper Museum“, welches der Geschichte des 6. Deutschen Fallschirmjägerregimentes gewidmet ist.

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Blick von Dead Man’s Corner in Richtung Carentan.

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Brandneu ist das Museum der US-Paratrooper mit dem Namen D-Day Experience – Dead Man’s Corner Museum unmittelbar hinter dem historischen Gebäude.

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Im Eingangsbereich der neuen Museumshalle findet sich erst einmal ein weiterer Shop, von dem aus die Tour durch das Museum startet. Die ersten Räume sind dem Thema US-Paratrooper in der Normandie gewidmet. Eine ganze Reihe schöner Exponate und viele persönliche Geschichten und Anekdoten erläutern die damaligen Ereignisse.

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Einige Soldaten der 101th Airborne  hatten sich eine indianische Kriegsbemalung samt passenden Irokesen-Haarschnitt zugelegt.

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Hier sind Teile des „Escape Kit“ zu sehen, zu denen u.a. eine Karte, Miniatursäge, Kompass, französisches Geld gehörte. Eigentlich für Piloten konzipiert, wurde das Packet auch an die Fallschirmjäger ausgegeben.

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Die Handfeuerwaffen der US Armee: M-1918 A2 (BAR), Bazooka, M1911 A1 Pistole, Thompson M1A1, Grease Gun, Carbine M1 und das Modell M1A1 sowie das M1 Garand Gewher.

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Am M-1936 Gürtel waren die M-1936 Feldtasche, M-1910 Spaten, Wasserflasche, Kompass und Munition befestigt.

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Laut Anweisung sollten in der Absprungnacht nach Möglichkeit nur Messer im Kampf eingesetzt werden.

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Das Erste-Hilfe-Set wurde möglichst gut erreichbar am Körper befestigt.

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Diese blutgetränkten Handschuhe gehörten John „Jack“ Agnew. Das Blut stammt von einem verwundeten Paratrooper, den er über seinen Schultertrug. Das Blut floss aus seiner Wunde über seine Hände und die gesamte Uniform, als er den Mann zum Bataillons-Verbandplatz in Saint-Come trug. Es war derart mit Blut bedeckt, dass zunächst vermutet wurde, dass es selbst schwer verwundet sei. Tatsächlich hatte er „nur“ seine linke Schulter ausgekugelt. Er war mit einem Springfield Gewehr, dass unter seinem Reservefallschirm stecke abgesprungen, welches sich bei der Landung mit der Mündung in den Boden rammte und so seine Schulter verrenkte.

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Es gab nur ein gutes Dutzend 4-Sterne Generäle in der Geschichte der US Armee, schon deshalb ist diese Jacke ziemlich einmalig. Darüber hinaus gehörte sie General Eisenhower, dem Mann, der die Entscheidung für den Start des D-Day am 06.06.1944 fällte.

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Dieser überladene Paratrooper ist einer von Colonel Cole’s Haufen und kann leicht am weißen Tuch um seinen Hals erkannt werden. Es war nicht ungewöhnlich, dass die Männer beim Absprung das Äquivalent ihres Körpergewichtes an Ausrüstung mitführten.

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Man war sich nicht sicher ob die Deutsche, wie schon im 1. Weltkrieg“, Kampfgas einsetzen würden. Aus diesem Grund wurde die Kleidung vor dem Absprung in eine schützende Chemikalie mit Namen CC-2 getaucht. Außerdem wurden Gasmasken verteilt und eine Armebinde getragen, die Kontakt mit giftigem Gas ihre Farbe änderte. Die Chemikalie machte die Kleidung klebrig und hinterließ einen strengen Geruch. Man erzählt sich, das einige Deutsche den Feind riechen konnten, bevor sie ihn sahen oder hörten.

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Das Leben der Fallschirmjäger hing wörtlich am T-5 Fallschirm. Vor dem Absprung wurde die „static line“, die am Fallschirmsack befestigt war, in ein Kabel im Flugzeug eingehakt. Während des Sprunges aus dem Flugzeug wurde so der Fallschirm automatisch aus seiner Tasche gezogen. Die Gruppe der Männer, die so zusammen ein Flugzeug verließen, wurde als „stick“ bezeichnet. Dieser Fallschirm hier wurde am 6. Juni 1944 von einem Mann des 501st PIR verwendet, als bei Saint-Come-du-Mont nieder ging. Der Fallschirm wurde später in einem Bauerhaus verwahrt und ist heute das am besten erhaltende Exemplar.

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Fledermausflügel und Totenschädel war das „Pocket Patch“ der 502 PIR der 101. Airborne.

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Waffen und Ausrüstung deutscher Offiziere waren heißbegehrte Kriegsbeute.

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Hier ist eine originale US Paratrooper Uniform zu sehen. Sie gehörte Frank Hoffmann, einem Mann der 101st Division. Die Uniformen sind heutzutage äußert selten. Es gibt wohl nur noch rund 50 komplette Sets. Eine solche Uniform kostet heute rund 20.000 Dollar.

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Neben den Männern der 101st Airborne waren auch Fallschirmspringer der 82nd Airborne an der Mission am D-Day beteiligt. Hier ist eine Pathfinder der 82nd zu sehen. Sie trugen eine Tarnjacke, von der nur noch ein einziges Exemplar erhalten ist.

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Hier ist der kleinste Soldat der US Armee zu sehen. Dieser Dummy-Paratrooper wurde offizielle mit „Device, Camouflage, No. 15“ bezeichnet, allgemein aber Rupert genannt, was ein schottischer Spottname für einen englischen Offizier war.

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Im Anschluss an die Ausstellungsräume wird man in den Briefing-Raum geleitet. Hier nimmt man auf einfachen Holzbänken Platz und schlüpft so in die Rolle eines US-Fallschirmjägers, der vor dem Start der Mission seine letzten Anweisungen erhält.

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Durch eine Projektion auf eine gewölbte Glasscheibe betritt ein imaginärer Unteroffizier den Raum. Er baut sich vor uns, seinem „Team“ auf und gibt eine Erklärung der Lage, des Auftrages und diverse Sicherheitshinweise (z. B. auf einmal klicken, wird mit 2 Klicks geantwortet). Dabei agiert er mit den Möbelstücken im Raum, so öffnet sich eine Tür, durch die er den Raum betritt, er setzt sich auf den Schreibtisch usw. Alles sehr nett und ungemein unterhaltsam.

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Anschließend wird man in die Flughalle gebracht, wo schon eine startbereite C-47 auf seine Fracht, also uns, wartet. Das Flugzeug mit dem Nickname „Stoy Hora“ setzte während des D-Days Männer der 101st Airborne über der Landezone ab. Die C-47 wurde übrigens auch bei Filmaufnahmen der berühmte Fernsehserie „Band of Brothers“ eingesetzt.

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Nachdem wir das Flugzeug bestiegen hatte, mussten wir uns erst einmal alle auf den Sitzen festschnallen …und das hatte seinen Grund. Nun begann eine rund 7 Minuten Simulation eines Fluges von England in das Kampfgebiet der Normandie. Die Motoren starten und unsere Sitze fingen an zu vibrieren.

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Durch die Seitenfenster, die aus Bildschirmen bestehen, konnten wir nach „draußen“ schauen. Wir befanden uns auf einem Flugfeld mit anderen Maschinen und begannen mit dem Start. Das gesamte Flugzeug folgte dabei sämtlichen Flugbewegungen, die wir durch die Seitenfenster beobachten konnten. Zusätzlich gab es natürlich den passenden Sound und die Vibration der Motoren. Schon bald folgen wir über dem Kanal, unter uns die 5.000 Schiffe der Alliierten Flotte.

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Ab und zu ging es durch ein Luftloch oder in eine Kurve. Schließlich erreichten wir unsere Absprungzone. Die Beleuchtung wurde auf Rotlicht umgeschaltet und schon gerieten wir in heftiges Flak-Feuer.

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Wir erhielten einige schwere Treffer und Feuer brach aus. Dicker Qualm wurde in den Innenraum geblasen und durch die Fenster sah man die Flammen aus den brennenden Motoren schlagen. Zusätzlich konnte man einen scharfen Brandgeruch wahrnehmen. Wir gingen runter und landeten schließlich unsanft auf einem Acker in der Normandie. COOL KISTE!:-)

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Bei dieser Simulation wird übrigens das komplette Flugzeug hydraulisch bewegt! Sehr eindrucksvoll und das Ganze war wohl auch nicht günstig. Das neue Museum soll eine Investition von rund 5 Millionen Euro gewesen sein.

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Forsetzung folgt…


Dead Man‘s Corner – Teil 2

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Im Anschluss an dieses simulierte Flug-Erlebnis, erreicht man einen weiteren Ausstellungsbereich. Hier geht es um die Piloten der Flugzeuge, die Crews der Gleiter und um weitere Geschichten der US-Paratrooper, wie z.B. die des Lt. Winter, der Hauptperson in der Serie „Band of Brothers“.

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Sgt. William T. White war der Troop Chief der 440th Troop Carrier Group am D-Day. Er sahs in der C-47 mit der Nr. 43-15319 „My Naked“ und gehörte zur 91st Troop Carrier Squadron. In seiner Maschine wurde der „Stick“ Nr. 69 befördert, also 18 Paratrooper der 101st Airborne, die in Absprungzone D über Saint-Come-du Mont abgesetzt werden sollten. White hatte vor dem Abflug den Befehl erhalten jeden zu erschießen, der sich weigern sollte zu springen. Die hier gezeigten Jacken und anderen Uniformteile gehörte Troop Chief White.

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Diese Uniform- und Ausrüstungstücke gehörten Haraold Knopp, einem Co-Piloten einer C-47. Er hat später über seine Einsatz berichtet, den er als dunkel, angsteinflößend und äußerst nervenaufreibend schilderte. Seine Maschine wurde von  einigen Kugeln der Flugabwehr erwischt und verwundete eine ganze Reihe der Fallschirmjäger an Bord. Auch Knopp geriet in höchste Lebensgefahr, als eine Wolke von Granatsplitter durch das Cockpit flog, wobei ein Splitter im Klappmesser stecken blieb, dass er in der Brusttasche mitführte. Nach dem Einsatz landete Knopp sofort auf dem ersten Flugplatz in England, damit die Verwundeten in seiner Maschine versorgt werden konnten.

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Zentral im Ausstellungsraum steht das Vorderteil eines Gleiters vom Typ Waco CG-4A, der bis an die Oberkante mit Menschen und Material beladen ist. Die Gleiter bildeten die zweite große Welle des US-Luftlandeunternehmens am D-Day und versorgten die Truppen außerdem mit Fahrzeugen und leichten Geschützen. In den Bildern ist gut zu erkennen, wie die Segelflieger aus Sperrholz bis in den letzten Winkel mit Ausrüstung beladen waren.

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Ein kleines Lazarett-Zelt und weitere lebensgroße Dioramen zeigen das Leben im US-Camp.

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Dieser Koffer mit Utensilien für die heilige Messe ist wohl fast jedem aus dem Film „Der längste Tag“ bekannt. Er gehörte dem legendärem Armee-Kaplan Francois L. Sampson’s. Der Geistliche, Parachuting Padre genannt, sprang mit der 501st PIR über der Normandie ab und landete im kalten Wasser des Flusses Douve, in dem er nach rund einem Dutzend von Tauchversuchen seine geliebten verlorenen Koffer wiederfand.

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Auch diese „Klicker“ dürften jedem bekannt sein. Mit ihnen wurde ein Erkennung-Signal gegeben. 1 Klick sollte mit 2 Klicks beantwortet werden.

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Diese Glocke wurde von Lt. Ed Allworth, einem Offizier des 2nd Bataillons des 501st PIR mitgeführt. Mit Hilfe der Glocke wollte er seine Truppe nach der Landung am RV Punkt sammeln. Die Glocke ging jedoch verloren, wurde aber von Monsieur Hebert einige Tage später auf einem Feld gefunden.

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Einige Soldaten waren mit Gewehrgranaten ausgerüstet. Diese „Artillerie“ in Form einer Handfeuerwaffe stelle sich als äußerst wirksam heraus. Es wurden Spreng- und Splittergranaten verwendet, später kamen Rauch-, Gas-, Leucht- und Signalgranaten dazu. Zur Panzerabwehr wurden außerdem Hohlladungsgranaten verwendet.

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Die 101st Airborne verwendete seitlich an den Helmen aufgemalte Spielkartensymbole, um die unterschiedlichen Regimenter zu kennzeichnen. Die Deutschen Scharfschützen nutzen diese auffällige Markierung als Haltepunkt beim Zielen. Trauriger Beweis ist dieser Helm mit Einschussloch links unten im Bild.

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Nun kommen wir zum mittlerweile durch die Fernsehserie „Band of Brothers“ weltberühmten 2nd Lt. Richard „Dick“ Winters und seiner „Easy Company“. Winters wurde nach der Landung am D-Day zum Anführer seiner Kompanie, nachdem der eigentliche Kommandeur Lt. Meehan beim Absprung getötet wurde. Am D-Day nahm Dick Winters mit einem kleinen Trupp Männer eine Artillerie-Stellung beim Gehöft Brecourt Manor ein und zerstörte dort alle vier Geschütze.

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Den Abschluss des Museumrundganges bildet das „alte“ Dead Man’s Corner Museum, mit der Ausstellung zu den deutschen Fallschirmjäger, die in und rund um Carentan stationiert waren. Hier sind einige Szenen nachgestellt, die sich wohl ähnlich in den Räumen des Gebäudes abgespielt haben könnten. Über Lautsprecher hört man deutsche Stimmen, die der Szene die nötige Stimmung geben sollen.

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Der erste Raum stellt den Gefechtsstand des 6. Deutschen Fallschirmjägerregimentes dar.

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In den Tagen nach dem D-Day wurde das Gebäude als Lazarett verwendet. Dr. Karl-Heinz Roos richtete eine 1. Hilfe-Station für das 1. Bataillon des 6. Deutschen Fallschirmjägerregimentes ein. Er hatte nur einen einzigen Assistent an seiner Seite, versorgte aber trotzdem auch Amerikanische Fallschirmjäger. Glücklicherweise wurde dringend benötigten Medikamente und Verbandzeug durch Amerikanische C-47 Flugzeuge nachgeführt. Die Versorgungspakete wurden überall über den US-Landezonen abgeworfen und gelangten so auch in deutsche Hände. Vor allem die innovativen Einwegspritzen mit Morphium waren eine willkommene Hilfe.

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Dieses Trainingsrad gehörte Major von der Heydte, Kommandeur des 1. Bataillons des 6. Deutschen Fallschirmjägerregimentes. Er konnte weder seine Einheit noch das 2. Bataillon über Funk oder durch Kuriere erreichen. Später erfuhr er, dass sein Bataillon am Vortag aufgerieben worden war und sich Hauptmann Preikschat ergeben hatte. Nur 25 Mann seines Bataillons konnten sich am 9. Juni bis zu ihm nach Carentan durchschlagen.

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Im ersten Stock geht es um die Uniformen, die Ausrüstung und die Bewaffnung der deutschen Fallschirmjäger.

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Das Fallschirmgewehr 42 (FG42) oder auch Fallschirmjäger Gewehr Model 1942, war eines der fortschrittlichsten Handwaffenwaffen seiner Zeit. Es war speziell für die Fallschirmtruppe entwickelt worden. Dieses hier gezeigte Exemplar wurde vom amerikanischen Sergeanten Eugene Amburgey (501st PIR) erbeutet.

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Dieser Soldat war mit dem deutschen Flammenwerfer 35 ausgerüstet. Zum Schutz vor Verbrennungen träg er eine Gesichtsmaske.

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Handwagen der Fallschirmjäger, zum Transport von Munition und schwerem Gerät.

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Angehöriger der Panzer-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilung 100. Diese Einheit, die man mit alten, französischen Beute-Panzer ausgestattet hatte, war in Carentan stationiert.

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Am Ende der Ausstellung gelangt der Besucher in den großen Verkaufsladen des Museums. Hier werden nicht nur zahlreiche Bücher und Uniform-Repliken, sondern auch viele originale Uniformen und Ausrüstungsteile verkauft.


Gaming with the Paperboys

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Am letzten Freitag gab es nun endlich einen ersten Test der Andy Callan / Peter Dennis – Regeln, die mit der Battle for Britain – Serie erschienen sind. Vasa und ich konnten das Ganze auf Herz und Nieren geprüft und in den Tagen danach habe ich noch ein paar Solo-Spiele absolviert.

Gaming Paperboys 02

Die Regeln sind zwar übersichtlich, aber nicht unbedingt simpel. Jede Einheit besteht aus 6 Basen, die Artillerie jedoch nur aus einer. Es gibt außerdem die Möglichkeit kleine Detachement von 2 Basen zu bilden, die dann als eine Art „Forlorn Hope“ fungieren. Die Armee ist in die Waffengattungen, Infanterie, Kavallerie, Artillerie und Dragoner unterteilt. Innerhalb der Gattungen gibt es drei Qualität-Abstufungen (Veterans, Traines, Raw). Die möglichen Formationen der Einheiten sind recht übersichtlich. Die Infanterie kann entweder in Standartformation (alle Basen nebeneinander) oder in einem „Hedgehog“ fungieren. Für die Kavallerie besteht die Möglichkeit eine Linie, 2 bzw. 3 Reihen oder mit einem Abstand in zwei Treffen aufzustellen. Die Dragoner können aufgesessen mit 6 Basen oder abgesessen mit 4 Basen Schützen sowie 2 Basen Pferden-Haltern dahinter verwendet werden. Die ganze Armee wird von einem General und zwei untergeordneten Kommandeuren befehligt.

Gaming Paperboys 10

Alle Entfernungen, also Bewegungen und Schussweiten, haben eine Reichweite von 8 cm oder einem Vielfachen davon. Wie üblich, gibt es eine Schussphase, eine Bewegungsphase, eine Nahkampf- und eine Sammelphase. Unüblich ist aber, dass sowohl der Beschuss als auch die Bewegung von beiden Parteien in einer Runde abgehandelt werden. Dabei gibt es keinen aktiven Spieler, sondern vor jeder Phase wird gewürfelt wer beginnt. Außerdem wird die Schussphase durch die Bewegungsphase beeinflusst und umgekehrt. So kann eine Einheit, die geschossen hat, sich nicht mehr bewegen oder zumindest nur eingeschränkt. Die Bewegung erfolgt grundsätzlich nur geradeaus, wobei die Einheit bis zu 45 Grad seitlich verschoben werden kann. Alle weiteren Bewegungen, wie z.B. ein Schwenk, seitliches versetzten und eine Umformierung sind als Manöver eingestuft und unterliegen besonderen Regeln. Der Fernkampf und der Nahkampf werden immer pro Base abgehandelt, wobei eine Einheit als Ganzes agiert und reagiert. Der Fernkampf wird in zwei Reichweiten, lang und kurz, unterteilt und das Schussfeld ist die Front der Base sowie die Fläche bis zu 45 Grad an den Seiten. Die Kavallerie kann ihre Pistolen übrigens nur einmal im Spiel einsetzten, dies allerdings auch als Einleitung zum Nahkampf. Die Kavallerie hat außerdem verschiedene Möglichkeiten einen Angriff einzuleiten und kann dabei verschiedene Formationen wählen. Einiges davon muss jedoch bereits in der Runde zuvor vorbereitet werden. So kann eine „Attacke“ nur geritten werden, wenn die Einheit zuvor im Trab unterwegs war. Der Nahkampf selbst kann bis über drei Runden andauern, wobei sich die Werte und Auswirkungen nach der ersten Kampfrunde verändern. Schließlich gibt es unterschiedliche Moral- und Panik-Tests und die Möglichkeit Einheiten zu sammeln. Die Kommandeure spielen nur eine untergeordnete Rolle, es gibt also kein Kommando-System.

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Eine Vielzahl von verschiedenen kleinen Regeln (teilweise nur in den Szenarien enthalten), welche auf die spezielle Kampfweise der „Pike and Shot“ Ära eingehen, geben dem Spiel etwas zusätzliche Würze. Zur besseren Übersicht wurden die Regeln außerdem auf 2 Seiten in einem QRS zusammengefasst. Neben den Regeln enthält das Buch auch noch 3 historische Szenarien zum Nachspielen.

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Fazit: Die Regeln sind sehr stimmig, einfach zu lernen und trotzdem komplex genug, um mich zu begeistern. Aufgrund der wirklich kurzen Erläuterungen sind einige Dinge zunächst etwas unklar, ergeben sich dann aber im Spiel. Ich bin auch gespannt, wie die Regeln in den nächsten Büchern (Mittelalter) aussehen werden, denn ich bin gerade auf der Suche nach einem Regelwerk für meine verschiedenen 28mm Armeen. Die Regeln von Andy Callan könnten da eine Lösung sein.

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Schloss Fontainebleau

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Natürlich musste es irgendwann passieren …ich habe das Schloss Fontainebleau besucht! Nachdem Dirk und ich nun schon seit einigen Jahren immer wieder an einem Figuren-Diorama zur berühmten Abschied-Szene Napoleons von seiner Garde am 11. April 1814 arbeiten, bot sich mir nun zufällig die Gelegenheit das Schloss höchstpersönlich aufzusuchen.

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Fontainebleau liegt ca. 60 Kilometer von Paris entfernt. Der Name des Schlosses leitet sich ab von: „fontaine belle eau“, das heißt „Quelle mit schönem Wasser“. Die Anlage wurde unter Franz I. und Heinrich II. an der Stelle einer Burganlage aus dem 13. Jahrhundert gebaut und unter König Franz I. zu einem Jagdschloss erweitert. Bauanfang des heute sichtbaren Zentralbaus war das Jahr 1528 und somit gilt das Schloss als erster Renaissancebau auf französischem Boden. Es folgte mehrfache Umbauten der Anlage unter den Königen Heinrich IV., Ludwig XIII. und Ludwig XIV.

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Der Besuch des Schlosses beginnt mit dem cour du Cheval Blanc, dem Hof des Weißen Rosses. Hier war es auch, wo Napoleon vor dem Gang ins Exil nach Elba seine Alte Garde verabschiedete.

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Die berühmte Treppe vom Baumeister Jean Androuet Du Cerceau stammt aus dem 17. Jahrhundert.

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Hier der Ausschnitt des Schlosses, den wir für unser Diorama gewählt haben.

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Das Schloss und die Parkanlage sind wirklich riesig. Da ich mich nur auf der Durchreise befand, konnte leider nur das Schloss selbst und nicht die Parkanlage besuchen. Bei der nachfolgenden Bildauswahl habe ich mich außerdem im Wesentlichen auf die Räume und Ausstellungsstücke beschränkt, die nur unmittelbar mit Napoleon I. in Verbindung stehen.

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Zunächst führt die Schlossbesichtigung an einem großartigen Modell des Schlosses vorbei. Hier wird noch der Zustand vor dem Umbau des Schlossplatzes gezeigt und auch die alte Version der Treppe von Philibert Delorme ist zu sehen.

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Man gelangt anschließend in die Galerie, die Napoleon und seine Familie bzw. seine engsten Vertrauten zeigen.

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Im ersten Raum der Ausstellung zu Napoleon I. findet man eine Auswahl an Prunkgewändern des Kaisers.

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Mantel Napoleons, den er anlässlich seiner zweiten Vermähling trug.

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Der zweite Raum ist Napoleon als Feldherren gewidmet. Unverkennbar sind natürlich sein Hut und der graue Mantel.

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Feldbett und Feld-Mobiliar, wie sie in seinem Lagerzelt standen.

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Der einfache Soldat begnügte sich mit einem Löffel, bei Napoleon sah das Feldbesteck etwas umfangreicher aus.

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Im Gegensatz dazu stehen der Prunk an der Schlosstafel des Kaisers…

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Orden der Legion d’honneur. Dieser Orden der Ehrenlegion wurde von Napoleon 1802 gegründet.

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Die Kinderstube des „Königs von Rom“, dem Sohn Napoleons…

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Auch zu Napoleons Zeiten wurde natürlich schon mit Figuren gespielt…

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Vater und Sohn…

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Die Schlosskapelle…

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Die 60 Meter lange Galerie mit Täfelungen aus Nussbaumholz stammt aus der Zeit Franz I. Ins Holz eingelassen sind der Buchstabe „F“ des Königs und sein Wappentier, der Salamander.

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Hier möchte man gern mal in den Bücher stöbern. Die Diana-Galerie, die Heinrich IV für seine Gattin erschaffen ließ ist ganze achtzig Meter lang und sieben Meter breit. Napoleon III machte im Jahr 1858 eine Bibliothek aus diesem Saal. Hier gibt es 16000 Bände aus der Bibliothek Napoleon I.

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Zuletzt erreicht man den Thron des Kaisers, der im ehemaligen Schlafzimmer Ludwig XIV aufgestellt ist.

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Brécourt Manor Assault

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Die 101. Airborne Division wurde im Rahmen der Operation Albany unmittelbar hinter dem Strandabschnitt Utah und südlich von St.-Mere-Eglise, in den Landezonen A, C und D abgesetzt. Ihre Aufgabe war es die 4 Ausgänge dieses Strandes zu sichern, eine deutsche Küstenbatterie bei Saint-Martin-de-Varreville zu vernichten und einige Übergänge über den Fluss Douve zu erobern bzw. zu zerstören. Abschließend sollten eine Verbindung mit der 82. Airborne Division hergestellt werden.

Die ersten Einheiten starteten am späten Abend des 5. Juni mit Flugzeugen des 9. US-Truppentransportkommandos. Doch durch das starke Abwehrfeuer der Flak über Frankreich mussten die Piloten aus ihrer Formation ausbrechen, so dass die Soldaten der Division nach dem Absprung über die gesamte Normandie verteilt waren. Am Ende des ersten Tages hatte erst jeder dritte Soldat wieder zu seiner Einheit gefunden. Die Stadt Carentan, die der Schlüssel zur Kontrolle der Halbinsel war, konnte nach zwei Tagen schwerster Kämpfe erobert werden und musste weitere zwei Tage von der Division gegen einen deutschen Gegenangriff verteidigt werden.

Neben den genannten Missionen galt es auch zwei deutsche Batterien von je vier 105mm Haubitzen des 2. Bataillons, des 191. Gebirgs-Artillerie-Regiments, in der Nähe von Sainte Marie-du-Mont auszuschalten. Am Morgen des 6. Juni 1944 überwältigten eine kleine Patrouille der E Kompanie des 506th PIR unter der Führung von Lt. Richard D. Winters eine vierfache Übermacht und zerstörten die Geschütze, die in der Nähe der Farm Brécourt Manor in ihren Stellungen standen. Dieser sogenannte „Brécourt Manor Assault“ wird noch heute als klassisches Beispiel für Taktik und Führung einer kleinen Truppe gegen einen überlegenden Feind angesehen.

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Die Ereignisse

Nachdem die C-47 des Kommandeurs der „Easy“ Kompanie, des 2. Bataillons / 506th PIR der 101st Airborne abgestürzt war und der Kommandeur dabei getötet wurde, ernannte man kurzerhand 1st Lt. Richard Winters zum neuen Anführer der „Easy“ Kompanie. Am Morgen des 6. Juni 1944 konnte Winters sich mit einem Teil seiner Einheit am Gutshof Le Grand Chemin vereinen. Dort erhielt Winters einen Frontauftrag mit den Worten: „Es gibt dort entlang der Hecken Artillerie-Feuer. Nehmen Sie sich der Sache an.“ Ohne jede Art von weiterer Instruktion ging Winters an die Umsetzung.

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Lt. Richard Winters

Die Batterie, die Winters mit seiner Truppe zerstören sollte, wurde zunächst als eine Stellung mit 88mm Geschützen gemeldet, die direkt auf den Dammweg schoss, welcher den „Exit 2“ des Landeabschnittes „Utah“ bildete. Dort versuchte gerade die 4. US Infanterie Division ihre Truppen landeinwärts zu bringen. Vor Winters waren schon einige kleine Einheiten an der Erstürmung der Batterie gescheitert. Um 8.30 Uhr sammelte Winters ein Team von 12 Männern um sich, die aus seiner und anderen Kompanien stammten. Zunächst wurde das Ziel ausgespäht, dass südlich der Straße und des kleinen Ortes Le Grand Chemin, hinter einigen Hecken, bei einer Farm mit Namen Brécourt Manor lag.

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Der Gebäudekomplex von Brecourt Manor.

Sie erkannten, dass es sich um eine Batterie von vier 105 mm Haubitzen handelte, die durch Schützengräben miteinander verbunden waren. Drei der Geschütze (in der Positionen 2, 3 und 4) lagen an einer Hecke, die diagonal bis zur kleinen Straße bei Brécourt Manor verlief und waren so direkt zur Küste ausgerichtet. Das vierte Geschütz, in der Stellung 1, befand sich ein wenig zurückversetzt und nach Nordwest ausgerichtet. In dieser Position konnte die Haubitze Deckungsfeuer parallel zum Strand schießen. Die Batterie war natürlich per Telefon mit einem vorgeschobenen Beobachter am Strand verbunden, der das Feuer der 4 Geschütze dirigierte. Bei der Batterie handelte es sich vermutlich um die Batterie Nr. 6 des 2. Bataillons, des Gebirgs-Artillerie-Regiments 191. Verteidigt wurde die Batterie durch einen Zug (ca. 60 Mann) deutscher Soldaten sowie einigen MG-Stellungen. Eines der MG Teams war im Schützengraben zwischen der Geschützstellungen 1 und 2 positioniert, die restlichen MG’s verbargen sich in der Hecke gegenüber der Rückseite der Batterie und ein weiteres befand sich im Farmgebäude, von wo aus die Straße beobachtet werden konnte.

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Blick aus Richtung Strand nach Brecourt Manor. Man erkennt gut die extrem hohe Bocage an den Straßenrändern.

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Detailplan von Brecourt Manor und der Umgebung.

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Und hier der Blick von Brecourt Manor in Richtung Strand.

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Lageplan der deutschen Stellungen und die Position der US-Angreifer.

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Die Wiese mit der Hecke, an der die Batterie aufgestellt war.

Lt. Winters berichtete später, dass es sich bei den Sicherungskräften um eine Einheit des 6. Fallschirmjäger Regiments gehandelt haben soll. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt der Gefechtsstand des III. Bataillons des 1058. Grenadier-Regiments in Sainte Marie-du-Mont stationiert, was vermuten lässt, dass Soldaten dieses Regiments die Batterie sicherten. Beide Regimenter, das 6. Fallschirmjäger Regiment und das 1058. Grenadier-Regiment waren übrigens Bestandteile der 91. Luftlande-Division und vielleicht ist damit die Verwechslung von Winters zu erklären. Es gibt jedoch auch die Version, dass die Besatzung der Batterie geflohen war und durch Männer des 6. Fallschirmjäger-Regiments und weiteren Freiwilligen ersetzt wurden.

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Gebirgs-Artillerie-Regiment 191
Gefechtsstand: Les Carrières
Kommandeur: Oberstleutnant Heinrich Kiewitt

I. Battalion                                                                                                                         (12 x 105 mm Gebirgs-Haubitzen (GebH 40) / 4 je Batterie)
Gefechtsstand – Blandamour
1. Batterie. – Besneville
2. Batterie. – Farm St. Anne / Bricquebec
3. Batterie. – Holdy
II. Battalion                                                                                                                        (12 x 105 mm Gebirgs-Haubitzen (GebH 40) / 4 je Batterie)
Gefechtsstand – Lossière
4. Batterie. – St.-Mère-Èglise
5. Batterie. – La Jardinerie (5 kilometers northwest of Montebourg)
6. Batterie. – Brécourt Manor
III. Battalion                                                                                                                      (12 x 15 cm Schwer-Feldhaubitzen (sFH 18) / 4 je Batterie)
Gefechtsstand –nördlich von La Haye du Puits
7. Batterie. –La Haye du Puits
8. Batterie. – dem 6. Fallschirmjäger Regiment zugeteilt
9. Batterie. – Chateau de Benaville à Picauville

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Anhand von Fotos der US Armee aus dem Jahr 1944 und aufgrund von auf dem Gelände der Batterien Brecourt und Holdy gefundenen Munitionskisten sowie einigen Geschosshülsen, soll es sich bei den Geschützen um 10.5 cm leFH18/40 gehandelt haben.

Die Gruppe um Winters näherte sich der Front der Batterie von Nordosten kommend. Bei ihrer Ankunft an der Ecke zwischen der Geschützstellung 1 und 2 entwickelte Winters schnell einen Plan für den Angriff. Er ließ rechts und links von seiner Position zwei M1919 .30 Kaliber Maschinengewehre in Stellung gehen, die für das notwendige Deckungsfeuer sorgen sollten und sandte 3 Mann, 2d Lt. Lynn D. Compton, Sgt. Joseph D. Toye und Sgt. William J. Guarnere zum deutschen Maschinengewehrnest zwischen Stellung 1 und 2, welches sie mit Granaten ausschalten sollten. Unterdessen kletterte Platoon Sgt. C. Carwood Lipton in einem Baum, der ihm zwar keine großartige Deckung bot, allerdings auch ein gutes Schussfeld auf den Feind lieferte. Er eröffnete das Feuer, wurde jedoch schnell durch Gegenfeuer gezwungen den Baum wieder zu verlassen. Von dort, auf der linken Flanke der Angriffsgruppe, schoss er zusammen mit Sgt. Mike Ranney weiter auf die Geschützstellungen der Deutschen. Jetzt führte Winters mit Cpl. Joe Toye, Cpl. Robert Wynn, und Pvt. Gerald Lorraine, dem Fahrer des Bataillons-HQ, den Angriff auf das Geschütz in der Stellung 1. Unterdessen feuerten die zwei MG-Teams, bestehend aus Pvts. John Plesha, Walter Hendrix, Cleveland Petty, und Joe Liebgott unentwegt auf die deutschen Verteidiger. Die Deutschen Kanoniere in Geschützstellung 1 sahen sich aus allen Richtungen beschossen und vermuteten natürlich einen Angriff durch starke feindliche Verbände. Sie flohen in Richtung der nächsten Bäume und so konnte die erste Stellung problemlos eingenommen werden.

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Im Gemälde „silencing the guns“ von James Dietz , dass im Utah Beach Museum hängt, ist der Augenblick nach der Einnahme des ersten Geschützen dargestellt.

Die Schützengräben, die eigentlich den Deutschen Soldaten einen schnellen und sicheren Weg zu den Geschützen liefern sollten, wurden nun zum großen Vorteil der Angreifer. Winters und sein Team nutzten die Deckung der Gräben, um sich von einer Stellung zur nächsten zu bewegen. Jedes der Geschütze wurde nacheinander unbrauchbar gemacht, in dem man eine Sprengladung um die Mündung wickelte und zur Detonation brachte. Als den Männern die Sprengladungen ausgingen, verwendeten sie deutsche Stilhandgranaten, die sie in die Mündung stopften.

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Eine Szene aus der TV-Serie „Band of Brothers“.

Kurz vor der vierten Geschützstellung erreichten Verstärkungen der „Dog“ Kompanie, geführt von 2nd Lt. Ronald C. Speirs, die kleine Truppe. Speirs hatte bereits einen Ruf als ausgezeichneter aber auch extrem aggressiver Offizier. Er führte seine Männer nun zum vierten Geschütz, indem er selbst ungeschützt außerhalb der Gräben die Stellung stürmte.

Nach der Zerstörung der vier Geschütze war die Munition fast aufgebraucht und so befahl Winters den Männern den Rückzug. In einer der Stellungen hatte er außerdem eine Karte gefunden, in der alle Geschütz- und Maschinengewehr-Stellungen der Cotentin Halbinsel eingezeichnet waren. Ein extrem wertvoller Fund, der sogleich an die Führung weitergegeben wurde. Schließlich leitete Winters später am Tag noch das Feuer der 2 ersten Panzer, die mittlerweile vom Strand angekommen waren und so wurde der letzte Widerstand der deutschen Verteidiger gebrochen.

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Diesen Plan, der Dick Winters beim Besuch des Schlachtfeldes zeichnete, zeigt den Vorstoß der Truppen und Panzer vom Strand nach Brecourt Manor.

Gegen Mittag erhielt Col. Sink, der sich mit seinem Jeep auf Erkundung befand, die Nachricht, dass es eine weitere Batterie bei Holdy, einem Gutshaus zwischen seinem Kommando-Posten und Sainte Marie-du-Mont die Landungsstrände beschoss und eine Truppe von 70 US-Paratroopern in Schach hielt. Daraufhin wurden Capt. Lloyd E. Patch (Headquarters Company 1st/506th) und Capt. Knut H. Raudstein (Company C 506th PIR) mit weiteren 70 Mann ausgeschickt, um die Stellung der Deutschen einzuschließen. Die Truppe eroberte die Stellung, besetzte außerdem den Ort Sainte Marie-du-Mont und zerstörte 3 der 4 Geschütze. Das letzte Geschütz wurde von Col. Sink gesichert, um es für die eigene Truppe verwenden zu können.

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Lt. Winter verlor einen Mann, John D. Halls vom 2. Bataillon der Hauptquartier-Kompanie. Ein weiterer Soldat aus seiner eigenen Kompanie, Robert „Popeye“ Wynn, wurde verwundet. Soldat Wynn wurde nach England zurückgebracht, erholte sich dort, wurde zurückgeschickt und erreichte die „Easy“ Kompanie kurz vor der Operation Market Garden. Ein weiterer Verlust war Offizier Andrew Hill, der zufällig in der Nähe war, als er das HQ des 506th PIR suchte. Außerdem wurden zwei Soldaten aus der D Kompanie getötet, als diese mit Lt. Speirs die vierte Stellung angriffen. Colonel Robert Sink, der Kommandeur des 506th PIR, schlug Winters für eine “Medal of Honor” vor, die jedoch aufgrund der Anweisung, am D-Day nur eine Ehrenmedaille pro Division zu vergeben, auf ein „Distinguished Service Cross“ herabgestuft wurde.

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Im Dead Men’s Corner und im Utah Beach Museum sind Ausstellungsstücke von Dick Winters und der Easy Kompanie zu sehen.

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Im Jahr 2008 errichtet man ein Monument und Denkmal für die Easy Kompanie. Es liegt an der Abzweigung von der Straße D14, Le Grant Chemin nach Brecourt Manor. Auf dem Gedenkstein sind die Namen der Gefallenen vom D-Day verewigt. Auch die Karte, die Dick Winters vom Angriff auf die Batterie gezeichnet hatte, wurde hier in Stein gemeißelt.

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Es gibt ein sehr gutes Buch mit dem Titel, wie sollte es auch anders sein, „Band of Brothers: E Company, 506th Regiment, 101st Airborne from Normandy to Hitler’s Eagle’s Nest“ von Stephen E. Ambrose, also dem Autoren, der auch schon die Ereignisse um die Einnahme der Peagus Bridge beschrieben hat.

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Musée Royal de l’Armée, Brüssel

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Seit Jahren fahre ich auf meinen Urlauben nach Frankreich und England daran vorbei, gemeint ist die belgische Hauptstadt Brüssel. Mir war zwar bekannt, dass es dort ein Armeemuseum geben soll, aber mir war nicht klar, was mich dort erwarten würde. Kurz gesagt, das Ding ist riesig! Und es behandelt halt nicht nur die Geschichte der Belgischen Armee, sondern versteht sich eher als Museum der europäischen Militärgeschichte.

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Das Museum, auch als Königliches Armeemuseum bezeichnet, befindet sich in den nördlichen Hallen des Museumskomplexes im Jubelpark im Osten der Stadt. Der Brüsseler Jubelpark erhielt seinen Namen nach dem 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Belgiens von den Niederlanden im Jahr 1880. Um dieses Datum gebührend zu feiern, plante König Leopold II. eine Weltausstellung mit repräsentativen Bauwerken. Dazu ließ er eigens einen 37 Hektar weiten Park auf einem einstigen Militärgelände erschaffen.

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Flugzeughalle

Das Museum teilt sich in einige unterschiedliche Bereiche. Mein Rundgang begann in der 170 Meter langen Flugzeughalle. Gigantisch! Allein schon das über 100 Jahre alte und 40 Meter hohe Bauwerk ist sehenswert. Ich bin leider kein großer Experte von Militärflugzeugen, sicher ist aber, dass hier eine der spannendsten Ausstellungen zu diesem Thema zu sehen ist.

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Faszinierend fand ich vor allem die Sammlung alter Maschinen aus dem 1. Weltkrieg, die ich auch schon teilweise in einem Museum in Neuseeland kennengelernt hatte. Zum Beispiel ein Dreidecker des belgischen Erfinders César Battaille aus dem Jahr 1911, der von einem französischen Piloten erprobt wurde. Oder das einzige erhaltene Original einer Nieuport 17 C1. Diese Maschine, sowie eine Hanriot-Dupont HD-1, eine Caudron G III und eine Voisin III standen alle einmal in belgischen Diensten. Die Sammlung wird aber tatsächlich noch weiter ausgebaut. Ich ging nämlich auch an einem Rumpf einer Halberstadt C V vorbei, die derzeit vor Ort restauriert wird. Sehr schön auch das Flugboot Schreck FBA Typ H. Außerdem sind aus dieser Epoche eine Farman MF XI, Sopwith 1 ½ Strutter, Sopwith Camel F1 und SPAD XIII C1 zu sehen.

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Spannend war auch eine Sonderausstellung zum Thema Ballons, die außerdem eine Gondel des Zeppelins L-30 zeigte.

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Aber natürlich waren auch alle anderen Epochen gut vertreten, wie z.B. mit einer deutschen JU-52, ein schwedischer Draken, eine C-119 Flying Boxcar, eine Mi-24 Hind der Nationalen Volksarmee neben einer belgischen F-16, einer finnischen F-86 Sabr“ und ein MiG-23. Absolut sehenswert! …und das war nur der Anfang.

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In einem Seitenflügel der großen Halle ist außerdem eine Ausstellung zur Royal Navy untergebracht. König Leopold I. gründete die Royal Navy 1831, diese wurde allerdings schon 1862 aus Geldmangel wieder aufgegeben. Erst seit 1946 entstand dann die heutige Belgische Navy.

Belgische Armee

Die Ausstellung zur Geschichte der Belgischen Armee beginnt im benachbarten Hauptgebäude mit der sogenannten „Dutch Gallery“. Hier wird die Zeit von der Schlacht bei Waterloo im Jahr 1815 bis 1830 erzählt, in die heutige Niederlande und Belgien zusammen das Vereinigtes Königreich der Niederlande bildeten.

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Der nächste Abschnitt, die „Historic Gallery”, zeigt Ausstellungsstücke der belgischen Armee von 1831 bis 1914. Die südlichen Niederlande riefen nämlich bereits 1830 ihre Unabhängigkeit aus und trugen ab da den Namen Belgien. Dieser Teil des Museums ist einer der ältesten und noch im Stil der Jahrhundertwende eingerichtet. Aus heutiger Sicht wirken die Waffen, die zu grafischen Mustern an den Wänden zusammengestellt wurden, etwas antiquiert, aber nicht ohne einen gewissen Charme. Dies hängt übrigens damit zusammen, dass es früher üblich war, alle Exponate des Museums in den Ausstellungsräumen zu zeigen. Lagerräume, wie in heutigen modernen Museen, gab es also noch nicht. In den vielen Vitrinen dieser Ausstellungshalle liegen 8.000 Objekte, die hinter den alten Glasscheiben teilweise extrem schwer zu erkennen sind.

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Ein Großteil der Exponate stammt aus den Kolonien, die im 19. Jahrhundert den größten Teil der militärischen Einsatzgebiete Belgiens darstellten. So geht es von Italien über Mexiko nach Afrika und China. Interessant für mich waren vor allem der belgische Kongo und der Konflikt mit dem benachbarten Sudan, in dem der Mahdi-Aufstand wütete. Allein die Exponate dieser Ausstellung sind schon ein eigner Bericht und aus diesem Grund werde ich sie noch einmal separat besprechen.

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1. Weltkrieg

Der zweitgrößte Raum des Museumskomplexes ist dem Ersten Weltkrieg gewidmet und zeigt vor allem eine Vielzahl an Geschützen. Daneben sind Uniformen nahezu aller Teilnehmerstaaten in einzelnen Vitrinen ausgestellt. Diese Ausstellung zum 1. Weltkrieg ist weltweit die größte ihrer Art. Hier werden auch einmal Uniformen und Waffen sehr exotischer Armeen, wie von Siam und Tschechien gezeigt.

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Nebenan liegt die „Russian Gallery“, einen Sammlung von Objekten russischer Offiziere, die nach dem Zerfall des Zarenreiches aus Russland geflohen waren.

2. Weltkrieg

Die „Bordiau Gallery”, untergebracht in einem relativ modernem Gebäudeteil des Museums, war bei meinem Besuch gerade im Umbau. Zugänglich war aber zumindest die neue Ausstellung zum 2. Weltkrieg. Der Abschnitt, der die letzten Monate zum 1. Weltkrieg und die Zeit zwischen den beiden großen Kriegen dokumentieren soll, wird gerade komplett neu gestaltet.

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Napoleonische Kriege

Ungewöhnlich und interessant ist der Museums-Bereich, der „The Arcades“ genannt wird. Er liegt unter dem Dach des Triumph-Tores des Jubel-Parks, der nur über eine sehr lange, schmale Wendeltreppe oder einen Fahrstuhl erreicht werden kann. Hier ist die Sammlung der Bankiers Georges Titeca und Count Robert de Ribaucourt untergebracht, die aus Kopfbedeckungen, Klingen- und Feuerwaffen aus dem 18. und 19. Jahrhundert besteht. Hier sind einige schöne Seltenheiten zu entdecken. Toll auch die Titeca Sammlung der Napoleonischen Kriege und des Second Empire, allen voran die wunderschönen Musikinstrumenten der französischen Garde.

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Von dort aus erreicht man auch die 65 Meter hohe Plattform auf dem Triumphbogen, von der aus man einen herrlichen Blick über den Park und die Stadt hat.

Waffen und Rüstungen

Die Sammlung der Rüstungen, die vom Hochmittelalter bis ins 18. Jahrhundert reicht, wurde während meines Aufenthaltes ebenfalls umgebaut. Eine große Vitrine war allerdings schon fertiggestellt und ließ schon ahnen, was hier einmal entstehen wird.

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Der letzte Abschnitt des Museums, durch den ich aus Zeitgründen schon etwas hetzen musste, beinhaltet die enorme Waffensammlung des Museums.

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Von diesem Raum gelang man auch in den großen Museums-Shop, der eine riesige Auswahl an Büchern und Modellen bereithält.

Panzer

Die Panzer-Sammlung des Museums, in einem offenen Innenhof des Museums gelegen, machte einen recht traurigen Eindruck. Ein Großteil der Exponate ist derzeit in Brasschaat (bei Antwerpen) und im Museum von Bastogne zu sehen. Der Komplex wird allerdings ebenfalls renoviert und soll in den nächsten Jahren neu gestaltet werden.

Fazit

Ein sehr vielseitiges Militärmuseum, das man sicher aufgrund der vielen kommenden Neugestaltungen immer mal wieder besuchen kann. Ich komme auf jeden Fall wieder.



Baggara

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Bei Berichten und Erzählungen zum Mahdi-Aufstand im Sudan, stehen eigentlich immer Britischen Truppen und die europäischen Persönlichkeiten im Vordergrund. Leider erfährt man kaum etwas von Land und Leuten sowie der Kultur der Bewohner. Mit diesem nachfolgenden Bericht über die Baggara in Kordofan und Darfur soll ein wenig Abhilfe geschaffen werden.

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Baggara

Mit den Baggara bezeichnet man bestimmte viehzüchtende Stämme, die im afrikanischen Nomadengürtel leben, der vom Tschadsee bis zum Weißen Nil reicht. Der Begriff Baggara wird abgrenzend zu den Aballa (Kamelnomaden) und den Zurga (Bauern) verwendet und fasst eine Vielzahl unterschiedlicher Stämme zusammen. Ihr Name leitet sich vom arabischen Wort baqara ab, welches Kuh bedeutet und damit auf ihre Lebensart als nomadische Rinderzüchtern hinweist. Die Baggara, manchmal werden sie auch als Shuwa-Arbarer bezeichnet, stammen von gemeinsamen Vorfahren ab. Ihr Ursprung liegt im Volk der Juhayna (Guhayna) des Hejaz, einer Region im Nordwesten der Arabischen Halbinsel. Im Laufe der Jahrhunderte verteilten sie sich über das Gebiet der südlichen Sahelzone in Nordost-Afrika, also der Region zwischen Wüste (Sahara) und Tropischer Savanne (Sudan), die sie als neue Heimat wählten. Auf ihrer historischen Wanderroute von der Arabischen Halbinsel zur Afrikanischen Savanne, änderte sich allmählich ihre Lebensweise. Die größte Umstellung war, dass nun nicht mehr Kamele, sondern Rinder ihre Lebensgrundlage darstellten. Einige Gruppen der Baggara sind in bestimmte Regionen konzentriert, es gibt aber kein zusammenhängendes Gebiet, das nur von Ihnen bewohnt wird. Im Sudan leben die meisten Baggara in den Provinzen Darfur und Kordofan. In Kordofan verdrängten sie die schwarzafrikanische Bevölkerung in den Süden, wo sie in den Nuba-Bergen Zuflucht fanden, während die Baggara die Weidegründe der Ebenen zwischen diesen Bergen bevölkerten. Alle Stämme der Baggara sprechen einen arabischen Dialekt, der Baggari oder Shuwa genannt wird und nahezu alle Stämme gehören zur islamischen Glaubensgemeinschaft der Sunniten.

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Stämme

Die wichtigsten Baggara-Stämme der Provinz Darfur sind die mächtigen Rizaykat, die Ta’aisha, die Beni Halba und die Habbaniya. In Süd-Kordofan sind es die Stämme Misseiria, Humr (eigentlich gehörten die Misseiria und Humr zur gleichen Gruppierung und wurden Messiria Zurug, was übersetzt die „Dunklen“ heißt, und Messiria Humr, die „Roten“ genannt), Hawazma, Beni Selim, Awlad Himayd und Kenana. Nicht alle Rinderzüchter der genannten Regionen gehören offiziell zu den Baggara, so zählen die Kenana eigentlich zu einer anderen Gruppierung. Sie werden aber im Folgenden aus Gründen der Übersichtlichkeit und weil sie ein wichtige Rolle während des Mahdi-Aufstandes spielten, hier ebenfalls behandelt.

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Die Baggara leben in Weide- und Lagergemeinschaften, dem farig, die durch Verwandtschaft mit anderen farig eine surra bilden. Mehrere surra wiederum werden zu einen khashm el beyt zusammengefasst, die schließlich den Stamm bilden, der gabila genannt wird. Beispielhaft sind hier die Gruppen (khashm el beyt) der Misseiria aufgeführt:

• Awlád Um Sálim
• El Ghazáya
• El Diráwi
• El Enenát
• Awlá Abu Na’amán
• El Zurug
• Awlád Haybán

Diese unterteilen sich z.B. bei den Awlád Um Sálim in die Untergruppen (surra):

• Awlád Sulaymán
• Awlád Hammuda
• Awlád abu Zaydán
• Awlád Musbáh
• Awlád Ebdó

Die oberste Instanz eines Stammes ist der Amir. In den Zeiten der Mahdiya wird der Amir auch oft mit Nazir bezeichnet. Ihm sind sogenannte Omad unterstellt, die einer Art Bezirk, einem Omodiyya vorstehen. Die kleinste Gruppe, die surra, wird von einem Sheik geführt. Unter Führung sind vor allem die Leitung von Schiedsgerichten und die Führung im Kampf zu verstehen. Alle Streitigkeiten einer surra, so auch ein Mord, wird innerhalb der Familie geregelt. Geschieht ein Mord außerhalb der surra, wird ein Blutgeld gezahlt. Ist der Täter jedoch ein Fremder, so muss im Gegenzug einer dieser Fremden sterben. Auge um Auge, Zahn um Zahn, so lautet das Gesetzt der Baggara, da sie ohne Armee, Polizei oder staatliche Justiz auskommen müssen.

Man schätzt die Gesamtzahl der Einwohner Kordofans im Jahr 1880 auf 250.000 bis 300.000 Personen, wovon etwa 114.000 zu den Nomaden, also den Baggara und Abbala (Kamelnomaden) zählten. Count Gleichen führt in seinem „Handbook of the Sudan“ von 1898 die Anzahl der waffenfähigen Männer der verschiedene Stämme auf, gibt aber keinen Zeitpunkt für diese Schätzung an: Rizeigat 3.000 Krieger, Ta’aisha 7.500, Beni Halba 1.400, Habbaniya 3.500, Misseiria 200, Hawazma 50, Humr 2.500, Gima 1.000.

Baggara 01

Lebensweise

Wie schon erwähnt, sind die meisten Baggara Vieh züchtende Nomaden. Ihre Herden bestehen hauptsächlich aus Zebu-Rindern, es gibt aber auch einige wenige Stämme, die Schafe oder Ziegen halten. Kamele werden nur als Reit- oder Packtiere verwendet. Die Nahrung der Baggara besteht aus diesem Grund hauptsächlich aus Milch und Fleisch. Neben den Rindern waren Pferde ihr wichtigster Besitz. Nur durch diese Reittiere war es ihnen möglich, die gefürchteten Sklavenjagten durchzuführen und nach dem Raubzug eine schnelle Flucht mit der Beute anzutreten. Üblicherweise beschützten Stämme der Baggara in Kordofan die Nuba-Bevölkerung in ihrer Region und verübten Raubzüge nur in den benachbarten Gegenden. Im Gegenzug erhielten sie von den Nuba ihrer Region Getreide und Feldfrüchte. Aufgrund der vielen Raubzüge gab es in den Ebenen jedoch wenig Ackerbau, die Nuba legten ihre Felder in sicheren Terrassen an den Berghängen an. Da diese Anbaumethode weniger ertragreich war, sahen sich die Nuba manchmal gezwungen, ihre eigenen Sklaven oder sogar eigene Kinder an die Baggara zu verkaufen, um dann selbst Getreide erwerben zu können. Mit Hilfe der Pferde gingen die Baggara im Süden von Kordofan auch auf die Jagd nach Elefanten und Giraffen. Die Pferde stammten vorwiegend aus den berühmten Zuchten in Dongola und Berber. Handelswaren der Frauen waren vorwiegend Butter, Milch und gesammelte Wildfrüchte. Die Männer tauschten oder verkauften Vieh, Fleisch und Häute.

Baggara 03

In kleinen Lagern (furgan) stehen ihre kuppelförmigen Zelte (bet birish), die aus einem hölzernem Gestell bestehen, welches leicht auf- und abgebaut werden kann. Biegsame Ruten werden in kreisförmig angeordneten Löchern im Boden verankert und in der Mitte zusammengebunden. Dünne Zweige werden dann mit den Ruten verflochten und das Ganze mit Bastmatten oder schwerem Tuch bedeckt. Die Zelte eines furgan sind in einem Kreis angeordnet, in welchen nachts die Rinder getrieben werden. Ihre Lagerplätze der Trockenzeit, die mit festen Brunnen ausgestattet sind, werden damar oder dar (Dar wird mit Land oder Gebiet übersetzt. Das Wort Al bzw. El ist mit den deutschen Artikeln der, die, das gleichzusetzten. „Dar Al Messiria“ heißt also übersetzt „das Land der Messiria“) genannt und bilden quasi die Heimat der wanderden Hirten. In der Mitte des Lagers, gewöhnlich auf einer kleinen Anhöhe, befindet sich die Wache, die aus einer Anzahl von Kriegern, bewaffnet mit Wurfspeeren besteht, die täglich gewechselt wird.

Baggara 320

Baggara 05

Baggara 303

Die Hauptherden werden, angeführt von einem Leitochsen, von den azzaha (Junghirten) zu den unterschiedlichen Weidegründen getrieben. Begleiten die Nomaden ihre Rinderherden, so reiten sie auf ihren Bullen, wobei sie die Tiere mit einem Strick lenken, der an deren Nasenlöchern befestigt ist. Die Bullen werden ohne Sattel geritten, wobei die Reiter so geschickt sind, dass sie sich auch im vollen Trab auf dem Rücken halten können. Die Frauen und Kinder folgen langsam mit dem gesamten Hausrat auf Packochsen oder Kamelen. Die Weideplätze und die Routen ihrer Wanderungen verlaufen von Norden, wo sie die Regenzeit verbringen, nach Süden, wohin sie in der Trockenzeit ziehen. Dabei wandern sie auf einer kreisförmigen Route, benutzen also von Nord nach Süd und von Süd nach Nord jeweils verschiedene Wege, die meist aber nicht weit auseinanderliegen. Jeder Stamm hat dabei seine eigene Route, die nur von ihm benutzt wird.

Baggara 02

Der typische Baggara ist von dunkler Hautfarbe, schlankem Wuchs, mit einer scharfen Augenpartie und spärlichem Bartwuchs. Die jugendlichen Männer tragen die Haare in Locken, welche ihnen in die Stirn hängen. Die erwachsenen Männer verwenden meist eine Kopfbedeckung und haben häufig rasierte Köpfe. Die Kleidung besteht nur aus der einfache, hemdartigen jibbah (jallabiyya) mit weiten Ärmeln und einer weiten Hose (sirwal abtika). Auf dem Kopf trägt man eine Kappe, die tagiatt, zusammen mit einem großen weißen Turban, eema genannt. Die Lederschuhe der Männer heißen marqoub. Die Männer führten das im Sudan üblichen zweischneidigen Schwert und 3 bis 4 Wurfspeeren mit sich. Die typische Bewaffnung war früher aber vor allem die enorm lange Lanze mit breiter, blattförmiger Spitze, die ursprünglich für die Jagd vom Pferd entwickelt wurde. Die Lanze konnte eine Länge von bis zu 3 Metern erreichen. Die Lanzenspitze war 40 bis 60 Zentimeter lang und maß an der breitesten Stelle 7 bis 10 cm. Alle Männer besitzen außerdem einen Dolch, der in einer Lederscheide um den linken Oberarm gebunden wird. Schilde waren, im Gegensatz zu den übrigen Stämmen Kordofans, unüblich.

Baggara 311

Baggara 308

Die Frauen behängten sich mit großen Bernsteinketten und Silberschmuck, der über der Stirn angebracht wurde. Sie schmücken sich außerdem mit großen Ohren- und Nasenringen. Das typische Kleidungsstück der Frauen bestand aus einem Baumwolltuch, rahad genannt, wobei die Mädchen den Oberkörper und die Beine oft unbekleidet ließen.

Baggara 07

Das Ideal der Baggara sind die Unabhängigkeit, Männlichkeit, Mut und ein möglichst große Zahl eigner Anhänger. Sie sind und waren ein sehr kriegerisches Volk und lebten nicht nur mit ihren Nachbarn, sondern auch häufig untereinander im Kriegszustand. Zu ihren ärgsten Feinden gehören die Nuba, denn neben der Viehzucht zählten für die Baggara vor allem der Raub und der Verkauf von schwarzafrikanischen Sklaven zur Lebensgrundlage. Die Nuba waren bei diesen Sklavenjagden die bevorzugte Beute. Im Norden wurden die Baggara von den ägyptischen Steuereintreibern drangsaliert und auch die sesshaften Bauern dieser Region waren den Nomaden feindlich gesinnt. Zu allem Überfluss wurden in der Regenzeit ihre Viehherden in den südlichen Weidegründen von der Rinderbremse und der Tsetsefliege heimgesucht, welche die Tierseuche Nagana überträgt, die ganze Herden zugrunde gehen lässt. So gab es kaum einen sicheren Rückzugsraum für die Nomaden, die ständig von Feinden umgeben waren.

Baggara 317

Mahdiya

Die Stämme der Baggara bildeten die Hauptstreitmacht während des Mahdi-Aufstandes. Nach dem Tod des Mahdi sorgte das neue Oberhaupt Khalif Abdallahi ibn Muhammad, selbst ein Baggara des Ta’aisha Stammes, dafür, dass tausende Baggara in die neue Hauptstadt Omdurman umgesiedelt wurden. Nach diesem Ereignis nahmen die Baggara die führende Rolle in der Gesellschaft der Mahdiya ein. Doch man kann die Baggara nicht alle über einen Kamm scheren, denn viele Stämme waren sogar ausgesprochene Gegner der Mahdiya.

Messiria
Die Messiria waren ein ungewöhnlich großer und einflussreicher Stamm in Kordofan. Ihre Heimat lag rund um el Sinut und el Mafura. Ihre Herden weideten im Wadi el Ghalla. Der Stamm war zwar wohlhabend, aber ihr Territorium war recht klein, weshalb sie mit ihren Nachbarn im ständigen Streit lagen. Während der ersten Monate des Mahdi-Aufstandes blieben viele Messiria der Regierung treu. Schon im Jahr 1880 halfen sie Slatin Bey gegen den Sultan Harun in Darfur und zwei Jahre später standen sie ihm im Kampf bei Um Warakat zur Seite. Im Jahr 1883 revoltierten die Beni Halba und fielen, unter der Führung von Bishari Bey wad Buhr, über die loyalen Messiria her. Diese formierten sich jedoch unter dem Kommando von Abdulla erneut rund um die Stadt Dara und konnten im Anschluss viele der feindlichen Beni Halba töten. Widrige Umstände zwangen Abdulla Um Dramo sich den Rizaykat anzuschließen und 1883 bei der Belagerung von Bara teilzunehmen. Sie hielten trotzdem noch heimlich Kontakt zu Slatin Bey, bis schließlich Darfur von der Regierung aufgegeben wurde. In den folgenden Jahren schaffte es ein erheblicher Teil des Stammes sich dem Befehl des Khalifen Abdullahi, der sie aufforderte sich mit ihm am Nil zu vereinigen, zu widersetzten. In dieser Zeit lebten die Messira von kleinen Raubzügen und erzwungenen Abgaben. Nach dem Fall von Omdurman im September 1898 plünderten einige Messiria unter der Führung des derzeitigen „nazir“ Muhammad el Fakir wad Gaburi die geschlagenen Ansar, die ihren Weg in die alte Heimat angetreten hatten.

Baggara 318

Humr (auch Homr genannt)
Zur Zeit der Herrschaft des Khalifen Abdullahi waren die Humr zum Teil fanatische Ansar. Der Stamm litt sehr stark durch Krieg und Krankheiten während der Mahdiya. Ihre Heimat war, im Gegensatz zu den Messiria, ein relativ großes Territorium, so dass die Humr dadurch kaum in Konflikt mit anderen Stämmen kamen. Sie lebten ganz im Westen von Süd-Kordofan, zwischen El Odaya und dem Bahr el ‘Arab. Nur in der Trockenzeit zogen sie in den Süden, wo Überfälle auf und durch die Dinka zur Tagesordnung gehörten.

Baggara 316

Hawazma
Das Territorium der Hawazma lag in der Gegende zwischen El Obeid, Dilling und Talodi bis nach El Fayd Um Abaulla. Auf ihren Wanderungen zogen sie weit nach Süden und konnten aus diesem Grund auch keine Pferde züchten und verwenden, da diese Tiere in den südlichen Regionen schnell durch die Naganaseuche der Tsetsefliege starben. Die Messiria waren ihre westlichen Nachbarn. Die Hawazma zählten zu den zahlreichsten unter den Baggara und waren vermutlich der Stamm, der sich am meisten mit fremden Elementen vermischt hatte. Dies lag an der Lage ihre Weidegründe zwischen den Nuba Bergen und den benachbarten Halbnomaden im Norden. Während der Mahdiya stellten die Hawazma zunächst eine starke Streitmacht. Sie besetzten das Gebiet um Diling und nahmen an der Belagerung von EL Obeid teil. Sie führten auch bei der Schlacht von Shaikan die zahlreichen Angriffe an. Als jedoch die Stämme aufgefordert wurden dem Mahdi nach Omdurman und zur Belagerung von Khartoum zu folgen, weigerten sich die Hawazma und zogen stattdessen zum Berg Goghub, wo sie die Zeit bis zur Rückeroberung des Sudan verbrachten. Dort verbündeten sie sich sogar mit den Nuba. Dem Mahdi gelang es jedoch einige Sheiks und ihre Männer, namentlich Nawai und Ibrahim Gayduen sowie Mohammad el Tom und Gotia Hammad, gefangen zu nehmen und zum großen Heerlager an den Nil zu bringen. Nawai und Ibrahim konnten später zwar entkommen, Ibrahim wurde jedoch erneut gefasst und getötet, während Nawai kurz nach seiner Flucht an den Pocken starb. Sheik Gotia starb in Omdurman und Muhammad el Tom, der letzte Überlebende, wurde in der Schlacht am Atbara getötet.

Baggara 304

Beni Selim
Die Beni Selim lebten in Kordofan an der Ufern des Weißen Nils, bis in den Süden bei Kaka. Hier stoßen noch heute ihre Grenzen an die Völker der Schilluk und Dinka. Im Norden grenzte ihre Region an den Stamm der Ahamda und im Nordwesten an den der Jima’i. Im Westen waren ihre Nachbarn die Stämme der Awlad Himayd und der Habbaniya. In der Regenzeit treib die Tsetes-Fliege den Stamm nach Norden und teilweise sogar über den Weißen Nil nach Osten. Die Beni Selim betrieben keinerlei Ackerbau und mussten deshalb Getreide bei den Dinka und Schilluk eintauschen. Obwohl sie zu den Baggara gehören, bestanden ihre Herden oft in großen Teilen aus Ziegen und Schafen, da die Rinderzucht in der Nähe des Nils schwierig ist. Sie sind der Baggara Stamm, der die meiste Zeit des Jahres auf Wanderschaft verbringt. Es gibt ein Gedicht über diese mutigen Kriegernomaden:

Wir sind Selam und Seliem ist unser Vater
Wir töten das größte Wild und nehmen seine Zähne
Wenn wir den Tribut verweigerten, konnten uns die Türken nichts anhaben
Nahmen wir uns nicht gewaltsam die Milch der Kühe?
Töteten wir nicht ihre größten Bullen?
Wenn wir unsere Speere werfen, sind sie wie ein starker Regen
Unser Wurfspeerköcher machen Lärm, wie ein großer Schwarm Vögel.
Wir sind anderen Stämmen wohl bekannt und wir sind gefährlich wenn wir uns nähern.
Wir opfern unsere eigenen Kinder, um andere zu retten.

Baggara 312

Awlad Himayd
Dieser Stamm und auch Teile der Habbaniya siedeln südlich von Um Ruaba und rund um Tekali, also im Osten von Süd-Kordofan. Zu ihren Nachbarn zählten die Tekali der Nubaberge und die Schilluk des Weißen Nils. Bei anderen Stämmen waren die Awlad Himayd als geschickte Jäger geachtet. Nicht nur Elefanten und Giraffen, sondern auch Raubtiere, wie Löwen zählten zu ihrer Beute. Die übrigen Baggara nannten die Awlad Himayd auch die „Grauen Bienen“ (Nahala el ghibasha), die gefährlichste Bienen-Art in Kordofan. Der Stamm bestand nicht nur aus Nomaden, ein Teil betrieb auch Landwirtschaft. Zur Zeit der Mahdiya hieß der „nazir“ des Stammes Didan, der zu den berühmtesten Stammesführern dieser Zeit zählte. Von seinen Sohn Ibrahim Al Ghoum, einem faris (eine Art Ritter), gibt es ein Reihe von berühmten Jagd- und Kriegsgeschichten. Vor dem Mahdi-Aufstand waren die Awlad Himayd häufig in Kämpfe mit den Nachbarstämmen der Habbaniya und Hawazma verwickelt, wodurch sie viele ihrer Krieger und einen großen Teil der Herden einbüßten. Zunächst wehrten sie sich gegen den Mahdi, wurden aber aufgrund der genannten Schwächung schon bald unterworfen und die kümmerlichen Reste des Stammes in die Armee des Mahdi integriert. Erst mit der Rückeroberung des Sudan konnte die Awlad Himayd in ihre heimatlichen Weidegründe zurückkehren und sich neu formieren.

Baggara 309

Rizaykat
Dieser Stamm lebt vollständig in Darfur und ist noch heute der reichste und mächtigste im ganzen Land. Die Rizaykat lebten im äußersten Südosten von Darfur. Ihre Nachbarn waren im Osten die Humar, die Dinka im Süden, die Habbania im Westen und die Ma’alia im Norden. Durch die natürliche Grenze im Norden, die aus einem wasserlosen Band in der Trockenzeit und einem Sumpfgebiet in der Regenzeit besteht, durch ihre kriegerische Art sowie den großen bestand an Pferden konnten sie den Angriffen durch Ali Dinar, dem letzten Sultan von Darfur und Gegner der Mahdiya, wiederstehen.

Baggara 10

Ta’aisha
Wie schon erwähnt, bildete der Stamm der Ta’aisha nach dem Aufstieg des Khalifen Abdallahi ibn Muhammad, eine führende Rolle in der neuen Gesellschaft des Sudan. Der Stamm lebte ursprünglich an der Grenze zum Tschad und dem Kongo und damit am westlichsten von allen Baggara. Ihr Hakura, wie die heimatlichen Weidegründe eines Stammes in Darfur genannt wurden, lag im Südwesten von Darfur. Im Osten grenzte der Stamm der Habbania, im Norden die Beni Halba und im Süden die schwarzafrikanischen Fertit an ihr Gebiet. Der Stamm übersiedelte später fast komplett in die neue Hauptstadt Omdurman. Wie die Beni Halba, waren auch die Ta’aisha besonders gute Reiter und stellten in der Mahdiya einen Teil der Kavallerie, die Fursan. Neben dem Khalifen Abdallahi gab es eine ganze Reihe berühmter Amire. Zu Ihnen zählten der Bruder des Khalifen, Amir Yagoup, Amir Mahmoud wad Ahemd, Amir Younis ad El Dikeim, Amir Ahemd Fadeel und Amir Al Khateen Musa.

Baggara 08

Beni Halba
Die Beni Halba siedelten südwestlich der Marra Berge in Darfur, mit ein paar Splittergruppen östlich der Berge und in Wadai. Die Reiterei der Beni Halba, die Fursan genannt wurde, nahm eine Schlüsselrolle in der Armee des Mahdis ein. Die Beni Halba waren nicht nur exzellente Reiter, sie züchteten auch erstklassige Pferde. Während der vielen Kämpfe in der Mahdiya wurde der Stamm jedoch stark dezimiert.

Baggara 06

Habbaniya
Die Habbaniya hatten ihre heimatlichen Weidegründe zwischen el Rahad und Sheikayla in Kordofan und bei Kalaka in Darfur. In beiden Regionen bewohnten sie viele kleine Dörfer und lebten im Gegensatz zu den restlichen Baggara deutlich sesshafter. Dennoch bauten sie weniger Getreide an, als die östlichen Stämme und waren deshalb auf wilden Reis und „dhifra“ angewiesen. Vor allem war die Jagd auf Elefanten bei Ihnen sehr beliebt. Ihre Nachbarn im Osten waren die Rizaykat, im Westen die Ta’aisha, im Norden die Masalat und im Süden die Dinka. Die Gruppierung der Habbaniya in Kordofan war vor der Mahdiya im ständigen Kriegszustand mit den Stämmen der Gawama’a, Gimala, Hawazma und den Awlad Hamayd. Im Jahr 1876 wurde die Zahl der Habbania mit 8.000 angegeben, wobei ihre Gruppierung in Darfur bevölkerungsreicher gewesen sein soll.

Baggara 314

Kenana
Zu den ersten Anhängern des Mahdi, also schon auf der Insel Abba, zählten viele Männer vom Stamm der Kenana. In ihrer Begleitung begab er sich auch zum Berg Gedir. Hier stießen weitere Krieger der Kenana zum ihm und mit ihre Hilfe konnte er die Truppen des Rashid Bey bezwingen. Im Jahr 1885 gehörten viele Männer dieses Stammes (neben den Ga’alin und Deghaym) zur Streitmacht des Amirs Musa was Helu, die bei Abu Klea gegen die Engländer kämpften. In dieser Schlacht wurde fast alle Kenana und Deghaym getötet. Ein Teil des Stammes lebte in Kordofan, in der gleichen Gegend, wie auch der Stamm der Hawazma. Ein anderer Teil siedelte am westlichen Ufer des Weißes Nils in Nachbarschaft zu den Schilluk. Die Kenana züchteten wie die Baggara Rinder und Pferde.

Baggara 09

Dieser Amir trägt eine besonders auffällige Lanze mit einer breiten blattformigen Spitze.

Wichtigeste Quellen:
• The Tribes of Northern and Central Kordofán / Harold Alfred MacMichael, 1912
• A history of the Arabs in the Sudan / Harold Alfred MacMichael, 1922
• Baggara of Sudan: Culture and Environment: Culture, Traditions and Livelihood / Biraima M. Adam, 2012
• Der Sudan. Kultur – Reiseführer. Steinerne Gräber und lebendige Kulturen am Nil / Bernhard Streck, 1998
• Beschreibung von Kordofan und einigen angrenzenden Ländern / Ignaz Pallme, 1843
• General Report on the Province of Kordofan, Major H.G. Prout, 1877

Ein Großteil der Fotos stamm übrigens von Hugo Bernatziks, der in der Zeit von 1925 bis 1927 im Sudan unterwegs war.


Projekt EL TEB – Teil 2

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Die alte Zucker-Raffinerie

Nach ein Pause, hier nun der 2. Teil des Projektes. Ich beginne wieder mit einem Geländeteil. Es handelt sich um den Gebäudekomplex der alten Zucker-Raffinerie von El Teb, zu dem ja auch der schon vorgestellte Kessel gehörte.

EL TEB Miniaturen 17

Es gibt wieder eine Reihe von Abbildungen zu diesen Gebäuderuinen. Laut Karte, waren es wohl insgesamt 3 Gebäude aus Lehmziegeln, die jedoch schon teilweise stark verfallen und ohne Dach waren. Wie genau die Gebäude gestaltete waren, könnte ich leider nicht feststellen. Leider konnte ich auch keinerlei Berichte zu dieser alten Fabrik finden.

El Teb Projekt 08

Hier ist vermutlich eines der kleineren Gebäude zu sehen, dass zudem stark zerstört ist.

El Teb Projekt 10

El Teb Projekt 09

Auf dem Hügelkamm erkennt man das Hauptgebäude und den alten Kessel.

El Teb Projekt 12

Das große Hauptgebäude, das neben dem alten Kessel lag, scheint bis auf das Dach relativ unbeschädigt gewesen zu sein.

El Teb Projekt 11

Diese Karte vom Schlachtfeld zeigt sehr gut die Position der 3 Gebäude (mit b, c und d markiert).

King’s Royal Rifle Corps (60th)

EL TEB Miniaturen 14

Wieder konnte ich eine Einheit der Britischen Truppen fertigstellen. Es handelt sich um das King’s Royal Rifle Corps. Das KRRC wurde nur in der ersten Suakin-Kampagne von 1884 eingesetzt und kämpfte dort in der Schlacht von El Teb und Tamai. Die Männer des KRRC trafen über Ägypten im Kampfgebiet ein und waren aus diesem Grund auch mit den grauen Serge Uniformen versehen worden (es gibt aber auch Vermutungen, dass die grüne Uniform getragen wurde). Wie auch die meisten anderen Infanterie Einheiten, trugen sie keine Gamaschen. Das 3. Bataillon war noch mit dem P1970 Koppeltragegestell ausgestattet, wobei das Hüftkoppel den für leichte Truppen üblichen silberfarbenen S-Hakenverschluss besaß. Aufgrund ihres Status als Schützeneinheit, waren das KRRC mit dem P1860 Schwertbajonett ausgestattet und verwendeten schwarzes Lederzeug, schwarze Uniformknöpfe, sowie einen schwarzen Proviantbeutel. Auch der Riemen für die Wasserflasche war aus schwarzem Leder gefertigt. Die Glengarry Lagermütze war dunkelgrün, mit einem schwarzen Stoffball und einem geschwärztem Regimentsabzeichen. Viele Soldaten des KRRC trugen einen improvisierten Nackenschutz aus Handtüchern oder anderen Stoffresten. Das Regimentsabzeichen war ein geschwärztes Tatzenkreuz. Erwähnenswert ist auch, dass die Trompeter der leichten Regimenter eine versilberte Trompete verwendeten. Nach der Kampagne von 1884 kehrte das Bataillon nach Ägypten zurück und wurde anschließend nach Zypern verlegt.

Royal Marine Light Infantry

EL TEB Miniaturen 16

Die nächste Truppe, die ich vorstellen möchte, gehörte nicht zur Britischen Armee, sondern zur Marine. Ab 1855 wurde die als Royal Marines bezeichnete Einheit in die Royal Marine Light Infantry (auch als „Red Marines“ bekannt) umbenannt. Ihr war eine Rolle als Plänkler für die Infanterie Einheiten der Seeleute zugedacht und wurde von der Royal Navy quasi als „Privat“-Armee eingesetzt. Als leichte Infanterie war die Royal Marine Light Infantry nach dem Muster der Füsiliere organisiert. Die Royal Marine Artillery (auch als „Blue Marines“ bekannt) wurde 1859 aufgestellt. Eine Marine-Brigade aus 150 Seeleuten und 400 Royal Marines von den Schiffen HMS Hecla, Dryad, Briton, Carysfoot und Euryalus wurde für die Operationen im Sudan in Suakin angelandet. Die Royal Marines dienten dabei sowohl als Infanterie (Suakin Kampagne /1884 und 1885), als auch beritten, in Kamel-Einheiten der Desert Column (Nil Kampagne / 1885). Die RMLI wurde also durchgehend in allen Kampagnen von 1884 und 1885 eingesetzt. Sie kämpfte bei El Teb und Tamai, dann mit der Dessert Column bei Abu Klea und Abu Kru, sowie 1885 bei Hashin und Torfek. Die Royal Marines Light Infantry (RMLI) erhielten ebenfalls die grauen Serge Uniformen. Die Soldaten trugen noch die alten P1870 Koppeltragegestelle, jedoch mit den neuen Patronentaschen. Lederzeug, sowie die Helme waren mit Pfeifenton geweißt und nicht wie üblich abgedunkelt. Die Rangabzeichen der Unteroffiziere wurden an beiden Ärmeln getragen. Die RMLI verwendeten als Lagermütze die blaue Glengarry mit rotem Stoffball. Offiziere trugen die vorgeschriebene Lagermütze mit Augenschirm und rotem Band. Alle Unteroffiziere und Mannschaften waren mit dem Martini-Henry Gewehr ausgestattet und erhielten vermutlich das P1860 Schwertbajonett, welches normalerweise nur für höhere Unteroffiziersdienstgrade vorgesehen war. Die Uniform und Ausrüstung der Royal Marine Artillery war identisch, nur die Lagermütze war die „pillbox“ mit gelbem Band (Gold für Offiziere) und mit einer kleinen Granate als Abzeichen.

Beja

Zu guter Letzt noch ein paar neue Beja. Immerhin sind zu meiner Truppe jetzt weitere 16 Figuren hinzugekommen. Es handelt sich um die Plastikfiguren von den Perry’s.

EL TEB Miniaturen 15


Kampf um EL Obeid

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Die Stadt El Obeid

Nördlich der Nuba-Berge, rund 300 Kilometer westlich vom Weißen Nil entfernt, liegt die Hauptstadt Kordofans, El Obeid genannt. Der Name stammt von einer Senke, in der sich auch noch lange nach Regenfällen trinkbares Wasser sammelt. Nach einer alten Legende stürzte das Pferd eines Häuptlings in einen Regenteich, blieb im Schlamm stecken und ertrank. Die Einheimischen nannten den Ort deshalb „Fuhla chossahn el abiadt“, den Regenteich des weißen Pferdes und später einfach „el abiadt“, woraus schließlich El Obeid wurde. Die Stadt liegt inmitten der großen Ebene des nördlichen Kordofan und wird dort auf einer Höhe von 585 m im Südosten vom Berg Kordofan, im Norden vom Bergkegel Korbatsch und im Nordwesten vom kleinen Om-Heresa eingerahmt.

El Obeid 14

Der Berg Kordofan

Die Ebene ist in der trockenen Jahreszeit wüstenähnlich, nur einige große Adansonia, besser bekannt unter dem deutschen Namen Affenbrotbäume, zeigen an, dass man die Wüste hinter sich gelassen hat und die Savanne erreicht ist. Man schätzt, dass um das Jahr 1880 rund 30.000 bis 50.000 Einwohner (Ohrwalder spricht sogar von 100.000 Einwohnern) in der Stadt lebten.

El Obeid 01

El Obeid 18

El Obeid entwickelte sich einst aus sechs Dörfern, die zu einem Ort zusammenwuchsen. Diese ehemaligen Dörfer entsprachen später den sechs Bezirken der Stadt, welche von ganz unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen bewohnt wurden. In Urdi (El-Orta) lebten die Türken und Ägypter sowie die unter ihrem Befehl stehenden Soldaten. In Danakla im Wadi Naghele fand man die aus Nubien eingewanderten und dort stand auch eine aus Stein erbaute Moschee. In Marharba wohnten die „Ausländer“, meist Nordafrikaner aus Algerien und Marokko, die einst im Dienst der Regierung gestanden hatten. Wadi-Safie war der Wohnplatz eingewanderter Schwarzafrikaner und Takarir bzw. Takruri das Dorf der Pilger, in welchem sich ebenfalls viele Schwarzafrikaner aufhielten. In Kongeri standen schließlich die Wohnstätten der ehemaligen Einwanderer aus Darfur. Der Stadtsteil Urdi galt als das Regierungsviertel, in dem auch der Palast des Gouverneurs, die Mudirie lag. Diese Gebäude war das einzige, das aus Backsteinen und mit einem flachen Dach errichtet war. Es besaß ein großes Tor und ein turmähnliches Stockwerk darüber, von dem aus man einen weiten Blick über die Gegend genoss.

El Obeid 02

Eine der ganz wenigen Darstellungen der Stadt El Obeid. Interessant auch die Telegrafenleitung, die zum Regierungsgebäude führt.

Gleich daneben fand man die von einer hohen Mauer umgebene Kaserne der Garnisonssoldaten. Die Unterkünfte dieser Regierungstruppen bestanden aus 40 einfachen Hütten, die man in zwei Reihen nebeneinander errichtet hatte. Im selben Stadtteil hatte man auch das Hospital der Stadt eingerichtet, dass allerdings eine furchtbaren Ruf besaß und in keiner Weise europäischen Maßstäben entsprach. Neben den typischen Rundhütten gab es in El Obeid auch eine Anzahl der im Nord-Sudan verbreiteten viereckigen Lehmgebäude, Rabukas genannt. Die Stadt besaß außerdem eine christliche Missionsstation, zu der auch eine kleine Kirche gehörte.

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Das einzige mit bekannte Foto, welches den Turm der Mudirie von El Obeid zeigt.

Das Zentrum von El Obeid bildeten der Markt mit den umliegenden Handelshäusern der griechischen, ägyptischen und syrischen Kaufleute sowie die Hütten der Handwerker. In diesen Gassen fand man auch das einzige Kaffeehaus der Region, welches vor allem von den türkischen Offizieren aufgesucht wurde. Im Übrigen war El Obeid, wie auch Bara, durch eine Telegrafenleitung mit der Hauptstadt Khartoum verbunden.

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Ein weitere Zeichung von El Obeid. Man erkennt sofort, dass es sich eher um ein großes Hüttendorf, als eine Stadt handelt.

Der größte Teil der Stadt bestand aus einfachen, strohgedeckten Lehmhütten, die noch heute Tokhal oder Tukul genannt werden. Diese sind rund, mit einem Durchmesser von 3 bis 4 Metern. Die Hütte besitzt nur eine kleine, niedrige Öffnung, die als Tür, Fenster und Rauchabzug dient. Die ca. 1,5 m hohen Wände der Hütte bestehen aus Holzstangen, die mit Zweigen und Stroh dicht verflochten werden oder sie sind aus Stein und Lehm errichtet. Auf diesem Rundbau wird ein Strohdach, geformt wie ein Zuckerhut gesetzt. Die Spitze des Daches bildet ein Korb, der dem schwarzen Storch als Nest dient. Denn auch im Sudan, wie auch in unseren Breiten, gilt der Storch als Glückbringer. Ist kein Nest auf dem Tukul vorhanden, dann werden zur Zierde senkrechte Stangen mit zwei bis vier Straußeneiern in das Dach gesteckt.

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Ein typischer Tokhal mit einer Lehmziegelaußenwand.

Zwei bis fünf Hütten werden zum Schutz vor Tieren mit einem Dornenzaun umgeben und bilden die Wohnstätte einer Familie. Für gewöhnlich befindet sich im Hof ein Brunnen. Der einfache Tukul (ohne Lehm und Steine) ist leicht und nicht fest mit dem Erdreich verbunden. Soll der Standort der Familie gewechselt werden oder bricht in der Nähe ein Feuer aus, so können die Hütten von rund einem Dutzend Personen weggetragen werden. Neben den Wohnhütten gibt es auch Wirtschaftsgebäude, wie das Moraka, in dem das Mehl gerieben wird. An Getreide wird vor allem Durra und Doghen, in unseren Breiten auch als Sorghumhirse bekannt, angebaut und verarbeitet. In Trockentäler findet man häufig Melonen, die hier wild wachsen oder auch angebaut werden. Die Einrichtung der Hütten war sehr einfach. Neben dem Angareb, dem hölzernen Bettgestell mit Lederriemen oder Seilen bespannt, fand man unterschiedliche Töpfe (Burma). Einer der Töpfe enthielt Wasser, ein weiterer wurde zum Kochen verwendet und ein dritter zur Aufbewahrung von Merissa, einer Art Bier, das gern und in großen Mengen getrunken wurde.

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Baggara errichten eine Tokhal aus Felssteinen. Hier ist gut die einfache Dachkonstruktion zu erkennen.

An den Wänden hingen die Waffen der Männer, wozu ein Schild, das zweischneidige Schwert und Lanzen gehörten. Das Geschirr war zum größten Teil aus Holz und Kürbisschalen gefertigt. Hölzerne Gegenstände wurden in der Regel an die Wände bzw. unter die Decke gehängt oder auf Steine oder Kegel aus Lehm, wie das Angareb, gestellt, um sie dort vor der zerstörerischen Kraft der Termiten zu schützen. Die Wände der Hütte waren oft mit bunten Strohmatten behängt und an Binsenschnüren, welche quer unter die Decke gespannt waren, hingen Flaschen und Körbe mit Ölen, Fett und Kräutern.

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So ungefähr muss man sich die „Innenstadt“ von El Obeid im Jahr 1882/83 vorstellen.

Nördlich von El Obeid gelegen fand man die schöne Stadt Bara, die von einer Vielzahl an künstlich bewässerten Gärten umgeben war. Die Stadt lag in einer Senke und verfügte über große Mengen an Grundwasser, dass durch kaum 8 Meter tiefe Brunnen gefördert wurde. Aus diesem Grund gab es einst sogar den Plan, die Hauptstadt von El Obeid nach Bara zu verlegen. Mit rund 25.000 Einwohnern war Bara die zweitgrößte Stadt von Kordofan. In den Gegenden rund um die beiden Städte hatten sich verschiedene Einwandergruppen niedergelassen. Bei Khursi und Tayyara waren es Stämme aus Nigeria, bei Bara die Jawabara aus den Niltälern.

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Der Kamelmarkt in El Obeid

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Auf dem Marktplatz von El Obeidwird das begehrte Gummi Arabicum gehandelt.

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Hirsesorten, wie Durra, gehören zu den Grundnahrungsmitteln im Sudan.

Der Mahdi kommt nach El Obeid

Nach seinen ersten Erfolgen gegen die Regierungstruppen, hatte der Mahdi zunächst den Plan gefasst nach Dar-Fertit ins südliche Darfur zu gehen, um von dort seinen Aufstand zu organisieren. Aber der ehemalige Mudir (Provinz-Gouverneur) von El Obeid, Elias Pascha, der seit einiger Zeit ein erbitterter Feind des derzeitigen Mudirs Mohammed Said Pascha war, sandte dem Mahdi Botschaften, in denen er ihn davon überzeugte, dass die Stadt El Obeid derzeit nicht im Stande war sich ausreichend zu verteidigen. Unterdessen sammelten sich viele Krieger der Hamar, Ghodiat und Bedayria beim See von Birket, um sich dem Aufstand des Mahdi anzuschließen. Daraufhin schickte Mohammed Said Pascha Regierungstruppen, um diese Stämme zu zerstreuen. Unter der Führung der beiden Offiziere Rasim und Osman konnten 1.500 Soldaten die Aufständischen zwar besiegen, erlitten aber selbst dermaßen hohe Verluste, dass sie sich nach El Obeid zurückziehen mussten. Nach und nach fielen nun die festen Plätze Kordofans in die Hände der Rebellen. Im April wurde Abu Haraz erobert, Birka und Azhaf im Mai und Dilling im September.

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Händler und Bauern ziehen von und nach El Obeid.

Am 24. Juni 1882 Juni gab es einen Angriff von 20.000 Ansar auf die Stadt Bara, die nur von rund 800 Soldaten verteidigt wurde. Trotzdem konnte der Angriff abgeschlagen werden, woraufhin die Stadt eingeschlossen und belagert wurde. Um Bara zu helfen, wurden aus Sinket 2.800 Mann, verstärkt durch angeworbene Schukrie, unter dem Befehl von Ali Bey Lufti ausgesandt. Diese Truppe wurde am 25. Oktober 1882 durch die Anhänger des Sheik Mohamed Rahma überfallen und ein großer Teil getötet. Der Rest konnte sich, trotz ständiger kleiner Überfälle und Wassermangel bis nach Bara durchschlagen. Die kleine Stadt konnte der Belagerung noch bis zum 5. Januar 1883 standhalten. Dann jedoch ergab sich der Stadt-Kommandeur Surur Effendi den Anführer der Aufständischen, Amir Abd er Rachman woled Regumi, denn ein großes Feuer hatte Anfang Januar den größten Teil der Getreidevorräte vernichtet. In Gefangenschaft gerieten auch Nur Bey Angerer und Mohamed Aga Schapo, die zuvor schon Ashaf verteidigt hatten. Die gesamte Garnisonstruppe wurde schließlich in die Reihen der Mahdi-Armee gepresst und dem Gewehrschützen-Korps des Abu Anja übergeben.

Verteidigungsmaßnahmen

Der Mudir von El Obeid, Mohammed Said Pascha, hatte zwischenzeitlich die Stadt mit einem Graben und Wall umgeben lassen. Allerdings war dieses Hindernis nicht tief und hoch genug und somit leicht zu überwinden. Man hätte auch rund 20.000 Mann benötigt, um die gesamte Verteidigungsanlage zu besetzten. In der Stadt waren aber nur noch rund 6.000 Soldaten mit 12 Geschützen stationiert. So wurde im Sommer 1882 nur das Regierungsviertel mit einem sogenannten Geger, einen Graben mit Erdwall umgeben. Der Wall hatte eine Höhe von 3 Metern und eine Tiefe von rund 6,5 Metern. Die in El Obeid stationierten Truppen und die der kleinen, umliegenden Garnisonen von Dilling, Tayyara, Birka, Abu Haraz, Khursi, Azhaf und Bara setzten sich aus regulären Ägyptischen Soldaten, Süd-Sudanesen, Nubiern, Bashi Bazouk und anderen irregulären Einheiten, wie den Männer des Schukrie Stammes, die häufig als Söldner angeworben wurden, zusammen. Ein Teil der Truppe war erst kurz zuvor, eine der letzten Verstärkungsmaßnahmen, unter dem Befehl von Mohammed Pascha Chadir aus Khartoum angekommen. Dieser lief allerdings bei erster Gelegenheit mit samt seiner Truppe zum Mahdi über.

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Jeder Stamm im Sudan besitzt diese Trommeln, Noggara genannt.

Sturm auf die Stadt

Ende August 1882 begann der Mahdi seinen Marsch nach Birket, um sich dort mit den Aufständischen zu vereinen. Unterwegs stießen viele Krieger verschiedener Baggara Stämme zu ihm, während der Faki Al Manna Isma’il die Stämme der Gawama’a (Jawama’a) und Gima’a (Jim’a) aus einer anderen Richtung heranführte. Als der Mahdi und sein Heerwurm sich immer weiter der Hauptstadt näherten, verließen in der Nacht vom 5. auf den. 6. September fast alle Einwohner von El Obeid ihre Häuser und liefen zu den Aufständischen über. So blieben nur die Soldaten und einige Regierungstreue zurück, die sich nun hinter den Wällen der Verteidigungsanlage verschanzten.

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Diese Karte von El Obeid zeichnete der Kartograph Charles Perron in 1800er.

Bei Birket angekommen, sandte der Mahdi zunächst drei Unterhändler nach El Obeid, welche über die Übergabe der Stadt verhandeln sollten. Doch Mohammed Said Pascha lehnte ab und ließ die Boten kurzerhand aufhängen. Durch diese Provokation wurde der Sturm auf die Stadt unumgänglich. Der Mahdi brach von Birket auf und lagerte am 7. September bei Kaaba, nur wenige Stunden von El Obeid entfernt. Am Freitagmorgen den 8. September 1882 ließ der Mahdi seine 50.000 Männer und 5.000 Reiter direkt auf die Stadt vorgehen. Die Verteidiger sahen zunächst nur eine riesige Staubwolke auf sich zu kommen und hörten ein Grollen, das wie tosendes Meer klang. Der Angriff erfolgte von Nordwesten durch die Streiter des Mahdi und von Osten durch die Horden des Faki Manna. Die Ansar, von denen einige Strohbündel trugen, um damit den Verteidigungsgraben zu füllen, überwanden schnell den kleinen Wall und drangen in die leere Stadt ein, wobei sie immer dichter gedrängt von Haus zu Haus und über Mauern hinweg bis zur Verteidigungslinie vor der Muderie gelangten. Bei diesem Angriff waren die Ansar nur mit Speeren und Stöcken bewaffnet, da der Mahdi, im Einklang mit den Handlungen des Propheten Mohammed, Schusswaffen verboten hatte. Seiner Meinung nach, sollten sich die Kugeln der Feinde in Wassertropfen verwandeln und seinen Anhängern keinen Schaden zufügen können. Doch als die Ansar ins Schussfeld der Regierungstruppen liefen und diese ihr gezieltes Feuer eröffneten, wurden die Anhänger des Mahdi zu Tausenden niedergemäht. Trotzdem überwanden viele Aufständische die Verteidigungslinie und es kam über mehrere Stunden zu heftigen Nahkämpfen. Der berühmte tscherkessische Offizier Resim Effdi hatte mittlerweile das Trompeten-Signal „Hinaufklettern“ blasen lassen, woraufhin die Soldaten sich auf die Dächer der Häuser zurückgezogen hatten und von dort unablässig auf die dichtgedrängte Masse der Aufständischen feuerten. Fast schien es, als könnten die Anhänger des Mahdi die Oberhand gewinnen. In diesem Moment sammelte der Offizier Ali Bey Sherif eine Gruppe Soldaten um sich und stürmte das Pulvermagazin, in welches bereits die ersten Ansar eingedrungen waren. Nach und nach konnten dort die Anhänger des Mahdi über den Wall zurückgedrängt werden. Vor der Muderie stand Said Pascha den Kriegern des Amirs Uad Giabara gegenüber, der seine Anhänger mit den Worten „Tötet die Türken mit den Hunden und Schweinen!“ anfeuerte. Doch auch hier konnten die Angreifer zurückgeschlagen werden. Schließlich ließ Iskander Bey, einer der Befehlshaber der Regierungstruppen, einige Granaten in die Menge feuern. Durch den Artilleriebeschuss wurden zwar auch 300 eigene Soldaten getötet, aber nun floh der Feind aus der Stadt. Als die Soldaten bemerkten, dass sich das Blatt gewendet hatte, stürmten sie den Ansar hinterher und töten noch viele der Flüchtenden in den Straßen. Am Ende des Tages lagen 10.000 tote Ansar zwischen den Häusern. Auch zwei nahe Verwandte des Mahdi, Said Mohammed und Uab Giobara waren unter den Gefallenen. Am 11. und 14. September gab es zwei erneute Versuche die Stadt im Sturm zu nehmen, aber auch diese Angriffe blieben erfolglos und die Zahl der Toten stieg bei den Aufständischen auf 15.000.

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Ein Blick auf Abu Haraz mit seinen Rundhütten und einigen Rabukas.

Die Armee des Mahdi

Im ersten Moment nach der Neiderlage dachte der Mahdi tatsächlich daran, sich mit seinen Anhänger in die Berge zurückzuziehen, aber schließlich entschloss er sich für die Belagerung von El Obeid. Nach diesem ersten Misserfolg begann der Mahdi außerdem seine Anhängerschaft zu einer Armee zu organisieren. Zunächst wurden die am Berg Gedir zurückgelassenen Gewehre und Kanonen herbeigeschafft. Mit diesen Gewehren wurden unter der Kommando von Hamdan Abu Anja die sogenannten Jihadiyya formiert, eine Truppe aus schwarzafrikanischen Söldnern, die schon unter dem Sklavenhändler Al-Zubayr Rahma Mansur Pascha den Gebrauch mit Schusswaffen erlernt hatten. Diese Truppe wurde im Gegensatz zu den übrigen Ansar auch später regelmäßig besoldet. Das restliche Heer wurde in Standarten, den Rayas gegliedert. Kommandeur einer Standarte war entweder ein Stammesführer, ein angesehener Kaufmann oder ein Mann mit einer großen Anhängerschaft, wie z.B. der schon erwähnte Faki Al Manna Isma’il, der in nur ein paar Monaten 10.000 Mann aufgestellt hatte. Auch die Kaufleute aus El Obeid die zum Mahdi übergelaufen waren, besaßen jeder eine kleine Privatarmee von einigen Hundert Männern. Die Ansar formierten sich im Kampf in Reihen hinter ihren Anführern, ähnlich wie die Betenden und ihr Iman. Dies sollte die religiöse Natur des Kampfes unterstreichen.

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Der Mahdi ernannte nach dem Vorbild des Propheten vier Kalifen. Erster Kalif wurde sein treuer Anhänger Abdallahi ibn Muhammad vom Stamm der Ta’aisha, welcher nun viele Stämme der Baggara unter seinem Kommando vereinte. Zweiter Kalif wurde Ali wad Hilo vom Stamm der Dekem und Kenana. Der dritte Kalif wurde Mohammed al-Scharif (der Edle) aus Dongola, Schweigersohn des Mahdi und somit eng mit ihm verwandt. Er repräsentierte die Bewohner von Dongola, Berber und den Menschen der Gezira, welche Giallaba oder auch Aula del Bahr (Leute des Flusses) genannt wurden. Zum vierten Kalifen sollte Uad Senussi ernannt werden, doch dieser lehnte ab, wodurch die vierte Kalifenstelle frei blieb. Die Kalifen waren gleichzeitig auch die Heerführer. Jeder der drei hatte seine eigne Giahadia, Lanzenträger und seine eigene Reiterei, die sich aus dem Stamm des betreffenden Kalifen bildete. Die Kalifen besaßen außerdem das Recht auf eine eigene Fahne. Der Kalif Adullahi führte die zais-zerga, d.h. die schwarze, Kalif Ali wad Hilo die zaia el-hamra, d.h. die rote und Kalif al-Scharif die zaia-chadra, d.h. die grüne. Zudem hatte jeder der drei Kalifen eigene große Kriegstrommeln aus Kupfer, weshalb sie auch Nahas (Kupfer) genannt wurden, während die gewöhnlichen Trommeln (Noggara) aus einem ausgehölten, mit Fell überspannten Baumstamm bestanden. Der Kalif Adullahi verwahrte zusätzlich das Ombeija, ein gewaltiges Blasinstrument aus einem kunstvoll ausgehöhltem Elefanten-Stoßzahn, das einen lauten, weitreichenden Ton erzeugen konnte. Den Kalifen waren eine unterschiedliche Anzahl von Amiren unterstellt, deren jeder seine eigne Fahne führte. Diese Fahnen waren äußerst einfach und ohne künstlerisches Beiwerk gearbeitet. Sie bestanden aus verschiedenfarbigen Tüchern, trugen als Inschrift die mohammedanische Glaubensformel und den Zusatz „Mohammed Ahemd el Mahdi Califat-er-rasul“, d.h. Nachfolder des Propheten. Jeder Amir hatte wiederrum mehrere Mogaddem (Vorsteher) unter sich und jeder Mogaddem einen Stellvertreter. In der ersten Zeit des Aufstandes war der Gebrauch von Schusswaffen verboten. Man verwendete nur Wurfhölzer und Speere. Nach der ersten schweren Niederlage bei der Belagerung von El Obeid, wurde dieses Verbot jedoch aufgehoben.

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Die Belagerung von El Obeid

Der Mahdi ließ nun sein Zelt auf der Anhöhe Gianfara, zwei Kilometer vor der Stadt aufstellen, ein Lager für sein Heer einrichten und einen Belagerungsring um El Obeid legen. Damit wurde auch die Kommunikation von und nach El Obeid sowie mit Bara unterbrochen. Es gab allerdings noch einen Austausch zwischen den Verteidigern und den Angreifern. Die Händler im Lager des Mahdi verkauften heimlich Getreide zu Spitzenpreisen an die Eingeschlossenen und auch einige Boten verkehrten zwischen den verfeindeten Parteien. Als der Mahdi von diesem verbotenen Handel Wind bekam, ließ er den Schuldigen die rechte Hand abhacken, hängte diese den Männern um den Hals und ließ sie so zur Abschreckung durch das Lager führen. Fast täglich wurden El Obeid nun durch die Gewehrschützen Abu Anjas und durch Kanonen beschossen. Natürlich wurden in der Stadt schnell die Nahrungsmittel knapp. Erst stiegen die Preise, so musste man für ein Huhn 30 Taler und für eine Fingerhut voll Salz 1 Taler zahlen, dann begannen die Einwohner alles zu essen, was als Nahrungsmittel halbwegs in Frage kam. Man verspeiste Hunde und Esel, kochte Felle und Leder. Käfer und weiße Termiten galten als Leckerbissen. Einige aßen sogar das gesammelte Gummi Arabicum und starben qualvoll an der ungenießbaren Masse. Krankheiten brachen aus, da die Toten unbestattet in den Straßen verwesten. Die Luft soll schwarz von Aasvögeln gewesen sein, die sich an den Leichenbergen gütlich taten. Die Vögel wurden bald so fett vom fressen, dass sie nicht mehr fliegen konnten und zu hunderten von den Soldaten getötet und gierig verschlungen wurden. Natürlich gab es auch Überfälle der Verteidiger, die aber eher zur Unterhaltung der Belagerer beitrugen, als das dadurch Lebensmittel erbeutet werden konnten. Nachdem Skorbut unter den Eingeschlossenen viele weitere Todesopfer gefordert hatte und die Männer durch Hunger und Durst völlig entkräftet waren, streckte die Stadt am 17. Januar 1883 schließlich die Waffen und El Obeid wurde dem Mahdi übergeben. Dieser ließ die gefangen Soldaten nicht töten, sondern reihte diese an Schusswaffen ausgebildeten Männer in seine eigene Armee ein. Einer der ägyptischen Offiziere, Yusuf Mansur, galt beispielsweise noch bis zur Schlacht von Omdurman als Experte für die Artillerie der Ansar. Die Kommandeure, allen voran Said Pascha, wurden allerdings später hingerichtet.

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In der Gegend um El Obeid sieht man von Norden kommend die ersten mächtigen Affenbrotbäume auf dem Weg nach Süden.

Der General-Gouverneur in Khartoum, Abd Qadir Pascha Hilmi, wurde für den Verlust von El Obeid zur Verantwortung gezogen und aus dem Sudan ab beordert. Stattdessen wurden nun drei Männer in die sudanesische Hauptstadt gesandt. Neuer General-Gouverneur für zivile Fragen wurde Ala al Din Pascha Siddiq, für alle militärischen Belange wurde Sulayman Pascha Niyazi eingesetzt und Kommandeur der Armee wurde der Engländer William Hicks, besser bekannt als Hicks Pascha.


Dead Man‘s Corner – Teil 1

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Mit „Dead Man’s Corner“ wird eine Straßenkreuzung zwischen den Orten Carentan, Saint Marie du Mont und Saint Mere Eglise in der französischen Normandie bezeichnet. Der Begriff „Dead Man’s Corner“ wurde nach den Kämpfen im Juni 1944 geprägt.

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Am Morgen des 6. Juni 1944 sprangen 13.000 Fallschirmjäger der 101. US-Luftlandedivision und der 82. US-Luftlandedivision über der Normandie ab. Bis zum Morgen des 7. Juni 1944 waren die Soldaten aus Saint-Côme-du-Mont kommend bis kurz vor die Stadt Carentan gelangt. Als der erste Panzer, ein Light Tank M5 des 70. Panzerbataillons, die Kreuzung überqueren wollte, wurde er durch Soldaten des 6. Deutschen Fallschirmjägerregimentes abgeschossen. Ein Turmtreffer setzte das Fahrzeug außer Gefecht und tötete den Panzerkommandanten. Die Leiche des Mannes blieb noch mehrere Tage im Turm des Panzers hängen. Die amerikanischen Fallschirmjäger sprachen zunächst von der „corner with the dead man in the tank“ („Die Ecke mit dem Toten im Panzer“), aber schnell wurde daraus „Dead Man’s Corner“.

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Das Haus, welches heute beinahe unverändert dort steht, wurde von den Soldaten des 6. Deutschen Fallschirmjägerregimentes als Stabsquartier und Sammelstelle für Verwundete genutzt. Im Gebäude befinden sich heute neben einem großen Shop das „Paratrooper Museum“, welches der Geschichte des 6. Deutschen Fallschirmjägerregimentes gewidmet ist.

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Blick von Dead Man’s Corner in Richtung Carentan.

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Brandneu ist das Museum der US-Paratrooper mit dem Namen D-Day Experience – Dead Man’s Corner Museum unmittelbar hinter dem historischen Gebäude.

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Im Eingangsbereich der neuen Museumshalle findet sich erst einmal ein weiterer Shop, von dem aus die Tour durch das Museum startet. Die ersten Räume sind dem Thema US-Paratrooper in der Normandie gewidmet. Eine ganze Reihe schöner Exponate und viele persönliche Geschichten und Anekdoten erläutern die damaligen Ereignisse.

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Einige Soldaten der 101th Airborne  hatten sich eine indianische Kriegsbemalung samt passenden Irokesen-Haarschnitt zugelegt.

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Hier sind Teile des „Escape Kit“ zu sehen, zu denen u.a. eine Karte, Miniatursäge, Kompass, französisches Geld gehörte. Eigentlich für Piloten konzipiert, wurde das Packet auch an die Fallschirmjäger ausgegeben.

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Die Handfeuerwaffen der US Armee: M-1918 A2 (BAR), Bazooka, M1911 A1 Pistole, Thompson M1A1, Grease Gun, Carbine M1 und das Modell M1A1 sowie das M1 Garand Gewher.

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Am M-1936 Gürtel waren die M-1936 Feldtasche, M-1910 Spaten, Wasserflasche, Kompass und Munition befestigt.

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Laut Anweisung sollten in der Absprungnacht nach Möglichkeit nur Messer im Kampf eingesetzt werden.

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Das Erste-Hilfe-Set wurde möglichst gut erreichbar am Körper befestigt.

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Diese blutgetränkten Handschuhe gehörten John „Jack“ Agnew. Das Blut stammt von einem verwundeten Paratrooper, den er über seinen Schultertrug. Das Blut floss aus seiner Wunde über seine Hände und die gesamte Uniform, als er den Mann zum Bataillons-Verbandplatz in Saint-Come trug. Es war derart mit Blut bedeckt, dass zunächst vermutet wurde, dass es selbst schwer verwundet sei. Tatsächlich hatte er „nur“ seine linke Schulter ausgekugelt. Er war mit einem Springfield Gewehr, dass unter seinem Reservefallschirm stecke abgesprungen, welches sich bei der Landung mit der Mündung in den Boden rammte und so seine Schulter verrenkte.

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Es gab nur ein gutes Dutzend 4-Sterne Generäle in der Geschichte der US Armee, schon deshalb ist diese Jacke ziemlich einmalig. Darüber hinaus gehörte sie General Eisenhower, dem Mann, der die Entscheidung für den Start des D-Day am 06.06.1944 fällte.

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Dieser überladene Paratrooper ist einer von Colonel Cole’s Haufen und kann leicht am weißen Tuch um seinen Hals erkannt werden. Es war nicht ungewöhnlich, dass die Männer beim Absprung das Äquivalent ihres Körpergewichtes an Ausrüstung mitführten.

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Man war sich nicht sicher ob die Deutsche, wie schon im 1. Weltkrieg“, Kampfgas einsetzen würden. Aus diesem Grund wurde die Kleidung vor dem Absprung in eine schützende Chemikalie mit Namen CC-2 getaucht. Außerdem wurden Gasmasken verteilt und eine Armebinde getragen, die Kontakt mit giftigem Gas ihre Farbe änderte. Die Chemikalie machte die Kleidung klebrig und hinterließ einen strengen Geruch. Man erzählt sich, das einige Deutsche den Feind riechen konnten, bevor sie ihn sahen oder hörten.

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Das Leben der Fallschirmjäger hing wörtlich am T-5 Fallschirm. Vor dem Absprung wurde die „static line“, die am Fallschirmsack befestigt war, in ein Kabel im Flugzeug eingehakt. Während des Sprunges aus dem Flugzeug wurde so der Fallschirm automatisch aus seiner Tasche gezogen. Die Gruppe der Männer, die so zusammen ein Flugzeug verließen, wurde als „stick“ bezeichnet. Dieser Fallschirm hier wurde am 6. Juni 1944 von einem Mann des 501st PIR verwendet, als bei Saint-Come-du-Mont nieder ging. Der Fallschirm wurde später in einem Bauerhaus verwahrt und ist heute das am besten erhaltende Exemplar.

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Fledermausflügel und Totenschädel war das „Pocket Patch“ der 502 PIR der 101. Airborne.

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Waffen und Ausrüstung deutscher Offiziere waren heißbegehrte Kriegsbeute.

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Hier ist eine originale US Paratrooper Uniform zu sehen. Sie gehörte Frank Hoffmann, einem Mann der 101st Division. Die Uniformen sind heutzutage äußert selten. Es gibt wohl nur noch rund 50 komplette Sets. Eine solche Uniform kostet heute rund 20.000 Dollar.

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Neben den Männern der 101st Airborne waren auch Fallschirmspringer der 82nd Airborne an der Mission am D-Day beteiligt. Hier ist eine Pathfinder der 82nd zu sehen. Sie trugen eine Tarnjacke, von der nur noch ein einziges Exemplar erhalten ist.

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Hier ist der kleinste Soldat der US Armee zu sehen. Dieser Dummy-Paratrooper wurde offizielle mit „Device, Camouflage, No. 15“ bezeichnet, allgemein aber Rupert genannt, was ein schottischer Spottname für einen englischen Offizier war.

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Im Anschluss an die Ausstellungsräume wird man in den Briefing-Raum geleitet. Hier nimmt man auf einfachen Holzbänken Platz und schlüpft so in die Rolle eines US-Fallschirmjägers, der vor dem Start der Mission seine letzten Anweisungen erhält.

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Durch eine Projektion auf eine gewölbte Glasscheibe betritt ein imaginärer Unteroffizier den Raum. Er baut sich vor uns, seinem „Team“ auf und gibt eine Erklärung der Lage, des Auftrages und diverse Sicherheitshinweise (z. B. auf einmal klicken, wird mit 2 Klicks geantwortet). Dabei agiert er mit den Möbelstücken im Raum, so öffnet sich eine Tür, durch die er den Raum betritt, er setzt sich auf den Schreibtisch usw. Alles sehr nett und ungemein unterhaltsam.

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Anschließend wird man in die Flughalle gebracht, wo schon eine startbereite C-47 auf seine Fracht, also uns, wartet. Das Flugzeug mit dem Nickname „Stoy Hora“ setzte während des D-Days Männer der 101st Airborne über der Landezone ab. Die C-47 wurde übrigens auch bei Filmaufnahmen der berühmte Fernsehserie „Band of Brothers“ eingesetzt.

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Nachdem wir das Flugzeug bestiegen hatte, mussten wir uns erst einmal alle auf den Sitzen festschnallen …und das hatte seinen Grund. Nun begann eine rund 7 Minuten Simulation eines Fluges von England in das Kampfgebiet der Normandie. Die Motoren starten und unsere Sitze fingen an zu vibrieren.

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Durch die Seitenfenster, die aus Bildschirmen bestehen, konnten wir nach „draußen“ schauen. Wir befanden uns auf einem Flugfeld mit anderen Maschinen und begannen mit dem Start. Das gesamte Flugzeug folgte dabei sämtlichen Flugbewegungen, die wir durch die Seitenfenster beobachten konnten. Zusätzlich gab es natürlich den passenden Sound und die Vibration der Motoren. Schon bald folgen wir über dem Kanal, unter uns die 5.000 Schiffe der Alliierten Flotte.

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Ab und zu ging es durch ein Luftloch oder in eine Kurve. Schließlich erreichten wir unsere Absprungzone. Die Beleuchtung wurde auf Rotlicht umgeschaltet und schon gerieten wir in heftiges Flak-Feuer.

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Wir erhielten einige schwere Treffer und Feuer brach aus. Dicker Qualm wurde in den Innenraum geblasen und durch die Fenster sah man die Flammen aus den brennenden Motoren schlagen. Zusätzlich konnte man einen scharfen Brandgeruch wahrnehmen. Wir gingen runter und landeten schließlich unsanft auf einem Acker in der Normandie. COOL KISTE!🙂

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Bei dieser Simulation wird übrigens das komplette Flugzeug hydraulisch bewegt! Sehr eindrucksvoll und das Ganze war wohl auch nicht günstig. Das neue Museum soll eine Investition von rund 5 Millionen Euro gewesen sein.

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Forsetzung folgt…


Dead Man‘s Corner – Teil 2

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Im Anschluss an dieses simulierte Flug-Erlebnis, erreicht man einen weiteren Ausstellungsbereich. Hier geht es um die Piloten der Flugzeuge, die Crews der Gleiter und um weitere Geschichten der US-Paratrooper, wie z.B. die des Lt. Winter, der Hauptperson in der Serie „Band of Brothers“.

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Sgt. William T. White war der Troop Chief der 440th Troop Carrier Group am D-Day. Er sahs in der C-47 mit der Nr. 43-15319 „My Naked“ und gehörte zur 91st Troop Carrier Squadron. In seiner Maschine wurde der „Stick“ Nr. 69 befördert, also 18 Paratrooper der 101st Airborne, die in Absprungzone D über Saint-Come-du Mont abgesetzt werden sollten. White hatte vor dem Abflug den Befehl erhalten jeden zu erschießen, der sich weigern sollte zu springen. Die hier gezeigten Jacken und anderen Uniformteile gehörte Troop Chief White.

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Diese Uniform- und Ausrüstungstücke gehörten Haraold Knopp, einem Co-Piloten einer C-47. Er hat später über seine Einsatz berichtet, den er als dunkel, angsteinflößend und äußerst nervenaufreibend schilderte. Seine Maschine wurde von  einigen Kugeln der Flugabwehr erwischt und verwundete eine ganze Reihe der Fallschirmjäger an Bord. Auch Knopp geriet in höchste Lebensgefahr, als eine Wolke von Granatsplitter durch das Cockpit flog, wobei ein Splitter im Klappmesser stecken blieb, dass er in der Brusttasche mitführte. Nach dem Einsatz landete Knopp sofort auf dem ersten Flugplatz in England, damit die Verwundeten in seiner Maschine versorgt werden konnten.

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Zentral im Ausstellungsraum steht das Vorderteil eines Gleiters vom Typ Waco CG-4A, der bis an die Oberkante mit Menschen und Material beladen ist. Die Gleiter bildeten die zweite große Welle des US-Luftlandeunternehmens am D-Day und versorgten die Truppen außerdem mit Fahrzeugen und leichten Geschützen. In den Bildern ist gut zu erkennen, wie die Segelflieger aus Sperrholz bis in den letzten Winkel mit Ausrüstung beladen waren.

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Ein kleines Lazarett-Zelt und weitere lebensgroße Dioramen zeigen das Leben im US-Camp.

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Dieser Koffer mit Utensilien für die heilige Messe ist wohl fast jedem aus dem Film „Der längste Tag“ bekannt. Er gehörte dem legendärem Armee-Kaplan Francois L. Sampson’s. Der Geistliche, Parachuting Padre genannt, sprang mit der 501st PIR über der Normandie ab und landete im kalten Wasser des Flusses Douve, in dem er nach rund einem Dutzend von Tauchversuchen seine geliebten verlorenen Koffer wiederfand.

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Auch diese „Klicker“ dürften jedem bekannt sein. Mit ihnen wurde ein Erkennung-Signal gegeben. 1 Klick sollte mit 2 Klicks beantwortet werden.

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Diese Glocke wurde von Lt. Ed Allworth, einem Offizier des 2nd Bataillons des 501st PIR mitgeführt. Mit Hilfe der Glocke wollte er seine Truppe nach der Landung am RV Punkt sammeln. Die Glocke ging jedoch verloren, wurde aber von Monsieur Hebert einige Tage später auf einem Feld gefunden.

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Einige Soldaten waren mit Gewehrgranaten ausgerüstet. Diese „Artillerie“ in Form einer Handfeuerwaffe stelle sich als äußerst wirksam heraus. Es wurden Spreng- und Splittergranaten verwendet, später kamen Rauch-, Gas-, Leucht- und Signalgranaten dazu. Zur Panzerabwehr wurden außerdem Hohlladungsgranaten verwendet.

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Die 101st Airborne verwendete seitlich an den Helmen aufgemalte Spielkartensymbole, um die unterschiedlichen Regimenter zu kennzeichnen. Die Deutschen Scharfschützen nutzen diese auffällige Markierung als Haltepunkt beim Zielen. Trauriger Beweis ist dieser Helm mit Einschussloch links unten im Bild.

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Nun kommen wir zum mittlerweile durch die Fernsehserie „Band of Brothers“ weltberühmten 2nd Lt. Richard „Dick“ Winters und seiner „Easy Company“. Winters wurde nach der Landung am D-Day zum Anführer seiner Kompanie, nachdem der eigentliche Kommandeur Lt. Meehan beim Absprung getötet wurde. Am D-Day nahm Dick Winters mit einem kleinen Trupp Männer eine Artillerie-Stellung beim Gehöft Brecourt Manor ein und zerstörte dort alle vier Geschütze.

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Den Abschluss des Museumrundganges bildet das „alte“ Dead Man’s Corner Museum, mit der Ausstellung zu den deutschen Fallschirmjäger, die in und rund um Carentan stationiert waren. Hier sind einige Szenen nachgestellt, die sich wohl ähnlich in den Räumen des Gebäudes abgespielt haben könnten. Über Lautsprecher hört man deutsche Stimmen, die der Szene die nötige Stimmung geben sollen.

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Der erste Raum stellt den Gefechtsstand des 6. Deutschen Fallschirmjägerregimentes dar.

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In den Tagen nach dem D-Day wurde das Gebäude als Lazarett verwendet. Dr. Karl-Heinz Roos richtete eine 1. Hilfe-Station für das 1. Bataillon des 6. Deutschen Fallschirmjägerregimentes ein. Er hatte nur einen einzigen Assistent an seiner Seite, versorgte aber trotzdem auch Amerikanische Fallschirmjäger. Glücklicherweise wurde dringend benötigten Medikamente und Verbandzeug durch Amerikanische C-47 Flugzeuge nachgeführt. Die Versorgungspakete wurden überall über den US-Landezonen abgeworfen und gelangten so auch in deutsche Hände. Vor allem die innovativen Einwegspritzen mit Morphium waren eine willkommene Hilfe.

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Dieses Trainingsrad gehörte Major von der Heydte, Kommandeur des 1. Bataillons des 6. Deutschen Fallschirmjägerregimentes. Er konnte weder seine Einheit noch das 2. Bataillon über Funk oder durch Kuriere erreichen. Später erfuhr er, dass sein Bataillon am Vortag aufgerieben worden war und sich Hauptmann Preikschat ergeben hatte. Nur 25 Mann seines Bataillons konnten sich am 9. Juni bis zu ihm nach Carentan durchschlagen.

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Im ersten Stock geht es um die Uniformen, die Ausrüstung und die Bewaffnung der deutschen Fallschirmjäger.

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Das Fallschirmgewehr 42 (FG42) oder auch Fallschirmjäger Gewehr Model 1942, war eines der fortschrittlichsten Handwaffenwaffen seiner Zeit. Es war speziell für die Fallschirmtruppe entwickelt worden. Dieses hier gezeigte Exemplar wurde vom amerikanischen Sergeanten Eugene Amburgey (501st PIR) erbeutet.

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Dieser Soldat war mit dem deutschen Flammenwerfer 35 ausgerüstet. Zum Schutz vor Verbrennungen träg er eine Gesichtsmaske.

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Handwagen der Fallschirmjäger, zum Transport von Munition und schwerem Gerät.

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Angehöriger der Panzer-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilung 100. Diese Einheit, die man mit alten, französischen Beute-Panzer ausgestattet hatte, war in Carentan stationiert.

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Am Ende der Ausstellung gelangt der Besucher in den großen Verkaufsladen des Museums. Hier werden nicht nur zahlreiche Bücher und Uniform-Repliken, sondern auch viele originale Uniformen und Ausrüstungsteile verkauft.


Gaming with the Paperboys

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Am letzten Freitag gab es nun endlich einen ersten Test der Andy Callan / Peter Dennis – Regeln, die mit der Battle for Britain – Serie erschienen sind. Vasa und ich konnten das Ganze auf Herz und Nieren geprüft und in den Tagen danach habe ich noch ein paar Solo-Spiele absolviert.

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Die Regeln sind zwar übersichtlich, aber nicht unbedingt simpel. Jede Einheit besteht aus 6 Basen, die Artillerie jedoch nur aus einer. Es gibt außerdem die Möglichkeit kleine Detachement von 2 Basen zu bilden, die dann als eine Art „Forlorn Hope“ fungieren. Die Armee ist in die Waffengattungen, Infanterie, Kavallerie, Artillerie und Dragoner unterteilt. Innerhalb der Gattungen gibt es drei Qualität-Abstufungen (Veterans, Traines, Raw). Die möglichen Formationen der Einheiten sind recht übersichtlich. Die Infanterie kann entweder in Standartformation (alle Basen nebeneinander) oder in einem „Hedgehog“ fungieren. Für die Kavallerie besteht die Möglichkeit eine Linie, 2 bzw. 3 Reihen oder mit einem Abstand in zwei Treffen aufzustellen. Die Dragoner können aufgesessen mit 6 Basen oder abgesessen mit 4 Basen Schützen sowie 2 Basen Pferden-Haltern dahinter verwendet werden. Die ganze Armee wird von einem General und zwei untergeordneten Kommandeuren befehligt.

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Alle Entfernungen, also Bewegungen und Schussweiten, haben eine Reichweite von 8 cm oder einem Vielfachen davon. Wie üblich, gibt es eine Schussphase, eine Bewegungsphase, eine Nahkampf- und eine Sammelphase. Unüblich ist aber, dass sowohl der Beschuss als auch die Bewegung von beiden Parteien in einer Runde abgehandelt werden. Dabei gibt es keinen aktiven Spieler, sondern vor jeder Phase wird gewürfelt wer beginnt. Außerdem wird die Schussphase durch die Bewegungsphase beeinflusst und umgekehrt. So kann eine Einheit, die geschossen hat, sich nicht mehr bewegen oder zumindest nur eingeschränkt. Die Bewegung erfolgt grundsätzlich nur geradeaus, wobei die Einheit bis zu 45 Grad seitlich verschoben werden kann. Alle weiteren Bewegungen, wie z.B. ein Schwenk, seitliches versetzten und eine Umformierung sind als Manöver eingestuft und unterliegen besonderen Regeln. Der Fernkampf und der Nahkampf werden immer pro Base abgehandelt, wobei eine Einheit als Ganzes agiert und reagiert. Der Fernkampf wird in zwei Reichweiten, lang und kurz, unterteilt und das Schussfeld ist die Front der Base sowie die Fläche bis zu 45 Grad an den Seiten. Die Kavallerie kann ihre Pistolen übrigens nur einmal im Spiel einsetzten, dies allerdings auch als Einleitung zum Nahkampf. Die Kavallerie hat außerdem verschiedene Möglichkeiten einen Angriff einzuleiten und kann dabei verschiedene Formationen wählen. Einiges davon muss jedoch bereits in der Runde zuvor vorbereitet werden. So kann eine „Attacke“ nur geritten werden, wenn die Einheit zuvor im Trab unterwegs war. Der Nahkampf selbst kann bis über drei Runden andauern, wobei sich die Werte und Auswirkungen nach der ersten Kampfrunde verändern. Schließlich gibt es unterschiedliche Moral- und Panik-Tests und die Möglichkeit Einheiten zu sammeln. Die Kommandeure spielen nur eine untergeordnete Rolle, es gibt also kein Kommando-System.

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Eine Vielzahl von verschiedenen kleinen Regeln (teilweise nur in den Szenarien enthalten), welche auf die spezielle Kampfweise der „Pike and Shot“ Ära eingehen, geben dem Spiel etwas zusätzliche Würze. Zur besseren Übersicht wurden die Regeln außerdem auf 2 Seiten in einem QRS zusammengefasst. Neben den Regeln enthält das Buch auch noch 3 historische Szenarien zum Nachspielen.

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Fazit: Die Regeln sind sehr stimmig, einfach zu lernen und trotzdem komplex genug, um mich zu begeistern. Aufgrund der wirklich kurzen Erläuterungen sind einige Dinge zunächst etwas unklar, ergeben sich dann aber im Spiel. Ich bin auch gespannt, wie die Regeln in den nächsten Büchern (Mittelalter) aussehen werden, denn ich bin gerade auf der Suche nach einem Regelwerk für meine verschiedenen 28mm Armeen. Die Regeln von Andy Callan könnten da eine Lösung sein.

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Schloss Fontainebleau

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Natürlich musste es irgendwann passieren …ich habe das Schloss Fontainebleau besucht! Nachdem Dirk und ich nun schon seit einigen Jahren immer wieder an einem Figuren-Diorama zur berühmten Abschied-Szene Napoleons von seiner Garde am 11. April 1814 arbeiten, bot sich mir nun zufällig die Gelegenheit das Schloss höchstpersönlich aufzusuchen.

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Fontainebleau liegt ca. 60 Kilometer von Paris entfernt. Der Name des Schlosses leitet sich ab von: „fontaine belle eau“, das heißt „Quelle mit schönem Wasser“. Die Anlage wurde unter Franz I. und Heinrich II. an der Stelle einer Burganlage aus dem 13. Jahrhundert gebaut und unter König Franz I. zu einem Jagdschloss erweitert. Bauanfang des heute sichtbaren Zentralbaus war das Jahr 1528 und somit gilt das Schloss als erster Renaissancebau auf französischem Boden. Es folgte mehrfache Umbauten der Anlage unter den Königen Heinrich IV., Ludwig XIII. und Ludwig XIV.

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Der Besuch des Schlosses beginnt mit dem cour du Cheval Blanc, dem Hof des Weißen Rosses. Hier war es auch, wo Napoleon vor dem Gang ins Exil nach Elba seine Alte Garde verabschiedete.

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Die berühmte Treppe vom Baumeister Jean Androuet Du Cerceau stammt aus dem 17. Jahrhundert.

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Hier der Ausschnitt des Schlosses, den wir für unser Diorama gewählt haben.

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Das Schloss und die Parkanlage sind wirklich riesig. Da ich mich nur auf der Durchreise befand, konnte leider nur das Schloss selbst und nicht die Parkanlage besuchen. Bei der nachfolgenden Bildauswahl habe ich mich außerdem im Wesentlichen auf die Räume und Ausstellungsstücke beschränkt, die nur unmittelbar mit Napoleon I. in Verbindung stehen.

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Zunächst führt die Schlossbesichtigung an einem großartigen Modell des Schlosses vorbei. Hier wird noch der Zustand vor dem Umbau des Schlossplatzes gezeigt und auch die alte Version der Treppe von Philibert Delorme ist zu sehen.

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Man gelangt anschließend in die Galerie, die Napoleon und seine Familie bzw. seine engsten Vertrauten zeigen.

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Im ersten Raum der Ausstellung zu Napoleon I. findet man eine Auswahl an Prunkgewändern des Kaisers.

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Mantel Napoleons, den er anlässlich seiner zweiten Vermähling trug.

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Der zweite Raum ist Napoleon als Feldherren gewidmet. Unverkennbar sind natürlich sein Hut und der graue Mantel.

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Feldbett und Feld-Mobiliar, wie sie in seinem Lagerzelt standen.

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Der einfache Soldat begnügte sich mit einem Löffel, bei Napoleon sah das Feldbesteck etwas umfangreicher aus.

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Im Gegensatz dazu stehen der Prunk an der Schlosstafel des Kaisers…

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Orden der Legion d’honneur. Dieser Orden der Ehrenlegion wurde von Napoleon 1802 gegründet.

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Die Kinderstube des „Königs von Rom“, dem Sohn Napoleons…

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Auch zu Napoleons Zeiten wurde natürlich schon mit Figuren gespielt…

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Vater und Sohn…

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Die Schlosskapelle…

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Die 60 Meter lange Galerie mit Täfelungen aus Nussbaumholz stammt aus der Zeit Franz I. Ins Holz eingelassen sind der Buchstabe „F“ des Königs und sein Wappentier, der Salamander.

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Hier möchte man gern mal in den Bücher stöbern. Die Diana-Galerie, die Heinrich IV für seine Gattin erschaffen ließ ist ganze achtzig Meter lang und sieben Meter breit. Napoleon III machte im Jahr 1858 eine Bibliothek aus diesem Saal. Hier gibt es 16000 Bände aus der Bibliothek Napoleon I.

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Zuletzt erreicht man den Thron des Kaisers, der im ehemaligen Schlafzimmer Ludwig XIV aufgestellt ist.

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Brécourt Manor Assault

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Die 101. Airborne Division wurde im Rahmen der Operation Albany unmittelbar hinter dem Strandabschnitt Utah und südlich von St.-Mere-Eglise, in den Landezonen A, C und D abgesetzt. Ihre Aufgabe war es die 4 Ausgänge dieses Strandes zu sichern, eine deutsche Küstenbatterie bei Saint-Martin-de-Varreville zu vernichten und einige Übergänge über den Fluss Douve zu erobern bzw. zu zerstören. Abschließend sollten eine Verbindung mit der 82. Airborne Division hergestellt werden.

Die ersten Einheiten starteten am späten Abend des 5. Juni mit Flugzeugen des 9. US-Truppentransportkommandos. Doch durch das starke Abwehrfeuer der Flak über Frankreich mussten die Piloten aus ihrer Formation ausbrechen, so dass die Soldaten der Division nach dem Absprung über die gesamte Normandie verteilt waren. Am Ende des ersten Tages hatte erst jeder dritte Soldat wieder zu seiner Einheit gefunden. Die Stadt Carentan, die der Schlüssel zur Kontrolle der Halbinsel war, konnte nach zwei Tagen schwerster Kämpfe erobert werden und musste weitere zwei Tage von der Division gegen einen deutschen Gegenangriff verteidigt werden.

Neben den genannten Missionen galt es auch zwei deutsche Batterien von je vier 105mm Haubitzen des 2. Bataillons, des 191. Gebirgs-Artillerie-Regiments, in der Nähe von Sainte Marie-du-Mont auszuschalten. Am Morgen des 6. Juni 1944 überwältigten eine kleine Patrouille der E Kompanie des 506th PIR unter der Führung von Lt. Richard D. Winters eine vierfache Übermacht und zerstörten die Geschütze, die in der Nähe der Farm Brécourt Manor in ihren Stellungen standen. Dieser sogenannte „Brécourt Manor Assault“ wird noch heute als klassisches Beispiel für Taktik und Führung einer kleinen Truppe gegen einen überlegenden Feind angesehen.

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Die Ereignisse

Nachdem die C-47 des Kommandeurs der „Easy“ Kompanie, des 2. Bataillons / 506th PIR der 101st Airborne abgestürzt war und der Kommandeur dabei getötet wurde, ernannte man kurzerhand 1st Lt. Richard Winters zum neuen Anführer der „Easy“ Kompanie. Am Morgen des 6. Juni 1944 konnte Winters sich mit einem Teil seiner Einheit am Gutshof Le Grand Chemin vereinen. Dort erhielt Winters einen Frontauftrag mit den Worten: „Es gibt dort entlang der Hecken Artillerie-Feuer. Nehmen Sie sich der Sache an.“ Ohne jede Art von weiterer Instruktion ging Winters an die Umsetzung.

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Lt. Richard Winters

Die Batterie, die Winters mit seiner Truppe zerstören sollte, wurde zunächst als eine Stellung mit 88mm Geschützen gemeldet, die direkt auf den Dammweg schoss, welcher den „Exit 2“ des Landeabschnittes „Utah“ bildete. Dort versuchte gerade die 4. US Infanterie Division ihre Truppen landeinwärts zu bringen. Vor Winters waren schon einige kleine Einheiten an der Erstürmung der Batterie gescheitert. Um 8.30 Uhr sammelte Winters ein Team von 12 Männern um sich, die aus seiner und anderen Kompanien stammten. Zunächst wurde das Ziel ausgespäht, dass südlich der Straße und des kleinen Ortes Le Grand Chemin, hinter einigen Hecken, bei einer Farm mit Namen Brécourt Manor lag.

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Der Gebäudekomplex von Brecourt Manor.

Sie erkannten, dass es sich um eine Batterie von vier 105 mm Haubitzen handelte, die durch Schützengräben miteinander verbunden waren. Drei der Geschütze (in der Positionen 2, 3 und 4) lagen an einer Hecke, die diagonal bis zur kleinen Straße bei Brécourt Manor verlief und waren so direkt zur Küste ausgerichtet. Das vierte Geschütz, in der Stellung 1, befand sich ein wenig zurückversetzt und nach Nordwest ausgerichtet. In dieser Position konnte die Haubitze Deckungsfeuer parallel zum Strand schießen. Die Batterie war natürlich per Telefon mit einem vorgeschobenen Beobachter am Strand verbunden, der das Feuer der 4 Geschütze dirigierte. Bei der Batterie handelte es sich vermutlich um die Batterie Nr. 6 des 2. Bataillons, des Gebirgs-Artillerie-Regiments 191. Verteidigt wurde die Batterie durch einen Zug (ca. 60 Mann) deutscher Soldaten sowie einigen MG-Stellungen. Eines der MG Teams war im Schützengraben zwischen der Geschützstellungen 1 und 2 positioniert, die restlichen MG’s verbargen sich in der Hecke gegenüber der Rückseite der Batterie und ein weiteres befand sich im Farmgebäude, von wo aus die Straße beobachtet werden konnte.

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Blick aus Richtung Strand nach Brecourt Manor. Man erkennt gut die extrem hohe Bocage an den Straßenrändern.

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Detailplan von Brecourt Manor und der Umgebung.

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Und hier der Blick von Brecourt Manor in Richtung Strand.

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Lageplan der deutschen Stellungen und die Position der US-Angreifer.

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Die Wiese mit der Hecke, an der die Batterie aufgestellt war.

Lt. Winters berichtete später, dass es sich bei den Sicherungskräften um eine Einheit des 6. Fallschirmjäger Regiments gehandelt haben soll. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt der Gefechtsstand des III. Bataillons des 1058. Grenadier-Regiments in Sainte Marie-du-Mont stationiert, was vermuten lässt, dass Soldaten dieses Regiments die Batterie sicherten. Beide Regimenter, das 6. Fallschirmjäger Regiment und das 1058. Grenadier-Regiment waren übrigens Bestandteile der 91. Luftlande-Division und vielleicht ist damit die Verwechslung von Winters zu erklären. Es gibt jedoch auch die Version, dass die Besatzung der Batterie geflohen war und durch Männer des 6. Fallschirmjäger-Regiments und weiteren Freiwilligen ersetzt wurden.

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Gebirgs-Artillerie-Regiment 191
Gefechtsstand: Les Carrières
Kommandeur: Oberstleutnant Heinrich Kiewitt

I. Battalion                                                                                                                         (12 x 105 mm Gebirgs-Haubitzen (GebH 40) / 4 je Batterie)
Gefechtsstand – Blandamour
1. Batterie. – Besneville
2. Batterie. – Farm St. Anne / Bricquebec
3. Batterie. – Holdy
II. Battalion                                                                                                                        (12 x 105 mm Gebirgs-Haubitzen (GebH 40) / 4 je Batterie)
Gefechtsstand – Lossière
4. Batterie. – St.-Mère-Èglise
5. Batterie. – La Jardinerie (5 kilometers northwest of Montebourg)
6. Batterie. – Brécourt Manor
III. Battalion                                                                                                                      (12 x 15 cm Schwer-Feldhaubitzen (sFH 18) / 4 je Batterie)
Gefechtsstand –nördlich von La Haye du Puits
7. Batterie. –La Haye du Puits
8. Batterie. – dem 6. Fallschirmjäger Regiment zugeteilt
9. Batterie. – Chateau de Benaville à Picauville

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Anhand von Fotos der US Armee aus dem Jahr 1944 und aufgrund von auf dem Gelände der Batterien Brecourt und Holdy gefundenen Munitionskisten sowie einigen Geschosshülsen, soll es sich bei den Geschützen um 10.5 cm leFH18/40 gehandelt haben.

Die Gruppe um Winters näherte sich der Front der Batterie von Nordosten kommend. Bei ihrer Ankunft an der Ecke zwischen der Geschützstellung 1 und 2 entwickelte Winters schnell einen Plan für den Angriff. Er ließ rechts und links von seiner Position zwei M1919 .30 Kaliber Maschinengewehre in Stellung gehen, die für das notwendige Deckungsfeuer sorgen sollten und sandte 3 Mann, 2d Lt. Lynn D. Compton, Sgt. Joseph D. Toye und Sgt. William J. Guarnere zum deutschen Maschinengewehrnest zwischen Stellung 1 und 2, welches sie mit Granaten ausschalten sollten. Unterdessen kletterte Platoon Sgt. C. Carwood Lipton in einem Baum, der ihm zwar keine großartige Deckung bot, allerdings auch ein gutes Schussfeld auf den Feind lieferte. Er eröffnete das Feuer, wurde jedoch schnell durch Gegenfeuer gezwungen den Baum wieder zu verlassen. Von dort, auf der linken Flanke der Angriffsgruppe, schoss er zusammen mit Sgt. Mike Ranney weiter auf die Geschützstellungen der Deutschen. Jetzt führte Winters mit Cpl. Joe Toye, Cpl. Robert Wynn, und Pvt. Gerald Lorraine, dem Fahrer des Bataillons-HQ, den Angriff auf das Geschütz in der Stellung 1. Unterdessen feuerten die zwei MG-Teams, bestehend aus Pvts. John Plesha, Walter Hendrix, Cleveland Petty, und Joe Liebgott unentwegt auf die deutschen Verteidiger. Die Deutschen Kanoniere in Geschützstellung 1 sahen sich aus allen Richtungen beschossen und vermuteten natürlich einen Angriff durch starke feindliche Verbände. Sie flohen in Richtung der nächsten Bäume und so konnte die erste Stellung problemlos eingenommen werden.

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Im Gemälde „silencing the guns“ von James Dietz , dass im Utah Beach Museum hängt, ist der Augenblick nach der Einnahme des ersten Geschützen dargestellt.

Die Schützengräben, die eigentlich den Deutschen Soldaten einen schnellen und sicheren Weg zu den Geschützen liefern sollten, wurden nun zum großen Vorteil der Angreifer. Winters und sein Team nutzten die Deckung der Gräben, um sich von einer Stellung zur nächsten zu bewegen. Jedes der Geschütze wurde nacheinander unbrauchbar gemacht, in dem man eine Sprengladung um die Mündung wickelte und zur Detonation brachte. Als den Männern die Sprengladungen ausgingen, verwendeten sie deutsche Stilhandgranaten, die sie in die Mündung stopften.

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Eine Szene aus der TV-Serie „Band of Brothers“.

Kurz vor der vierten Geschützstellung erreichten Verstärkungen der „Dog“ Kompanie, geführt von 2nd Lt. Ronald C. Speirs, die kleine Truppe. Speirs hatte bereits einen Ruf als ausgezeichneter aber auch extrem aggressiver Offizier. Er führte seine Männer nun zum vierten Geschütz, indem er selbst ungeschützt außerhalb der Gräben die Stellung stürmte.

Nach der Zerstörung der vier Geschütze war die Munition fast aufgebraucht und so befahl Winters den Männern den Rückzug. In einer der Stellungen hatte er außerdem eine Karte gefunden, in der alle Geschütz- und Maschinengewehr-Stellungen der Cotentin Halbinsel eingezeichnet waren. Ein extrem wertvoller Fund, der sogleich an die Führung weitergegeben wurde. Schließlich leitete Winters später am Tag noch das Feuer der 2 ersten Panzer, die mittlerweile vom Strand angekommen waren und so wurde der letzte Widerstand der deutschen Verteidiger gebrochen.

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Diesen Plan, der Dick Winters beim Besuch des Schlachtfeldes zeichnete, zeigt den Vorstoß der Truppen und Panzer vom Strand nach Brecourt Manor.

Gegen Mittag erhielt Col. Sink, der sich mit seinem Jeep auf Erkundung befand, die Nachricht, dass es eine weitere Batterie bei Holdy, einem Gutshaus zwischen seinem Kommando-Posten und Sainte Marie-du-Mont die Landungsstrände beschoss und eine Truppe von 70 US-Paratroopern in Schach hielt. Daraufhin wurden Capt. Lloyd E. Patch (Headquarters Company 1st/506th) und Capt. Knut H. Raudstein (Company C 506th PIR) mit weiteren 70 Mann ausgeschickt, um die Stellung der Deutschen einzuschließen. Die Truppe eroberte die Stellung, besetzte außerdem den Ort Sainte Marie-du-Mont und zerstörte 3 der 4 Geschütze. Das letzte Geschütz wurde von Col. Sink gesichert, um es für die eigene Truppe verwenden zu können.

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Lt. Winter verlor einen Mann, John D. Halls vom 2. Bataillon der Hauptquartier-Kompanie. Ein weiterer Soldat aus seiner eigenen Kompanie, Robert „Popeye“ Wynn, wurde verwundet. Soldat Wynn wurde nach England zurückgebracht, erholte sich dort, wurde zurückgeschickt und erreichte die „Easy“ Kompanie kurz vor der Operation Market Garden. Ein weiterer Verlust war Offizier Andrew Hill, der zufällig in der Nähe war, als er das HQ des 506th PIR suchte. Außerdem wurden zwei Soldaten aus der D Kompanie getötet, als diese mit Lt. Speirs die vierte Stellung angriffen. Colonel Robert Sink, der Kommandeur des 506th PIR, schlug Winters für eine “Medal of Honor” vor, die jedoch aufgrund der Anweisung, am D-Day nur eine Ehrenmedaille pro Division zu vergeben, auf ein „Distinguished Service Cross“ herabgestuft wurde.

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Im Dead Men’s Corner und im Utah Beach Museum sind Ausstellungsstücke von Dick Winters und der Easy Kompanie zu sehen.

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Im Jahr 2008 errichtet man ein Monument und Denkmal für die Easy Kompanie. Es liegt an der Abzweigung von der Straße D14, Le Grant Chemin nach Brecourt Manor. Auf dem Gedenkstein sind die Namen der Gefallenen vom D-Day verewigt. Auch die Karte, die Dick Winters vom Angriff auf die Batterie gezeichnet hatte, wurde hier in Stein gemeißelt.

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Es gibt ein sehr gutes Buch mit dem Titel, wie sollte es auch anders sein, „Band of Brothers: E Company, 506th Regiment, 101st Airborne from Normandy to Hitler’s Eagle’s Nest“ von Stephen E. Ambrose, also dem Autoren, der auch schon die Ereignisse um die Einnahme der Peagus Bridge beschrieben hat.

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Musée Royal de l’Armée, Brüssel

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Seit Jahren fahre ich auf meinen Urlauben nach Frankreich und England daran vorbei, gemeint ist die belgische Hauptstadt Brüssel. Mir war zwar bekannt, dass es dort ein Armeemuseum geben soll, aber mir war nicht klar, was mich dort erwarten würde. Kurz gesagt, das Ding ist riesig! Und es behandelt halt nicht nur die Geschichte der Belgischen Armee, sondern versteht sich eher als Museum der europäischen Militärgeschichte.

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Das Museum, auch als Königliches Armeemuseum bezeichnet, befindet sich in den nördlichen Hallen des Museumskomplexes im Jubelpark im Osten der Stadt. Der Brüsseler Jubelpark erhielt seinen Namen nach dem 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Belgiens von den Niederlanden im Jahr 1880. Um dieses Datum gebührend zu feiern, plante König Leopold II. eine Weltausstellung mit repräsentativen Bauwerken. Dazu ließ er eigens einen 37 Hektar weiten Park auf einem einstigen Militärgelände erschaffen.

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Flugzeughalle

Das Museum teilt sich in einige unterschiedliche Bereiche. Mein Rundgang begann in der 170 Meter langen Flugzeughalle. Gigantisch! Allein schon das über 100 Jahre alte und 40 Meter hohe Bauwerk ist sehenswert. Ich bin leider kein großer Experte von Militärflugzeugen, sicher ist aber, dass hier eine der spannendsten Ausstellungen zu diesem Thema zu sehen ist.

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Faszinierend fand ich vor allem die Sammlung alter Maschinen aus dem 1. Weltkrieg, die ich auch schon teilweise in einem Museum in Neuseeland kennengelernt hatte. Zum Beispiel ein Dreidecker des belgischen Erfinders César Battaille aus dem Jahr 1911, der von einem französischen Piloten erprobt wurde. Oder das einzige erhaltene Original einer Nieuport 17 C1. Diese Maschine, sowie eine Hanriot-Dupont HD-1, eine Caudron G III und eine Voisin III standen alle einmal in belgischen Diensten. Die Sammlung wird aber tatsächlich noch weiter ausgebaut. Ich ging nämlich auch an einem Rumpf einer Halberstadt C V vorbei, die derzeit vor Ort restauriert wird. Sehr schön auch das Flugboot Schreck FBA Typ H. Außerdem sind aus dieser Epoche eine Farman MF XI, Sopwith 1 ½ Strutter, Sopwith Camel F1 und SPAD XIII C1 zu sehen.

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Spannend war auch eine Sonderausstellung zum Thema Ballons, die außerdem eine Gondel des Zeppelins L-30 zeigte.

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Aber natürlich waren auch alle anderen Epochen gut vertreten, wie z.B. mit einer deutschen JU-52, ein schwedischer Draken, eine C-119 Flying Boxcar, eine Mi-24 Hind der Nationalen Volksarmee neben einer belgischen F-16, einer finnischen F-86 Sabr“ und ein MiG-23. Absolut sehenswert! …und das war nur der Anfang.

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In einem Seitenflügel der großen Halle ist außerdem eine Ausstellung zur Royal Navy untergebracht. König Leopold I. gründete die Royal Navy 1831, diese wurde allerdings schon 1862 aus Geldmangel wieder aufgegeben. Erst seit 1946 entstand dann die heutige Belgische Navy.

Belgische Armee

Die Ausstellung zur Geschichte der Belgischen Armee beginnt im benachbarten Hauptgebäude mit der sogenannten „Dutch Gallery“. Hier wird die Zeit von der Schlacht bei Waterloo im Jahr 1815 bis 1830 erzählt, in die heutige Niederlande und Belgien zusammen das Vereinigtes Königreich der Niederlande bildeten.

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Der nächste Abschnitt, die „Historic Gallery”, zeigt Ausstellungsstücke der belgischen Armee von 1831 bis 1914. Die südlichen Niederlande riefen nämlich bereits 1830 ihre Unabhängigkeit aus und trugen ab da den Namen Belgien. Dieser Teil des Museums ist einer der ältesten und noch im Stil der Jahrhundertwende eingerichtet. Aus heutiger Sicht wirken die Waffen, die zu grafischen Mustern an den Wänden zusammengestellt wurden, etwas antiquiert, aber nicht ohne einen gewissen Charme. Dies hängt übrigens damit zusammen, dass es früher üblich war, alle Exponate des Museums in den Ausstellungsräumen zu zeigen. Lagerräume, wie in heutigen modernen Museen, gab es also noch nicht. In den vielen Vitrinen dieser Ausstellungshalle liegen 8.000 Objekte, die hinter den alten Glasscheiben teilweise extrem schwer zu erkennen sind.

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Ein Großteil der Exponate stammt aus den Kolonien, die im 19. Jahrhundert den größten Teil der militärischen Einsatzgebiete Belgiens darstellten. So geht es von Italien über Mexiko nach Afrika und China. Interessant für mich waren vor allem der belgische Kongo und der Konflikt mit dem benachbarten Sudan, in dem der Mahdi-Aufstand wütete. Allein die Exponate dieser Ausstellung sind schon ein eigner Bericht und aus diesem Grund werde ich sie noch einmal separat besprechen.

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1. Weltkrieg

Der zweitgrößte Raum des Museumskomplexes ist dem Ersten Weltkrieg gewidmet und zeigt vor allem eine Vielzahl an Geschützen. Daneben sind Uniformen nahezu aller Teilnehmerstaaten in einzelnen Vitrinen ausgestellt. Diese Ausstellung zum 1. Weltkrieg ist weltweit die größte ihrer Art. Hier werden auch einmal Uniformen und Waffen sehr exotischer Armeen, wie von Siam und Tschechien gezeigt.

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Nebenan liegt die „Russian Gallery“, einen Sammlung von Objekten russischer Offiziere, die nach dem Zerfall des Zarenreiches aus Russland geflohen waren.

2. Weltkrieg

Die „Bordiau Gallery”, untergebracht in einem relativ modernem Gebäudeteil des Museums, war bei meinem Besuch gerade im Umbau. Zugänglich war aber zumindest die neue Ausstellung zum 2. Weltkrieg. Der Abschnitt, der die letzten Monate zum 1. Weltkrieg und die Zeit zwischen den beiden großen Kriegen dokumentieren soll, wird gerade komplett neu gestaltet.

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Napoleonische Kriege

Ungewöhnlich und interessant ist der Museums-Bereich, der „The Arcades“ genannt wird. Er liegt unter dem Dach des Triumph-Tores des Jubel-Parks, der nur über eine sehr lange, schmale Wendeltreppe oder einen Fahrstuhl erreicht werden kann. Hier ist die Sammlung der Bankiers Georges Titeca und Count Robert de Ribaucourt untergebracht, die aus Kopfbedeckungen, Klingen- und Feuerwaffen aus dem 18. und 19. Jahrhundert besteht. Hier sind einige schöne Seltenheiten zu entdecken. Toll auch die Titeca Sammlung der Napoleonischen Kriege und des Second Empire, allen voran die wunderschönen Musikinstrumenten der französischen Garde.

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Von dort aus erreicht man auch die 65 Meter hohe Plattform auf dem Triumphbogen, von der aus man einen herrlichen Blick über den Park und die Stadt hat.

Waffen und Rüstungen

Die Sammlung der Rüstungen, die vom Hochmittelalter bis ins 18. Jahrhundert reicht, wurde während meines Aufenthaltes ebenfalls umgebaut. Eine große Vitrine war allerdings schon fertiggestellt und ließ schon ahnen, was hier einmal entstehen wird.

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Der letzte Abschnitt des Museums, durch den ich aus Zeitgründen schon etwas hetzen musste, beinhaltet die enorme Waffensammlung des Museums.

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Von diesem Raum gelang man auch in den großen Museums-Shop, der eine riesige Auswahl an Büchern und Modellen bereithält.

Panzer

Die Panzer-Sammlung des Museums, in einem offenen Innenhof des Museums gelegen, machte einen recht traurigen Eindruck. Ein Großteil der Exponate ist derzeit in Brasschaat (bei Antwerpen) und im Museum von Bastogne zu sehen. Der Komplex wird allerdings ebenfalls renoviert und soll in den nächsten Jahren neu gestaltet werden.

Fazit

Ein sehr vielseitiges Militärmuseum, das man sicher aufgrund der vielen kommenden Neugestaltungen immer mal wieder besuchen kann. Ich komme auf jeden Fall wieder.


Baggara

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Bei Berichten und Erzählungen zum Mahdi-Aufstand im Sudan, stehen eigentlich immer Britischen Truppen und die europäischen Persönlichkeiten im Vordergrund. Leider erfährt man kaum etwas von Land und Leuten sowie der Kultur der Bewohner. Mit diesem nachfolgenden Bericht über die Baggara in Kordofan und Darfur soll ein wenig Abhilfe geschaffen werden.

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Baggara

Mit den Baggara bezeichnet man bestimmte viehzüchtende Stämme, die im afrikanischen Nomadengürtel leben, der vom Tschadsee bis zum Weißen Nil reicht. Der Begriff Baggara wird abgrenzend zu den Aballa (Kamelnomaden) und den Zurga (Bauern) verwendet und fasst eine Vielzahl unterschiedlicher Stämme zusammen. Ihr Name leitet sich vom arabischen Wort baqara ab, welches Kuh bedeutet und damit auf ihre Lebensart als nomadische Rinderzüchtern hinweist. Die Baggara, manchmal werden sie auch als Shuwa-Arbarer bezeichnet, stammen von gemeinsamen Vorfahren ab. Ihr Ursprung liegt im Volk der Juhayna (Guhayna) des Hejaz, einer Region im Nordwesten der Arabischen Halbinsel. Im Laufe der Jahrhunderte verteilten sie sich über das Gebiet der südlichen Sahelzone in Nordost-Afrika, also der Region zwischen Wüste (Sahara) und Tropischer Savanne (Sudan), die sie als neue Heimat wählten. Auf ihrer historischen Wanderroute von der Arabischen Halbinsel zur Afrikanischen Savanne, änderte sich allmählich ihre Lebensweise. Die größte Umstellung war, dass nun nicht mehr Kamele, sondern Rinder ihre Lebensgrundlage darstellten. Einige Gruppen der Baggara sind in bestimmte Regionen konzentriert, es gibt aber kein zusammenhängendes Gebiet, das nur von Ihnen bewohnt wird. Im Sudan leben die meisten Baggara in den Provinzen Darfur und Kordofan. In Kordofan verdrängten sie die schwarzafrikanische Bevölkerung in den Süden, wo sie in den Nuba-Bergen Zuflucht fanden, während die Baggara die Weidegründe der Ebenen zwischen diesen Bergen bevölkerten. Alle Stämme der Baggara sprechen einen arabischen Dialekt, der Baggari oder Shuwa genannt wird und nahezu alle Stämme gehören zur islamischen Glaubensgemeinschaft der Sunniten.

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Stämme

Die wichtigsten Baggara-Stämme der Provinz Darfur sind die mächtigen Rizaykat, die Ta’aisha, die Beni Halba und die Habbaniya. In Süd-Kordofan sind es die Stämme Misseiria, Humr (eigentlich gehörten die Misseiria und Humr zur gleichen Gruppierung und wurden Messiria Zurug, was übersetzt die „Dunklen“ heißt, und Messiria Humr, die „Roten“ genannt), Hawazma, Beni Selim, Awlad Himayd und Kenana. Nicht alle Rinderzüchter der genannten Regionen gehören offiziell zu den Baggara, so zählen die Kenana eigentlich zu einer anderen Gruppierung. Sie werden aber im Folgenden aus Gründen der Übersichtlichkeit und weil sie ein wichtige Rolle während des Mahdi-Aufstandes spielten, hier ebenfalls behandelt.

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Die Baggara leben in Weide- und Lagergemeinschaften, dem farig, die durch Verwandtschaft mit anderen farig eine surra bilden. Mehrere surra wiederum werden zu einen khashm el beyt zusammengefasst, die schließlich den Stamm bilden, der gabila genannt wird. Beispielhaft sind hier die Gruppen (khashm el beyt) der Misseiria aufgeführt:

• Awlád Um Sálim
• El Ghazáya
• El Diráwi
• El Enenát
• Awlá Abu Na’amán
• El Zurug
• Awlád Haybán

Diese unterteilen sich z.B. bei den Awlád Um Sálim in die Untergruppen (surra):

• Awlád Sulaymán
• Awlád Hammuda
• Awlád abu Zaydán
• Awlád Musbáh
• Awlád Ebdó

Die oberste Instanz eines Stammes ist der Amir. In den Zeiten der Mahdiya wird der Amir auch oft mit Nazir bezeichnet. Ihm sind sogenannte Omad unterstellt, die einer Art Bezirk, einem Omodiyya vorstehen. Die kleinste Gruppe, die surra, wird von einem Sheik geführt. Unter Führung sind vor allem die Leitung von Schiedsgerichten und die Führung im Kampf zu verstehen. Alle Streitigkeiten einer surra, so auch ein Mord, wird innerhalb der Familie geregelt. Geschieht ein Mord außerhalb der surra, wird ein Blutgeld gezahlt. Ist der Täter jedoch ein Fremder, so muss im Gegenzug einer dieser Fremden sterben. Auge um Auge, Zahn um Zahn, so lautet das Gesetzt der Baggara, da sie ohne Armee, Polizei oder staatliche Justiz auskommen müssen.

Man schätzt die Gesamtzahl der Einwohner Kordofans im Jahr 1880 auf 250.000 bis 300.000 Personen, wovon etwa 114.000 zu den Nomaden, also den Baggara und Abbala (Kamelnomaden) zählten. Count Gleichen führt in seinem „Handbook of the Sudan“ von 1898 die Anzahl der waffenfähigen Männer der verschiedene Stämme auf, gibt aber keinen Zeitpunkt für diese Schätzung an: Rizeigat 3.000 Krieger, Ta’aisha 7.500, Beni Halba 1.400, Habbaniya 3.500, Misseiria 200, Hawazma 50, Humr 2.500, Gima 1.000.

Baggara 01

Lebensweise

Wie schon erwähnt, sind die meisten Baggara Vieh züchtende Nomaden. Ihre Herden bestehen hauptsächlich aus Zebu-Rindern, es gibt aber auch einige wenige Stämme, die Schafe oder Ziegen halten. Kamele werden nur als Reit- oder Packtiere verwendet. Die Nahrung der Baggara besteht aus diesem Grund hauptsächlich aus Milch und Fleisch. Neben den Rindern waren Pferde ihr wichtigster Besitz. Nur durch diese Reittiere war es ihnen möglich, die gefürchteten Sklavenjagten durchzuführen und nach dem Raubzug eine schnelle Flucht mit der Beute anzutreten. Üblicherweise beschützten Stämme der Baggara in Kordofan die Nuba-Bevölkerung in ihrer Region und verübten Raubzüge nur in den benachbarten Gegenden. Im Gegenzug erhielten sie von den Nuba ihrer Region Getreide und Feldfrüchte. Aufgrund der vielen Raubzüge gab es in den Ebenen jedoch wenig Ackerbau, die Nuba legten ihre Felder in sicheren Terrassen an den Berghängen an. Da diese Anbaumethode weniger ertragreich war, sahen sich die Nuba manchmal gezwungen, ihre eigenen Sklaven oder sogar eigene Kinder an die Baggara zu verkaufen, um dann selbst Getreide erwerben zu können. Mit Hilfe der Pferde gingen die Baggara im Süden von Kordofan auch auf die Jagd nach Elefanten und Giraffen. Die Pferde stammten vorwiegend aus den berühmten Zuchten in Dongola und Berber. Handelswaren der Frauen waren vorwiegend Butter, Milch und gesammelte Wildfrüchte. Die Männer tauschten oder verkauften Vieh, Fleisch und Häute.

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In kleinen Lagern (furgan) stehen ihre kuppelförmigen Zelte (bet birish), die aus einem hölzernem Gestell bestehen, welches leicht auf- und abgebaut werden kann. Biegsame Ruten werden in kreisförmig angeordneten Löchern im Boden verankert und in der Mitte zusammengebunden. Dünne Zweige werden dann mit den Ruten verflochten und das Ganze mit Bastmatten oder schwerem Tuch bedeckt. Die Zelte eines furgan sind in einem Kreis angeordnet, in welchen nachts die Rinder getrieben werden. Ihre Lagerplätze der Trockenzeit, die mit festen Brunnen ausgestattet sind, werden damar oder dar (Dar wird mit Land oder Gebiet übersetzt. Das Wort Al bzw. El ist mit den deutschen Artikeln der, die, das gleichzusetzten. „Dar Al Messiria“ heißt also übersetzt „das Land der Messiria“) genannt und bilden quasi die Heimat der wanderden Hirten. In der Mitte des Lagers, gewöhnlich auf einer kleinen Anhöhe, befindet sich die Wache, die aus einer Anzahl von Kriegern, bewaffnet mit Wurfspeeren besteht, die täglich gewechselt wird.

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Baggara 05

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Die Hauptherden werden, angeführt von einem Leitochsen, von den azzaha (Junghirten) zu den unterschiedlichen Weidegründen getrieben. Begleiten die Nomaden ihre Rinderherden, so reiten sie auf ihren Bullen, wobei sie die Tiere mit einem Strick lenken, der an deren Nasenlöchern befestigt ist. Die Bullen werden ohne Sattel geritten, wobei die Reiter so geschickt sind, dass sie sich auch im vollen Trab auf dem Rücken halten können. Die Frauen und Kinder folgen langsam mit dem gesamten Hausrat auf Packochsen oder Kamelen. Die Weideplätze und die Routen ihrer Wanderungen verlaufen von Norden, wo sie die Regenzeit verbringen, nach Süden, wohin sie in der Trockenzeit ziehen. Dabei wandern sie auf einer kreisförmigen Route, benutzen also von Nord nach Süd und von Süd nach Nord jeweils verschiedene Wege, die meist aber nicht weit auseinanderliegen. Jeder Stamm hat dabei seine eigene Route, die nur von ihm benutzt wird.

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Der typische Baggara ist von dunkler Hautfarbe, schlankem Wuchs, mit einer scharfen Augenpartie und spärlichem Bartwuchs. Die jugendlichen Männer tragen die Haare in Locken, welche ihnen in die Stirn hängen. Die erwachsenen Männer verwenden meist eine Kopfbedeckung und haben häufig rasierte Köpfe. Die Kleidung besteht nur aus der einfache, hemdartigen jibbah (jallabiyya) mit weiten Ärmeln und einer weiten Hose (sirwal abtika). Auf dem Kopf trägt man eine Kappe, die tagiatt, zusammen mit einem großen weißen Turban, eema genannt. Die Lederschuhe der Männer heißen marqoub. Die Männer führten das im Sudan üblichen zweischneidigen Schwert und 3 bis 4 Wurfspeeren mit sich. Die typische Bewaffnung war früher aber vor allem die enorm lange Lanze mit breiter, blattförmiger Spitze, die ursprünglich für die Jagd vom Pferd entwickelt wurde. Die Lanze konnte eine Länge von bis zu 3 Metern erreichen. Die Lanzenspitze war 40 bis 60 Zentimeter lang und maß an der breitesten Stelle 7 bis 10 cm. Alle Männer besitzen außerdem einen Dolch, der in einer Lederscheide um den linken Oberarm gebunden wird. Schilde waren, im Gegensatz zu den übrigen Stämmen Kordofans, unüblich.

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Die Frauen behängten sich mit großen Bernsteinketten und Silberschmuck, der über der Stirn angebracht wurde. Sie schmücken sich außerdem mit großen Ohren- und Nasenringen. Das typische Kleidungsstück der Frauen bestand aus einem Baumwolltuch, rahad genannt, wobei die Mädchen den Oberkörper und die Beine oft unbekleidet ließen.

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Das Ideal der Baggara sind die Unabhängigkeit, Männlichkeit, Mut und ein möglichst große Zahl eigner Anhänger. Sie sind und waren ein sehr kriegerisches Volk und lebten nicht nur mit ihren Nachbarn, sondern auch häufig untereinander im Kriegszustand. Zu ihren ärgsten Feinden gehören die Nuba, denn neben der Viehzucht zählten für die Baggara vor allem der Raub und der Verkauf von schwarzafrikanischen Sklaven zur Lebensgrundlage. Die Nuba waren bei diesen Sklavenjagden die bevorzugte Beute. Im Norden wurden die Baggara von den ägyptischen Steuereintreibern drangsaliert und auch die sesshaften Bauern dieser Region waren den Nomaden feindlich gesinnt. Zu allem Überfluss wurden in der Regenzeit ihre Viehherden in den südlichen Weidegründen von der Rinderbremse und der Tsetsefliege heimgesucht, welche die Tierseuche Nagana überträgt, die ganze Herden zugrunde gehen lässt. So gab es kaum einen sicheren Rückzugsraum für die Nomaden, die ständig von Feinden umgeben waren.

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Mahdiya

Die Stämme der Baggara bildeten die Hauptstreitmacht während des Mahdi-Aufstandes. Nach dem Tod des Mahdi sorgte das neue Oberhaupt Khalif Abdallahi ibn Muhammad, selbst ein Baggara des Ta’aisha Stammes, dafür, dass tausende Baggara in die neue Hauptstadt Omdurman umgesiedelt wurden. Nach diesem Ereignis nahmen die Baggara die führende Rolle in der Gesellschaft der Mahdiya ein. Doch man kann die Baggara nicht alle über einen Kamm scheren, denn viele Stämme waren sogar ausgesprochene Gegner der Mahdiya.

Messiria
Die Messiria waren ein ungewöhnlich großer und einflussreicher Stamm in Kordofan. Ihre Heimat lag rund um el Sinut und el Mafura. Ihre Herden weideten im Wadi el Ghalla. Der Stamm war zwar wohlhabend, aber ihr Territorium war recht klein, weshalb sie mit ihren Nachbarn im ständigen Streit lagen. Während der ersten Monate des Mahdi-Aufstandes blieben viele Messiria der Regierung treu. Schon im Jahr 1880 halfen sie Slatin Bey gegen den Sultan Harun in Darfur und zwei Jahre später standen sie ihm im Kampf bei Um Warakat zur Seite. Im Jahr 1883 revoltierten die Beni Halba und fielen, unter der Führung von Bishari Bey wad Buhr, über die loyalen Messiria her. Diese formierten sich jedoch unter dem Kommando von Abdulla erneut rund um die Stadt Dara und konnten im Anschluss viele der feindlichen Beni Halba töten. Widrige Umstände zwangen Abdulla Um Dramo sich den Rizaykat anzuschließen und 1883 bei der Belagerung von Bara teilzunehmen. Sie hielten trotzdem noch heimlich Kontakt zu Slatin Bey, bis schließlich Darfur von der Regierung aufgegeben wurde. In den folgenden Jahren schaffte es ein erheblicher Teil des Stammes sich dem Befehl des Khalifen Abdullahi, der sie aufforderte sich mit ihm am Nil zu vereinigen, zu widersetzten. In dieser Zeit lebten die Messira von kleinen Raubzügen und erzwungenen Abgaben. Nach dem Fall von Omdurman im September 1898 plünderten einige Messiria unter der Führung des derzeitigen „nazir“ Muhammad el Fakir wad Gaburi die geschlagenen Ansar, die ihren Weg in die alte Heimat angetreten hatten.

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Humr (auch Homr genannt)
Zur Zeit der Herrschaft des Khalifen Abdullahi waren die Humr zum Teil fanatische Ansar. Der Stamm litt sehr stark durch Krieg und Krankheiten während der Mahdiya. Ihre Heimat war, im Gegensatz zu den Messiria, ein relativ großes Territorium, so dass die Humr dadurch kaum in Konflikt mit anderen Stämmen kamen. Sie lebten ganz im Westen von Süd-Kordofan, zwischen El Odaya und dem Bahr el ‘Arab. Nur in der Trockenzeit zogen sie in den Süden, wo Überfälle auf und durch die Dinka zur Tagesordnung gehörten.

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Hawazma
Das Territorium der Hawazma lag in der Gegende zwischen El Obeid, Dilling und Talodi bis nach El Fayd Um Abaulla. Auf ihren Wanderungen zogen sie weit nach Süden und konnten aus diesem Grund auch keine Pferde züchten und verwenden, da diese Tiere in den südlichen Regionen schnell durch die Naganaseuche der Tsetsefliege starben. Die Messiria waren ihre westlichen Nachbarn. Die Hawazma zählten zu den zahlreichsten unter den Baggara und waren vermutlich der Stamm, der sich am meisten mit fremden Elementen vermischt hatte. Dies lag an der Lage ihre Weidegründe zwischen den Nuba Bergen und den benachbarten Halbnomaden im Norden. Während der Mahdiya stellten die Hawazma zunächst eine starke Streitmacht. Sie besetzten das Gebiet um Diling und nahmen an der Belagerung von EL Obeid teil. Sie führten auch bei der Schlacht von Shaikan die zahlreichen Angriffe an. Als jedoch die Stämme aufgefordert wurden dem Mahdi nach Omdurman und zur Belagerung von Khartoum zu folgen, weigerten sich die Hawazma und zogen stattdessen zum Berg Goghub, wo sie die Zeit bis zur Rückeroberung des Sudan verbrachten. Dort verbündeten sie sich sogar mit den Nuba. Dem Mahdi gelang es jedoch einige Sheiks und ihre Männer, namentlich Nawai und Ibrahim Gayduen sowie Mohammad el Tom und Gotia Hammad, gefangen zu nehmen und zum großen Heerlager an den Nil zu bringen. Nawai und Ibrahim konnten später zwar entkommen, Ibrahim wurde jedoch erneut gefasst und getötet, während Nawai kurz nach seiner Flucht an den Pocken starb. Sheik Gotia starb in Omdurman und Muhammad el Tom, der letzte Überlebende, wurde in der Schlacht am Atbara getötet.

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Beni Selim
Die Beni Selim lebten in Kordofan an der Ufern des Weißen Nils, bis in den Süden bei Kaka. Hier stoßen noch heute ihre Grenzen an die Völker der Schilluk und Dinka. Im Norden grenzte ihre Region an den Stamm der Ahamda und im Nordwesten an den der Jima’i. Im Westen waren ihre Nachbarn die Stämme der Awlad Himayd und der Habbaniya. In der Regenzeit treib die Tsetes-Fliege den Stamm nach Norden und teilweise sogar über den Weißen Nil nach Osten. Die Beni Selim betrieben keinerlei Ackerbau und mussten deshalb Getreide bei den Dinka und Schilluk eintauschen. Obwohl sie zu den Baggara gehören, bestanden ihre Herden oft in großen Teilen aus Ziegen und Schafen, da die Rinderzucht in der Nähe des Nils schwierig ist. Sie sind der Baggara Stamm, der die meiste Zeit des Jahres auf Wanderschaft verbringt. Es gibt ein Gedicht über diese mutigen Kriegernomaden:

Wir sind Selam und Seliem ist unser Vater
Wir töten das größte Wild und nehmen seine Zähne
Wenn wir den Tribut verweigerten, konnten uns die Türken nichts anhaben
Nahmen wir uns nicht gewaltsam die Milch der Kühe?
Töteten wir nicht ihre größten Bullen?
Wenn wir unsere Speere werfen, sind sie wie ein starker Regen
Unser Wurfspeerköcher machen Lärm, wie ein großer Schwarm Vögel.
Wir sind anderen Stämmen wohl bekannt und wir sind gefährlich wenn wir uns nähern.
Wir opfern unsere eigenen Kinder, um andere zu retten.

Baggara 312

Awlad Himayd
Dieser Stamm und auch Teile der Habbaniya siedeln südlich von Um Ruaba und rund um Tekali, also im Osten von Süd-Kordofan. Zu ihren Nachbarn zählten die Tekali der Nubaberge und die Schilluk des Weißen Nils. Bei anderen Stämmen waren die Awlad Himayd als geschickte Jäger geachtet. Nicht nur Elefanten und Giraffen, sondern auch Raubtiere, wie Löwen zählten zu ihrer Beute. Die übrigen Baggara nannten die Awlad Himayd auch die „Grauen Bienen“ (Nahala el ghibasha), die gefährlichste Bienen-Art in Kordofan. Der Stamm bestand nicht nur aus Nomaden, ein Teil betrieb auch Landwirtschaft. Zur Zeit der Mahdiya hieß der „nazir“ des Stammes Didan, der zu den berühmtesten Stammesführern dieser Zeit zählte. Von seinen Sohn Ibrahim Al Ghoum, einem faris (eine Art Ritter), gibt es ein Reihe von berühmten Jagd- und Kriegsgeschichten. Vor dem Mahdi-Aufstand waren die Awlad Himayd häufig in Kämpfe mit den Nachbarstämmen der Habbaniya und Hawazma verwickelt, wodurch sie viele ihrer Krieger und einen großen Teil der Herden einbüßten. Zunächst wehrten sie sich gegen den Mahdi, wurden aber aufgrund der genannten Schwächung schon bald unterworfen und die kümmerlichen Reste des Stammes in die Armee des Mahdi integriert. Erst mit der Rückeroberung des Sudan konnte die Awlad Himayd in ihre heimatlichen Weidegründe zurückkehren und sich neu formieren.

Baggara 309

Rizaykat
Dieser Stamm lebt vollständig in Darfur und ist noch heute der reichste und mächtigste im ganzen Land. Die Rizaykat lebten im äußersten Südosten von Darfur. Ihre Nachbarn waren im Osten die Humar, die Dinka im Süden, die Habbania im Westen und die Ma’alia im Norden. Durch die natürliche Grenze im Norden, die aus einem wasserlosen Band in der Trockenzeit und einem Sumpfgebiet in der Regenzeit besteht, durch ihre kriegerische Art sowie den großen bestand an Pferden konnten sie den Angriffen durch Ali Dinar, dem letzten Sultan von Darfur und Gegner der Mahdiya, wiederstehen.

Baggara 10

Ta’aisha
Wie schon erwähnt, bildete der Stamm der Ta’aisha nach dem Aufstieg des Khalifen Abdallahi ibn Muhammad, eine führende Rolle in der neuen Gesellschaft des Sudan. Der Stamm lebte ursprünglich an der Grenze zum Tschad und dem Kongo und damit am westlichsten von allen Baggara. Ihr Hakura, wie die heimatlichen Weidegründe eines Stammes in Darfur genannt wurden, lag im Südwesten von Darfur. Im Osten grenzte der Stamm der Habbania, im Norden die Beni Halba und im Süden die schwarzafrikanischen Fertit an ihr Gebiet. Der Stamm übersiedelte später fast komplett in die neue Hauptstadt Omdurman. Wie die Beni Halba, waren auch die Ta’aisha besonders gute Reiter und stellten in der Mahdiya einen Teil der Kavallerie, die Fursan. Neben dem Khalifen Abdallahi gab es eine ganze Reihe berühmter Amire. Zu Ihnen zählten der Bruder des Khalifen, Amir Yagoup, Amir Mahmoud wad Ahemd, Amir Younis ad El Dikeim, Amir Ahemd Fadeel und Amir Al Khateen Musa.

Baggara 08

Beni Halba
Die Beni Halba siedelten südwestlich der Marra Berge in Darfur, mit ein paar Splittergruppen östlich der Berge und in Wadai. Die Reiterei der Beni Halba, die Fursan genannt wurde, nahm eine Schlüsselrolle in der Armee des Mahdis ein. Die Beni Halba waren nicht nur exzellente Reiter, sie züchteten auch erstklassige Pferde. Während der vielen Kämpfe in der Mahdiya wurde der Stamm jedoch stark dezimiert.

Baggara 06

Habbaniya
Die Habbaniya hatten ihre heimatlichen Weidegründe zwischen el Rahad und Sheikayla in Kordofan und bei Kalaka in Darfur. In beiden Regionen bewohnten sie viele kleine Dörfer und lebten im Gegensatz zu den restlichen Baggara deutlich sesshafter. Dennoch bauten sie weniger Getreide an, als die östlichen Stämme und waren deshalb auf wilden Reis und „dhifra“ angewiesen. Vor allem war die Jagd auf Elefanten bei Ihnen sehr beliebt. Ihre Nachbarn im Osten waren die Rizaykat, im Westen die Ta’aisha, im Norden die Masalat und im Süden die Dinka. Die Gruppierung der Habbaniya in Kordofan war vor der Mahdiya im ständigen Kriegszustand mit den Stämmen der Gawama’a, Gimala, Hawazma und den Awlad Hamayd. Im Jahr 1876 wurde die Zahl der Habbania mit 8.000 angegeben, wobei ihre Gruppierung in Darfur bevölkerungsreicher gewesen sein soll.

Baggara 314

Kenana
Zu den ersten Anhängern des Mahdi, also schon auf der Insel Abba, zählten viele Männer vom Stamm der Kenana. In ihrer Begleitung begab er sich auch zum Berg Gedir. Hier stießen weitere Krieger der Kenana zum ihm und mit ihre Hilfe konnte er die Truppen des Rashid Bey bezwingen. Im Jahr 1885 gehörten viele Männer dieses Stammes (neben den Ga’alin und Deghaym) zur Streitmacht des Amirs Musa was Helu, die bei Abu Klea gegen die Engländer kämpften. In dieser Schlacht wurde fast alle Kenana und Deghaym getötet. Ein Teil des Stammes lebte in Kordofan, in der gleichen Gegend, wie auch der Stamm der Hawazma. Ein anderer Teil siedelte am westlichen Ufer des Weißes Nils in Nachbarschaft zu den Schilluk. Die Kenana züchteten wie die Baggara Rinder und Pferde.

Baggara 09

Dieser Amir trägt eine besonders auffällige Lanze mit einer breiten blattformigen Spitze.

Wichtigeste Quellen:
• The Tribes of Northern and Central Kordofán / Harold Alfred MacMichael, 1912
• A history of the Arabs in the Sudan / Harold Alfred MacMichael, 1922
• Baggara of Sudan: Culture and Environment: Culture, Traditions and Livelihood / Biraima M. Adam, 2012
• Der Sudan. Kultur – Reiseführer. Steinerne Gräber und lebendige Kulturen am Nil / Bernhard Streck, 1998
• Beschreibung von Kordofan und einigen angrenzenden Ländern / Ignaz Pallme, 1843
• General Report on the Province of Kordofan, Major H.G. Prout, 1877

Ein Großteil der Fotos stamm übrigens von Hugo Bernatziks, der in der Zeit von 1925 bis 1927 im Sudan unterwegs war.


Projekt EL TEB – Teil 2

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Die alte Zucker-Raffinerie

Nach ein Pause, hier nun der 2. Teil des Projektes. Ich beginne wieder mit einem Geländeteil. Es handelt sich um den Gebäudekomplex der alten Zucker-Raffinerie von El Teb,

 dem ja auch der schon vorgestellte Kessel gehörte.

EL TEB Miniaturen 17

Es gibt wieder eine Reihe von Abbildungen zu diesen Gebäuderuinen. Laut Karte, waren es wohl insgesamt 3 Gebäude aus Lehmziegeln, die jedoch schon teilweise stark verfallen und ohne Dach waren. Wie genau die Gebäude gestaltete waren, könnte ich leider nicht feststellen. Leider konnte ich auch keinerlei Berichte zu dieser alten Fabrik finden.

El Teb Projekt 08

Hier ist vermutlich eines der kleineren Gebäude zu sehen, dass zudem stark zerstört ist.

El Teb Projekt 10

El Teb Projekt 09

Auf dem Hügelkamm erkennt man das Hauptgebäude und den alten Kessel.

El Teb Projekt 12

Das große Hauptgebäude, das neben dem alten Kessel lag, scheint bis auf das Dach relativ unbeschädigt gewesen zu sein.

El Teb Projekt 11

Diese Karte vom Schlachtfeld zeigt sehr gut die Position der 3 Gebäude (mit b, c und d markiert).

King’s Royal Rifle Corps (60th)

EL TEB Miniaturen 14

Wieder konnte ich eine Einheit der Britischen Truppen fertigstellen. Es handelt sich um das King’s Royal Rifle Corps. Das KRRC wurde nur in der ersten Suakin-Kampagne von 1884 eingesetzt und kämpfte dort in der Schlacht von El Teb und Tamai. Die Männer des KRRC trafen über Ägypten im Kampfgebiet ein und waren aus diesem Grund auch mit den grauen Serge Uniformen versehen worden (es gibt aber auch Vermutungen, dass die grüne Uniform getragen wurde). Wie auch die meisten anderen Infanterie Einheiten, trugen sie keine Gamaschen. Das 3. Bataillon war noch mit dem P1970 Koppeltragegestell ausgestattet, wobei das Hüftkoppel den für leichte Truppen üblichen silberfarbenen S-Hakenverschluss besaß. Aufgrund ihres Status als Schützeneinheit, waren das KRRC mit dem P1860 Schwertbajonett ausgestattet und verwendeten schwarzes Lederzeug, schwarze Uniformknöpfe, sowie einen schwarzen Proviantbeutel. Auch der Riemen für die Wasserflasche war aus schwarzem Leder gefertigt. Die Glengarry Lagermütze war dunkelgrün, mit einem schwarzen Stoffball und einem geschwärztem Regimentsabzeichen. Viele Soldaten des KRRC trugen einen improvisierten Nackenschutz aus Handtüchern oder anderen Stoffresten. Das Regimentsabzeichen war ein geschwärztes Tatzenkreuz. Erwähnenswert ist auch, dass die Trompeter der leichten Regimenter eine versilberte Trompete verwendeten. Nach der Kampagne von 1884 kehrte das Bataillon nach Ägypten zurück und wurde anschließend nach Zypern verlegt.

Royal Marine Light Infantry

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Die nächste Truppe, die ich vorstellen möchte, gehörte nicht zur Britischen Armee, sondern zur Marine. Ab 1855 wurde die als Royal Marines bezeichnete Einheit in die Royal Marine Light Infantry (auch als „Red Marines“ bekannt) umbenannt. Ihr war eine Rolle als Plänkler für die Infanterie Einheiten der Seeleute zugedacht und wurde von der Royal Navy quasi als „Privat“-Armee eingesetzt. Als leichte Infanterie war die Royal Marine Light Infantry nach dem Muster der Füsiliere organisiert. Die Royal Marine Artillery (auch als „Blue Marines“ bekannt) wurde 1859 aufgestellt. Eine Marine-Brigade aus 150 Seeleuten und 400 Royal Marines von den Schiffen HMS Hecla, Dryad, Briton, Carysfoot und Euryalus wurde für die Operationen im Sudan in Suakin angelandet. Die Royal Marines dienten dabei sowohl als Infanterie (Suakin Kampagne /1884 und 1885), als auch beritten, in Kamel-Einheiten der Desert Column (Nil Kampagne / 1885). Die RMLI wurde also durchgehend in allen Kampagnen von 1884 und 1885 eingesetzt. Sie kämpfte bei El Teb und Tamai, dann mit der Dessert Column bei Abu Klea und Abu Kru, sowie 1885 bei Hashin und Torfek. Die Royal Marines Light Infantry (RMLI) erhielten ebenfalls die grauen Serge Uniformen. Die Soldaten trugen noch die alten P1870 Koppeltragegestelle, jedoch mit den neuen Patronentaschen. Lederzeug, sowie die Helme waren mit Pfeifenton geweißt und nicht wie üblich abgedunkelt. Die Rangabzeichen der Unteroffiziere wurden an beiden Ärmeln getragen. Die RMLI verwendeten als Lagermütze die blaue Glengarry mit rotem Stoffball. Offiziere trugen die vorgeschriebene Lagermütze mit Augenschirm und rotem Band. Alle Unteroffiziere und Mannschaften waren mit dem Martini-Henry Gewehr ausgestattet und erhielten vermutlich das P1860 Schwertbajonett, welches normalerweise nur für höhere Unteroffiziersdienstgrade vorgesehen war. Die Uniform und Ausrüstung der Royal Marine Artillery war identisch, nur die Lagermütze war die „pillbox“ mit gelbem Band (Gold für Offiziere) und mit einer kleinen Granate als Abzeichen.

Beja

Zu guter Letzt noch ein paar neue Beja. Immerhin sind zu meiner Truppe jetzt weitere 16 Figuren hinzugekommen. Es handelt sich um die Plastikfiguren von den Perry’s.

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Kampf um EL Obeid

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Die Stadt El Obeid

Nördlich der Nuba-Berge, rund 300 Kilometer westlich vom Weißen Nil entfernt, liegt die Hauptstadt Kordofans, El Obeid genannt. Der Name stammt von einer Senke, in der sich auch noch lange nach Regenfällen trinkbares Wasser sammelt. Nach einer alten Legende stürzte das Pferd eines Häuptlings in einen Regenteich, blieb im Schlamm stecken und ertrank. Die Einheimischen nannten den Ort deshalb „Fuhla chossahn el abiadt“, den Regenteich des weißen Pferdes und später einfach „el abiadt“, woraus schließlich El Obeid wurde. Die Stadt liegt inmitten der großen Ebene des nördlichen Kordofan und wird dort auf einer Höhe von 585 m im Südosten vom Berg Kordofan, im Norden vom Bergkegel Korbatsch und im Nordwesten vom kleinen Om-Heresa eingerahmt.

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Der Berg Kordofan

Die Ebene ist in der trockenen Jahreszeit wüstenähnlich, nur einige große Adansonia, besser bekannt unter dem deutschen Namen Affenbrotbäume, zeigen an, dass man die Wüste hinter sich gelassen hat und die Savanne erreicht ist. Man schätzt, dass um das Jahr 1880 rund 30.000 bis 50.000 Einwohner (Ohrwalder spricht sogar von 100.000 Einwohnern) in der Stadt lebten.

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El Obeid entwickelte sich einst aus sechs Dörfern, die zu einem Ort zusammenwuchsen. Diese ehemaligen Dörfer entsprachen später den sechs Bezirken der Stadt, welche von ganz unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen bewohnt wurden. In Urdi (El-Orta) lebten die Türken und Ägypter sowie die unter ihrem Befehl stehenden Soldaten. In Danakla im Wadi Naghele fand man die aus Nubien eingewanderten und dort stand auch eine aus Stein erbaute Moschee. In Marharba wohnten die „Ausländer“, meist Nordafrikaner aus Algerien und Marokko, die einst im Dienst der Regierung gestanden hatten. Wadi-Safie war der Wohnplatz eingewanderter Schwarzafrikaner und Takarir bzw. Takruri das Dorf der Pilger, in welchem sich ebenfalls viele Schwarzafrikaner aufhielten. In Kongeri standen schließlich die Wohnstätten der ehemaligen Einwanderer aus Darfur. Der Stadtsteil Urdi galt als das Regierungsviertel, in dem auch der Palast des Gouverneurs, die Mudirie lag. Diese Gebäude war das einzige, das aus Backsteinen und mit einem flachen Dach errichtet war. Es besaß ein großes Tor und ein turmähnliches Stockwerk darüber, von dem aus man einen weiten Blick über die Gegend genoss.

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Eine der ganz wenigen Darstellungen der Stadt El Obeid. Interessant auch die Telegrafenleitung, die zum Regierungsgebäude führt.

Gleich daneben fand man die von einer hohen Mauer umgebene Kaserne der Garnisonssoldaten. Die Unterkünfte dieser Regierungstruppen bestanden aus 40 einfachen Hütten, die man in zwei Reihen nebeneinander errichtet hatte. Im selben Stadtteil hatte man auch das Hospital der Stadt eingerichtet, dass allerdings eine furchtbaren Ruf besaß und in keiner Weise europäischen Maßstäben entsprach. Neben den typischen Rundhütten gab es in El Obeid auch eine Anzahl der im Nord-Sudan verbreiteten viereckigen Lehmgebäude, Rabukas genannt. Die Stadt besaß außerdem eine christliche Missionsstation, zu der auch eine kleine Kirche gehörte.

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Das einzige mit bekannte Foto, welches den Turm der Mudirie von El Obeid zeigt.

Das Zentrum von El Obeid bildeten der Markt mit den umliegenden Handelshäusern der griechischen, ägyptischen und syrischen Kaufleute sowie die Hütten der Handwerker. In diesen Gassen fand man auch das einzige Kaffeehaus der Region, welches vor allem von den türkischen Offizieren aufgesucht wurde. Im Übrigen war El Obeid, wie auch Bara, durch eine Telegrafenleitung mit der Hauptstadt Khartoum verbunden.

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Ein weitere Zeichung von El Obeid. Man erkennt sofort, dass es sich eher um ein großes Hüttendorf, als eine Stadt handelt.

Der größte Teil der Stadt bestand aus einfachen, strohgedeckten Lehmhütten, die noch heute Tokhal oder Tukul genannt werden. Diese sind rund, mit einem Durchmesser von 3 bis 4 Metern. Die Hütte besitzt nur eine kleine, niedrige Öffnung, die als Tür, Fenster und Rauchabzug dient. Die ca. 1,5 m hohen Wände der Hütte bestehen aus Holzstangen, die mit Zweigen und Stroh dicht verflochten werden oder sie sind aus Stein und Lehm errichtet. Auf diesem Rundbau wird ein Strohdach, geformt wie ein Zuckerhut gesetzt. Die Spitze des Daches bildet ein Korb, der dem schwarzen Storch als Nest dient. Denn auch im Sudan, wie auch in unseren Breiten, gilt der Storch als Glückbringer. Ist kein Nest auf dem Tukul vorhanden, dann werden zur Zierde senkrechte Stangen mit zwei bis vier Straußeneiern in das Dach gesteckt.

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Ein typischer Tokhal mit einer Lehmziegelaußenwand.

Zwei bis fünf Hütten werden zum Schutz vor Tieren mit einem Dornenzaun umgeben und bilden die Wohnstätte einer Familie. Für gewöhnlich befindet sich im Hof ein Brunnen. Der einfache Tukul (ohne Lehm und Steine) ist leicht und nicht fest mit dem Erdreich verbunden. Soll der Standort der Familie gewechselt werden oder bricht in der Nähe ein Feuer aus, so können die Hütten von rund einem Dutzend Personen weggetragen werden. Neben den Wohnhütten gibt es auch Wirtschaftsgebäude, wie das Moraka, in dem das Mehl gerieben wird. An Getreide wird vor allem Durra und Doghen, in unseren Breiten auch als Sorghumhirse bekannt, angebaut und verarbeitet. In Trockentäler findet man häufig Melonen, die hier wild wachsen oder auch angebaut werden. Die Einrichtung der Hütten war sehr einfach. Neben dem Angareb, dem hölzernen Bettgestell mit Lederriemen oder Seilen bespannt, fand man unterschiedliche Töpfe (Burma). Einer der Töpfe enthielt Wasser, ein weiterer wurde zum Kochen verwendet und ein dritter zur Aufbewahrung von Merissa, einer Art Bier, das gern und in großen Mengen getrunken wurde.

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Baggara errichten eine Tokhal aus Felssteinen. Hier ist gut die einfache Dachkonstruktion zu erkennen.

An den Wänden hingen die Waffen der Männer, wozu ein Schild, das zweischneidige Schwert und Lanzen gehörten. Das Geschirr war zum größten Teil aus Holz und Kürbisschalen gefertigt. Hölzerne Gegenstände wurden in der Regel an die Wände bzw. unter die Decke gehängt oder auf Steine oder Kegel aus Lehm, wie das Angareb, gestellt, um sie dort vor der zerstörerischen Kraft der Termiten zu schützen. Die Wände der Hütte waren oft mit bunten Strohmatten behängt und an Binsenschnüren, welche quer unter die Decke gespannt waren, hingen Flaschen und Körbe mit Ölen, Fett und Kräutern.

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So ungefähr muss man sich die „Innenstadt“ von El Obeid im Jahr 1882/83 vorstellen.

Nördlich von El Obeid gelegen fand man die schöne Stadt Bara, die von einer Vielzahl an künstlich bewässerten Gärten umgeben war. Die Stadt lag in einer Senke und verfügte über große Mengen an Grundwasser, dass durch kaum 8 Meter tiefe Brunnen gefördert wurde. Aus diesem Grund gab es einst sogar den Plan, die Hauptstadt von El Obeid nach Bara zu verlegen. Mit rund 25.000 Einwohnern war Bara die zweitgrößte Stadt von Kordofan. In den Gegenden rund um die beiden Städte hatten sich verschiedene Einwandergruppen niedergelassen. Bei Khursi und Tayyara waren es Stämme aus Nigeria, bei Bara die Jawabara aus den Niltälern.

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Der Kamelmarkt in El Obeid

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Auf dem Marktplatz von El Obeidwird das begehrte Gummi Arabicum gehandelt.

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Hirsesorten, wie Durra, gehören zu den Grundnahrungsmitteln im Sudan.

Der Mahdi kommt nach El Obeid

Nach seinen ersten Erfolgen gegen die Regierungstruppen, hatte der Mahdi zunächst den Plan gefasst nach Dar-Fertit ins südliche Darfur zu gehen, um von dort seinen Aufstand zu organisieren. Aber der ehemalige Mudir (Provinz-Gouverneur) von El Obeid, Elias Pascha, der seit einiger Zeit ein erbitterter Feind des derzeitigen Mudirs Mohammed Said Pascha war, sandte dem Mahdi Botschaften, in denen er ihn davon überzeugte, dass die Stadt El Obeid derzeit nicht im Stande war sich ausreichend zu verteidigen. Unterdessen sammelten sich viele Krieger der Hamar, Ghodiat und Bedayria beim See von Birket, um sich dem Aufstand des Mahdi anzuschließen. Daraufhin schickte Mohammed Said Pascha Regierungstruppen, um diese Stämme zu zerstreuen. Unter der Führung der beiden Offiziere Rasim und Osman konnten 1.500 Soldaten die Aufständischen zwar besiegen, erlitten aber selbst dermaßen hohe Verluste, dass sie sich nach El Obeid zurückziehen mussten. Nach und nach fielen nun die festen Plätze Kordofans in die Hände der Rebellen. Im April wurde Abu Haraz erobert, Birka und Azhaf im Mai und Dilling im September.

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Händler und Bauern ziehen von und nach El Obeid.

Am 24. Juni 1882 Juni gab es einen Angriff von 20.000 Ansar auf die Stadt Bara, die nur von rund 800 Soldaten verteidigt wurde. Trotzdem konnte der Angriff abgeschlagen werden, woraufhin die Stadt eingeschlossen und belagert wurde. Um Bara zu helfen, wurden aus Sinket 2.800 Mann, verstärkt durch angeworbene Schukrie, unter dem Befehl von Ali Bey Lufti ausgesandt. Diese Truppe wurde am 25. Oktober 1882 durch die Anhänger des Sheik Mohamed Rahma überfallen und ein großer Teil getötet. Der Rest konnte sich, trotz ständiger kleiner Überfälle und Wassermangel bis nach Bara durchschlagen. Die kleine Stadt konnte der Belagerung noch bis zum 5. Januar 1883 standhalten. Dann jedoch ergab sich der Stadt-Kommandeur Surur Effendi den Anführer der Aufständischen, Amir Abd er Rachman woled Regumi, denn ein großes Feuer hatte Anfang Januar den größten Teil der Getreidevorräte vernichtet. In Gefangenschaft gerieten auch Nur Bey Angerer und Mohamed Aga Schapo, die zuvor schon Ashaf verteidigt hatten. Die gesamte Garnisonstruppe wurde schließlich in die Reihen der Mahdi-Armee gepresst und dem Gewehrschützen-Korps des Abu Anja übergeben.

Verteidigungsmaßnahmen

Der Mudir von El Obeid, Mohammed Said Pascha, hatte zwischenzeitlich die Stadt mit einem Graben und Wall umgeben lassen. Allerdings war dieses Hindernis nicht tief und hoch genug und somit leicht zu überwinden. Man hätte auch rund 20.000 Mann benötigt, um die gesamte Verteidigungsanlage zu besetzten. In der Stadt waren aber nur noch rund 6.000 Soldaten mit 12 Geschützen stationiert. So wurde im Sommer 1882 nur das Regierungsviertel mit einem sogenannten Geger, einen Graben mit Erdwall umgeben. Der Wall hatte eine Höhe von 3 Metern und eine Tiefe von rund 6,5 Metern. Die in El Obeid stationierten Truppen und die der kleinen, umliegenden Garnisonen von Dilling, Tayyara, Birka, Abu Haraz, Khursi, Azhaf und Bara setzten sich aus regulären Ägyptischen Soldaten, Süd-Sudanesen, Nubiern, Bashi Bazouk und anderen irregulären Einheiten, wie den Männer des Schukrie Stammes, die häufig als Söldner angeworben wurden, zusammen. Ein Teil der Truppe war erst kurz zuvor, eine der letzten Verstärkungsmaßnahmen, unter dem Befehl von Mohammed Pascha Chadir aus Khartoum angekommen. Dieser lief allerdings bei erster Gelegenheit mit samt seiner Truppe zum Mahdi über.

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Jeder Stamm im Sudan besitzt diese Trommeln, Noggara genannt.

Sturm auf die Stadt

Ende August 1882 begann der Mahdi seinen Marsch nach Birket, um sich dort mit den Aufständischen zu vereinen. Unterwegs stießen viele Krieger verschiedener Baggara Stämme zu ihm, während der Faki Al Manna Isma’il die Stämme der Gawama’a (Jawama’a) und Gima’a (Jim’a) aus einer anderen Richtung heranführte. Als der Mahdi und sein Heerwurm sich immer weiter der Hauptstadt näherten, verließen in der Nacht vom 5. auf den. 6. September fast alle Einwohner von El Obeid ihre Häuser und liefen zu den Aufständischen über. So blieben nur die Soldaten und einige Regierungstreue zurück, die sich nun hinter den Wällen der Verteidigungsanlage verschanzten.

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Diese Karte von El Obeid zeichnete der Kartograph Charles Perron in 1800er.

Bei Birket angekommen, sandte der Mahdi zunächst drei Unterhändler nach El Obeid, welche über die Übergabe der Stadt verhandeln sollten. Doch Mohammed Said Pascha lehnte ab und ließ die Boten kurzerhand aufhängen. Durch diese Provokation wurde der Sturm auf die Stadt unumgänglich. Der Mahdi brach von Birket auf und lagerte am 7. September bei Kaaba, nur wenige Stunden von El Obeid entfernt. Am Freitagmorgen den 8. September 1882 ließ der Mahdi seine 50.000 Männer und 5.000 Reiter direkt auf die Stadt vorgehen. Die Verteidiger sahen zunächst nur eine riesige Staubwolke auf sich zu kommen und hörten ein Grollen, das wie tosendes Meer klang. Der Angriff erfolgte von Nordwesten durch die Streiter des Mahdi und von Osten durch die Horden des Faki Manna. Die Ansar, von denen einige Strohbündel trugen, um damit den Verteidigungsgraben zu füllen, überwanden schnell den kleinen Wall und drangen in die leere Stadt ein, wobei sie immer dichter gedrängt von Haus zu Haus und über Mauern hinweg bis zur Verteidigungslinie vor der Muderie gelangten. Bei diesem Angriff waren die Ansar nur mit Speeren und Stöcken bewaffnet, da der Mahdi, im Einklang mit den Handlungen des Propheten Mohammed, Schusswaffen verboten hatte. Seiner Meinung nach, sollten sich die Kugeln der Feinde in Wassertropfen verwandeln und seinen Anhängern keinen Schaden zufügen können. Doch als die Ansar ins Schussfeld der Regierungstruppen liefen und diese ihr gezieltes Feuer eröffneten, wurden die Anhänger des Mahdi zu Tausenden niedergemäht. Trotzdem überwanden viele Aufständische die Verteidigungslinie und es kam über mehrere Stunden zu heftigen Nahkämpfen. Der berühmte tscherkessische Offizier Resim Effdi hatte mittlerweile das Trompeten-Signal „Hinaufklettern“ blasen lassen, woraufhin die Soldaten sich auf die Dächer der Häuser zurückgezogen hatten und von dort unablässig auf die dichtgedrängte Masse der Aufständischen feuerten. Fast schien es, als könnten die Anhänger des Mahdi die Oberhand gewinnen. In diesem Moment sammelte der Offizier Ali Bey Sherif eine Gruppe Soldaten um sich und stürmte das Pulvermagazin, in welches bereits die ersten Ansar eingedrungen waren. Nach und nach konnten dort die Anhänger des Mahdi über den Wall zurückgedrängt werden. Vor der Muderie stand Said Pascha den Kriegern des Amirs Uad Giabara gegenüber, der seine Anhänger mit den Worten „Tötet die Türken mit den Hunden und Schweinen!“ anfeuerte. Doch auch hier konnten die Angreifer zurückgeschlagen werden. Schließlich ließ Iskander Bey, einer der Befehlshaber der Regierungstruppen, einige Granaten in die Menge feuern. Durch den Artilleriebeschuss wurden zwar auch 300 eigene Soldaten getötet, aber nun floh der Feind aus der Stadt. Als die Soldaten bemerkten, dass sich das Blatt gewendet hatte, stürmten sie den Ansar hinterher und töten noch viele der Flüchtenden in den Straßen. Am Ende des Tages lagen 10.000 tote Ansar zwischen den Häusern. Auch zwei nahe Verwandte des Mahdi, Said Mohammed und Uab Giobara waren unter den Gefallenen. Am 11. und 14. September gab es zwei erneute Versuche die Stadt im Sturm zu nehmen, aber auch diese Angriffe blieben erfolglos und die Zahl der Toten stieg bei den Aufständischen auf 15.000.

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Ein Blick auf Abu Haraz mit seinen Rundhütten und einigen Rabukas.

Die Armee des Mahdi

Im ersten Moment nach der Neiderlage dachte der Mahdi tatsächlich daran, sich mit seinen Anhänger in die Berge zurückzuziehen, aber schließlich entschloss er sich für die Belagerung von El Obeid. Nach diesem ersten Misserfolg begann der Mahdi außerdem seine Anhängerschaft zu einer Armee zu organisieren. Zunächst wurden die am Berg Gedir zurückgelassenen Gewehre und Kanonen herbeigeschafft. Mit diesen Gewehren wurden unter der Kommando von Hamdan Abu Anja die sogenannten Jihadiyya formiert, eine Truppe aus schwarzafrikanischen Söldnern, die schon unter dem Sklavenhändler Al-Zubayr Rahma Mansur Pascha den Gebrauch mit Schusswaffen erlernt hatten. Diese Truppe wurde im Gegensatz zu den übrigen Ansar auch später regelmäßig besoldet. Das restliche Heer wurde in Standarten, den Rayas gegliedert. Kommandeur einer Standarte war entweder ein Stammesführer, ein angesehener Kaufmann oder ein Mann mit einer großen Anhängerschaft, wie z.B. der schon erwähnte Faki Al Manna Isma’il, der in nur ein paar Monaten 10.000 Mann aufgestellt hatte. Auch die Kaufleute aus El Obeid die zum Mahdi übergelaufen waren, besaßen jeder eine kleine Privatarmee von einigen Hundert Männern. Die Ansar formierten sich im Kampf in Reihen hinter ihren Anführern, ähnlich wie die Betenden und ihr Iman. Dies sollte die religiöse Natur des Kampfes unterstreichen.

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Der Mahdi ernannte nach dem Vorbild des Propheten vier Kalifen. Erster Kalif wurde sein treuer Anhänger Abdallahi ibn Muhammad vom Stamm der Ta’aisha, welcher nun viele Stämme der Baggara unter seinem Kommando vereinte. Zweiter Kalif wurde Ali wad Hilo vom Stamm der Dekem und Kenana. Der dritte Kalif wurde Mohammed al-Scharif (der Edle) aus Dongola, Schweigersohn des Mahdi und somit eng mit ihm verwandt. Er repräsentierte die Bewohner von Dongola, Berber und den Menschen der Gezira, welche Giallaba oder auch Aula del Bahr (Leute des Flusses) genannt wurden. Zum vierten Kalifen sollte Uad Senussi ernannt werden, doch dieser lehnte ab, wodurch die vierte Kalifenstelle frei blieb. Die Kalifen waren gleichzeitig auch die Heerführer. Jeder der drei hatte seine eigne Giahadia, Lanzenträger und seine eigene Reiterei, die sich aus dem Stamm des betreffenden Kalifen bildete. Die Kalifen besaßen außerdem das Recht auf eine eigene Fahne. Der Kalif Adullahi führte die zais-zerga, d.h. die schwarze, Kalif Ali wad Hilo die zaia el-hamra, d.h. die rote und Kalif al-Scharif die zaia-chadra, d.h. die grüne. Zudem hatte jeder der drei Kalifen eigene große Kriegstrommeln aus Kupfer, weshalb sie auch Nahas (Kupfer) genannt wurden, während die gewöhnlichen Trommeln (Noggara) aus einem ausgehölten, mit Fell überspannten Baumstamm bestanden. Der Kalif Adullahi verwahrte zusätzlich das Ombeija, ein gewaltiges Blasinstrument aus einem kunstvoll ausgehöhltem Elefanten-Stoßzahn, das einen lauten, weitreichenden Ton erzeugen konnte. Den Kalifen waren eine unterschiedliche Anzahl von Amiren unterstellt, deren jeder seine eigne Fahne führte. Diese Fahnen waren äußerst einfach und ohne künstlerisches Beiwerk gearbeitet. Sie bestanden aus verschiedenfarbigen Tüchern, trugen als Inschrift die mohammedanische Glaubensformel und den Zusatz „Mohammed Ahemd el Mahdi Califat-er-rasul“, d.h. Nachfolder des Propheten. Jeder Amir hatte wiederrum mehrere Mogaddem (Vorsteher) unter sich und jeder Mogaddem einen Stellvertreter. In der ersten Zeit des Aufstandes war der Gebrauch von Schusswaffen verboten. Man verwendete nur Wurfhölzer und Speere. Nach der ersten schweren Niederlage bei der Belagerung von El Obeid, wurde dieses Verbot jedoch aufgehoben.

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Die Belagerung von El Obeid

Der Mahdi ließ nun sein Zelt auf der Anhöhe Gianfara, zwei Kilometer vor der Stadt aufstellen, ein Lager für sein Heer einrichten und einen Belagerungsring um El Obeid legen. Damit wurde auch die Kommunikation von und nach El Obeid sowie mit Bara unterbrochen. Es gab allerdings noch einen Austausch zwischen den Verteidigern und den Angreifern. Die Händler im Lager des Mahdi verkauften heimlich Getreide zu Spitzenpreisen an die Eingeschlossenen und auch einige Boten verkehrten zwischen den verfeindeten Parteien. Als der Mahdi von diesem verbotenen Handel Wind bekam, ließ er den Schuldigen die rechte Hand abhacken, hängte diese den Männern um den Hals und ließ sie so zur Abschreckung durch das Lager führen. Fast täglich wurden El Obeid nun durch die Gewehrschützen Abu Anjas und durch Kanonen beschossen. Natürlich wurden in der Stadt schnell die Nahrungsmittel knapp. Erst stiegen die Preise, so musste man für ein Huhn 30 Taler und für eine Fingerhut voll Salz 1 Taler zahlen, dann begannen die Einwohner alles zu essen, was als Nahrungsmittel halbwegs in Frage kam. Man verspeiste Hunde und Esel, kochte Felle und Leder. Käfer und weiße Termiten galten als Leckerbissen. Einige aßen sogar das gesammelte Gummi Arabicum und starben qualvoll an der ungenießbaren Masse. Krankheiten brachen aus, da die Toten unbestattet in den Straßen verwesten. Die Luft soll schwarz von Aasvögeln gewesen sein, die sich an den Leichenbergen gütlich taten. Die Vögel wurden bald so fett vom fressen, dass sie nicht mehr fliegen konnten und zu hunderten von den Soldaten getötet und gierig verschlungen wurden. Natürlich gab es auch Überfälle der Verteidiger, die aber eher zur Unterhaltung der Belagerer beitrugen, als das dadurch Lebensmittel erbeutet werden konnten. Nachdem Skorbut unter den Eingeschlossenen viele weitere Todesopfer gefordert hatte und die Männer durch Hunger und Durst völlig entkräftet waren, streckte die Stadt am 17. Januar 1883 schließlich die Waffen und El Obeid wurde dem Mahdi übergeben. Dieser ließ die gefangen Soldaten nicht töten, sondern reihte diese an Schusswaffen ausgebildeten Männer in seine eigene Armee ein. Einer der ägyptischen Offiziere, Yusuf Mansur, galt beispielsweise noch bis zur Schlacht von Omdurman als Experte für die Artillerie der Ansar. Die Kommandeure, allen voran Said Pascha, wurden allerdings später hingerichtet.

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In der Gegend um El Obeid sieht man von Norden kommend die ersten mächtigen Affenbrotbäume auf dem Weg nach Süden.

Der General-Gouverneur in Khartoum, Abd Qadir Pascha Hilmi, wurde für den Verlust von El Obeid zur Verantwortung gezogen und aus dem Sudan ab beordert. Stattdessen wurden nun drei Männer in die sudanesische Hauptstadt gesandt. Neuer General-Gouverneur für zivile Fragen wurde Ala al Din Pascha Siddiq, für alle militärischen Belange wurde Sulayman Pascha Niyazi eingesetzt und Kommandeur der Armee wurde der Engländer William Hicks, besser bekannt als Hicks Pascha.


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